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Super Smash Bros. Brawl
Review von Tim Herrmann (mail) | 07.07.2008

Hierbei handelt es sich um einen PAL-Nachtest zu Super Smash Bros. Brawl, in dem Veränderungen in der europäischen Versionen angesprochen und eine zweite Meinung gegeben wird. Für das komplette Review klickt auf diesen Link.

Wahrscheinlich ist Super Smash Bros. Brawl das Nintendo-Spiel mit der besten, längsten, größten und informativsten Werbekampagne, die es je gab: der Smash Bros. Dojo, die offizielle Homepage des Spiels, prustete fast ein ganzes Jahr lang an jedem Werktag ein neues Update aus, das einen Kämpfer, eine Attacke oder schlichtweg ein neues Item aus dem Prügelspiel enthüllte. Damit machte der Dojo schon von Anfang an klar, dass der Fan mit Super Smash Bros. Brawl eine riesige, epische und komplexe Produktion bekommen würde, die mit unzähligen Features und Extras vollgestopft sein wird und schon alleine daraus ihre Existenzberechtigung im Vergleich zu den zwei Vorgängern vom N64 und vom GameCube schöpft.

Neben diesen ganzen Superlativen rund um das lange angekündigte Gebrawle brachte der Titel Nintendo of Europe aber auch den eigentlich schon fast vergessen geglaubten Garagenverein-Ruf wieder ein. Europäer bekamen das Spiel erst fast genau fünf Monate nach den Japanern. Für die meisten Spieler kaum verständlich. In unserem Blick auf die europäische Version des Titels, das wir für euch im März schon in der US-Version ausgiebig getestet haben, wollen wir für euch die wenigen Fragen nach der europäischen Anpassung klären und auch noch einmal einen kurzen Überblick mit einer zweiten Meinung über Nintendos fettes Feature-Paket geben.



Ein Baukasten mit Tausenden Teilen
Es ist eigentlich nicht übertrieben zu sagen, dass in Super Smash Bros. Brawl wirklich nichts fest vorgegeben ist. Alles ist irgendwie irgendwo veränderbar. Seien es die Regeln in einem Kampf, die Knopfbelegung bei der Steuerung, die Farbe der Kostüme der Kämpfer, die Häufigkeit beim Erscheinen von Items, die Spielgeschwindigkeit oder auch die Abspielwahrscheinlichkeit von Musikstücken in verschiedenen Stages. Super Smash Bros. Brawl ist eigentlich ein einziger großer Baukasten, bei dem alles bereit liegt und in dem der Spieler die Teile nur noch zum ihm angenehmsten Ganzen zusammenbauen muss.

Und somit werden die Prügelorgien mit den Nintendo-Charakteren für jeden etwas anderes: Die einen sehen darin eine knallharte Prüfung der eigenen Fähigkeiten, die in Turnieren zur Schau gestellt werden, die anderen einen netten Zeitvertreib für Zwischendurch und wieder andere eine witzige Multiplayer-Schlacht, die für viel Spaß im Freundeskreis sorgen kann. Und dabei schwimmt Super Smash Bros. Brawl angenehm gegen den derzeitigen Strom der Videospielindustrie, in dem alles immer leichter, klarer, zielgerichteter, immer zugänglicher und immer weniger komplex werden muss. Dieser Fakt kann allerdings auch einen Nachteil darstellen. Denn wenn man keine hartgesottenen Zocker zu seinem Freundeskreis zählt, wird Nintendos Prügler vermutlich nicht für besonders viel Euphorie sorgen und im Vergleich zu Mario Kart Wii wohl klar den Kürzeren ziehen. Ein Nichtspieler wird mit dem auf den ersten Blick sehr hektisch und unübersichtlich wirkenden Brawl wohl kaum etwas anfangen können. Auch das reaktionsschnelle und kombinierte Drücken von Knöpfen und Sticks, das Ausweichen sowie Einsammeln von Items und Abfeuern von Spezialattacken ist einfach zu viel für jemanden, der an das simple Gasgeben und Lenken in Mario Kart gewöhnt ist und auch in Super Smash Bros. im Vergleich mit geübten Spielern nicht dauerhaft den Kürzeren ziehen möchte. Und mit dem Wegfall des Multiplayer büßt das Spiel auch gleich einen großen Batzen seines Gesamtcharmes und seiner Attraktivität ein. Denn der Modus für viele Spieler ist das Herz der Smash-Bros.-Serie und der Grund dafür, dass das Spiel auf Partys immer mal wieder im Laufwerk landen wird. Der Singleplayer ist schön und gut – aber es ist natürlich etwas anderes, gegen einen seelenlosen Computer zu spielen, als sich mit einem echten Menschen zu kabbeln. Der Subraum-Emissär, der Story-Modus des Spiels, ist eine schöne Kompilation aus schick in Szene gesetzten Videos mit den Nintendo-Charakteren, wird aber mit seinen spielerisch relativ unspektakulären 2D-Passagen sicherlich keine neuen Maßstäbe setzen. Und auch der ganze Rest nimmt erst so richtig Fahrt auf, wenn man mit Freunden vor dem Bildschirm sitzt und vielleicht sogar kooperativ spielt.

