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Marvel Ultimate Alliance
Review von Tim Herrmann (mail) | 19.01.2007

Marvel boomt! Das wissen wir nicht erst, seitdem die Welt darauf wartet, dass Spider-Man im Mai endlich zum dritten Mal das Kino-Manhattan rettet. Schon die zwei vorangegangenen Streifen mit dem Spinnenmenschen wussten die Zuschauer zu begeistern und auch die X-Men Trilogie lockte viele Mutantenfans vor die Leinwände. Der grüne Wüterich Hulk bekam seinen eigenen Spielfilm spendiert und auch die Fantastic Four durften im Kino die Bösewichte verhauen. Die dazugehörigen Spiele waren – bis auf einige Ausnahmen – keine Glanzlichter im Dschungel etlicher misslungener Lizenztitel, deren einziger Kaufgrund das schöne Cover mit den Promis aus Film und Fernsehen war. Trotzdem konnte man die „Filmversoftungen“ zu den Marvel-Streifen auch nur selten als wirkliche Softwaregurken bezeichnen.
Wie das jetzt mit dem neuesten Streich aus dem Marvel-Universum, Marvel - Ultimate Alliance, aussieht, erfahrt ihr in unserem Test.

Eine Information vorweg: Falls ihr nicht der englischen Sprache mächtig seid, könnt ihr euch das Spiel eigentlich abschminken. Zwar könnt ihr es auf euren europäischen Wiis problemlos spielen, allerdings hat Activison sich - aus welchen Gründen auch immer - dagegen entschieden, eine spezielle deutsche Version zu veröffentlichen.



Bösewichte verprügeln in Echtzeit

Das Spiel startet entweder im leichten oder normalschweren Modus nach sieben (!) Einblendungen von Logos, Lizenzbestimmungen und sonstigen Vorweginfos gleich rasant: Die erste Mission, nämlich das Hauptquartier vor der vollständigen Zerstörung zu erretten, dient gleichzeitig als seichtes Tutorial. Hier lernt man die Steuerung der vier Helden (anfangs Spider-Man, Thor, Wolverine und Captain America) erst einmal kennen, erfährt, wie man welche Handlung ausführt. Natürlich gehört es auch unweigerlich zum Repertoire, die Gegner ordentlich vermöbeln zu können. Hierbei ist Herumfuchtelei tatsächlich erst einmal Standard. Anfangs ist man immer gut bedient, wenn man die Wiimote einfach schüttelt, dann wird man die Gegner irgendwie mit Sicherheit ausschalten. Das bedauernde „leider“ ist bewusst weggelassen worden, denn dieser Umstand ist eigentlich kein Problem.
Später, wenn man etwas abgeklärter im Spiel ist, wird man die Steuerung allmählich in Fleisch und Blut aufnehmen und auch seine Angriffsarten variieren, je nachdem, welche zur derzeitigen Situation am besten passt. Hierbei gibt es im Wesentlichen vier Möglichkeiten: die Wiimote nach oben schwingen, die Fernbedienung zur Seite bewegen, den Controller schütteln oder ihn nach vorne stoßen. Das Ganze mit B kombiniert ergibt mächtigere Spezialangriffe, die mit steigendem Level neu erlernt werden und die bestimmte Effekte haben, ob sie nun alle Gegner im Umkreis angreifen, nur einen sehr stark beschädigen oder alle Kontrahenten in einer Reihe verletzen. Die Steuerung funktioniert größtenteils gut, allerdings hat man nur selten Gelegenheit dazu, sich im Eifer des Gefechts eine Angriffsart zu überlegen. Deswegen gilt auch hier meistens: Schütteln siegt. Nur, wenn man einen Spezialangriff ausführen möchte, kommt es auf die korrekte Bewegung an und auch in diversen kurzen Zwischensequenzen, in denen man zum Beispiel Bomben entschärfen muss, muss man schnell und exakt eine vorgegebene Bewegung ausführen, um weiterzukommen.
Ein weiteres Detail der Steuerung ist, dass man immer nur einen Helden selber bewegt und diesen direkt befehligt. Alle anderen handeln automatisch und lassen sich nur kontrollieren, wenn man ihnen explizit aufträgt, denselben Gegner anzugreifen wie der spielende Charakter oder sich aus dem Getümmel herauszuhalten und sich zu verteidigen. Leider lässt sich hierbei nur die Gruppe als Ganzes befehligen, einzelnen Charakteren spezifische Aufgaben zu geben, ist nicht möglich.
Einen ganz klaren Minuspunkt in Sachen Steuerung erhält die Kamera. Es ist zwar möglich, sie frei zu schwingen, indem man den Nunchuk nach rechts oder nach links dreht, allerdings entpuppt sich dieses Feature sehr schnell als ziemlicher Flop. Denn, wenn man die Hand samt Nunchuk nicht ganz ruhig und gerade in der Luft hat, sondern sie entspannt in den Schoß legt, fängt die Kamera sofort an, im Kreis zu schwingen. Bei wichtigen Kämpfen kann dies verheerend sein, wenn man eigentlich auf den Gegner zulaufen möchte, dann aber aufgrund der ungewollten Kameradrehung doch einen kleinen, aber entscheidenden Schlenker zur Seite macht.


