Unser Netzwerk: NintendoWiiX.net   | NintendoWiiX Forum   | Planet3DS.de
Call of Duty 3
Review von Marian Wehmeier (mail) | 23.01.2007

Die vorliegende, zu analysierende Quelle trägt den Titel „Call of Duty 3“ und wurde von Activision am 08. Dezember 2006 veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um ein Spiel, das den Zweiten Weltkrieg simuliert. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines alliierten Soldaten, der die Invasion der Normandie unterstützen soll.

Historischer Kontext:
Zunächst nur für den heimischen PC programmiert, verzeichnete die Call of Duty-Serie bald erste Erfolge und ebnete so den Weg für die späteren Konsolenumsetzungen, die ab dem zweiten Teil Eintritt erhielten. Dass es sich dabei um einen aus wirtschaftlicher Sicht äußerst klugen Schachzug gehandelt hat, zeigt nun die Tatsache, dass der dritte, vorliegende Teil des Ego-Shooters ausschließlich für Konsolen erscheint. So kommen nicht nur Besitzer der aktuellen Konsolengenerationen in den Genuss dieses Spiels, auch die bereits in die Jahre gekommene Xbox oder PS2 freut sich, auf ihre alten Tage noch einmal ein Spiel dieses Kalibers abspielen zu dürfen.

Das Problem, dem Umsetzungen meist ausgeliefert sind, ist die schlichte Tatsache, dass das Spiel meist für eine Konsole programmiert wird. Diese genießt dann das Spiel in vollem Glanz, während die anderen Ableger des Öfteren eine (meist aus grafischer Sicht) abgespeckte Version aufgetischt bekommen.
Dieses Problem kommt auch in dieser Portierung klar zum Vorschein. Während die XBOX360-Version dieses Spiel in einem prunkvollen Grafikgewand daher kommt, vegetiert der Ableger der Nintendo Konsole visuell irgendwo zwischen PS2- und GameCube-Niveau.

Dass Grafik nicht die Klasse eines Spieles ausmacht, dürfte jedem klar sein, der etwas Ahnung von Videospielen hat. Viel interessanter hingegen ist, dass sich gerade Nintendo die Devise zu Eigen macht, dass Spiele, solange sie Spaß machen, keinen großen Grafikaufwand benötigen. Es sei die kümmerliche Aufmachung von Wii Sports, Wii Play oder Wario Ware: Smooth Moves erwähnt. Für diese Art Spiele scheint diese Spärlichkeit kein Problem darzustellen, ob aber eine Kriegssimulation unter solchen Einbüßen aufblühen kann, ist die Frage, die sich stellen wird.

Textwiedergabe:
Call of Duty 3 entführt den Spieler in das Jahr 1944 zurück. Zeitlich kurz nach dem D-Day – der Landung alliierter Truppen in der Normandie – angesiedelt, lautet der vorrangige Befehl, Paris aus den Händen der Nazis zu befreien.
Die vierzehn Missionen, die bewältigt werden müssen, um die Stadt der Liebe aus den Fängen der Deutschen zu befreien, setzen sich aus vielen kleinen Einzelaufgaben zusammen.
Dabei reduziert sich das Spielgeschehen im Vergleich zu fast allen anderen Kriegssimulationen allerdings nicht nur darauf, gut bewaffnet Widersachern aufzulauern. So werden die gewöhnlichen Feuerwechsel durch Jeep- und Panzerfahrten, Ruderbootpassagen und direkten Zweikämpfen zwischen Soldaten ergänzt.
Auch die Missionsziele sind mannigfaltiger als man vermuten würde. Es müssen – neben dem gängigen Ziel, alle Feinde aus der Umgebung zu eliminieren – Gebiete evakuiert, Überraschungsangriffe verübt, Rettungsaktionen eingeleitet werden. Oft kommt es während dieser Aufträge auch zu unvorhersehbaren Ereignissen, wie z.B. einem Vorstoß der Wehrmacht, wodurch die Flucht mit einem Geländewagen angetreten werden muss.