Mit wem kämpfe ich da eigentlich gerade?
Für die oben angesprochenen, deren Freunde mit Videospielen wenig anfangen können, gibt es auch noch den Online-Modus – erstmals in einem Super-Smash-Bros.-Spiel. Über die Nintendo Wi-Fi-Connection spielt ihr (nach dem lästigen Eintragen der Freundescodes) mit euren Freunden oder alternativ mit unbekannten Spielern aus ganz Europa. Allerdings hat gerade letzteres ein großes Manko. Denn weder erkennt ihr einen Nicknamen eurer Kontrahenten, noch seht ihr, woher sie eigentlich kommen und wie sie sich in vergangenen Brawl-Kämpfen geschlagen haben. Ihr seid – genauso wie eure Gegner – vollkommen anonym. Gut für den Datenschutz vielleicht, Gift aber für das Spiel: Denn so macht es keinen Unterschied, ob ihr gegen einen Computer oder gegen die Fremden spielt. Chats sind nämlich auch nicht möglich. Mit Freunden gibt es wenigstens noch vorgefertigte Statements und mehr Einstellungsmöglichkeiten, wodurch die Freundescode-Jagd zur absoluten Pflicht wird für diejenigen, die online spielen wollen.
Mario Kart Wii, um einmal einen Vergleich heranzuziehen, blendete den Namen, das Mii und das Herkunftsland der Gegenspieler ein und verriet auch, wie viele Punkte sie schon gesammelt hatten. Nichts davon in Brawl.

Die Suche nach unbekannten Mitspielern dauert nicht unerträglich lang, geht aber auch nicht blitzschnell vonstatten. Immerhin jedoch eine absolute Verbesserung im Vergleich zu europäischen Spielern, die eine Importversion von Smash Bros. Brawl samt Freeloader genutzt haben. Mit dieser Kombination dauerte das Suchen nach unbekannten Mitspielern häufig Ewigkeiten, sofern nicht einer der vielen Verbindungsprobleme auftauchte und den Spieler aus dem Online-Menü schubste.
Während ihr (im besseren der beiden Fälle) ca. eine Minute nach möglichst drei Kontrahenten sucht, dürft ihr auf einen Sandsack eindreschen. Habt ihr Glück und drei Mitspieler gefunden (was eigentlich Standard sein sollte, aber leider nicht immer der Fall ist), geht es los und die Fäuste werden ausgepackt. Größtenteils läuft das Ganze auch recht flüssig, Slowdowns sind trotzdem selten vermeidbar, wenn einfach zu viel auf dem Bildschirm geschieht, hier ein Lichteffekt für Aufsehen sorgt, dort jemand aus dem Bildschirm fliegt und anderswo eine Helfertrophäe mitmischt.



Abschließend kann man über den Online-Modus sagen, dass dieser bei Mario Kart Wii weitaus besser gelungen ist. Es werden schneller mehr Gegner gefunden, Langsamkeiten gibt es nicht, es gibt dort insgesamt mehr Features übers Internet und der Grad an Anonymität ist auch nicht so übertrieben wie bei Masahiro Sakurais großer Klopperei. Hier wurde Potential verschenkt und es ist schade, dass gerade bei einem reinrassigen Multiplayer-Spiel wie Brawl immer noch so zaghaft mit dem Internet umgegangen wird.

