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Wild Earth: African Safari
Review von Andreas Held (mail) | 06.10.2008

Zusammen mit den Casual Games wurden auch die von Nintendo auf diesen Namen getauften "Brückenspiele" geboren. Dabei handelt es sich um Titel, die Elemente aus beiden Spielegattungen vermischen. Ein gutes Beispiel dafür war Endless Ocean: Das Spiel war sehr simpel gehalten, vertraute auf eine einfachst gehaltene Wiimote-Steuerung und es gab keine Möglichkeit, zu sterben. Dafür konnte der Spieler trotzdem einen kleine Bucht frei erforschen, viele Dinge sammeln und eine Story beenden. Ganz ähnlich will sich Wild Earth: African Safari geben - auch hier hat der Spieler wieder die Aufgabe, eine Tierwelt zu erforschen, ohne tatsächlich Gefahr zu laufen, von einem Löwen gefressen zu werden. Ob das Konzept auch hier aufgeht, muss sich jedoch zeigen.

Zu Fuß durch die Serengeti
Der Spieler steuert in Wild Earth: African Safari eine frei in der Luft schwebende Kamera, die von einem unsichtbaren Professor und einer unsichtbaren Reporterin begleitet wird. Die Aufgabe in den insgesamt 11 Missionen ist es, spezielle Motive auf Zelluloid festzuhalten, damit die Reporterin damit einen Artikel für die Zeitschrift Wild Earth gestalten kann. Der Professor wird dabei nicht müde, ständig detailgenaue Fakten über die Tiere aus seinem Kopf zu zitieren und gibt durchaus interessante Hintergrundinfos. In jeder Mission muss eine spezielle Anzahl an Motiven festgehalten werden - wer zu viele übersieht, muss die Safari neu starten und hoffen, dass seinem Auge beim nächsten Anlauf nicht mehr so viel entgeht. Ebenfalls fehlschlagen kann die Exkursion, wenn man die Tiere zu sehr in ihrem Lebensraum stört, weil man zu nahe an sie herangeht. Sind alle Kriterien erfüllt, wird am Ende der Safari ein Wild Earth-Artikel im Hauptmenü gespeichert, der mit den selbst gecshossenen Fotos ausgestattet ist und noch einige weitere Informationen zu den Tieren und ihrem Lebensraum enthält.

Die Steuerung ist extrem simpel: Die Kamera wird mit dem Analogstick gesteuert, + und - dienen zum Zoomen und der A-Knopf schießt Fotos. Das war's, und entsprechend kurz gestaltet sich auch das Tutorial. Danach wird der Spieler beauftragt, als erstes Fotomotiv einen Haufen Elefantenkot zu suchen. Das Spiel erklärt dies damit, dass Elefanten täglich einen 150 Kilogramm schweren, hüfthohen Haufen hinterlassen, und die Dung-Kolosse damit ein guter Anhaltspunkt sind, die echten Tiere zu finden. Darüber, ob ein Haufen Mist das ideale Motiv zum Spieleinstieg ist, kann man sich jedoch sicher sehr lange unterhalten.

African Safari vs. Endless Ocean
Obwohl African Safari in eine sehr ähnliche Kerbe haut wie der von Nintendo gepublishte Ozean-Simulator, ist es in allen Bereichen ein deutlich schlechteres Spiel. Das liegt schon alleine an der Grafik: Die Umgebungen von African Safari könnten nahezu problemlos auf dem N64 dargestellt werden; tatsächlich hätte man das Spiel sogar schon damals als hässlich empfunden, denn Titel wie Banjo-Kazooie sehen teilweise deutlich besser aus. Bei der Darstellung und Animation der Tiere hat man sich da schon sehr viel mehr Mühe gegeben, allerdings kommt African Safari auch hier nicht an die bis in's Detail ausgearbeiteten Fischarten von Endless Ocean heran.



