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Big Beach Sports
Review von Andreas Held (mail) | 05.07.2008

Als Nintendo mit den ersten Casual-Games Erfolg feierte, wollten sehr schnell andere Entwickler an dem Segen teilhaben, für wenig Geld Spiele zu produzieren, die viel Umsatz bringen. Bis heute geht diese Rechnung auf - immerhin konnte sich selbst Ninjabread Man allein in den USA etwa 40.000 mal verkaufen und wird in seiner Entwicklung wohl kaum 100.000 Dollar gekostet haben. Neben solchen Hinterhof-Entwicklern sind jedoch längst auch die großen Publisher auf diesen Zug aufgesprungen - darunter auch THQ, die schon auf den Erfolg von Guitar Hero III mit dem siebtklassigen Battle of the Bands reagiert haben (das sich übrigens etwa 20.000 mal verkauft hat und damit weit hinter dem Kampfbrot zurückliegt). Quasi stillheimlich brachte der Publisher dann Big Beach Sports in die Läden, und man stellt sich natürlich sofort die Frage, welches Konzept die Entwickler von HB Studios hier abgekupfert haben könnten. Mal sehen: Sechs Sportarten, die stark vereinfacht wurden und nur mit der Wii-Remote gesteuert werden. Woher kennen wir das nur? Schwierig...

Erste Schritte
Im Hauptmenü gibt es, das sind wir von solchen Spielen mittlerweile gewohnt, nur das Nötigste. Neben den Optionen mit marginalen Soundeinstellungen und dem selbsterklärenden Menüpunkt "Zum Strand" gibt es auch eine Schaltfläche, mit der ihr einen Spieler erstellen könnt. Die Spieler sehen in etwa aus wie Miis, sind jedoch wesentlich hässlicher. Wollt ihr einen Spieler erstellen, vergewissert euch vorher, dass eure Batterien ausreichend geladen sind - denn falls ihr in diesem Menü die Fernbedienung aus- und wieder einschaltet, stürzt eure Wii ab. Danach entscheidet ihr euch dafür, welche der Auswahlmöglichkeiten am wenigsten hässlich ist. Coole Idee: wer kreativ sein will, kann sich ein kleines Malprogramm auf den DS laden und dann die Texturen für Wimpern, Augen, Mund, Nase und Ohren selbst zeichnen - statt der Sinnesorgane jedoch auch allerlei Obszönitäten in das Gesicht des Spielers malen, wen es das ist was man tun will. Bis zu acht Spieler können auf diese Weise erstellt werden.

Die sechs Sportarten im Überblick
Die sinnvollste Herangehensweise ist nun, sich alle sechs Sportarten einmal kurz anzusehen. Jede Sportart kann entweder gleichzeitig oder (falls das möglich ist) durch Herumreichen der Wii-Fernbedienung mit ein bis vier Spielern gespielt werden - Solosportler können sich in jeder Sportart außerdem an jeweils drei Turnieren versuchen, in denen im K.O.-System KI-Gegner besiegt werden müssen. Die bloße Erwähnung des Wortes "Karrieremodus" im Zusammenhang mit diesem Spiel wirkt lächerlich. Ein weiteres gemeinsames Problem der Disziplinen ist, dass die Regeln weder im Tutorial noch in der Spielanleitung erklärt werden. Wer also nicht weiß, wie Cricket oder American Football funktionieren, hat schlichtweg Pech gehabt und kann von den sechs Sportarten im Spiel ein bis zwei Stück abziehen oder muss sich eigenständig in das Thema hereinfuchsen.



