Review von Kamil Witecy (mail) | 28.10.2010
Electronic Arts ist für informierte Videospieler vor allem ein Synonym für eins: jährliche Sportspielupdates. Alle Jahre wieder veröffentlicht der im kalifornischen Redwood City angesiedelte Großkonzern neue Versionen seiner breit gefächerten Sportspielmarken. Egal ob American Football, Golf, Basketball, Fußball oder Eishockey – Sportfans kommen jährlich auf ihre Kosten. Dies gilt auch für diejenigen, denen es aufgrund langwieriger Sesselaktivitäten nicht mehr möglich ist, ihren Lieblingssport aktiv auszuführen beziehungsweise sich einfach nicht mit dem nötigen Talent gesegnet sehen. In dieser Situation bietet es sich geradezu an, zumindest virtuell im Rahmen seines Lieblingssportes nach Ruhm und Ehre zu greifen. In Europa besonders beliebt: der Fußballsport. Die von Electronic Arts in dieser Sparte eingesetzte FIFA-Serie konnte bisher schon satte vierzehn Mal die nötige Abhilfe schaffen.
Nun wirft Electronic Arts mit FIFA 09 den fünfzehnten Ableger der Reihe auf den Videospielmarkt, der in der Wii-Fassung den obligatorischen Beinamen All-Play spendiert bekommen hat. Ein weiterer Versuch seitens EA, die Sportspiele auf Wii wirklich jedem zugänglich zu machen. Während für beinharte Fans der Serie ein neuer Pflichtkauf bevorsteht, drängt sich für alle anderen die berechtigte Frage auf, ob es FIFA 09 mit Hilfe einer überarbeiteten Wii-Steuerung schaffen kann, endlich über den Status eines weiteren, unspektakulären Jahresupdates hinauszukommen.
Never change a winning team
Was die FIFA-Serie seit jeher ausmacht, ist die umfangreiche, fast schon bombastisch große FIFA-Lizenz, die es erlaubt, offizielle Spielernamen, Trikots, Sponsoren, Stadien und sogar originalgetreues Schuhwerk zu verwenden. Die Zahlen sprechen auch dieses Mal Bände: Mit über 30 lizenzierten Ligen und im Gegensatz zum Vorgänger um 15 erweiterte Stadien, in denen mehr als 15.000 virtuelle Profispieler ihr fußballerisches Können unter Beweis stellen, ist FIFA 09 zumindest in dieser Hinsicht jeglicher Konkurrenz meilenweit voraus. Doch auch in anderen Bereichen kann Electronic Arts’ Interpretation des beliebten Ballsportes deutlich punkten und lässt bei den Hobby-Kickern vor der Konsole kaum Wünsche offen. FIFA 09 wartet mit einer Fülle von genretypischen Spielmodi auf, wobei das Hauptaugenmerk einmal mehr auf dem umfangreichen Turnier-Modus liegt. Hier kann man zum einen an zahlreichen Pokalwettbewerben (DFB-Pokal, F.A. Cup, Copa de Espana z.B.) teilnehmen, zum anderen auch komplette Saisons (Deutsche Bundesliga, Premier League z.B.) von insgesamt 30 verschiedenen Ligen nachspielen. Zudem lassen sich auch individuelle Turniere vom Spieler erstellen. Egal ob Mannschaftsanzahl, Teamauswahl oder Spielmodi – ihr bestimmt, wie euer Turnier aussehen soll.

Weiterhin buhlt auch der Herausforderungsmodus wieder um die Gunst der Spieler: Hier werden sie sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen und müssen sich in eine bereits laufende Partie integrieren. Ein immer vorab festgelegtes Ziel gibt an, wie viele Tore erzielt werden müssen, um die Herausforderung erfolgreich abzuschließen. So muss beispielsweise ein Rückstand binnen weniger Minuten noch egalisiert oder ein Hattrick in einer bestimmten Zeit geschafft werden. Eine gute Möglichkeit, auch in schwierigen Situationen sein fußballerisches Geschick unter Beweis zu stellen.
Darüber hinaus können Multiplayer-Freunde in Freundschaftsspielen zeigen, wer der bessere Fußballer ist. Dabei ist es FIFA-typisch auch wieder möglich, mit insgesamt vier Spielern in einer Mannschaft gegen den Computer anzutreten und so auch sämtliche Liga- und Pokalspiele zu bestreiten. Auch 2 vs. 2-Matche sowie Turniere mit mehreren Spieler gesteuerten Mannschaften sind natürlich wieder möglich. Für Multiplayerspaß ist also auch in FIFA 09 wieder gesorgt.
