Review von Andreas Held (mail) | 11.09.2008
Soul Calibur Legends schien anfangs noch einer der ambitionierteren Titel für Wii zu sein. Es wurde zwar nicht als Beat'em Up geplant, sollte aber in Form eines Action-Adventures erscheinen, in dem verschiedene Charaktere aus dem Soul Calibur-Universum um Macht und die namensgebenden Schwerter kämpfen. In der Gunst vieler Spieler gesunken ist das Spiel, als Namco großkotzig bekannt gab, eine 1:1-Schwertsteuerung umgesetzt zu haben - kurze Zeit nachdem Ubi Soft, die mit Red Steel genug Erfahrung hatten, offiziell aussagten, dass das auf Wii unmöglich sei. Was damals noch nicht von WiiMotion Plus bewiesen wurde, war trotzdem der Glaube vieler Spieler, die Soul Calibur Legends nun in einem etwas schlechteren Licht sahen: Gute Spiele brauchen eigentlich kein solches PR-Gewäsch. Der Verdacht wurde beim US-Release im November 2007 durch die dort ansässige Fachpresse bestätigt, es gingen die Lichter aus und der Titel geriet schon in Vergessenheit. Erst jetzt, über ein Dreivierteljahr später, erreicht der Titel auch PAL-Territorium - eine Europapolitik, die ihresgleichen sucht.
Soul Calibur, Soul Edge und.... Exspheres?!?
Die Geschichte von Soul Calibur Legends, die angeblich zwischen Soul Blade und dem ersten Soul Calibur spielt, beginnt mit der Aktivierung von Soul Edge durch Siegfried. Das Schwert setzt daraufhin Monster frei, welche die Entwickler in einem unvorstellbaren literarischen Höhenflug "die Bösen" genannt haben. Außerdem wird das römische Reich mit der Hauptstadt Wien von den Osmanen angegriffen, deren König Barbaros das Soul Calibur gefunden hat und seitdem aussieht wie Aries aus God of War. Der maskierte Kaiser, der über das römische Reich herrscht, gibt Siegfried die Aufgabe, Soul Edge wiederherzustellen, und setzt dabei ein Zeitlimit von zwei Monaten, innerhalb derer die Protagonisten mehrmals zu Fuß von Spanien nach Japan laufen. Unterstützt wird er dabei von Astaroth, Mitsurugi, Taki, Sophitia und Ivy, die sich ihm nach und nach anschließen, sowie Lloyd Irving, der aus Sylvarant angereist ist, weil er die beiden Seelenschwerter für Exspheres hält. Insgesamt baut die Handlung von Soul Calibur Legends auf einer einzigen Idee auf, die erst kurz vor dem endgültigen Showdown enthüllt wird - davor plätschert die Story recht überraschungsfrei vor sich hin, gibt aber zumindest immer einen passenden Grund dafür, warum man gerade am jeweiligen Ort ist.

Sinnfreies Gegnerhacken
Um es kurz zu machen: Soul Calibur Legends ist sowohl von einem ausgeklügelten Kampfsystem als auch einer 1:1-Schwertsteuerung so weit entfernt wie Pluto von der Sonne. Stattdessen handelt es sich um ein Hack'n'Slay mit aufgesetzter Wiimote-Wackel-Steuerung. Jedes Level in Soul Calibur Legends läuft absolut gleich ab: Nach einer kleinen Storysequenz, die mit Artworks und Text erzählt wird, findet man sich am Anfang eines Gebiets wieder, einige Gegner tauchen auf und der Spieler fuchtelt mit der Wii-Remote herum, bis diese tot sind. Jeder Charakter hat dabei vier Angriffe (vertikaler Schwung, Überkopfschlag, Schlag von unten nach oben und Stoß nach vorne), die sich manchmal zu Combos verbinden lassen und durch Wiimote-Schwünge in die entsprechende Richtung ausgelöst werden. Diese Angriffe können aufgeladen werden wenn man vorher die C-Taste drückt - vorausgesetzt, man hat zuvor eine entsprechende Leiste aufgeladen, die durch diese Angriffe wieder verbraucht wird. Außerdem kann man mit dem Nunchuk versuchen, zu blocken oder auszuweichen, was beides aber allzu oft schlichtweg nicht funktioniert - Angriff ist jedoch ohnehin die beste Verteidigung. Sind die Gegner besiegt, geht es im Level weiter, was selten das einfache Ablaufen eines Wegs bedeutet - oft wird das Spielgeschehen durch Fallen und ein paar simple Rätsel aufgelockert, und meistens findet man recht offen herumliegende Fässer, die Power-Ups beinhalten. Am Ende der ausnahmslos etwa sechs bis acht Minuten langen Missionen wartet dann nicht selten noch ein Bossgegner, bevor es zurück zur Weltkarte geht und die Story weitergeführt wird.