Als erstes auf dem Plan steht das Beach Volleyball, und allen Vorurteilen zum Trotz: Irgendwie spielt es sich schon ganz vernünftig. Die Steuerung könnte simpler nicht sein: Wii-Remote über den Kopf schwingen zum Aufschlagen, Wii-Remote nach oben schwingen zum pritschen und nach unten schwingen zum Schmettern. Leichte Bewegungen aus dem Handgegelenk funktionieren ebenso wie Nachahmungen echter Bewegungen. Trotzdem wird das Spiel sehr schnell sehr langweilig, da alle Schmetterbälle direkt auf einen der beiden Spieler gehen und es nicht selten vorkommt, dass der Ball bei einem Ballwechsel 20 mal über das Netz fliegt, bis er scheinbar durch Zufall im Aus landet oder der Spieler einen Fehler macht - die KI spielt selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad perfekt. Boule gibt sich noch simpler: zwei Spieler werfen erst eine weiße Kugel und dann jeweils vier farbige Kugeln und am Ende gibt es für jede eigene Kugel, die näher an der weißen Kugel liegt als alle Kugeln des Gegners, einen Punkt. Die Steuerung ist praktisch identisch mit Wii-Bowling, funktioniert, ist jedoch zu ungenau und das Spiel daher eher Glückssache.
Wirklich als schlecht bezeichnet werden kann jedoch erst American Football. Die Regeln wurden so stark vereinfacht, dass das Übriggebliebene einfach nicht funktioniert: Ein Spieler nimmt den Ball und wirft einen Pass zu Spieler zwei, dieser wird daraufhin umgeworfen und danach von dieser Stelle aus weitergespielt. Der nächste Pass erreicht dann bereits die Zielzone und wenn Spieler zwei den Ball fängt, wertet das Spiel dies als Touchdown. So geht es zwei mal hin und her, und da ein Touchdown manchmal neun Punkte und manchmal nur sieben Punkte bringt, ist das Ergebnis auch hier meistens reine Glückssache. Abgesehen davon, dass es für männliche Spieler völlig ok ist, Frauen in Bikinis von hinten anzuspringen und an die Hüften zu fassen, bietet dieser Sport absolut nichts reizvolles, da die Steuerung keine Möglichkeiten bietet, den Spielverlauf wirklich zu beeinflussen.
Den nächsten Punkt auf der Liste, Fußball, dürften die meisten wohl nicht nur aufgrund der kürzlich geendeten EM am interessantesten finden. Umso enttäuschender ist also die Tatsache, dass es sich hierbei um einen absoluten Software-Supergau handelt und man diesen Teil des Spiels eigentlich nicht reviewen kann, da das, was sich hier abspielt, die menschliche Vorstellungskraft übersteigt. Auch wenn die extrem simple Steuerung auch hier noch funktioniert, ist das Chaos oft so groß, dass man anfangs Mühe hat festzustellen, welche der beiden Mannschaften man eigentlich steuert. Eigentlich ist keiner der Spieler jemals in Ballbesitz, vielmehr schwebt der Ball in eine Richtung, die an die Laufrichtung einer der Spieler gekoppelt ist - welcher der Spieler das ist, kann man unmöglich feststellen, wenn sich mehrere Figuren auf engem Raum befinden. Selbiges gilt übrigens auch für den Torwart, weshalb es kein Problem ist, einen eigentlich gehaltenen und neben dem Torwart schwebenden Ball kurz ins Tor zu stubsen. Oft laufen Spieler durch Darstellungsfehler seitwärts oder rückwärts über den Platz und Tore von der eigenen Strafraumgrenze aus sind keine Seltenheit.
Beim Discus-Golf legt sich die Ernüchterung wieder etwas. Der Name ist fast schon selbsterklärend: Eine Frisbeescheibe muss mit möglichst wenigen Würfen in einen Metallkorb befördert werden. Einziges Steuerungskommando: Eine Wurfbewegung mit der Wii-Remote, das jedoch zu ungenau ist, sodass auch hier wieder mehr Glück als alles andere im Spiel ist. Last but not least stünde dann Cricket auf dem Plan, wo sich jedoch das oben angesprochene Problem zeigt: Wir kennen die Regeln von Cricket nicht und können deshalb nicht wirklich etwas dazu sagen. Die Steuerung ist praktisch identisch zu Wii Sports Baseball, da jeweils eine der beiden Mannschaften den Ball wirft oder mit einem Schläger wegstößt, und wie in allen anderen Spielen gilt: Sie ist simpel und funktioniert.

Unterm Strich bleibt also zu sagen, dass von sechs Sportarten zwei (Football und Fußball) nahezu unspielbar sind. Beach Volleyball zieht sich durch die zu simple Steuerung viel zu sehr in die Länge, und es ist eigentlich kein Problem, den Ball nach nur wenigen Minuten Übung beliebig lange in der Luft zu halten. Bleiben drei Sportarten, die - Regelkenntnisse vorausgesetzt - zumindest im Multiplayermodus durchaus unterhalten können, da der hohe Glücksfaktor hier bei weitem nicht so stark ins Gewicht fällt und sogar positive Seiten hat, wenn denn wirklich mal die ganze Familie vor dem Fernseher spielt. Einzelspieler werden sich keine Stunde mit dem Spiel beschäftigen können.

Optisch gibt sich Big Beach Sports überraschend solide - bis auf die hässlichen Figuren ist die Optik überraschend detailliert und farbenfroh und reißt technisch natürlich keine Bäume aus, ist aber trotzdem ganz nett anzusehen. Der Sound ist dafür ein absoluter Totalausfall - es gibt nur drei Musikstücke, nämlich Menü, Spiel und eine dritte Musik, die abläuft wenn es "spannend" wird, beispielsweise in den letzten Sekunden eines Fußballspiels, die jedoch eigentlich nicht als solche bezeichnet werden können, da sie alle nur wenige Sekunden lang sind und ständig in einer Schleife wiederholt werden, um Musik zu simulieren. Sprachausgabe gibt es zum Glück keine und nur sehr, sehr wenige Soundeffekte.

Fazit:
Big Beach Sports ist sicherlich kein gutes Spiel, aber auch kein absoluter Totalausfall. Die Bewegungssteuerung ist derart simpel, dass sie eigentlich in jeder Sportart funktioniert, und bis auf Fußball und American Football sind alle Sportarten zwar extrem anspruchslos und in gewisser Weise langweilig, können jedoch für angetrunkene Partygäste oder Leute, die sonst keine Controller in der Hand haben, durchaus etwas Unterhaltung bieten. Wer sich öfters in solchen Kreisen befindet und sehr viel Gefallen an Wii Sports gefunden hat, kann deshalb angesichts der Tatsache, dass der Budget-Titel schon jetzt problemlos für 20 bis 25 Euro zu bekommen ist, eventuell ganz vorsichtig und zurückhaltend mit einem Kauf liebäugeln. Einzelspieler und Leute, die sich zumindest einen gewissen Anspruch von Videospielen erhoffen, machen derweil einen großen Bogen um den Titel.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Big Beach Sports
Wertungen Beschreibung
6.5Grafik
Nettes Malfeature für den DS und insgesamt eine überraschend ansehnliche Optik.
1.2Sound
Insgesamt vielleicht 30 Sekunden Musik, die ständig wiederholt werden. Kaum Soundeffelte. Grauenvoll.
6.0Steuerung
Derart simpel, dass es eigentlich unmöglich war, sie zu verhunzen. Die extreme Anspruchslosigkeit sorgt jedoch auch sehr schnell für Ernüchterung.
4.3Gameplay
Für Einzelspieler völlig uninteressant, im Multiplayermodus eventuell ein Partyspiel, das kurzzeitig unterhalten kann.
4.7Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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