Lobenswert zu erwähnen ist der umfangreiche Managermodus, der anders als noch im Vorgänger nun endlich auch seinen Weg in die Wii-Version gefunden hat. Als potentieller Top-Manager, der auch den Part des Trainers übernimmt, sucht man sich zu Beginn einen beliebigen Verein aus und muss von Spielzeit zu Spielzeit die Erwartungen des Vorstands erfüllen. Diese zeigen sich insgesamt gesehen durchaus abwechslungsreich und erstrecken sich vom Erreichen eines gewünschten Tabellenplatzes über Verlängerung der Spielerverträge bis hin zum Erspielen eines bestimmten Geldbetrages. Hierfür müssen zum einen Spiele siegreich beendet, Zuschauereinahmen maximiert und auch neue Sponsoren gewonnen werden, die euch mit kräftigen Finanzspritzen unterstützen und so auch die Verpflichtung von neuen Topstars ermöglichen. Denn wie auch in anderen Managerspielen seid ihr neben Taktik, Training und Aufstellung auch für sämtliche Transferaktivitäten eures Clubs verantwortlich, was viele Möglichkeiten für Fußball begeisterte Taktiker ermöglicht.
Bei den ausgetragenen Spielen eures Vereins kann jeweils ausgewählt werden, ob der Computer eine schnelle bzw. visuelle Simulation durchführen soll oder ob ihr selbst ins Spielgeschehen eingreift. Während letzteres klar sein sollte, wird bei der schnellen Simulation in Sekundenschnelle das Endergebnis der Partie simuliert und euch angezeigt. In der visuellen Simulation wird hingegen eine Art Zeitstrang eingeblendet, der euch stichwortartig über die wichtigsten Ereignisse auf dem grünen Rasen informiert. Zusätzlich können während der laufenden Partie Auswechslungen getätigt und andere taktische Maßnahmen umgesetzt werden.
Durch die Nintendo WiFi-Connection können auch in FIFA 09 wieder Spiele online ausgetragen werden. Nachdem die dafür notwendige Registrierung bei EA abgeschlossen ist (dafür gibt es EA-typisch glücklicherweise wieder keine Freundescodes!), kann man sich Mann gegen Mann mit Spielern aus aller Welt messen. Wenn man möchte, kann man sich auch auf Punktspiele einlassen, die euch in eurem Ranking auf- und absteigen lassen. Hinzu kommt die Möglichkeit, in interaktiven Ligen teilzunehmen. In diesem Modus wählt man einen Lieblingsverein aus und vertritt ihn über die ganze Saison. Dabei entscheiden die Ergebnisse, die man selbst erzielt hat, und die Ergebnisse der anderen Online-Spieler mit demselben Lieblingsclub darüber, welcher Tabellenplatz letztendlich belegt wird. Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass es in unserer Testphase bei den Onlinematches zu einigen vereinzelten Spielabbrüchen gekommen ist.
Der von Electronic Arts groß vermarktete Be-A-Pro-Modus, den man mittlerweile auf allen anderen Plattformen findet, sucht man jedoch auch dieses Jahr auf der Wii vergebens. Wieso das so ist, bleibt weiterhin ein kleines Rätsel. Gleiches gilt übrigens auch für die Adidas Live-Saison, die die 360- und PS3-Version von FIFA 09 auf Wunsch mit noch mehr Realismus versorgen und wöchentliche Spielerform-Updates durchführen. Dafür dürft ihr euch in einer Fußball-Akademie in mehreren Lektionen mit der Steuerung vertraut machen und gewonnene Punkte für eure Leistungen wie Hattricks oder Spiele ohne Gegentore im FIFA-Shop in neue Trikots, Bälle oder Stadien investieren.
