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Monopoly
Review von Lars Peterke (mail) | 11.11.2008

Es gibt einige triviale Dinge, die in jeder Kultur vertreten sind und die wahrscheinlich fast jeder Mensch schon einmal praktiziert hat. Eines dieser Dinge ist sicherlich eine Runde Monopoly, die man im Kreis der Familie oder mit Freunden gespielt hat. Seit dem Jahre 1930 existiert das Brettspiel und ist inzwischen internationaler Kult. Der Spielspaß steht dabei klar außer Frage, lästig ist jedoch immer wieder das teils nervige Aufbauen der Spielumgebung und Verteilen der Geldscheine aus Papier, sofern diese nicht schon verranzt, versüfft oder in den Abgründen von Schwesterchens Kaufmannsladen verschwunden sind. Wohl aus diesem Aspekt heraus gibt es Monopoly nun für die Wii. Ob der Spaßfaktor des Originals erreicht wird, haben wir an einem ganz klassischen WiiX-Spieleabend für euch herausgefunden.

Einmal Schlossallee, bitte!
Es ist 20 Uhr und es klingelt an der Türe. Drei tapfere Freunde kommen zu einem illustren Spieleabend bei mir vorbei. Was sie nicht wissen: Monopoly wird heute nicht am Tisch, sondern am Fernseher gespielt. Nachdem der erste Schock überwunden ist, weil es statt Würfel nun Wii-Fernbedienungen in die Hand gibt, geht es auch schon los und das übertrieben fröhliche Monopoly-Maskottchen begrüßt uns mit netter, deutscher Sprache beim Spiel. Wir werden vor die Auswahl gestellt entweder Monopoly, oder Monopoly „Krösus-Edition“ zu spielen.
Wir entscheiden uns für das normale Monopoly, alles andere wäre suspekt. Zur Auswahl stehen zwei von insgesamt neun Spielbrett-Designs, von denen wir das klassische Monopoly-Design wählen. Jeder Spieler gibt nun seinen Namen ein und wählt eine Spielfigur. Anschließend können einige Regeln verändert werden, vom Startgeld bis hin zur maximal möglichen Anzahl an Hotels auf einem Feld. Hier lässt sich variieren, um eine Spielrunde schneller oder taktischer zu gestalten. Ähnlich wie in Mario Party lässt sich auch eine maximale Rundenzahl festlegen. Wir belassen alles beim Standard, schließlich wollen wir ein möglichst unverfälschtes Monopoly spielen. Wie die folgenden drei Stunden dann abgelaufen sind, kann man sich denken. Schließlich muss das Spielprinzip von Monopoly nicht weiter erläutert werden. Straßen kaufen, Häuser und Hotels bauen, Geld abkassieren und alle anderen Spieler zur Insolvenz treiben.

Während mein Freund sich alle vier Bahnhöfe unter den Nagel reißt und sich damit einen unschätzbaren Spielvorteil verschafft, rege ich mich zusammen mit seiner Freundin über das Monopoly-Maskottchen auf. Ständig läuft es auf dem Spielfeld herum, gibt Kommentare ab und zitiert bei bestimmten Situationen das Regelwerk. Allerdings kennen wir die Regeln und suchen schon nach zehn Minuten eine Möglichkeit, das Plappermaul um die Ecke zu bringen. Leider offenbart das Optionsmenü nur eine einzige Option: Untertitel an oder aus. Wir sind frustriert und entscheiden uns dann daraufhin Ton komplett abzustellen. Denn auch die Hintergrundmusik ist ein einminütiger Soundloop der schnell anfängt zu nerven. Ein Soundtrack mit einigen schönen Musikstücken wäre die bessere Alternative gewesen.

Monopoly Wii funktioniert natürlich über die Pointer-Funktion der Wii-Fernbedienung. Ähnlich einiger Wii-Sports Spiele kann hier jeder mit einer eigenen Wii-Fernbedienung spielen, oder man nutzt nur eine und reicht diese dann herum. Leider hatte EA keine Lust abseits des Pointers und des A-Knopfes eine Steuerung zu implementieren. Jede Meldung muss mit dem Pointer auf dem Bildschirm bestätigt werden. Selbst wenn man seine Runde abschließen will, muss man auf den Bildschirm zeigen und den A-Knopf drücken, was die berechtigte Frage aufwirft, warum EA nicht beispielsweise den Plus-Knopf entsprechend belegt hat, sodass man diese Dialoge ganz unkompliziert hätte bestätigen können.

Auch an der Aufmachung stören wir uns. Dialogfelder sind im Monopoly-Stil gestaltet und machen den Bildschirm unübersichtlich, da sie sich nicht wirklich vom immer sichtbaren Monopoly-Spielbrett abheben. Ebenfalls verwirrend sind einige Animationen und Menüführungen. Habt ihr beispielsweise wenig Geld und landet auf einem Hotelfeld eines Mitspielers, werdet ihr vom Spiel aufgefordert entsprechend eigene Hotels zu verkaufen oder Hypotheken aufzunehmen, bis ihr den Preis an euren Mitspieler zahlen könnt. Ein Point-and-Klick Abenteuer, das irgendwann nervt. Mein zweiter Freund in unserer Vierergruppe packt die Gelegenheit beim Schopf und drückt den Bankrott-Knopf und verabschiedet sich aus dem Spiel, während der Rest weiterkämpft.

