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Guinness World Records: Das Videospiel
Review von Andreas Held (mail) | 30.11.2008

Jeder kennt es, kaum jemand hat es und niemand hat Lust, es jemals zu lesen: Das Guinness Buch der Rekorde. Trotz der gering einzuschätzenden Verkaufszahlen erscheint jährlich eine neue Ausgabe des Buches, welches ab 2009 auch in einer Gamer-Version zu haben sein soll. Grund genug also, die Marketing-Maschinerie ein wenig anzuwerfen und das Buch auch mit dem entsprechenden Medium zu bewerben - Guiness World Records: The Videogame promotet nämlich nicht nur das eigentliche Buch der Rekorde, sondern ganz klar auch die angesprochene Variante mit Videospiel-Rekorden aller Art. Der Entwickler dieser Eskapde nennt sich erst mal ganz unscheinbar "TT Games". Kenner werden das Logo jedoch sofort als das von Traveller's Tales identifizieren können - und das sind die Entwickler der LEGO-Lizenzspiele. Die haben jedoch offensichtlich keine Lust, mit ihrem vollen Namen für die Software gerade zu stehen.

Die Essentials einer Minispielesammlung
Wer im Zusammenhang mit Nintendos Wii das Wort "Minispielesammlung" benutzt, meint damit meistens einen Titel, der eine eigene (sehr flache) Geschichte erzählt, das Gameplay jedoch ausschließlich mit Minispielen vorantreibt - Rayman Raving Rabbits oder auch Barbie als Prinzessin der Tierinsel sind hier gute Beispiele. Selten ist es so simpel gehalten, dass man die Spiele einfach aus einem Menü wählt und um Highscores spielt - genau das ist hier aber der Fall.



Nachdem sich bis zu vier menschliche Spieler für einen der sehr häßlichen Charaktere entschieden haben, läuft einer von ihnen auf einem Globus herum, auf denen insgesamt 12 Objekte verteilt sind, die für jeweils drei Minispiele stehen. Davon wählt man eines, spielt es bis man keine Lust mehr hat (was meistens nach ein bis zwei Versuchen der Fall ist) und wenn man in allen 36 Spielen eine Zielvorgabe erfüllt hat, gilt der Titel als durchgespielt.

Die Minispiele selbst befinden sich ungefähr auf dem Niveau eines Microgames in Wario Ware und greifen fast ausschließlich auf Bewegungssteuerung zurück. Da die Erkennung ja öfter mal nicht funktioniert und die Bewegung zumindest vor WiiMotion Plus auch niemals exakt umgesetzt wird, haben sich die Entwickler auch hier auf das Simpelste beschränkt: Mal kommt der Pointer zum Einsatz, mal muss möglichst schnell geschüttelt werden und mal eine Bewegung mit entsprechendem Timing ausgeführt werden. Präzise Bewegungen sind nie erforderlich, und eigentlich war das eine recht clevere Entscheidung bei der Konzeptionierung des Spiels, denn so ist zumindest sichergestellt, dass die Steuerung immer wie angegeben funktioniert. Im Gegenzug sorgt das natürlich dafür, dass sich viele der ohnehin schon sehr wenigen Minispiele sehr ähnlich spielen. Ob ich nun mit dem Pointer eine Schere über ein Schaf bewege, bis es nackig ist, oder mit einem Sprühwerkzeug und Schablonen Bilder ausmale, was ebenfalls mit dem Pointer abläuft, ist recht einerlei - genauso wie es keinen Unterschied macht, ob ich nun Remote und Nunchuk schüttele, um möglichst schnell ein Flugzeug zu ziehen, Telefonbücher zu zerreißen oder Waschmaschinen zu transportieren. Abwechslung auf dem Papier ist also vorhanden, spielerisch kommt einem vieles jedoch absolut identisch vor.