Neben den normalen Modi und dem Online-Angebot gibt es noch die so genannte „Trickii-Party“, die exklusiv in der Wii-Version zu finden ist. Dieser Modus beinhaltet verschiedene Minispiele, die für eine gehörige Portion Mehrspielerspaß sorgen sollen und mit einer Mii-Unterstützung daherkommen. Unglücklicherweise sind die meisten Minispiele jedoch 1:1 aus FIFA 08 übernommen worden. Somit darf man unter anderem gegen die integrierten Mii-Figuren der beiden Testimonials Ronaldinho und Kuranyi antreten und sich im Tischkickern, Balljongieren und Torwandschießen beweisen. Neu ist der „8 gegen 8“-Modus. Hier könnt ihr mit euren Mii-Figuren in einem sehr arcadelastigen Fußballmatch um die Wette kicken. Eine durchaus spaßige Angelegenheit, sofern man sich nicht schon im Voraus vom kindischen Look abschrecken lässt. Besonders mit mehreren Freunden kann der Modus punkten und stellt eine solide Ergänzung zum restlichen Spiel da. Zudem hat man sich in diesem Modus die Kommentatoren gespart, was den ein oder anderen sehr freuen dürfte.

Eine (Pro) Evolution (Soccer) der Steuerung
Die mit Abstand größte Neuerung des aktuellen FIFA-Ablegers ist jedoch die Steuerung, die im Vergleich zu FIFA 08 generalüberholt wurde. Wie unschwer zu erkennen ist, haben die Mannen von Electronic Arts zum Genrekonkurrenten Pro Evolution Soccer aus dem Hause Konami geschielt - und anscheinend hat ihnen gefallen, was sie gesehen haben. Denn wie Pro Evolution Soccer Wii es schon im Frühjahr dieses Jahres vorgemacht hat, basiert die neue Steuerung von FIFA 09 vor allem auf der Unterstützung der Wii-Pointerfunktion. Das bedeutet im Klartext, dass man via Wii-Remote einen Cursor auf dem Spielfeld bewegen kann, mit dessen Hilfe Pässe und Schüsse markiert und somit präzise gespielt werden können. Seid ihr also in Ballbesitz und wollt das runde Leder zu einem eurer Mitspieler passen, visiert ihr diesen an und drückt die A-Taste. Beim Passen muss jedoch nicht zwingend ein Mitspieler ausgewählt werden, sodass auch einfach ein Pass in den freien Raum gespielt werden kann, der im Idealfall die gegnerischen Abwehreihen zerpflückt und zum tödlichen Pass avanciert. Dies ist vor allem auch deswegen möglich, weil sich die Stürmer in FIFA 09 in vielen Fällen clever freilaufen. Eher negativ zu betrachten ist der Umstand, dass ihr in der Wii-Version keine Möglichkeit habt, zwischen einem flachen Pass und einer Flanke zu unterscheiden. Dies geschieht beim Passen mit dem A-Knopf automatisch und ist abhängig von der jeweiligen Entfernung eures Teamkameraden. Seid ihr also beispielsweise im Spielaufbau und spielt einen Mitspieler an, der sich nur wenige Meter neben euch befindet, wird automatisch ein flacher Pass gespielt, während ihr bei einem Flügellauf und dem Anvisieren des gegnerischen Strafraumes zu einer Flanke ansetzt. Dies funktioniert in der Regel auch sehr gut, dennoch wird dadurch ein Teil der spielerischen Freiheit und Kreativität genommen.
Die restlichen Steuerungselemente orientieren sich hingegen stark an der Vorgängerversion. Mit dem Analogstick des angeschlossenen Nunchuks läuft ihr mit euren Spielern über den grünen Rasen, während ihr mit dem B- oder Z-Knopf einen Sprint hinlegen könnt und via Steuerkreuz der Wii-Remote einige Tricks, wie beispielsweise Übersteiger und Körpertäuschungen, hinlegen könnt. Ein probates Mittel, um kurz vor der Strafraumgrenze die gegnerische Abwehrreihe vor Probleme zu stellen oder an den Außenverteidigern vorbeizumarschieren, um eine gefährliche Flanke in den Strafraum zu schlagen.
Seid ihr in einer guten Schussposition und wollt aufs Tor abziehen (manche Fußballer würden sagen: „einen latzen“), müsst ihr die Wii-Remote schütteln: Je kräftiger die Bewegung ausfällt, desto härter wird der Schuss. Um das runde Leder aber wirklich im Netz zu versenken, solltet ihr im Idealfall euer Ziel vorher mit dem Cursor anvisieren, um den Ball nicht meilenweit am Tor vorbeizuhämmern, was im Eifer des Gefechts manchmal (gerade am Anfang) etwas hektisch werden kann. Die Dosierung der Stärke des Torschusses fällt im Vergleich zu FIFA 08 ein wenig leichter und präziser aus, dennoch lässt sich weiterhin darüber streiten, ob eine Knopfbelegung beim Torschuss nicht doch besser und genauer wäre. Eine optionale Möglichkeit, die dem Spieler die Wahl lässt, wäre für zukünftige Ableger vielleicht die beste Option. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Schuss durch das Neigen der Wii-Fernbedienung anschneiden zu können. Dies ist besonders bei Freistößen und Ecken vorteilhaft, da man so den Ball um die Mauer herumzuzirkeln und in den Giebel hämmern beziehungsweise eine scharfe Flanke in den Strafraum schlagen kann.