Als Hack'n'Slay macht Soul Calibur Legends dabei überraschend viel richtig, macht jedoch nichts aus seinem Potential. Die Gegnermengen wirken nie erdrückend, wie es in anderen Genrevertretern oft der Fall ist, und insgesamt ist die Balance zwischen Kämpfen und Beiwerk perfekt getroffen, sodass es nie zu monoton wird. Das größte Problem ist ohne Zweifel der unausgewogene Schwierigkeitsgrad. Während die Gegner fast nie Probleme machen, sind die Bosse manchmal extrem unfair und können vor allem deshalb für Frust sorgen, weil man auch hier selten mehr tun kann, als mit der Wii-Remote zu wackeln und auf's Beste zu hoffen. Checkpoints während der Missionen gibt es nicht. Noch schlimmer als die Bosse sind die vor allem gegen Ende recht zahlreichen Missionen, in denen man mit Siegfried alleine kämpfen muss. Seine Attacken mit dem Soul Edge sind deutlich langsamer, was ihn extrem anfällig für Gegenangriffe macht und letztendlich dafür sorgt, dass die Missionen mit ihm überhaupt keinen Spaß machen - alle anderen Charaktere, selbst Astaroth, decken ihre Gegner derweil mit schnellen Combos ein. Siegfrieds Missionen sind ungleich schwerer als der Rest des Spiels, was vor allem ab dem fünften Kapitel ins Gewicht fällt, in dem der Schiwerigkeitsgrad ohnehin einen riesigen Sprung nach oben macht. Auch mit den aus vielen Genrevertretern bekannten RPG-Elementen kann Soul Calibur Legends kaum aufwarten: Zwar kann man neue Waffen freispielen und diese verstärken, die Level-Grenze liegt jedoch schon bei drei und die Steigerungen in der Angriffskraft sind ohnehin nur minimal. Von einer Oberwelt oder komplexen Dungeons, die zum Erforschen einladen, kann absolut keine Rede sein.
Somit bleibt ein Button-Masher in spe, der nach höhepunktlosen sieben Stunden durchgespielt ist und dann wohl für immer ins Regal wandert, da bis auf ein paar Waffen, die allenfalls optische Unterschiede machen, auch nichts mehr freigespielt werden kann. Auch ein Multiplayer-Modus für zwei Spieler, der mit ein paar Coop-Levels, der Möglichkeit zu Duellen und Wettbewerben mit dem Regelwerk "wer die meisten Monster besiegt, gewinnt" ausgestattet ist, kann hier nichts mehr retten. Somit bleibt die Erkenntnis, dass Soul Calibur Legends von Anfang an als liebloses Spinoff geplant war, das keinerlei Ambitionen zeigt und sich nicht weiter bemüht, um das funktionierende Kampfsystem herum ein innovatives Spiel aufzubauen. Das Umhauen dutzender Gegner macht zwar naturgemäß immer noch Spaß, aber Titel, die das besser umsetzen, gibt es auf allen Konsolen wie Sand am Meer - die bessere Alternative für Wii-Besitzer heißt No More Heroes.

Die PlayStation 2 lebt...
