Review von Lars Peterke (mail) | 20.11.2008
Doppelnullagenten im Dienste ihrer Majestät haben es nicht sonderlich leicht, das weiß man durch die zahlreichen James Bond-Kinofilme. Mit dem Film „Casino Royal“ entschied man sich dann für einen Stilbruch, ging „Back to the Roots“ und erschuf den Charakter James Bond mit Daniel Craig quasi komplett neu. „Ein Quantum Trost“, der 22. Bond-Film, ist nun ein direkter Nachfolger, der die Story des Vorgängers weitererzählt. Ebenfalls eine Premiere in der Bond-Historie. Von Activision gibt es zum Film das passende Lizenzspiel. Hier hat im Gegensatz zum Film wenig geändert. Nach wie vor wird traditionelle, unkomplizierte Shooter-Kost geboten.
„3 Teile Gordon's, 1 Teil Wodka und ½ Teil Kina Lillet, mit einer Zitronenscheibe“
Die Fortsetzung zu „Casino Royal“ knüpft im Film sowie auch in Activisions Videospiel direkt an die vergangenen Ereignisse an und Bond kann den Gegenspieler Mr. White vor seiner Villa stellen. Während der Kinofilm die Handlung mit einer spektakulären Verfolgungsjagd fortführt, darf man sich als Spieler erst einmal durch die komplette Gartenanlage von Mr. Whites Villa ballern. Zwar hält man sich eng an die Filmvorlage, sucht aber dennoch stetig Möglichkeiten um aus der Filmhandlung auszubrechen und Raum für actiongeladene Level zu schaffen. Denn darum geht es im Lizenzspiel zu „Ein Quantum Trost“: Ballern, Ballern, Ballern. So geht es von Haiti über England nach Österreich, Italien und Bolivien.
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Für viele mag es ernüchternd und banal wirken, dass in Zeiten von „Bioshock“ und Co. auch noch Shooter dieser Art erscheinen, in den man sich wirklich ausschließlich durch die einzelnen Missionen ballert. Erst auf den zweiten Blick erkennt man den gewissen Grad an Klasse, den Activisions Bond-Game mit sich bringt. Denn spätestens nach der ersten Mission merkt man, warum die Präsentation des Spiels ein absolutes Brett darstellt: Der lizenzierte Filmsoundtrack, deutsche Synchronstimmen und ein cooles Intro untermauern die tolle Präsentation des Spiels, die so sehr überzeugt, dass einige gameplaytechnische Schwächen gar nicht mehr groß auffallen und man an Ubisofts Red Steel erinnert wird. In Sachen Grafik kann Ein Quantum Trost zu keinem Zeitpunkt mit den Wii-Grafikspitzenreitern mithalten. Dennoch merkt man, dass sich die Entwickler viele Gedanken über die Umsetzung gemacht haben, sodass eine größtenteils ordentliche Wii-Grafik über den Bildschirm flattert. Der größte Knackpunkt der Optik: Eine Framerate die viel zu oft ins stocken gerät und somit einen faden Beigeschmack hinterlässt. Eine tadellose Shooter-Steuerung mit Nunchuk und Wii-Fernbedienung sowie eine Unterstützung für den Wii-Zapper werden dem Spieler jedoch angeboten. Besonders positiv fällt dabei auf, dass man in den Profileinstellungen sehr penibel die Empfindlichkeit der Steuerung einstellen kann. Bewegungsradius, toter Winkel oder die Scrollgeschwindigkeit der Kamera kann an die eigenen Shooter-Gewohnheiten angepasst werden.
Sei Bond!
Während des kompletten Spielverlaufs wird auf Flair gesetzt. Natürlich zündet dieses Flair aufgrund der technischen Einschränkung der Konsole nicht so sehr wie auf der PS3 oder der Xbox 360, dennoch haben es einige nette Features auf die Wii geschafft, wie sich ganz deutlich an der Steuerung erkennen lässt. So gibt es in Sachen Bewegungssteuerung nur das Nachladen, sowie das Werfen von Granaten. Beides wird durch eine Schüttelbewegung mit dem Nunchuk erledigt. In bestimmten Spielsituationen müsst ihr dann noch lautlos vorgehen. Hier wird ebenfalls das Nunchuk geschüttelt und ihr müsst im Kampf schnell verschiedene Kombos ausführen um zu gewinnen.
Wirklich klasse und stylisch kommt das Verteidigen daher. Ihr könnt euch mit dem A-Knopf ducken und euch an Wände lehnen, wenn ihr nah an sie heran lauft. Nun geht Bond automatisch in Verteidigungsstellung und ihr könnt blind feuern, um die Ecke zielen und euch langsam vorkämpfen. Drückt ihr den Analogstick am Nunchuk nach links und rechts, werden euch dann mitunter einige Aktionen angeboten, dir ihr mit Druck auf den A-Knopf ausführt. Beispielweise könnt ihr dann „Vorsprinten“, „Zur rechten Seite wechseln“ oder die „Treppe stürmen“. So kann mit der Levelumgebung interagiert werden und ihr könnt euch so langsam durch dass Level kämpfen.
