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Ford / LandRover OffRoad
Review von Tim Herrmann (mail) | 11.09.2008

Lizenzspiele haben allgemein einen schlechten Stand bei informierten Spielern. Umsetzungen der neuesten Kinofilme treten dabei zwar am häufigsten auf, sind aber selbstverständlich nicht die einzigen Stücke Software, die größtenteils auf zugkräftige Markennamen setzen. Auch Rennspiele wie Ferrari Challenge haben längst erkannt, dass es viele Fans von solchen schnittigen, knallroten, italienischen Öfen gibt, die man sich selbst nie leisten werden kann und sich deswegen in der Virtualität anschafft. Was ist nun aber mit Ford? Das altbekannte Sprichwort „Mit dem Ford fährt man fort und kommt mit der Bahn zurück“ hält sich weiterhin und ansonsten ist der Ford nur bei den wenigsten als erstrebenswertes Luxus-Vehikel anerkannt.
XPlosiv und Empire Interactive (die Macher der Ultimativen Brettspiele-Sammlung) haben sich der Lizenz trotzdem angenommen und das dazugehörige Spiel kreativ mit „OffRoad“ benannt, was eigentlich bereits alles über den Titel aussagt. Ein paar zusätzliche Infos gibt es nun noch in unserem Test.

Was denn nun?
Das Spiel begrüßt seinen Käufer im Hauptmenü und bietet schon zu Beginn einige Spielmodi an. Und damit nimmt es dem spielerfahrenen Tester gleich die Angst davor, einen weiteren Titel des Kalibers einer Ultimativ (schlechten) Brettspielsammlung testen zu müssen. Denn glücklicherweise findet man schon jetzt eine recht anständige Anzahl an verschiedenen Spielmöglichkeiten vor – einen Turnier- oder Arcade-Modus (mit verschiedenen Aufträgen innerhalb der Strecke) und eine Karriere mit vielen verschiedenen Einzelaufgaben: ein erstes Qualitätsmerkmal.
Der erste und mit Abstand simpelste Modus ist der des „schnellen Rennens“. Ein Klick genügt und automatisch wird eine Strecke ausgewählt, ein Offroad-Vehikel zur Verfügung gestellt und der Countdown läuft ab. „Aber halt“, fragt man sich nun vielleicht erst einmal mit der Wiimote in der Hand, „wie soll ich das eigentlich steuern?“. Altbekanntes funktioniert auch hier: Wie bei Excite Truck wird die Wiimote waagerecht gehalten und dann in die Richtung geneigt, in die gelenkt werden soll. Der 2-Knopf gibt Gas, alle anderen Tasten sind zunächst vernachlässigenswert. Und so geht es los. Entweder bleibt der Controller nackt oder schmiegt sich in das Wii Wheel von Mario Kart Wii, mit dem ebenfalls gesteuert werden kann.
Schon nach den ersten drei Kurven wird der Spieler bei dieser Steuerungsvariante feststellen, dass die Bewegungen nur sehr träge ins Spiel übertragen werden. Wo, um den Vergleich noch einmal heranzuziehen, in Excite Truck bei jeder Kleinigkeit die Achsen wirbelten und das Fahrzeug sich geschmeidig driftend in die Kurve legte, trudelt der Ford bei OffRoad seicht um die Kurve, verpasst dabei nicht selten die Ideallinie und geht auch gerne mal nach draußen. Zwar ist das Ganze nicht unspielbar und mit ein paar Bremseinlagen, um die Kurve zu erwischen, durchaus im Bereich des Machbaren; was aber wirklich dabei stört ist, dass es bei dem Lenkvorgang (und auch ansonsten) überhaupt keine Fahrphysik gibt. Das Heck bricht nicht aus, der Spieler muss nicht selbst schalten, es wird nicht gedriftet, die Räder drehen nicht durch. Man kann so hart, so heftig und so ruckhaft lenken, wie man will, aber der Ford bleibt gemächlich und lässt sich zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen – vielleicht bewusste Schleichwerbung für den Autobauer („Bei uns gibt es keine gefährlichen physikalischen Erscheinungen!“)