Marvel-Models…?
Nächster Negativpunkt: Grafik. Sie ist definitiv nicht auf Next-Generation-Niveau und wäre so, wie sie auf Wii ist, fast schon auf dem Nintendo DS möglich gewesen. Explosionen oder Feuerbälle sind relativ unschön anzusehen. Auch ansonsten sind Texturen und Charaktermodelle nicht sonderlich scharf, die Spielfiguren manchmal schwer voneinander zu differenzieren. Schade, denn gerade in sehr hübschen animierten Zwischensequenzen kann man erkennen, wie gut die Kostüme der Helden und die Charaktere selber aussehen. Nichtsdestotrotz hat die Unschärfe im Spiel Konsequenzen: In Bosskämpfen beispielsweise, wenn die Kamera automatisch nach oben schwenkt (oder sich wegen einer ungewollten Nunchuk-Drehung sonst wohin dreht…), sind die Helden so klein, dass man sie kaum noch auseinander halten kann. Wenn dann auch noch andere Gegner durch die Gegend laufen, ist der Ofen endgültig aus. Eindeutig ein Minuspunkt, denn als spielender Charakter möchte ich während des Spiels doch ganz gerne wissen, ob ich der bin, der sinnlos gegen die Wand tritt oder der, der gerade auf eine große Echse verdrischt…
Die Musik dagegen bewegt sich auf solidem Niveau. Sie begeistert nicht unbedingt beim Spielen, passt aber immer zur Atmosphäre und hält stets eine mystische sowie eine actiongeladene Komponente bereit. Beim Thema Töne ist auch die hervorragende und ausdrucksvolle Sprachausgabe zu erwähnen. In den Zwischensequenzen ist sie synchron zu den Mundbewegungen und im normalen Dialog mit anderen Charakteren mit Textkästen unterlegt, die glücklicherweise jederzeit abgebrochen werden können.



Wie ist das Spiel aufgebaut?

Marvel - Ultimate Alliance läuft strikt linear ab. Das Prinzip „Mission – Geschichte – Mission“ ist allgegenwärtig. Es gibt einen vorgegebenen Weg durch einen Level, auf dem es gilt, plötzlich erscheinende Handlanger des Bösen auszuschalten. Der Entdeckeraspekt und anspruchsvolle Rätsel sind bei diesem Ablauf Mangelware. Wenn man dann einige Zwischengegner und einen Endgegner zu Staub verarbeitet hat, geht es auf direktem Weg wieder zurück ins Hauptquartier von S.H.I.E.L.D. Hier kann man sich dann entscheiden, was man machen möchte: Will man sich direkt in den nächsten Problemfall stürzen oder möchte man ein paar Informationen vor dem Aufbruch haben, die einem mehr verraten über die Geschichte, über einige Helden oder über die anstehende Mission? Letzteres ist immer empfehlenswerter, denn fast jeder Charakter, den man im StarkTower (so der Name des HQs) trifft, hat irgendetwas zu sagen. Mit der Zeit taucht man immer tiefer in die komplexe und mysteriöse Geschichte ein, die von Verrat und Überraschungen geprägt ist, immer bei Laune hält und alles andere als ein Alibi ist. Die verschiedenen berühmten Marvel-Promis haben außerdem einige wissenswerte Dinge über sich selbst zu berichten und machen die ganze Spielwelt dadurch etwas „lebendiger“.
Insgesamt ist es jedoch schade, dass man nicht mehr aus der Tatsache gemacht hat, dass alle spielbaren Charaktere Helden mit Superkräften sind. Was wären schöne Rätsel möglich gewesen, in denen man eine Flammenwand der menschlichen Fackel hätte erzeugen müssen, um eine wegversperrende Hecke zu verbrennen? Was hätte das Spiel an Charme gewonnen, wenn Thor einen Blitz hätte erzeugen müssen, um eine elektrische Maschine in Gang zu setzen? Was wäre das Spiel komplexer geworden, wenn man große Abgründe mit einer Eisbrücke von Iceman hätte überwinden müssen?

