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NBA Live 09 All Play
Review von Andreas Held (mail) | 21.11.2008

Electronic Arts machte sich vor einem Jahr unter sportspielbegeisterten Wii-Gamern viele Feinde, als alle Sportspielupdates plötzlich nur noch in abgespeckter, Casual-Gamer-freundlicher Form vorlagen. Motivierende Spielmodi wie der Manager-Modus in FIFA 08 oder der Dynasty Mode in NBA Live 08 wurden kurzerhand ersatzlos gestrichen. Gerade im Falle von NBA zeigte sich die amerikanische Fachpresse sehr kritisch und bewertete das Spiel, nicht zuletzt wegen der extrem vereinfachten Steuerung, oft mit unter vier von zehn Punkten, während die meisten deutschen Magazine recht unbeeindruckt von den Kürzungen waren und weiterhin im hohen 7er-Bereich blieben. EA hat jedoch weitestgehend aus der Kritik gelernt und so konnten wir uns sowohl bei Tiger Woods als auch im Falle von FIFA davon überzeugen, dass diesmal die umfangreicheren Spielmodi auch in der Wii-Version vertreten sind und EA offenbar das Risiko einging, dass Casual-Gamer von ihrer Komplexität geschockt werden könnten. Im Falle von NBA sollte das ja dann eigentlich auch so sein, oder?

Bitte die Core-Gamer nicht füttern!
Falsch gedacht. Direkt nach Einschalten der Wii-Konsole zeigt sich das neue Hauptmenü, das noch wesentlich aufgeräumter ist als letztes Jahr. Der Pointer der Wii-Remote steuert einen Basketball, der mit einer leuchtend violetten Eins und einem Pfeil bedruckt ist. Mit diesem Pointer kann man nun auf die bunten, im Hintergrund hängenden Basketballkörbe zielen, um sich so zwischen "Schnelles Spiel", "Spielmodi" und der berüchtigten "NBA Party" zu entscheiden, die auch hier wieder mit verschiedenfarbigen Buchstaben hervorgehoben wird. Außerdem ist in der unteren, rechten Ecke unter "My NBA" das Optionsmenü versteckt, das überraschend viele Optionen hergibt - einzelne Regeln können aktiviert oder deaktiviert werden und selbst Feinheiten wie die Wahrscheinlichkeit, dass gewisse Manöver gelingen, lassen sich für Spieler und KI-Gegner unabhängig voneinander einstellen. Zurück im Hauptmenü finden sich unter den Spielmodi jedoch nur die Elementarsten wieder - Freundschaftsspiele, eine komplette Saison oder nur Playoffs, ein Trainingsmodus, die Rookie-Challenge und die All-Star-Challenge lassen sich anwählen. Keiner dieser Spielmodi ist sonderlich tiefgehend oder motivierend.

Beim Versuch, ein Freundschaftsspiel zu starten, können zwei Mannschaften gewählt und anschließend festgelegt werden, wer welches Team wie steuert. Dabei stehen vermeintlich zwei Optionen zur Auswahl, die durch ein Icon dargestellt werden, von denen eine nur eine Wii-Remote und die andere die Remote plus Nunchuk zeigt. Entscheidet man sich für letztere, ohne auf die versteckten Feinheiten dieses Menüs zu achten, folgt das Unfassbare: Scheinbar ist die All-Play-Steuerung aktiviert, bei der das Spiel ähnlich wie Wii Sports Tennis die Kontrolle über alle Spieler übernimmt und nur noch Kommandos wie "Passen" oder "Werfen" gegeben werden können. Selbst diese scheinen jedoch nicht ganz zu funktionieren. In meiner ersten Partie funktionierten sie sogar gar nicht, ich konnte nicht feststellen, welches Team ich steuerte, legte die Controller zur Seite und eine Minute später stand es sechs zu sechs unentschieden. Andere Kommandos, wie das Aufrufen der Menüs oder gar Auswechslungen oder Timeouts, funktionierten aber.

Jäger der verlorenen Steuerungsoption
Auf dem Klappentext bewirbt NBA Live 09 drei Steuerungsoptionen: All-Play, Classic (die Remote-Only-Variante) oder Advanced. Irgendwie müsste sich letztere also einstellen lassen, ein systematisches Abgrasen des Optionsmenüs bleibt jedoch ergebnislos. Auch in der Spielanleitung findet sich überhaupt kein Hinweis. Was ist also los? Tatsächlich sollte man sich noch einmal den kritischen Punkt ansehen, an dem die Steuerung gewählt wird. Hier gibt es zwar nur zwei Icons, aber tatsächlich drei Optionen, zwischen denen mit der 1-Taste umgeschaltet werden kann. Zwei davon verwenden jedoch das gleiche Symbol und nur, wer genau auf die Soundeffekte achtet, merkt überhaupt, dass es hier noch eine dritte Option gibt, wobei man immer noch nicht sicher weiß, ob man sie nun wirklich ausgewählt hat. Ist sie gefunden, folgt eine weitere Überraschung: Erst dann darf nämlich noch zwischen vier Schwierigkeitsgraden gewählt, ein Stadion ausgesucht oder Trikots zugeordnet werden. Hat man die versteckte Option ein mal gefunden, bleibt auch alles gespeichert, und einen Grund noch einmal etwas zu ändern gibt es nun wirklich nicht, außer vielleicht, wenn der Hund mal eine Runde spielen will - für Haustiere, Säuglinge oder verstorbene Großeltern ist die unsägliche All-Play-Steuerung nämlich ideal.

