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Far Cry Vengeance
Review von Kamil Witecy (mail) | 14.01.2007

Far Cry – ein Name, der nicht nur Genre-Liebhabern ein Begriff sein sollte. So entwickelten die deutschen Spieleentwickler von Crytek 2004 mit Far Cry einen PC-Shooter, der sich durch eine tolle Spielbarkeit, eine enorme Weitsicht, eine damals bahnbrechende Grafik sowie eine bis dahin unerreichte Gegner-KI auszeichnete. Auch das bis dato noch nicht allzu ausgereizte Szenario einer weitläufigen Insel mit Dschungel-Flair wusste die Spieler, dank der überzeugenden Präsentation, zu begeistern. Nicht umsonst schlug die Geschichte um Jack Carvers Inselgefecht also ein wie eine Bombe. Somit war es auch nur eine Frage der Zeit, bis der Titel irgendwann auch für Konsolen erscheinen würde. Und so kam es auch Anfang 2005 als sich der französische Spieleentwickler und Publisher Ubisoft die Rechte an der Franchise erkaufte und das Spiel für die Xbox veröffentlichte. Der GameCube ging jedoch in Bezug auf Far Cry leer aus, so dass es umso erfreulicher war und ist, dass sich Ubisoft dazu entschieden hat, nun auch eine Nintendo-Konsole mit dem Edel-Shooter zu beglücken. Ein weiterer Beweis für den tollen Wii-Support seitens Ubisoft.
Ob Far Cry Vengeance jedoch mit dem Niveau der vorherigen Titel mithalten kann, erfahrt ihr im folgenden Testbericht.

Aus alt mach neu – Ein gutes Rezept?
Wie auch schon bei vielen anderen Wii-Titeln negativ aufgefallen ist, handelt es sich auch bei Far Cry Vengeance um keinen komplett neu entwickelten Titel. Vielmehr ist das Spiel eine Mischung aus den bereits für die Xbox erschienenen Teilen Far Cry Instincts und Predator, die an das Controllschema des Wii angepasst wurden und durch einige neue Elemente ergänzt wurden. Dazu gehören eine abgeänderte Story, neue Waffen, weitere Fahrzeuge sowie einige komplett neu gestaltete Levelabschnitte.



Immer Ärger mit Jack
Die Einzelspielerkampagne startet in einer Bar, in der euer Hauptprotagonist Jack Carver einige Drinks zu sich nimmt. Nach den Strapazen und Erlebnissen, die in den vorherigen Far Cry Titeln behandelt wurden, versucht er sein Leben bei Palmen, Stränden und Cocktails wieder in den Griff zu bekommen und ein halbwegs normales Leben zu führen. Wie aus dem Nichts erscheint jedoch kurzerhand die liebreizende Kade, die schnell Jacks Aufsehen erregt. Durch Jacks unheimlichen Charme gelingt es dem Hobby-Casanova relativ schnell, ein Date mit der netten Dame zu arrangieren. Ein schwerwiegender Fehler, wie sich schon kurze Zeit später herausstellt, da durch eben diese Begegnung mit der schönen Unbekannten der Lauf der Dinge seinen Anfang nimmt und ihr in einen brodelnden Konflikt hineingezogen werdet. Ihr werdet rustikal von zwei Söldnern niedergeschlagen und anschließend in ein Militärlager zum Verhör gebracht, da euch eine enge Zusammenarbeit mit Kade sowie weitere Straftaten nachgesagt werden. Jack Carver steckt also einmal mehr in großen Schwierigkeiten…

Nach einem kurzen Zwischenfall vor dem Militärlager wird euch die Möglichkeit geboten aus der Gefangenschaft zu flüchten. So gilt es nun eine Waffe zu organisieren, um euch möglichst schnell einen Weg aus dem Lager und dem gesamten, folgenden Jungleszenario zu ebnen. Doch leider spricht sich euer Entkommen relativ zügig herum, so dass eine regelrechte Hetzjagd auf euch, die sich über die gesamte Insel hinweg zieht, beginnt. Horden von bewaffneten Söldnern stellen sich euch in die Quere, die ihr mit einem erfreulicherweise relativ groß angelegten Waffenarsenal bezwingen müsst. Angefangen von einem einfachen Messer findet ihr verschiedene Ausführungen von Pistolen und Maschinengewehren, Schrotflinten, Scharfschützengewehre sowie Raketenwerfer im Spiel wieder: Praktisch das gesamte Waffenrepertoire, welches gute Shooter zu bieten haben.