Optisch reißt Soul Calibur Legends keine Bäume aus, und zumindest die Außenlevel sehen wirklich schlimm aus. In abgeschlossenen Arealen, die 80% des Spiels ausmachen, gibt das dann glücklicherweise schon mal die ein oder andere nette Wandtextur, die den Action-Titel etwas aus der Masse heraushebt. Eher überzeugend sind die Modelle der spielbaren Charaktere und der teils riesigen Gegner, die obendrein nett animiert sind. Man sieht zwar nichts, was fähige Entwickler nicht auch aus der PS2 herausholen konnten, verglichen mit anderen Wii-Spielen liegt die Qualität aber trotzdem eher im oberen Mittlfeld. Ebenfalls überzeugen können die grafische Vielfalt, die ägyptischen Pyramiden und japanische Dörfer samt passenden Gegnern, sowie eine schön gezeichnete Introsequenz, die mit einigen Artworks die Vorgeschichte erzählt. Die comicbuchartigen Storysequenzen, die man im Rest des Spiels zu sehen bekommt, sehen aber doch ein ganzes Stück schlechter aus als in Fire Emblem, das einen sehr ähnlichen Erzählstil verwendet. Akustisch liegt das Spinoff auf einem sehr ähnlichen Niveau wie die Beat'em Ups. Die Hintergrundmelodien sind gut, jedoch kaum einprägsam, die Soundeffekte erfüllen ihren Zweck und die Sprachausgabe ist selten vorhanden, meistens aber auch sehr solide.
Fazit: Soul Calibur Legends ist ein funktionierendes Hack'n'Slay mit einer für das Genre ausreichenden Story und einer funktionierenden, wenn auch sehr aufgesetzten Steuerung. Als solches macht es ein paar Stunden lang Spaß, bis es aufgrund des viel zu geringen Umfangs ins Regal wandert und einen Spieler hinterlässt, der sich wahrscheinlich wahnsinnig über seine fünfzig Euro ärgert. Es ist weder zu monoton noch übermenschlich schwer, was in anderen Genrevertretern gerne mal der Fall ist, kommt ohne übertriebene Gegnermassen aus und zieht sich auch nicht unnötig in die Länge - dafür fehlt einfach irgendetwas, das das Spiel ausmachen könnte. Der Wii-Titel bietet weder ausgeklügelte RPG-Elemente noch eine frei erforschbare Spielwelt, und man fragt sich, warum Namco mit einem großen Namen wie Soul Calibur nicht etwas mehr Risiko eingegangen ist. Vielleicht gibt es ja einen Nachfolger, der das durchaus vorhandene Potential etwas besser nutzt - bis dahin steht Soul Calibur auf Wii jedoch für einen Namen, der über die spielerischen Mängel hinwegtäuschen und ein paar Käufer anlocken soll.
Von Andreas Held
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| Wertung für das Spiel Soul Calibur Legends | |
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| 7.6 | Grafik Außenlevels sehen teilweise furchtbar aus, Innenräume etwas besser. Die Charaktere und Gegner sehen dabei für Wii-Verhältnisse sogar richtig gut aus. | |
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| 7.9 | Sound Nette Hintergrundmusiken, tolerierbare Sprachausgabe. Nicht weltbewegend, aber völlig ausreichend. | |
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| 7.0 | Steuerung Aufgesetzte Wiimote-Wackel-Steuerung, die nicht ganz so genaues Spielen zulässt, wie es eine reine Knopfsteuerung getan hätte. Funktioniert aber recht gut und findet einen guten Mittelweg zwischen Anspruch und Zugänglichkeit. | |
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| 5.9 | Gameplay Sinnfreies Monsterverkloppen, das kurzweilig unterhält, jedoch weit hinter ähnlichen Titeln zurückliegt. Es mangelt an definierenden Features und nicht zuletzt am Umfang, der nach gerade mal sieben Stunden keinen Grund mehr bietet, das Spiel in der Konsole zu lassen. | |
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| 6.4 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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