Aber der Mangel all dieser Simulationsaspekte wird in bestimmten Spielgenres sogar als Pluspunkt gewertet – in den Gefilden der Arcade-Racer nämlich, wo man eigentlich nicht das Rennfahren nachstellen will. In Spielen dieser Art zählt hauptsächlich die Action, da zählen atemberaubende Stunts, waghalsige Manöver. Fällt vielleicht auch OffRoad in dieses Genre…? Auch nicht, denn Action unterschlägt das Spiel ebenfalls. Die Strecken sind vom Aufbau her gänzlich unspektakulär gestaltet und haben als einzige Höhepunkte einigermaßen enge Kurven zu bieten. Rampen, Sprungschanzen, Steilkurven etc. wird man oft suchen und selten finden. Und somit ist es tatsächlich so, dass der Spieler das Rennen routiniert ohne jegliche Zwischenfälle nach drei Runden beenden kann, in denen er mit ewigem Druck auf den 2-Knopf um die Kurven gebrettert ist. Geschwindigkeitsgefühl kommt erst dann auf, wenn man das Renngeschehen (mit dem Plus-Knopf, der drei verschiedene Ansichten ermöglicht) aus der Ego-Perspektive betrachtet und so die Felswände und Hindernisse auf sich zu fliegen sieht.

Dieses Gefühl währt allerdings auch nicht lange. Grund dafür ist das nicht gerade intelligente Schadensmodell in Ford Off Road:
Die Karre rast mit 150 Sachen über staubige Wüstenpisten, lenkt scharf in die Kurve, erwischt sie aber nicht, sieht noch, wie Steinbrocken sich rasant auf sie zu bewegen - und kracht dann frontal in eine massive Felswand… - 5 Schadenspunkte. Fünf. Insgesamt toleriert der Durchschnitts-Ford dabei 100 mögliche Schadenspunkte, die durch Karambolagen wie diese oder durch Kontakt mit anderen Fahrzeugen addiert werden. Aber wenn diese Leiste erst einmal gefüllt ist, dann ist euer Wagen nicht einfach kaputt – Nein, nein, er wird nur langsamer. Die Höchstgeschwindigkeit ist dann niedriger. Nächste Schleichwerbung: „Riskieren Sie mit Ihrem Ford ruhig alles. Sollten sie einmal frontal gegen ein Haus rasen, könnte ihr Vehikel lediglich etwas an Höchstgeschwindigkeit einbüßen“. Unnütz zu erwähnen, dass der Wagen selbst natürlich keinerlei Anzeichen von Schaden im Spiel zeigt. Und das, was auf der Verpackung mit „Echtzeitreparatur von Schäden während des Rennens“ betitelt wird, sind eigentlich kleine Items, die 40 Schadenspunkte vergessen machen.



Insgesamt weiß man bei Ford OffRoad nicht so wirklich, was es eigentlich sein will. Als Rennsimulation ist das Paket insofern unvollständig, dass es weder ein (einigermaßen) realistisches Schadensmodell noch eine funktionierende Fahrphysik-Engine besitzt. Für einen Arcade-Renner ist der Titel dann aber wiederum viel zu lahm: die Streckenverläufe sind stinkend langweilig angelegt und Stunts oder andere Action-Passagen wie bei Excite Truck gibt es genauso wenig.

Wüste, Wasser und… noch mehr Wüste
Insgesamt findet man zwölf Strecken in Ford Off Road. Und weil das Spiel ja „Off Road“ sein muss, spielen sich diese zwölf Strecken zu je vier Kursen in drei unterschiedlichen unbevölkerten Bereichen der Erde ab: Zunächst einmal in der obligatorischen staubigen Wüste, die eigentlich jedes Rennspiel mindestens einmal gesehen haben muss. Dann geht es ab in eine Sumpflandschaft, die voll mit Wasser und glitschigen Pflanzen ist und schlussendlich darf in der zweiten Wüste gefahren werden: diesmal ist sie gefroren und nennt sich Eiswüste (die, laut der Box, einzigartig und erstmals in einem Rennspiel vorhanden sein soll…). Wie schon oben erwähnt: Vom Aufbau her variieren die Kurse eigentlich nur von ihrer Umgebung her. Alles, was sie erschwert, sind enge Kurven, die der Ford mit Bewegungssteuerung nur knapp kriegen kann. (Wer übrigens nicht auf Bewegungssteuerung setzen will, bittet den Titel in den Optionen einfach darum, aufs Lenken via Steuerkreuz umzustellen. Und dann steuert man den dreidimensionalen Racer aus dem Jahre 2008 (!) mit den Links- und Rechts-Tasten des Steuerkreuzes. Das Nunchuk wird nicht unterstützt).

