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Death Jr. - Root of Evil
Review von Tim Herrmann (mail) | 28.09.2008

Skurrilitäten können starke Zugpferde für Produkte aller Art sein. Man muss bloß als Erster die passende Idee haben: Das beweisen z.B. in der Videospielbranche verrückte Killerhasen, die die Welt erobern wollen und mit Klopümpeln schießen – und auf Showbühnen bauen die verschiedensten TV-Konzepte und die unterschiedlichsten Comedians auf dem Prinzip der absoluten Abgedrehtheit auf.
Auch das Videospiel Death Jr. strickt sich grundlegend um ein solches Konzept. Hier ging es im Jahre 2006 auf der PSP um den Sohn des Todes höchstpersönlich. Erwartete man eine furchteinflößende Schreckensgestalt, wurde man enttäuscht: Denn Death Jr. war eigentlich ein ganz normaler Teenager, der überall wo er auftauchte für Chaos sorgte und wortwörtlich nur aus Knochen bestand. Als wäre diese Figur noch nicht genug, traf er auch noch auf eine Reihe andere Abstrusitäten wie Pandora, die glücklicherweise ohne ihre verheerende Schachtel mitspielte und insgesamt auch relativ normal war.
Death Jr. II – Root of Evil ist der nächste Teil der Serie und erscheint neben der PlayStation Portable auch für Wii. In unserem Review klären wir für euch, ob allein die Plattformkombination schon der Tod für das Spiel mit dem Tod ist oder ob es durchaus noch ein Licht am Ende des Tunnels gibt.

Schon gleich zu Beginn fällt auf, worauf Death Jr. Root of Evil aufbauen wird. Das Spiel, das diesmal von Eidos und nicht mehr von Konami vertrieben wird, startet mit einer Einführungssequenz in einem Fast-Food-Schuppen. Der Tod persönlich möchte, natürlich in seiner Pause, einen Burger ohne Zwiebeln, wird aber nur mit Abwesenheit des verängstigten Kassenangestellten bedient und muss sich wenig später auch noch von einem plötzlich auftauchenden Monster in die Mangel nehmen lassen, welches für diesen Tag nicht auf seinem Plan stand. Stichwort Skurrilität.
Dann kommt der Bruch und es wird zum Protagonisten geschaltet: Death Jr. und seine Freundin Pandora befinden sich in einem dunklen Wald und müssen sich aus irgendeinem Grund einen Kokon beschaffen, wie es ihre anderen Freunde, selbstverständlich auch alle liebenswerte Monster mit zwei Köpfen oder ohne Körper, auch schon getan haben. In englischer Sprachausgabe und deutschen Textkästen bekommt ihr ein paar Anweisungen zur Steuerung und schon geht das Abenteuer los.

Senseschwingen auf Wii
Das spielerische Grundkonzept von Death Jr. Root of Evil ist wenig spektakulär und grundsätzlich schon zig Jahrzehnte alt: Ihr lauft vorgegebene Routen entlang, schafft Gegner aus dem Weg und löst ab und zu auch ein Rätsel oder eine Jump 'n' Run-Passage. Dabei steht standesgemäß immer eine Sense zur Verfügung, mit der die Gegner ins Jenseits befördert werden. Wer nun vermutet, dass die Wii-Remote 1:1-Steuerung über das Landwirtschaftswerkzeug ermöglicht, hat sich in zweierlei Hinsicht getäuscht. Denn erstens ermöglicht die Wii-Remote in ihrer jetzigen Ausführung bekanntlich keine 1:1-Kontrolle und zweitens geht der Schwung mit der Sense zunächst nur durch Druck auf den B-Knopf vonstatten. Erst später lernt ihr Manöver mit der Wii-Fernbedienung kennen, die eurer Waffe neuen Schwung verleihen.
Dazu liegen in der gesamten Welt kleine, goldene Pünktchen verborgen, die der Jäger und Sammler selbstverständlich in möglichst großer Anzahl einsammeln sollte. Und alle ca. 2000 Punkte wird eine neue Fähigkeit verfügbar. So bewirkt ein Linksschwung des Controllers eine kleine Rundumkur mit der Sense und vorhersehbarerweise fliegt das Gerät bei einem Schwung nach oben in die Lüfte. Meistens ist ein Druck auf den B-Knopf aber die einfachste und schnellste Lösung, da die Wiimote-Manöver ab und an etwas ungenau sind und man Gefahr läuft, ins Leere zu schlagen.