Die Arbeit in der Verteidigung läuft dagegen wesentlich simpler ab. Seid ihr nicht in Ballbesitz, wird mit dem A-Knopf zwischen den Spielern gewechselt, während ihr im Prinzip lediglich den B-Knopf gedrückt haltet, um im Idealfall dem Angreifer den Ball abzujagen. Wollt ihr hingegen zu härteren Bandagen greifen, könnt ihr durch das Schütteln der Wii-Remote bzw. des Nunchuks zu einer dynamischen, wenn auch teilweise übertrieben starken Grätsche ansetzen. Doch auch in FIFA 09 gilt natürlich die Regel, möglichst nicht schräg von der Seite und schon gar nicht von hinten anzugreifen, da der Schiedsrichter euren Spieler sonst vorzeitig zum Duschen schickt. Zu guter letzt wurde glücklicherweise auch das Einwurfsystem ein wenig überarbeitet. Während man in FIFA 08 noch Wii-Remote und Nunchuk nach vorne schwingen musste, was zwar realistisch anmutetet, in der Praxis aber eher nervte und unpräzise war, muss nun nur noch ein Spieler angewählt und mit der Wii-Remote gerüttelt werden.
Insgesamt gesehen geht die neue Steuerung mit etwas Eingewöhnungszeit sehr flott und gut von der Hand und ermöglicht ein kreativeres Passspiel, was wirklich schöne, taktisch ausgeklügelte Spielzüge zur Folge haben kann. Dennoch ist gerade im Bereich der Torschüsse noch Luft nach oben. Auch die Möglichkeit, selbst entscheiden zu können, ob man einen flachen Pass spielen oder zu einer Flanke ansetzen möchte, sollte Electronic Arts im Nachfolger nicht unter den Teppich kehren.
Wie schon in FIFA 08 und vor allem auch, um den Titelzusatz All-Play gerecht zu werden, wurde auch diesmal mit dem Family-Modus, der für Einsteiger konzipiert ist und nur die Wii-Remote benötigt, eine stark vereinfachte Steuerung integriert, die nur die wichtigsten Aktionen dem Spieler selbst überlässt. Der Computer übernimmt das Laufen und Positionieren, während der Spieler nur für die Aktionen (sei es das Schießen oder das Flanken) zuständig ist. Diese Aktionen beschränken sich auf zwei Knöpfe (A und B) und einige Wii-Remote-Bewegungen. Dies funktioniert prinzipiell ganz gut, ist für geübte Spieler jedoch nicht mehr als ein schlechter Witz.
Erfreulich ist hingegen die Tatsache, dass die Entwickler abseits der Steuerung mit Wii-Remote und Nunchuk auch eine herkömmliche Kontrolle bereitgestellt haben. So können Traditionalisten auch mit dem Classic-Controller und GameCube Pad bolzen. Eine gute Ergänzung, auch wenn die Steuerung mit dem Classic-Controller gerade am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig ausfällt.
König Fußball – altbewährt und dennoch gut
Hat man sich mit dem neuen Steuerungsschema vertraut gemacht, steht dem eigentlichen Spiel nichts mehr im Wege. Fast nichts. Denn vorab empfiehlt es sich nach der Auswahl seiner Mannschaft, einen Blick auf das Team-Management zu werfen, um der Mannschaft den letzten Feinschliff zu verpassen. Außerdem können im Vorfeld auch eigene Transfers getätigt werden. Sei es, um die Kader aktuell zu halten oder sich sein eigenes Dream-Team zusammenzubauen. Einen Editor-Modus, in dem man einzelne Spieler in ihren Werten bzw. ihrem Aussehen bearbeiten kann, sucht man in FIFA 09 All-Play hingegen vergebens.