Der Ablauf der Ereignisse hingegen ist linear gegliedert. Die oben erwähnten Einzelaufgaben pro Mission werden nacheinander erfüllt, worauf neue Ziele festgelegt werden. Gleichzeitig fungieren diese Zwischenpunkte als Speicherpunkte, an denen der Spieler wieder anfangen darf, falls er vorher auf der Strecke geblieben ist.
Dieser streng gegliederte Rahmen erlaubt es, das Spielgeschehen durch cineastische Eingriffe (Zwischensequenzen z.B.) und einer Vielzahl von geskripteten Ereignissen noch realistischer zu gestalten. Gerade die geskripteten Ereignisse dominieren den Spielverlauf und überlassen so nichts dem Zufall.

Auf diesen Voraussetzungen stützt sich nun das eigentliche Spiel. Der Spieler schwärmt mit seinen Kameraden aus, um die Deutschen in die Flucht zu schlagen. In den größtenteils weitläufig zerstörten Städten in Frankreich angekommen, wartet eine noch durchaus starke Wehrmacht darauf, die Hölle auf Erden zu entfachen.
Nun muss sich ein Weg durch zerstörte Häuser, über Schutt überfüllte Straßen, kaputte Brücken oder Flüsse gebahnt werden. Um dies zu schaffen, steht ein beschränktes Waffenarsenal zur Verfügung, was aber mit hilfreichen Utensilien wie Granaten, Sprengkörper und Nebelgranaten aufwarten kann. Zudem können die Waffen niedergestreckter Soldaten entwendet werden. Das ist vor allem daher sinnvoll, da die Munition der Standardwaffe schnell zur Neige geht.
In den unzähligen Gefechten ist man oft gut beraten, sich eine Deckung zu suchen, was aufgrund der zerstörbaren Umgebung (oft sind nur für den Spielverlauf relevante Objekte zerstörbar) nicht heißt, dass man dort wirklich sicher ist.

Hat man sich über Stock und Stein an sein Ziel gekämpft, erfolgt eine Zwischensequenz, die die Geschichte weiter vorantreibt. Hat der tapfere Soldat dies in allen 14 Missionen geschafft, lädt ein entsprechend höherer Schwierigkeitsgrad dazu ein, den Horror des Krieges ein zweites Mal zu durchleben. Da auf einen Mehrspielermodus komplett verzichtet wurde, muss man sich nach dem Schaffen der Kampagne damit genügen, das Bonusmaterial zu studieren.

Analyse:
Mit Call of Duty 3 ist ein Spiel erschienen, das mit etwas mehr Feingefühl in der Umsetzung zu einem wahren Spitzenspiel avanciert wäre. Das Spiel zeichnet sich im genremäßigen Kontext durch Abwechslungsreichtum aus und verhindert so, dass die zwar realistischen, aber teils mürben Feuergefechte in einen dem Spielspaß betreffenden Stellungskrieg ausufern.
Die bedrückende Atmosphäre, die durch rasante Hetzjagden, vollkommen verwahrloste Dörfer und zerstörte Städte an Tiefe gewinnt, tut ihren Rest dazu bei, den Kriegsalltag passend in Szene zu setzen. Hinzu kommt die kinoreife Aufmachung, die an Dramaturgie und Dramatik kaum zu überbieten ist.
Eine entsprechende Soundkulisse trägt diese Atmosphäre. Überall heulen Sirenen, man hört Flugzeuge und deren Bomben, die die Städte dem Erdboden gleichmachen, und die Flakstellungen, die versuchen, diese aus der Luft zu holen. Auch die Sprachausgabe weißt keine gravierenden Mankos auf, bis auf die Tatsache, dass man die Stimmen der Verbündeten und der Gegner kaum unterscheiden kann. Was in der englischen Version wohl kein Problem ist, entpuppt sich in dieser Version, in der nur deutsch gesprochen wird, als ziemlich verwirrend.

Durch die größtenteils gelungene Steuerung, sieht man von den misslungenen Passagen ab, in denen man sich als Fahrer profilieren muss, behält man zu fast jeder Zeit des Spiels (und oft wird es sehr hektisch) das Oberwasser. Allerdings bedarf es einer Eingewöhnungszeit, um die Steuerung wirklich zu beherrschen (im Optionsmenü kann man sogar die Empfindlichkeit der X- und Y-Achse einstellen). Das Zielen via Pointer-Funktion erweißt sich als sehr gute Alternative zur bisherigen Steuerung auf gewöhnlichen Controllern.