Neues Gameplay, alte Grafik
Nach dieser kurzen Exkursion gestaltet sich NBA 09 überraschend spielbar. Vom roboterartigen Auf- und Ab-Gelaufe aus der 08er-Editon ist nichts mehr übrig und stattdessen ergeben sich auch gegen die KI spannende Spiele mit vielen Höhen und Tiefen sowie verschiedene taktische Kommandos. Auch das bewährte Point-to-Pass-System ist vertreten und funkioniert prima - der Ball fliegt immer zum anvisierten Spieler oder ins Aus, wenn man daneben gezielt hat. Weniger gut funktioniert das Werfen auf den Korb - hier muss mit Bewegungen gesprungen und geworfen werden, wobei die Steuerung ab und zu Aussetzer hat, was mit unkoordiniertem Herumgehopse und - in aller Regel - dem Punktverlust einherkommt. Die Classic-Steuerung kommt fast gänzlich ohne Bewegungen aus, greift jedoch auf das Steuerkreuz zurück. Warum es nicht auch eine Knopfsteuerung mit Nunchukunterstützung gibt, ist kaum nachvollziehbar.

Auch wenn sich NBA 09 ganz gut spielt, hebt es sich trotzdem nicht von anderen Spielen ab. Basketball gab es in dieser Form schon vor fast zehn Jahren auf der Sega Dreamcast, mit dem einzigen Unterschied, dass die dort verwendeten Lizenzen heute nicht mehr aktuell sind. Motivierende, origenelle Spielmodi sucht man vergeblich - am nächsten daran dran ist die All Star Challenge, wo es 24 mal darum geht, mit einem bestimmten Spieler eine Mindestanzahl von Körben zu werfen - nicht sehr abwechslungsreich und ganz nebenbei gab es exakt denselben Modus schon letztes Jahr. Ein zur Abwechslung mal sinnvoller Spielmodus für Casual-Gamer ist die Rookie Challenge, in der alle Spielzüge in Echtzeit bewertet werden und ein zuvor gewählter Mii ab und zu Tipps gibt. Die NBA Party ist hingegen genauso lächerlich wie letztes Jahr und statt innovativer Spielkonzepte gibt es den Slam-Dunk-Contest samt Punktrichtern, den Drei-Punkte-Wurf-Wettbewerb oder die Möglichkeit, 3vs3 oder ein Duell zu spielen. All diese Modi gibt es auch in anderen Versionen schon seit Jahren. Neu ist lediglich ein Online-Modus, für den allerdings EA-Accounts zusätzlich zu den Konsolenprofilen erstellt werden müssen.

Technisch hat sich noch viel weniger getan. Es gilt also genau das, was wir schon 2007 über die miese Grafik gesagt haben: Es flimmert und sieht einfach nicht gut aus. Während die Arenen weiterhin sehr lieblos sind, sehen die Spieler einigermaßen realistisch aus, manche Animationen (z.B. beim Stehlen von Bällen) fehlen jedoch komplett und der Ball wechselt stattdessen auf mysteriöse Weise den Besitzer. Das Publikum ist zumindest nicht mehr zweidimensional, aber immer noch total verpixelt und lächerlich animiert. Sound gibt es wenig: In den Menüs läuft lizenzierte Musik, die Sprecher lassen den ein oder anderen Kommentar los und man hört den Ball auftitschen. Stadionatmosphäre gibt es nicht.

Fazit:
NBA Live 09 ist deutlich besser als die Vorjahresversion, was aber nur daran liegt, dass wir es letztes Jahr mit einem absoluten Fehltritt zu tun hatten und die Patzer dieses Jahr zum großen Teil wieder ausgebügelt sind. Die Casual-freundliche Aufmachung gibt es immer noch und man muss sich schon fragen, warum ausgerechnet NBA noch mit gekürzten Inhalten daherkommt und die einzige Steuerungsoption, die Spieltiefe bietet, regelrecht versteckt wurde. Ich persönlich denke bei Basketball jedenfalls nicht an kleine Mädchen oder sonstige Spielertypen, die an den knallbunten, eigentlich schon kindlichen Menüs gefallen finden würden; das zuständige Spieldesign-Team bei EA ist offenbar anderer Meinung. Rein spielerisch ist NBA 09 bis auf die Bewegungssteuerung, die sich nur zusammen mit dem Analogstick abstellen lässt, durchaus gelungen, allerdings gab es Basketballspiele auf diesem Niveau schon vor zehn Jahren und heute wünscht man sich zumindest ein paar innovative Spielmodi oder sonstige Features, die den vollen Kaufpreis rechtfertigen würden, wenn es beispielsweise ein NBA 2K auf der Dreamcast für unter zehn Euro gibt.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel NBA Live 09 All Play
Wertungen Beschreibung
6.1Grafik
Die Spieler sehen gut aus und das Publikum ist zumindest in 3D, insgesamt sieht NBA 09 jedoch immer noch eher unterdurchschnittlich aus.
6.0Sound
Sehr spartanische Kulisse, die keinerlei Stadionatmosphäre zulässt.
7.8Steuerung
Hat man herausgefunden, wie sich All-Play umgehen lässt, bietet NBA 09 viele Möglichkeiten zur Spielgestaltung, die gut funktionieren und nur von der Bewegungssteuerung etwas heruntergezogen werden.
6.2Gameplay
NBA Live 09 spielt sich gut, allerdings gab es die vorliegenden Spielmodi schon in NBA Live 95. Ein paar Ideen oder mehr Interaktion mit der eigenen Mannschaft außerhalb der Spiele hätte man eigentlich erwarten können, Wii-Nutzer wird dies jedoch weiterhin vorenthalten. Stattdessen gibt es Dunk-Wettbewerbe mit Punktrichtern...
6.7Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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