Die Moral von der Geschichte
Fernab von der Qualität des Spiels steht am Ende unserer Spielrunde eines fest: Monopoly Wii zerstört durch seine Automatisierung vieler Spielabläufe den wichtigsten Spaßfaktor: Kommunikation. Ich habe noch nie eine Runde Monopoly gespielt, bei der so wenig geredet wurde. Im Umkehrschluss ist es natürlich wunderbar, dass das Spiel für den Spieler rechnet, allerdings kommt man sich schlicht und ergreifend bescheuert dabei vor, mit der Wii-Fernbedienung auf dem Bildschirm rumzuklicken, Handelsangebote zu machen, anzupassen und abzulehnen, wenn man das auch genau so gut ganz unkompliziert über den Tisch hinweg mit seinem Mitspieler klären könnte.



Die Grafik und Präsentation des Titels gehen dabei sogar noch in Ordnung und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass alles funktioniert. Naja fast alles. Denn offenbar verschmälern die Standard-Einstellungen von Monopoly Wii das klassische Monopoly-Regelwerk. So zahlten wir im Spielverlauf munter unsere Steuern und Geldstrafen, bekamen aber nichts davon zurück, als einer von uns nach einer halben Ewigkeit zum ersten Mal auf dem legendären „Frei Parken“-Feld landete. Auch das Zahlen der Gefängniskaution verwirrte uns gelegentlich, da man dies irgendwie anders in Erinnerung hatte.

Minispiele und weitere Modi
Neben dem normalen Monopoly gibt es zudem die eingangs erwähnte Krösus-Edition. Dabei handelt es sich um eine Art Speed-Monopoly, in dem ohne Geld gespielt wird. Diese haben allesamt eine kurze Spielzeit und sind recht dynamisch. Im Modus „Unternehmer“ spielt ihr nur sechs Runden und müsst möglichst viele Grundstücke für euch beanspruchen. Handelsmöglichkeiten mit den Kontrahenten gibt es dabei nicht. Im Modus „Industrieller“ spielt ihr neun Runden und das Spiel ist durch Ereigniskarten und das Gefängnisfeld leichter zu kippen. Der Modus „Tycoon“ dauert schließlich zwölf Runden und macht es möglich, in jeder dritten Runde mit den Mitspielern zu handeln. Der Spielablauf ist nun wie folgt: Vier Würfel werden geworfen, dann spielen alle ein belangloses Schüttel-Minispiel. Der Gewinner bekommt nun den Würfel mit den meisten Augen und eine entsprechende Anzahl an Steinen, die per Zufall auf dem Spielfeld landen. Je nachdem wo sie landen, erwerbt ihr automatisch Grundstücke. Anschließend würfelt jeder Spieler und zieht mit der Monopoly-Figur um das Spielbrett. Je nachdem wo er landet, finden Ereignisse statt. Zum Beispiel muss man ein Grundstück abgeben, sofern man auf einem gegnerischen Feld landet. Die Ereigniskarten fallen rabiater aus, damit beim sehr dynamischen Ablauf das Spiel ähnlich wie in Mario Party jederzeit gekippt werden kann.

Insgesamt zwölf Minispiele sind in Monopoly Wii enthalten. Diese finden nicht nur in der Krösus-Edition Anwendung, sondern können auch über das Hauptmenü heraus gewählt werden. Das sorgt aber nicht dafür, dass die Spiele in irgendeiner Form mehr Spaß machen. Wirklich spaßig hingegen ist das Krösus-Konzept, dass durchaus eine nette Erfahrung ist, auf die Dauer aber auch nicht übermäßig atemberaubend ist.

Fazit:
Wäre Monopoly Wii eine makellose, spaßige Umsetzung mit vielen Extramodi, so müsste man ganz klar eine Wertung im 9er-Bereich vergeben. So ist es aber nicht und viele Defizite schmälern den Spaß. Dabei ist Monopoly Wii keinesfalls wirklich schlecht, nur sind eben viele Feinheiten ein Auslöser dafür, dass man sich nach der ersten Partie eindeutig dafür entscheidet, nächstes Mal das Brettspiel zu spielen. Monopoly Wii stellt sich in der Umsetzung mangels fehlender Optionsmöglichkeiten, rudimentärer Steuerung und nicht ganz optimaler Präsentation selbst ein Bein. Die Krösus-Edition ist sehr nett, die Minispiele hingegen nicht sonderlich erwähnenswert, sodass diese Features unter dem Strich als nette Dreingabe zu verstehen sind. Im Direktvergleich mit der Brettspiel-Vorlage hinkt Monopoly Wii also an einigen Stellen, weshalb es wirklich nur für Monopoly-Enthusiasten einen Blick wert sein könnte. Wer nur ab und zu eine Partie spielt, der besorgt sich (sofern noch nicht vorhanden) lieber das Brettspiel. Das macht mehr Spaß und ist auch noch gute 15€ günstiger als EAs Software-Variante. Irgendwie merkwürdig, oder?

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Monopoly
Wertungen Beschreibung
6.8Grafik
Zweckmäßige und weitesgehend übersichtliche Präsentation ohne große Raffinesse.
4.0Sound
Nerviger 60-sekündiger Loop als Hintergrundmusik und nicht abstellbare Sprecherkommentare stören bereits nach kurzer Spielzeit.
6.1Steuerung
Funktionierende Pointer-Steuerung ohne weitere Knopfbelegung, sodass wenig Steuerungskomfort beim Navigieren geboten wird.
5.7Gameplay
Funktionierendes Monopoly, das auf Grund vieler suboptimaler Feinheiten und fehlendem Kommunikationsaspekt mit den Mitspielern nicht dauerhaft begeistern kann.
5.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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