Für Gegner in der Ferne besitzt der kleine Tod sogar eine Pistole und später auch andere Handfeuerwaffen. Der Druck auf den Z-Knopf am Nunchuk aktiviert ein Fadenkreuz, das mithilfe des Pointers über den Bildschirm flitzt und – falls Munition vorhanden ist – den Gegnern Saures gibt. Das geht leicht von der Hand und macht auch guten Gebrauch von der Wii-Remote, ist aber zwei Jahre nach dem Launch der Konsole nichts Besonderes mehr. Zumal das Spielprinzip, wie schon oben geschrieben, keine großen Überraschungen beherbergt. Ihr lauft stur durch die Episoden, die in einzelne Levels unterteilt sind, wobei jede Episode ein bestimmtes Thema hat; einen Spielzeugfriedhof gilt es zum Beispiel einmal zu durchwandern, auf dem ausgediente Teddybären aus der Erde kriechen und mit Bomben werfen. Dabei steht aber im Kontrast zu den eher witzigen Protagonisten immer eine gewisse „Gruseligkeit“ im Hintergrund, die mit dunklen Grafiken und der altbekannten Spukhaus-Musik unterstützt wird.

Zeichentrickhumor Vs. Schaueratmosphäre
Wie schon oben geschrieben, baut Death Jr. nicht unbedingt auf seinem Gameplay auf, sondern auf seiner Idee, auf seinem Humor, seinen Charakteren und dadurch auf seinen Zwischensequenzen, in denen die Geschichte erzählt wird. Entweder laufen die durch plötzlich eingeblendete Sprachausgabe parallel zum Spielgeschehen oder sie finden in komplett gerenderten Zwischensequenzen statt. Dabei macht Death Jr. einen auf albern, was ein wenig an simplen Zeichentrickhumor erinnert, den man in vielen Fließbandserien im Vormittagsfernsehen wieder finden kann. So treffen die beiden Protagonisten beispielsweise bei ihrer anfänglichen Suche nach einem Kokon auf ein grünes Monster, das sich den organischen Schlafsack gekauft hat, um seinen Furchteinflößungsfaktor zu erhöhen. Empört darüber, dass das nichts gebracht hat, beschwert sie sich, dass „das auf der Verpackung im Supermarkt anders ausgesehen habe“. Stichwort Skurrilität: ein böses Monster kauft sich im Supermarkt eine Vorrichtung, um noch böser zu werden.

Das Ganze stellt sich eigentlich ganz angenehm in den Kontrast zur pseudogruseligen Atmosphäre von Death Jr. – aber insgesamt ändert das alles nichts daran, dass ein gewisses „Etwas“ fehlt. Der Titel ist ganz und gar nicht gruselig – dazu nimmt er sich trotz der dunklen Aufmachung selbst viel zu wenig ernst, was aber dem durchaus gelungen, wenn auch teils ausgelutschten, Humor des Spiels zu Gute kommt. Jedoch bietet der Titel spielerisch wiederum kaum etwas, was man nicht schon zig Mal in zig anderen Spielen gesehen hätte. Und auch technisch kann Death Jr. weder in Hinsicht auf Steuerung noch auf Grafik überzeugen. Denn die scheint mehr oder weniger von der PlayStation Portable übernommen zu sein. Die Texturen sind zwar teils etwas schärfer und insgesamt sind in der Wii-Version wohl einige zusätzliche Polygone verwurstet worden, aber insgesamt handelt es sich hierbei immer noch um mittleres PlayStation-2-Niveau. Und das kann auch nicht der merkwürdige grüne Schleier verhindern, der immer hinter DJs Sense herumschwirrt.

Fazit:
Death Jr. II – Root of Evil ist eines dieser Spiele, die weder schlecht noch richtig gut sind. Sie schwirren irgendwo unspektakulär und größtenteils unbeachtet im guten Durchschnitt umher, leisten sich keine großen Fehler, präsentieren sich spielerisch aber viel zu konservativ. Der Humor des Titels ist größtenteils gelungen, könnte jedoch dennoch problemlos auch auf eine günstig produzierte, amerikanische Zeichentrickserie übertragen werden und das Spiel selbst fordert seine Spieler nur geringfügig. Aber dennoch: Wer gerade nichts mehr hat, um sich die Zeit zu vertreiben, macht bei dem Spiel kaum etwas falsch und wird für einige Spielstunden durchaus unterhalten. Vor allem, weil das Spiel derzeit bei vielen Händlern schon zum Spottpreis von 10,-€ erhältlich ist . Und das ist es definitiv wert.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Death Jr. - Root of Evil
Wertungen Beschreibung
6.0Grafik
Von den Entwicklern als Special-Edition angepriesen, beherbergt die Wii-Version wenn überhaupt ein paar zusätzliche Polygone und schärfere Texturen. Ansonsten mittleres PS2-Niveau.
7.0Sound
Pseudo-schauriges Geigengeziepe und Klaviergeklimpere untermalt die locker-leichte Gruselatmosphäre annehmbar.
7.1Steuerung
Die Steuerung über Bewegungen der Wiimote wird meistens durch einfachen Knopfdruck ersetzt und ist damit nichts spektakulär Gutes.
6.5Gameplay
Der Levelaufbau ist geradlinig und beinhaltet nur wenig Überraschungen. Es geht immer der Nase nach, wobei sich einige Gegner in den Weg stellen und ab und zu ein Rätsel gelöst werden will. Nicht großartig, aber dennoch solide.
6.8Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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