Nachdem eine Startelf festgelegt und eine passende Taktik ausgesucht ist, kann endlich zum Anstoß gebeten werden. Das Gameplay ist, wie man es von FIFA gewohnt ist, rasant und ausgewogen. Wir sehen immer noch Spieler wie Cristiano Ronaldo, die den Ball geschmeidig im Lauf annehmen und einige Haken schlagen, um mit einem gekonnten Hackentrick einen Torschuss vorzubereiten. Auch freuen sich die virtuellen Kicker immer noch euphorisch über jeden geschossenen Treffer und lassen nach jedem kassierten Tor die Köpfe hängen, während sie sich nach einem Tackling theatralisch noch einige Male überschlagen und im nächsten Moment schon wieder zum schmerzfreien Sprint ansetzen – FIFA 09 präsentiert Fußball größtenteils so, wie es die Profis Woche für Woche vormachen.
Hinzu kommen Details wie Erschöpfungserscheinungen bei Spielern, die viel laufen, und die Möglichkeit, eigene Formationen und Strategien zu entwickeln, um den Gegner effektiv ausspielen zu können. Auch verfügt wieder jeder Spieler über seine eigenen Stärken und Fähigkeiten. Während der argentinische Jungstar Lionel Messi die Zuschauer mit seinen Tricks verzaubert und zusammen mit Nationalspieler Philipp Lahm fast jedem davon sprintet, zeigen sich Stürmerstars wie Wayne Rooney oder Thierry Henry gewohnt eiskalt vor dem Tor.
Ob man das Gameplay von FIFA im direkten Vergleich zu der Konkurrenz aus dem Hause Konami besser oder schlechter findet, lässt sich pauschal nicht so leicht beantworten und ist geschmacksabhängig. Fakt ist aber, dass die FIFA-Reihe in den letzten Jahren im Vergleich zum bis dato als Realitäts-Weltmeister gefeierten Pro Evolution Soccer enorm aufgeholt hat. Dennoch dürfte die Masse derer, die Pro Evolution Soccer besonders im Bereich der Ballphysik noch weit vorne sehen, nicht gering sein. Denn noch immer wirkt der Ball in FIFA zu leicht und viele der Schüsse donnern wie an einer Schnur gezogen in Richtung Tor. Dies führt auch dazu, dass sich einige Tore aus bestimmten Spielsituation zu oft wiederholen und fast sichere Treffer sind. Dafür hat FIFA im Bereich der Spieleranimationen, die dieses Jahr noch weiter verfeinert wurden, die Nase vorn.
Diverse Kameraeinstellungen fangen das Spiel dabei aus verschiedenen Blickwinkeln ein, wobei die Standardperspektive das Spielgeschehen diesmal wieder wie gewohnt von der Seite wiedergibt und nicht wie noch in FIFA 08 hinter dem Tor platziert ist. Zusätzlich kann man im Optionsmenü einstellen, ob Tipps während des Spiels eingeblendet werden sollen oder nicht. Diese sind zwar besonders anfangs durchaus hilfreich, stören aber nach der Zeit, da die ständigen Einblendungen dem Überblick auf dem Spielfeld schaden. Dies ist auch dann der Fall, wenn ihr eure Wii-Remote nicht mehr in Richtung der Sensorbar haltet und ein nerviges Icon eingeblendet wird.
Höhen und Tiefen einer Fußballmarke
Auf visueller Seite hat sich im Gegensatz zu FIFA 08, mit Ausnahme der wesentlich besser gestalteten Menüs, eher wenig getan. Die auch in der Wii-Version durchaus detaillierten Stadien tragen einmal mehr zu einer authentischen Atmosphäre bei, auf dem Platz selbst gibt es realistische und geschmeidige Animationen zu bestaunen, während diverse Witterungsbedingungen und Zwischensequenzen den guten Gesamteindruck abrunden und einem Pro Evolution Soccer voraus sind. Bei näherer Betrachtung fallen jedoch die teilweise undetaillierten bis fast künstlich wirkenden Spieler negativ auf. Auch die Tatsache, dass abgesehen von wirklich bekannten Fußballern anderen Spielern wesentlich weniger Beachtung geschenkt wurde und einige sogar nur sehr schwer zu erkennen sind, trübt den Gesamteindruck. Gerade im Bereich der Gesichtsanimationen hat Pro Evolution Soccer mit seinen deutlich natürlicher wirkenden Gesichtszügen die Nase vorn, auch wenn natürlich auch dort das Hauptaugenmerk auf den bekanntesten Fußballspielern liegt. Insgesamt ist die Grafik auf einem soliden Niveau anzusiedeln und läuft stets ruckelfrei über den Bildschirm, kommt aber zu absolut keinem Zeitpunkt an die Leistung der Versionen für PS3 und XBox360 heran, die dieses Jahr noch opulenter daherkommen.