Auf der anderen Seite hilft euch aber auch Jacks Vergangenheit weiter. Durch eine unfreiwillige Spritzeneinwirkung fließt immernoch ein gefährliches Serum durch Jacks Adern. Bisher konnte Jack diese innere Kraft erfolgreich unterdrücken, doch durch die Geschehnisse auf der Insel kommen sie wieder zum Tragen, so dass euer Hauptprotagonist über animalische Instinkte und Fähigkeiten verfügt, die ihm zusätzliche Sprungkraft, eine höhere Laufgeschwindigkeit sowie enorme Kraft zur Verfügung stellt. In dieser Gestalt wird Jack vom Gejagten zum eiskalten Jäger. Jedoch kann Jack nur begrenzte Zeit von diesen Fähigkeiten Gebrauch machen. Eine Anzeige am linken, unteren Bildschirmrand gibt euch über Jacks neue Fähigkeiten Auskunft, die beim Erledigen von Gegner stetig aufgefüllt wird. Erst wenn diese vollkommen gefüllt ist, könnt ihr Jack zur wilden Bestie werden lassen, um euch so rustikal durch die Insel zu kämpfen.

Über mangelhafte Technik und strohdoofe Gegner
So interessant der Spielverlauf in Far Cry Vengeance an sich klingt, erlebt ihr schon zu Beginn des Spieles eine erste herbe Ernüchterung. Die zu Anfang beschriebene Einleitungssequenz sowie alle späteren, spärlichen Storyverläufe werden in kurzen Rendervideos präsentiert. Eigentlich eine gute Sache und ein belebendes Element zur Steigerung der Atmosphäre. Doch genau hier liegt der Hund begraben: Die gesamte Präsentation von Far Cry Vengeance ist so misslungen, dass erst gar keine Atmosphäre aufkommen will. Dies beginnt mit den eben beschriebenen Rendervideos, die einen wohl sehr schlechten Komprimierungsvorgang hinter sich haben und sich in dementsprechend schlechter und pixeliger Qualität präsentieren und zu allem Überfluss auch noch sehr stark ruckeln. Atmosphäre ade.



Den nächsten Schockmoment erlebt ihr beim ersten Hineinschlüpfen in Jacks Rolle. Die Grafik trumpft mit wirklich schwachen Texturen, kahlen und detailarmen Gebäuden, nahezu komplett fehlenden Lichteffekten, sowie absolut nervigen und indiskutablen Pop-Ups auf. So zeigen sich große Teile der, zwar weitläufigen und üppigen, Landschaften erst dann, wenn man etwa zwei Meter vor ihnen steht. Ein Naturwunder? Wohl eher nicht, da dies nicht nur unschön ist, sondern auch den Hauch von noch vorhandener Atmosphäre im Keim ersticken lässt. Als wäre dies nicht schon genug der Hiobsbotschaften, läuft das gesamte Spielgeschehen noch nicht einmal flüssig ab. Die Framerate wird regelmäßig in die Knie gezwungen, so dass ihr mit nervigen Rucklern leben müsst. Von der grafischen Pracht der vorangegangenen Far Cry Teile ist in Far Cry Vengeance kaum noch etwas übrig geblieben. Die grafische Qualität des Spiels dümpelt eher irgendwo zwischen Nintendo64 und GameCube herum. Man hat einfach das Gefühl, als ob die Entwickler unter enormen Zeitdruck standen und den Titel deshalb unfertig auf den Markt geworfen hätten.