Die Grafik hat sogar einen negativen Einfluss auf das Gameplay, wenn sowohl die Reporterin als auch der Professor zwei Löwen sehen, man sich als Spieler nur verwirrt umsieht und sich fragt:" Hä? Wo?" Tatsächlich kann man sie noch gar nicht sehen, da die Grafikengine die Löwen erst später per PopUp nachreicht. Umgekehrt ist es sogar möglich, ein leeres Stück Gras zu knipsen, das dann vom Spiel mit "Löwe auf der Pirsch" betitelt wird, weil dieser zwar noch nicht sichtbar ist, aber im Programmcode schon existiert. Die Musikuntermalung von African Safari besteht aus schöner Klaviermusik, die sich nicht dezenter im Hintergrund halten könnte und dadurch zwar nicht stört, aber auch nicht direkt zur Atmosphäre beiträgt wie der lizenzierte Soundtrack von Endless Ocean.

Das größte Problem ist allerdings, dass in African Safari alles so streng gescriptet ist. Man hat nicht das Gefühl, die Serengeti zu bereisen, sondern fühlt sich eher wie auf einer Attraktion in einem Freizeitpark, in der mechanische Tiere auf Knopfdruck etwas bestimmtes tun, sobald die nächsten Gäste vorbeikommen. Alle Gebiete sind streng linear aufgebaut und jede Safari ist exakt wie die vorgehende, was es ja gerade so frustrierend macht, wenn man diese wiederholen muss. Eigenes Forschen oder gar sammeln ist schlichtweg unmöglich, da das Spiel nicht mal anzeigt, wie viele Fotoobjektive es insgesamt gibt, geschweige denn festhält wie viele man gefunden hat. Ein Pluspunkt ist, dass man die Tiere aus African Safari eher kennt als die obskuren Fischarten in Endless Ocean, die Wesen einfach besser entwickelt sind und daher die Infos, die man über diese erhält, deutlich interessanter sind. Daher kann der von Codematers entwickelte Titel mit viel Wohlwollen noch als okay bezeichnet werden, wenn man ihn als Edutainment-Titel für jüngere Zocker ansieht - aber auch wirklich nur dann.

Fazit:
Wild Earth: African Safari erzeugt weder die Atmosphäre, noch den Sammlertrieb eines Endless Ocean. Stattdessen lässt es den Spieler fast auf Schienen durch streng gescriptete Tierwelten laufen und frustet obendrein, wenn man zu viele Motive übersehen hat und es deshalb heißt: "Bitte alles nochmal machen!" Als Edutainment-Titel für Kinder ist es ok, da man sich aufgrund der Kooperation mit Wild Earth schon darauf verlassen kann, dass die Infos auch einigermaßen fundiert sind. Hält man sich jedoch vor Augen, dass selbst Pokémon Snap auf dem N64 in allen Bereichen ein besseres Spiel ist, wird sehr schnell klar, in welchen Wertungsregionen man hier bleiben muss. Letzteres ist nicht nur interaktiver und (dank eines Bewertungssystems für die Fotos, das in African Safari ebenfalls fehlt) fordernder, sondern sieht vielleicht sogar besser aus, obwohl es zwei Konsolengenerationen zurückliegt. Selbst Fans von Spielen wie Endless Ocean oder Pokémon Snap sollten hier bestenfalls in der Videothek zugreifen. Eltern finden hier jedoch sicher ein brauchbares Geschenk für das kommende Weihnachtsfest.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Wild Earth: African Safari
Wertungen Beschreibung
2.8Grafik
Auf dem N64 hätte man das selbe über die Optik gesagt, das man auch heute darüber sagt: Nicht gut. Die okay aussehenden Tiere retten es etwas.
6.1Sound
Nette Klaviermusik und ein paar Brunftschreie. Insgesamt aber sehr leise und dünn. Informative Sprachausgabe.
7.0Steuerung
Der Analogstick und drei Knöpfe reichen. Extrem simpel also, funktioniert aber.
6.0Gameplay
Für jüngere Zocker ok und insgesamt recht lehrreich. Insgesamt ist es aber viel zu kurz und beherbergt trotz seiner Stellung als Casual- bis Brückenspiel ein hohes Frustpotential.
5.7Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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