Soundtechnisch schwankt FIFA 09 auch dieses Jahr wieder stark in seiner Qualität. Wie in den vielen Vorgängerversionen kommentieren zwei Fachleute, diesmal wieder in Person von Tom Bayer und Sebastian Hellmann, die Ereignisse auf dem grünen Rasen. Die teilweise wirklich netten Anmerkungen, vor allem bei Derbys, werden von hin und wieder fast schon peinlich anmutenden Fußballphrasen überschattet, die sich zudem sehr schnell wiederholen und daher auf Dauer nerven. Außerdem sind viele Kommentare so speziell auf bestimmte Situationen bezogen, dass sie häufig einfach deplatziert wirken. Auffällig in der Wii-Version ist die Kommentatorenphrase, dass sich Spieler nach eigener Grätsche selbst verletzt haben sollen und angeblich nicht mehr weiterspielen können, was jedoch eigentlich nie der Fall ist. Insgesamt wirkt es ein wenig so, als ob man sich mit der Optimierung der Kommentatoren kaum noch Mühe gegeben hat, auch wenn es sicherlich nicht die leichteste aller Aufgaben in einem Fußballspiel darstellt.
Die Soundeffekte hingegen überzeugen mal wieder auf ganzer Linie: Das Publikum im Stadion honoriert die Aktionen der Spieler fachgerecht mit tosendem Applaus, vereinsspezifischen Gesängen, enttäuschtem Aufstöhnen und vereinzelten Pfiffen, während ein wieder gelungener Soundtrack die Menüs passend untermalt. Zudem besteht voller Dolby Pro Logic II-Support. Vorbildlich! Fazit: Jedes Jahr dasselbe Dilemma: kaufen oder nicht kaufen? Auch wenn FIFA 09 immer noch den faden Beigeschmack eines reinen Jahresupdates hinterlässt, unterscheidet es sich gerade durch die abgekupferte, pardon, überarbeite Steuerung doch merkbar von seinem Vorgänger. Das Point'n'Click-Gekicke funktioniert nach einer Eingewöhnungsphase wirklich gut und ermöglicht ein präzises Passspiel, was zu vielen taktisch klugen Spielzügen einlädt, auch wenn die Steuerung noch nicht in allen Bereichen perfekt daherkommt. Darüber hinaus bietet das Spiel wie immer eine bombastische Integration der Lizenzen, einen mehr als nur ordentlichen Umfang, ein mehr als gelungenes Gameplay, einen guten Soundtrack und noch akzeptable Grafik. Wer FIFA persönlich vor der Marke aus dem Hause Konami sieht und die Wii-Steuerung einer besseren Präsentation vorzieht, wird an FIFA 09 All-Play mit Sicherheit seine Freude haben.
Von Kamil Witecy
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| Wertung für das Spiel Fifa 09 All-Play | |
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| 7.1 | Grafik Feine Spieleranimationen, tolle Stadien, flüssige Framerate und ansehnliche Spielermodelle, die jedoch gerade im Gesichtsbereich teilweise zu undetailliert daherkommen. Dennoch bietet FIFA09 kaum etwas, was nicht auch auf dem GameCube möglich gewesen wäre. | |
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| 8.0 | Sound Ein gewohnt guter Soundtrack und eine realistische Stadionkulisse treffen auf ein Kommentatoren-Duo, das die Nerven der Spieler mit teils wirklich deplatzierten Phrasen strapazieren. | |
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| 8.5 | Steuerung Die Point'n'Click-Steuerung ist eine gelungene, wenn auch nicht eigene Neuerung, die mit ein wenig Eingewöhnung gut von der Hand geht, aber in einigen Bereichen noch ein wenig Feinschliff vertragen könnte. Zudem werden für Traditionalisten optionale Steuerungsmöglichkeiten geboten. | |
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| 8.3 | Gameplay Die umfangreichen Spielmodi, der gute Manager-Modus, der Online-Modus und die Minispiele sorgen für viele Stunden Spaß. Das Geschehen auf dem Platz ist gewohnt actionlastig und verspricht durch die neue Steuerung grandiose Spielzüge, auch wenn FIFA gerade im Bereich der Ballphysik noch weiter an sich arbeiten sollte. | |
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| 8.2 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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