Auch im Soundbereich gibt es nicht viel Gutes zu sagen. Wissen die Sprecher der Zwischensequenzen durchaus zu überzeugen, sind die Sprecher im Spiel eine absolute Katastrophe, da sich die Sprüche eurer Gegner nur auf wenige, sinnfreie Phrasen wie „Gleich kriege ich dich“,„Du wirst sterben“ oder „Ich bin bereit für dich“ reduzieren und euch bereits nach kurzer Zeit zur Weißglut treiben. Auch die Soundeffekte kommen nicht über das Mittelmaß hinweg, während auf eine musikalische Untermalung unverständlicherweise fast die gesamte Spielzeit über verzichtet werden muss. Wenn sie dann aber mal zum Tragen kommt, passt sie meistens gut zum Spielgeschehen. Warum die Entwickler diesen Punkt nicht weiter ausgebaut haben, wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben.

Doch die technische Seite ist ja bekanntlich nicht alles, so dass das Spiel trotz der beschriebenen Mängel ja eigentlich noch immer ein ganz passabler Titel werden könnte. Eigentlich. Doch leider gibt es noch einen weiteren, entscheidenden Haken. Die Intelligenz der Gegner, die schlichtweg nicht vorhanden ist. Ich habe lange nach einem passenden, präzisen und möglichst wissenschaftlichen Begriff für diese gesucht, bin aber letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass „strohdoof“ am Besten passt. Ein Beispiel gefällig? Gerne: Noch relativ am Anfang des Spieles stehen zwei Wachen auf ihrem Posten vor einem Gebäude. Durch einen kleinen Umweg kann man sich relativ leicht von hinten anschleichen. Anschleichen ist jedoch der falsche Begriff. So kann man absichtlich durch Wasser laufen und ein wildes Wasser-Getose provozieren oder gar wild durch die Gegend schießen - die Hörgeräte der Wachen bleiben dennoch aus. So steht man nicht selten mit gezückter Waffe hinter zwei, nichts ahnenden und nebeneinander stehenden Wachen und kann sich drehen und wenden wie man möchte. Selbst beim Erledigen einer der Wachposten macht sein Partner daneben immer noch keine Anstalten, auch nur ansatzweise irgendetwas zu unternehmen. Warum aber auch, wenn es doch sowieso nichts bringt? Hat euch doch einmal jemand gesehen und euch mit einem seiner Standard-Phrasen so gequält, dass sich euch die Fußnägel hochrollen, schießt er nicht auf euch, sondern auf eine andere, imaginäre Person, die sich wohl mindestens fünfundzwanzig Kilometer von eurem Standpunkt aus entfernt befindet…
Leider ist dieses Beispiel nicht allzu übertrieben und stellt das Spielgeschehen in Far Cry Vengeance relativ gut dar. Deswegen ist es auch kein Wunder, dass das Spiel nicht wirklich anspruchsvoll ist, was relativ schnell zu Langeweile führt. Zwar nimmt die Gegner-KI im Laufe des Spiels dann doch noch etwas zu, was aber nichts daran ändert, dass der versprochene Spielspaß einfach nicht aufkommen will. Dafür spricht auch, dass man sich in der großen, jedoch sich sehr ähnelnden Spielewelt ziemlich oft ein wenig verloren vorkommt. Dies hat zur Folge, dass man häufig länger nach dem Einsatzziel suchen muss, da man im Kreis gelaufen ist. Umso mehr nerven dann die Gegner, die immer wieder neu auftauchen, auch wenn sie keine große Herausforderung für euch darstellen.
Insgesamt wäre das Spiel also eine Art Totalausfall, wenn nicht ein Bestandteil des Spieles hervorgehoben werden müsste.