Off Road gibt es nicht
Off Road – wörtlich: weg von der Straße - das stimmt nur teilweise in diesem Rennspiel. Zwar ist die Rennstrecke bestimmt nicht sicher asphaltiert, dafür sind die Bereiche, in denen gefahren werden darf, aber trotzdem stets sehr eng vorgegeben. Spontanausflüge in die Prärie abseits der Strecke, um eventuell eine Abkürzung zu finden, sind nicht möglich, weil das Spiel einen gar nicht von den Strecken abkommen lässt (es gibt dann wieder nur fünf Schadenspunkte, weil man angeblich gegen ein Hindernis gefahren ist.

Aber es ist wohl auch besser so, dass man stets auf den staubigen Strecken bleiben muss: Denn sonst würde man womöglich noch die Tapeten zerreißen, die um die Strecke aufgezogen sind. Die Hintergrundgrafik ist nämlich ganz hübsch vorgerendert und zeigt je nach Strecken(typus) wolkige Sonnentage, majestätische Berge oder sich anbahnende Schneestürme. Das befahrbare Gebiet selbst wäre dabei aber problemlos auch auf der PlayStation 2 möglich gewesen (ist es ja auch…) und hängt Meilen hinter dem bereits anderthalb Jahre alten Excite Truck zurück. Zweidimensionale Pflanzenobjekte, die wie aufgereiht in der Gegend herumstehen und sehr belustigend aussehen, wenn man durch sie hindurchfährt, bringen einen ähnlich großen Beitrag zur Glanzlosigkeit der Optik wie Karambolagen ohne sichtbaren Schaden, unstrukturierte Felswände und Spuren im Staub, die erst erscheinen, wenn ihre Verursacher schon längst weggefahren sind. Trotzdem kann man bei dem Titel nicht von einem grafischen Totalschaden reden - Die Optik verursacht keine Augenschmerzen, wird aber niemals auch nur in der Nähe des Wow-Effekts sein. Auch die Ford-Modelle sehen irgendwie alle gleich und unspektakulär aus, werfen kein Licht zurück und machen nicht den Eindruck, als wären sie wirklich lackiert.

Ähnlich sieht es mit dem Sound aus, der sich natürlich standesgemäß im rockigen Beatwechsel präsentieren muss. Auch er ist nicht schlimm, wird vom Gehirn aber gelöscht, sobald die Konsole wieder aus ist, und prägt sich nirgendwo länger als zwei Komma vier Sekunden ein.

Fazit:
Ford / LandRover OffRoad ist ein gänzlich unspektakuläres, ideenloses Rennspiel, das dabei aber über keine größeren Design- oder Programmierungsfehler verfügt. Es bietet simple, eigentlich zu simple, kurzweilige Rennspielkost, an die man sich nach dem ersten Beenden nie wieder in irgendeiner Form erinnern wird. Der Umfang geht mit mehreren, noch einmal separat unterteilten Modi in Ordnung und würde Willige einige Zeit unterhalten, wenn nicht Streckenaufbau und Spielprinzip so langweilig wären, dass man gar keine Lust hat, sie in allen möglichen Variationen zu befahren. Der Spieler kann nicht so recht entscheiden, ob er da nun einen unvollkommenen Arcade-Racer oder eine halbgare Simulation spielt, und die Technik ist dabei durchgängig von gestern. Somit bleibt Ford Off Road ein blasser Stern am Spielehimmel, der sich irgendwo zwei Galaxien hinter Excite Truck versteckt und dem man deswegen auch eigentlich keine größere Beachtung zu schenken braucht.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Ford / LandRover OffRoad
Wertungen Beschreibung
6.3Grafik
Nett vorgerenderte Hintergründe, aber ansonsten langweilige Wagenmodelle, schlimme 2-D-Objekte in der Umgebung, wenig Effekte und altbackene Texturen.
6.2Sound
Belanglose Abtempo-Klimpereien und unrealistische Motorengeräusche.
7.4Steuerung
Bewegungen mit der Wii-FB werden teilweise nur etwas träge erkannt und die Alternative schließt die Nunchuk-Erweiterung aus, greift lieber aufs altbackene Steuerkreuz zurück.
5.4Gameplay
Es gibt zwar ordentlich Modi, einige Abwechslung und unterschiedliche Aufgaben. Aber insgesamt sind die lediglich zwölf Strecken so lahm gestaltet, dass man nicht weiß, ob das ganze Spiel nun ernst gemeint sein soll oder ob man bei der Entwicklung doch an einen Arcade-Renner gedacht hat.
6.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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