Kämpfen ist hier wirklich das richtige Wort. Denn dank der nicht sonderlich komplexen Gegner-KI könnt (und braucht)ihr die Gegner nicht austricksen. Sie verharren meist an ihrem für sie gesetzten Punkt und ballern, was das Zeug hält. Glücklicherweise ist Munition so gut wie nie Mangelware. Überhaupt präsentiert sich der Titel wirklich größtenteils als einziges Run and Shoot. Taktik und besonnene Vorgehensweise ist aber dennoch ab und an gefragt, denn sonst werdet ihr schneller von einem Gegner niedergeschossen als euch lieb ist. Hier steuert das arcadelastige Spielkonzept jedoch praktischerweise gegen. Eure Lebensenergie erholt sich, wenn ihr einige Zeit nicht getroffen wurdet und in den Levels gibt es großzügig verteilte Checkpoints. Auch ein Game Over gibt es nicht. So wird Frust vermieden und ihr könnt euch an bestimmten Levelpassagen so lange die Zähne ausbeißen wie ihr wollt.
Multiplayer und Online-Modus
Während die Filme meist den Eindruck vermitteln, Bond sei nur ein Abenteuer für eine Nacht, so ist es beim Spiel zu „Ein Quantum Trost“ geringfügig anders. Im Hauptmenü wird nämlich ein Multiplayer-Modus für bis zu vier Spieler angeboten. Dieser ist spielerisch ähnlich kompromisslos wie das Hauptspiel und erinnert stark an Rares Bond-Shooter für das N64. Ihr wählt zu Beginn eine Klasse aus (Beispielsweise 00-Agent oder Söldner) und bekommt dementsprechend verschiedene Waffen für den Level zugewiesen.

Anschließend könnt ihr euch auf einer Hand voll Karten allein oder in Zweierteams duellieren. Der Modus „Konflikt“ entspricht dem klassischen Deathmatch, beziehungsweise Team-Deathmatch. Beim Spielmodus „Hatz“ bekommt ihr jeweils verschiedene Missionsziele (Zum Beispiel „Hacke den Computer“) gestellt. Nun muss die eine Seite versuchen das Ziel besser erfüllen als die andere Seite. Spielspaß ist zwar gegeben, etwas kurzweilig ist die Aktion leider doch, zumal die Framerate beim Splitscreen-Multiplayer recht flott einige Probleme bekommt. Spannenderweise gibt es aber auch einen Online-Modus über die WiFi-Connection. Der läuft etwas flüssiger und ruckelt etwas weniger, weshalb hier deutlich mehr Spielspaß aufkommen kann.
Fazit: Viel gibt es über „Ein Quantum Trost“ nicht zu sagen, denn gameplaytechnisch hat man sich nicht sonderlich weit vom offenbar geistigen Rare-Vorbild für das N64 entfernt. Im Vergleich zu anderen Shootern hinkt Bond eindeutig hinterher und kann nicht viele Punkte gut machen. Überraschenderweise ist die Anpassung von „Ein Quantum Trost“ an die Wii aber relativ gut gelungen. Der Zapper-Support zeigt, dass sich hier jemand offenbar ernsthafte Gedanken gemacht hat, die Features der Wii mal zu nutzen und nicht nur sinnlose Nunchuck-Schwingereien ins Spielkonzept zu pressen. Die Grafik ist in Ordnung, könnte aber um einiges besser sein. In Anbetracht von grafischen Totalausfällen wie „Iron Man“ sei hier nicht zu viel Salz in die Wunde gestreut. Was „Ein Quantum Trost“ wirklich herausragend macht, ist die richtige Präsentation. Genau so muss ein Lizenzspiel sein. Tolle Sounduntermalung und die deutschen Synchronstimmen sorgen für viel Flair während des Spielverlaufs und die Zwischensequenzen orientieren sich relativ eng an der Handlung des Kinofilms. Allein aus diesem Grund macht es ein wenig Spaß, sich durch die kurzweiligen Level zu ballern und ein paar Runden gegen seine Freunde zu spielen. Definitiv ist „Ein Quantum Trost“ nicht den Vollpreis eines Wii-Spiels wert, doch Bond-Fans, die ein Sonderangebot erblicken, dürfen bei Interesse ruhig einen Blick riskieren.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel James Bond - Ein Quantum Trost | |
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| 6.7 | Grafik Akzeptable Optik, die Framerate wird jedoch oft in die Knie gezwungen, was vieles kaputt macht. | |
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| 9.2 | Sound Der Filmsoundtrack von David Arnold, passende Soundeffekte und die originalen deutschen Synchronstimmen von Daniel Craig und Co. sorgen für ein Maximum an Flair. | |
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| 8.4 | Steuerung Sinnvolle Shooter-Steuerung ohne viele unnötige Spielereien und Support für den Wii-Zapper sowie einige nette Konfigurationsmöglichkeiten. | |
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| 6.0 | Gameplay Shooter ohne große Raffinesse, der Dank der guten Präsentation aber durchaus Spaß macht. | |
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| 6.8 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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