Ein Lichtblick am Horizont: Die Steuerung
Die Steuerung in Far Cry Vengeance funktioniert nach kurzer Eingewöhnungszeit erstaunlich gut und gefällt mir persönlich sogar besser als beispielsweise in Red Steel. So bewegt ihr wie auch in den anderen Wii-Shootern euren Charakter mit dem Control-Stick des Nunchuks und nimmt eure Gegner mit der Pointer-Funktion der Wii-Remote schnell, problemlos und sehr präzise aufs Korn. Geschossen wird mit dem B-Trigger, beziehungsweise mit der R-Taste am Nunchuk, wenn ihr zwei Waffen gleichzeitig benutzt. Ein sehr tolles und spaßiges Feature. Mit einem Druck auf den A-Knopf könnt ihr die Kamera fixieren, was ein noch genaueres Zielen ermöglicht und in vielen Spielsituationen sehr praktisch und nützlich ist. Wen die wirklich gut gelungenen Grundeinstellungen dennoch noch nicht vollends überzeugen, kann auch noch individuelle Einstellungen im Bereich der Sensibilität des Fadenkreuzes oder der Drehgeschwindigkeit vornehmen. Zeigt sich Jack von seiner animalischen Seite können durch das Schwingen der Wii-Remote Nachkampfangriffe ausgeführt werden, die ebenfalls problemlos von der Hand gehen.
Eher unpraktisch und teilweise auch etwas störend ist die Tatsache, dass man für das Springen den Nunchuk nach oben bewegen muss. Das Drücken einer Taste, um einen Sprung ausführen zu können, wäre wesentlich besser gewesen. Auch das Zoomen ist meiner Meinung auch, wie auch schon bei Red Steel, eher suboptimal gelöst, da ihr dies durch eine ruckartige Bewegung nach vorne ausführt. Auch hier wäre eine klassische Lösung angebrachter gewesen. Nichtsdestotrotz ist die Steuerung den Entwicklern insgesamt wirklich gut gelungen, weshalb es wirklich schade ist, dass das durchaus dagewesene Potential von Far Cry leider so fahrlässig liegen gelassen wurde.

Multiplayer
Ein weiterer positiver Aspekt des Spieles ist das Vorhandensein eines Mehrspielermodus. So könnt ihr euch auf insgesamt acht Karten mit verschiedenen Grundeinstellungen in Bezug auf den Spielablauf im Splitscreen duellieren. Ihr könnt dabei entweder normal oder aber im Predator-Modus antreten, in dem ihr auf Jacks tierische Instinkte zurückgreifen könnt. Aufgrund der zahlreichen Waffen und guten Maps eine durchaus spaßige Angelegenheit, wenn man von der technischen Seite des Spieles absieht. Aber auch hier gibt es wieder einen deutlichen Kritikpunkt: Leider kann nur mit maximal zwei Spielern gleichzeitig gespielt werden. Computergegner werden ebenfalls vergebens gesucht. Auch hier wurde wieder sehr viel Potential vergeben, da ein einfacher Zwei-Spieler Splitscreen-Modus ebenfalls nicht ewig motivieren kann.

Fazit:
Um es kurz zu machen: Far Cry Vengeance ist leider mit Abstand der schwächste Ableger der Far Cry-Serie und insgesamt eine große Enttäuschung. Das Spiel wirkt schlichtweg unfertig und zieht aufgrund der mangelhaften Technik, sowie der schlechten Gegner-KI das gesamte Spiel nach unten. Da können die guten Ansätze sowie die mehr als solide Steuerung leider auch nichts mehr retten, da die angesprochenen Kritikpunkte zu groß sind, als das man mit dem Titel lange Spaß haben könnte. Insgesamt wirklich sehr schade, da Far Cry Vengeance mit einer längeren Entwicklungszeit und Verbesserungen in der Technik ein wirklich guter Shooter hätte werden können. Wer jedoch jetzt einen Ego-Shooter für Wii sucht, sollte definitiv lieber zu Red Steel oder Call of Duty 3 greifen.

Von Kamil Witecy
Wertung für das Spiel Far Cry Vengeance
Wertungen Beschreibung
4.0Grafik
Schwache Texturen, instabile Framerate sowie nervige Pop-Ups: Absolut unwürdig.
5.5Sound
Zu seltene Musikuntermahlung, unauffällige Soundeffekte und nervige Gegnerstimmen.
8.0Steuerung
Der einzige Lichtblick des Spiels; funktioniert erstaunlich gut.
4.6Gameplay
Die mangelhafte Technik und schlechte Gegner-KI schaden dem Gameplay sehr und lassen kaum Spielspaß aufkommen.
4.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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