Was gibt es noch zu tun?
Nachdem oder während man die Welt rettet, kann man noch mehr Dinge mit dem Spiel anstellen. Zum Beispiel gibt es eine sofort verfügbare Review-Bibliothek, in der man sich Artworks oder Videos aus dem Spiel ansehen kann, sobald man sie im Abenteuermodus freigespielt hat.
Dazu gibt es auch noch zwei Arten von Multiplayer. Mitten im Spiel können sich nämlich bis zu drei Freunde anschließen und retten dann gemeinsam, jeder als ein Superheld, die Welt. Der andere Modus ist ein Arcademodus, bei dem die Spieler gegeneinander kämpfen.
Mit Discs, die irgendwo in der Welt verstreut liegen, lassen sich so genannte Helden-Missionen starten, die exklusiv für die Wii-Version des Spiels entworfen wurden und die eine Geschichte aus der Vergangenheit verschiedener Helden erzählen. Sehr spielenswert.

Fazit:
Marvel - Ultimate Alliance ist natürlich kein perfektes Spiel. Auf jeden Fall ist es aber auch keine Softwaregurke, wie man es von anderen Lizenzspielen ja leider oft gewohnt ist. Es hat einige Schönheitsfehler (bitte wörtlich verstehen) und Macken in der Steuerung. Auch der Umstand, dass das Spiel die grauen Zellen nicht durch Rätsel o.Ä. fordert, fällt nicht unbedingt positiv ins Gewicht. Wenn man das Spiel aber trotz dieser Faktoren als Ganzes betrachtet, muss man sagen, dass es sehr wohl irgendwie Spaß macht. Die Geschichte weiß zu begeistern und spätestens, wenn man mit einer Superkraft eine ganze Horde aus Gegnern ausschalten kann, kommt Freude auf. Für Marvel-Fans ist das Spiel ein Muss, weil eigentlich alles und jeder, der mit den Comics zu tun hat, auch irgendwo vorkommt. Wer also etwas mit Superhelden anfangen kann, Action mag und auch gerne einmal Stürme erzeugen könnte, macht mit dem Spiel nichts falsch. Und alle anderen eigentlich auch nicht.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Marvel Ultimate Alliance
Wertungen Beschreibung
6.3Grafik
Unschöne Feueranimationen, allgemein schwaches Niveau und zu kleine Helden, wodurch Unübersichtlichkeit entsteht. Dafür sehr schicke Zwischensequenzen.
7.8Sound
Atmosphärische Lieder, die eigentlich immer passen, mystisch, aber nichts Großartiges sind. Dafür tolle und ausdrucksvolle Sprachausgabe.
6.8Steuerung
Schläge, Tritte und Hiebe sowie Spezialattacken sind mit Wiimote gut beherrschbar. Allerdings nervt die ungewollte Kameradrehung via Nunchuk und die teilweise vorhandene Ungenauigkeit.
7.5Gameplay
Das Spiel ist zu linear und geht in keiner Weise an die Gehirnsubstanz. Ansonsten macht das Gegnerverkloppen Spaß und Handlung und Atmosphäre sind auf einem hohen Niveau.
7.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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