Das hast du gut gemacht, Schiggy!
„Was dauert an der Lokalisierung eines simplen Prüglers wie Super Smash Bros. Brawl fünf Monate?“, haben sich die Fans gefragt, nachdem auch im März zum US-Release noch kein Termin für Europa fest stand. Eigentlich müssen doch nur Winzigkeiten übersetzt werden und die Anpassung aufs PAL-Format sollte auch innerhalb kürzester Zeit vonstatten gehen, so dachte man. Schließlich kamen Spiele wie Super Mario Galaxy, Zelda: Twilight Princess oder vielleicht auch noch Metroid Prime 3 mehr oder weniger gleichzeitig weltweit auf den Markt (wenn man einmal vom Japan-Release des letzteren absieht).
Insgesamt muss man als Antwort darauf sagen, dass sich wenigstens (aber keineswegs entschuldigend) etwas getan hat in den fünf Monaten: Denn das Spiel ist mittlerweile komplett in Deutsch gehalten (bzw. Französisch, Spanisch, Italienisch etc.). Und damit sind nicht nur die geschriebenen Texte gemeint, sondern auch die Sprachausgabe: Der dramatische Ansager kündigt nun mit vorgefertigten Wort-Samples epische Schlachten zwischen Schiggy und Diddy Kong in Deutsch an, und der Pokémon-Trainer ruft seine Pokémon jetzt in der hiesigen Landessprache zurück in den Pokéball. An dieser Stelle muss jedoch auch kritisch erwähnt werden, dass die deutsche Sprachausgabe des Trainers im Vergleich zur amerikanischen Fassung ziemlich lächerlich klingt. Dafür sind teilweise sogar dynamische Hintergründe in den Arenen übersetzt und angepasst worden.
Was wahrscheinlich aber noch mehr Zeit in Anspruch genommen haben wird, sind die kleinen Erklärungstexte zu den Trophäen oder zu anderen gesammelten Extras. Und davon gibt es viele. Wirklich viele. Man wundert sich, für welche Kleinigkeiten man da etwas zusammengeschustert hat: Da gibt es Aufkleber von Charakteren, die einmal in einer Nebenrolle in einem fünfzehn Jahre alten Spiel vorkamen, da gibt es Trophäen von längst vergessenen Gegenständen, Items, Gegnern oder Nebenpersonen aus antiken Spielen von noch antikeren Konsolen.

Und daraus schöpft Super Smash Bros. Brawl auch seine zweite Identität: Neben dem eigentlichen Prügelspiel kann man den Titel auch durchaus als eine riesige Nintendo-Enzyklopädie verstehen. Hier gibt es kaum ein Nintendo-Thema, das nicht behandelt wurde, und kaum eine Videospielepoche, die im Dunkeln bleibt. Alleine das Freispielen aller Trophäen und aller Extras kann echte Fans für Monate, vielleicht sogar ganze Jahre beschäftigen.

Fazit:
Insgesamt gesehen ist Super Smash Bros. Brawl kein Spiel für jedermann, weil es ein Titel für Hardcore-Fans ist, mit dem die an Einfachheit gewöhnten Wenigspieler nichts anfangen können. Der Titel nimmt den größten Teil seines Reizes aus der großen Palette an Multiplayer-Features, enttäuscht aber etwas im stiefmütterlich behandelten Online-Modus über die Nintendo Wi-Fi-Connection. Trotzdem kann das vollgestopfte Feature-Paket natürlich durch einen schier unglaublichen Grad an Anpassungsfähigkeit und einen riesigen Umfang an Extras (hier besonders durch superbe Musik) begeistern. Das altbekannte Smash-Bros.-Prinzip hat sich indes wenig verändert und wird von den Fans genauso geliebt werden, wie es von denen gehasst wird, die schon mit den ersten Teilen nichts anfangen konnten.
Das, worum es in diesem PAL-Nachtest mit eingeschobener zweiter Meinung ja eigentlich geht, nämlich die Europa-Anpassung, ist auch durchweg ohne größere Patzer vonstatten gegangen. Die Sprachausgabe wurde insgesamt ordentlich (einmal vom Pokémon-Trainer abgesehen) ins Deutsche gebracht und jeder Text wurde treffend übersetzt. Die Verbindung bei Online-Kämpfen kann leider nach wie vor teilweise etwas langsam werden, sorgt aber noch lange nicht für eine ruckelige Unspielbarkeit, sodass sie im akzeptablen Bereich bleibt. An Zusatzinhalte als Entschädigung für die lange Wartezeit ist selbstverständlich nicht einmal zu denken…

Für noch viel mehr und ausführlichere Infos aus dem Spiel lest ihr unseren Import-Test, indem wir den Titel komplett auf Herz und Nieren geprüft haben.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Super Smash Bros. Brawl
Wertungen Beschreibung
8.9Grafik
Liebevolle Umsetzungen der Charaktere mit viel Retro-Charme und tollen Effekten. Alles läuft flüssig und ohne Ruckeleinlagen.
10.0Sound
In Zusammenarbeit mit 38 bedeutenden Komponisten der Videospielbranche und vielen bekannten Stücken aus vergangenen Spielen entsteht ein Soundtrack mit weit über 100 Musikstücken und zahllosen Soundeffekten.
9.0Steuerung
Gute Steuerung mit dem Nunchuk, die Einzelvariante mit einer Wii-Fernbedienung ist für das Spiel unpassend. Nur die Methoden Classic- oder GameCube-Controller sind einwandfrei. Dafür eine frei wählbare Knopfbelegung.
8.7Gameplay
Ein gelungener, jedoch meist zu fader Storymodus macht Brawl interessanter als sein Vorgänger, die Langzeitmotivation bleibt für Solospieler trotz der zahlreichen freispielbaren Extras nach einiger Zeit dennoch ein wenig auf der Strecke. Im Multiplayer hingegen DER Hit!
9.1Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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