Die Hatz nach Rekorden
Wie bei der Buchvorlage geht es natürlich auch im Spiel um das Brechen von Rekorden, und hier wartet das Videospiel mit ein paar Online-Features auf, die auf den ersten Blick ganz nett klingen. Zu Beginn des Spiels werden nicht nur Heimatland, sondern auch das Bundesland angegeben, und die eigenen Rekorde werden dann online mit denen anderer Spieler verglichen. In der Praxis muss man jedoch leider erst mal vor jedem Spiel manuell in das Highscore-Menü wechseln, dort mit der 2-Taste den Download der aktuellen Rekorde anfordern und dann ein paar Sekunden warten, die das Spiel benötigt um Welt-, Landes- und Regionsrekord von den Servern zu ziehen. Vergisst man diesen Schritt oder verfügt über keine Internetverbindung, tritt man im Spiel gegen Platzhalterrekorde an, die manchmal unerreichbar und manchmal lächerlich einfach zu schlagen sind. Zweites Problem: Das Spiel speichert nur die absoluten Rekorde, aber keine Rangliste. Es zählt also nur der erste Platz und zwischen dem zweiten und dem zehntausendsten Platz wird schon nicht mehr unterschieden, was bei Online-Leaderboards denkbar unsinnig ist. Ein weiteres Problem ist die zu geringe Userbasis. Während des Testens ist es mir mehrmals gelungen, den aktuellen Rheinland-Pfalz-Rekord beim ersten Versuch zu brechen, woraufhin das Spiel meinen neuen Rekord auf dem Server gespeichert und mir per On-Screen-Message gesagt hat, dass ich jetzt stolz sein kann. Fairerweise muss ich jedoch anmerken, dass die Rheinland-Pfälzer generell auch etwas unterbemittelt zu sein scheinen und die nationalen Rekorde oft aus anderen Bundesländern stammten, die dann wesentlich höher lagen. Aber nicht böse sein: In Wirklichkeit zeigt das ja nur, dass wir Rheinland-Pfälzer eben einfach mit besseren Spielen unsere Zeit verbringen.



Optisch gibt sich Guiness World Records wie ein Flashgame, aber zumindest eines, dessen Entwickler Spaß bei der Sache hatte und sich etwa eine Stunde lang Mühe gegeben hat. Leider war der Entwickler jedoch künstlerisch weniger begabt und hat versucht, es möglichst bescheuert aussehen zu lassen, damit es witzig wirkt. Es ist aber nicht witzig. Stattdessen liegt das Gefühl beim Spieler beim Betrachten der je nach Minispiel teils komplett zweidimensionalen, teils zweckmäßig dreidimensionalen Grafik irgendwo zwischen Ekel und Fremdscham. Der Sound haut in die selbe Kerbe und beleidigt die Ohren des Spielers mit nerviger Happy-Musik, die direkt aus einem Karnevalszug oder einer Klingeltonwerbung stammen könnte.

Fazit:
Selbst wenn es ein WiiWare-Download für 500 oder 1.000 Wii Points wäre, wäre Guiness World Records: Das Videospiel sein Geld nicht wert - für 40€ ist es eine absolute, bodenlose Frechheit. Die ohnehin nur 36 Minispiele befinden sich ausnahnmslos auf einem Niveau, das man auch im Internet findet, wenn man Google nach Flashgames fragt. Und diese kosten keinen Cent. Die lächerlichen Onlinefeatures sind ebenfalls nicht der Rede wert und auch hier gibt es Flashgames im Internet, die die Sache mit den Ranglisten besser hinkriegen. Die Steuerung ist in allen Minispielen extrem simpel gehalten, was zwar dafür sorgt, dass diese funktioniert, aber auch dafür, dass die Minigames nach zwei Minuten langweilig werden - viele der Microgames aus diversen Wario Ware-Titeln bleiben länger spannend. Von solchen Dingen wie einem Karrieremodus, der die Geschichte eines Artisten erzählt, der sich vom Dorffest zu weltweiten Bühnen hocharbeitet, will ich hier gar nicht anfangen. Im Prinzip verhält es sich mit dem Videospiel wie mit dem Buch: Fast niemand kauft es und bei denjenigen, die es aus irgendeinem Grund besitzen, wird es ausschließlich im Regal stehen, da der eigentliche Verwendungszweck schon nach wenigen Minuten langweilt.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Guinness World Records: Das Videospiel
Wertungen Beschreibung
2.9Grafik
Viele Freeware-Spiele sehen besser aus. Es ist weder technisch noch optisch irgendwie ansprechend gestaltet, aber zumindest gibt es einige wenige Details.
4.8Sound
Es ist selten, aber hier kann man es der Musik wirklich negativ ankreiden, dass sie zum Spiel passt.
5.1Steuerung
Schütteln und zeigen ist anspruchslos, aber dafür funktionert es wenigstens, wie es soll.
1.5Gameplay
Minispiel aus Menü wählen, wenige Minuten spielen, nächstes Spiel wählen, wenige Minuten spielen, sich langweilen, Wii ausschalten.
4.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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