Erweißt sich dieser Teil der Umsetzung als relativ souverän, so müssen große Abstriche in der grafischen Präsentation verzeichnet werden. Activision stellt hier Quantität vor Qualität. Im Gegensatz zur fast makellosen XBOX360-Version büßt das Spiel zwar kaum an Gegneraufkommen und der Anzahl an Effekten ein (was extrem wichtig ist), allerdings sehen diese – aufgrund der fehlenden technischen Stärke der Nintendo Konsole – dementsprechend rustikal aus, sodass man denken könnte, sie seien geradewegs aus der PS2-Version entliehen.
Hinzu kommen diverse Clipping-Fehler und grobpixelige Texturen, die im Gegensatz zu den großen und detailreichen Umgebungen und den durchaus hübsch modellierten Charakteren und Kriegsspielzeugen stehen.



Auch das Gameplay offenbart Mängel. So gestaltet sich das Spiel viel zu geradlinig. Es ist nicht möglich, das entsprechende Gelände auf eigene Faust zu erkunden, da die Missionsziele keinen Interpretationsraum offen lassen und die Teamkameraden, die einem auf dem Weg durch den Krieg begleiten, prinzipiell eine Route vorgeben. Auch das Leveldesign ist schlichtweg nicht darauf ausgelegt, eigenmächtig die Initiative zu ergreifen. Das Spiel konstruiert hier zwar eine durchaus wirklichkeitsnahe Stellung der Soldaten (Deserteuren drohte im Krieg die Hinrichtung), dem Spielspaß kommt dieser Aspekt allerdings nicht zu gute.

Auch vom Umfang reißt Activisons Kriegssimulation keine Bäume aus. Zwar sorgen die 14 Missionen, die auch vom Format her eine akkurate Größe aufzuweisen haben, für ordentlich Beschäftigung, allerdings gibt es, ist die Kampagne erst einmal durchgespielt, nicht viel, was dazu animiert, das Spiel noch einmal in den Wii zu stecken. Neben der separaten Kapitalauswahl gibt es nur noch die Möglichkeit, diverses Bonusmaterial (Interviews, Informationen über die Charaktere und die Kriegsmaschinerie der Achsenmächte und Alliierten) freizuschalten. Diese kleinen Abfindungen können allerdings nicht das Fehlen der Mehrspielermodi (sei es im Splitscreen oder als Onlinemodus) kompensieren.
Weitere Unzulänglichkeiten, wie etwa die teilweise schlechte KI der Gegner und der verbündeten Soldaten, runden den Gesamteindruck ab.

Fazit:
Quellenkritik: Neben Red Steel und Far Cry Vengeance erhält mit Call of Duty 3 der dritte Ego-Shooter und die erste Kriegssimulation auf dem Wii Einzug. Activisions Werk schafft es, eine beklemmende Atmosphäre aufzubauen und spiegelt so die blutigen Kämpfe der Alliierten gegen die Nazis originaltreu wieder. Die erwähnten Schwächen im Spieldesign plus die technisch stark abgemagerte Version verhindern aber, dass dieses Spielgefühl noch intensiver ausfällt. Auch die größtenteils gelungene Arbeit in Sachen Steuerung kann die Tatsache nicht überschminken, dass es sich hierbei höchstens um einen überdurchschnittlichen Ego-Shooter handelt, dessen Langzeitmotivation dank fehlendem Mehrspielermodus schnell ihre Grenzen erreicht.

Von Marian Wehmeier
Wertung für das Spiel Call of Duty 3
Wertungen Beschreibung
6.4Grafik
Eine nicht mehr zeitgemäße Umsetzung. Schlechte Texturen und diverse Clipping-Fehler treffen auf schöne Charakter-Modelle und eine sehr lebendige Kriegsszenerie.
7.9Sound
Seltene Musikuntermalung, passable Synchronisation und sehr gute Soundeffekte sorgen für einen bedrückenden Kriegsalltag.
8.4Steuerung
Sehr gute Verwendung des Wii-Remotes plus Nunchuck. Nur die Abfrage in den Passagen als Fahrer wirkt zu ungenau und willkürlich.
7.1Gameplay
Die ordentliche Einzelspieler-Kampagne kann das Fehlen eines Mehrspielermodus leider nicht wettmachen. Diverse Fehler in Technik und Design überschatten eine im Großen und Ganzen doch überdurchschnittliche Kriegssimulation.
7.2Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2023 | All rights reserved