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Speed Racer
Review von Andreas Held (mail) | 28.06.2008
Realverfilmungen diverser Marvel-Comics sind heute keine Seltenheit mehr. Filmkonzerne sind quasi unaufhaltbar bei dem Vorhaben, immer mehr Superhelden aus der Versenkung zu holen und in einen Film zu stecken, der eher durch Spezialeffekte als durch eine tiefgehende Story punkten will. So langsam aber sicher wird das Eis jedoch trotzdem recht dünn, weshalb Warner Movies nun einen anderen Weg gegangen sind und sich kurzerhand die Rechte an Speed Racer gesichert haben, welches, wie der heutzutage nicht mehr ganz so klangvolle Name schon vermuten lässt, ebenfalls eine Serie aus den 70ern ist - und zwar eine japanische Animeserie. Das Zelluloid-Machwerk der Walkowski-Brüder, die schon mit den beiden Nachfolgern ihres Blockbusters "Die Matrix" eher ins Klo gegriffen haben, wurde zwar als einer der technisch und visuell imposantesten Filme gerühmt, von Kritikern wegen seiner praktisch nicht existenten Handlung jedoch trotzdem fast einhellig verrissen. Dass der Film in den deutschen Kinos gnadenlos gefloppt ist, kommt also nicht von ungefähr.
Von Warner Games steht nun das dazugehörige Spiel in den Läden, dem man durchaus eine Chance geben sollte - denn auch zu schlechten Filmen kann es gute Spiele geben, wie schon gezeigt wurde von Titeln wie... ähm... ach, vergesst es.

Keine Story, aber viel Trash
Eigentlich kann man Speed Racer - The Videogame nicht vorwerfen, dass es sich nicht an der Filmvorlage orientieren würde. Der Film bietet praktisch keine Handlung und daran hält sich auch das Spiel, indem es wirklich gar keine Story erzählt. Stattdessen landet ihr in einem Haupmenü mit den für ein Rennspiel grundlegenden Optionen und das war es auch. Keine Handlung, keine originalen Filmsequenzen, nichts. Neben "echten" Strecken aus der Serie und den vorkommenden Charakteren (von denen es wirklich einige gibt) hat es auch ein etwas eigenwillig benannter Kampfsport in den Titel geschafft: Das "Car-Fu". Das Wortspiel fand zwar schon beim Rohrkrepierer "Shaq Fu" auf dem Sega Mega Drive niemand lustig, aber da es sich bei Speed Racer um die wesentlich ältere Lizenz handelt, kann man den Entwicklern auch hier keinen Vorwurf machen. Naja, und das war es auch schon irgendwie. Das komplette Spiel besteht nun daraus, dass ihr in insgesamt 16 Tutorials (von denen alleine drei für Gas geben und Bremsen draufgehen...) die Steuerung erlernt und danach einen strikt linearen Weg durch die ca. 20 Meisterschaften nehmt, in denen ihr einen Platz unter den ersten drei erreichen müsst, um einen neuen Fahrer freizuschalten und die nächste Meisterschaft bestreiten zu dürfen. Der Wiederspielwert liegt bei Null, da das Spiel nicht zwischen Platz eins und Platz drei unterscheidet und im Menü nicht einmal angezeigt wird, auf welchem Platz ihr die Meisterschaft beendet habt. Wird es auf der Rennstrecke besser?

Eine Steuerung direkt aus der Hölle
Speed Racer ist kein gutes Rennspiel. Das kann es schon alleine wegen seiner Steuerung nicht sein, das später in einem Lehrbuch unter "Wii-Steuerungen: Wie man es nicht tun sollte, Kapitel 137" zu finden sein wird. Anders als beispielsweise Mario Kart Wii zwingt euch Speed Racer eine Lenkrad-Steuerung auf und gibt euch keine Chance, ein Pad zu verwenden. Es muss also durch Neigen der Wii-Remote navigiert werden, was die ohnehin schon ungenaue Steuerung noch ein Stück indirekter werden lässt. Glücklicherweise bestehen alle Strecken fast ausschließlich aus sehr seichten Kurven und dank der unsichtbaren Barrieren, die euch eigentlich immer in der Bahn halten, ist es eher schwieriger, von der Strecke zu fliegen, als einen vernünftigen Kurs zu halten. Wirklich schlimm wird das ganze jedoch erst durch die Implementation des Car-Fu: Hier müsst ihr die Wii-Remote ruckartig nach links oder rechts bewegen, um euren Gegnern (ganz ähnlich wie in F-Zero X) mit einem Seitwärtsmanöver zu rammen. Gleichzeitig zu lenken und dann noch diese Seitwärtshiebe zu machen ist, kurz gesagt, unmöglich - und es ist sehr viel Glück nötig, wenn ihr während des Spiels niesen müsst. Die Tatsache, dass einige der in den Tutorials erklärten Kommandos schlichtweg nicht funktionieren, rundet den schlechten Gesamteindruck ab.



Trotz alledem kommt Speed Racer nie über einen gewissen Langeweilefaktor heraus. Von den anspruchslosen Strecken gibt es sage und schreibe vier Stück, die sich in den Meisterschaften immer und immer wiederholen, ein Geschwindigkeitsgefühl will kaum aufkommen und der Schwierigkeitsgrad ist konsequent sehr leicht, vor allem, da ein Platz unter den ersten drei ausreicht um eine Meisterschaft zu gewinnen und die Platzierung der CPU-Gegner eher zufällig ist, was dafür sorgen kann, dass euer zunächst härtester Konkurrent ein Rennen plötzlich mit null Punkten beendet. Die Entwickler haben zwar noch versucht, eine gewisse strategische Komponente in das Spiel einzubauen, indem ihr euch Energie entweder aufsparen könnt, um Boosts aufzuladen, oder sie direkt in die Schilde eures Wagens umleitet, um einer Explosion vorzubeugen. Da ihr euch jedoch nicht vor Angriffen der Gegner schützen könnt, wird daraus ein reines Glücksspiel: Wenn euch die Gegner einigermaßen in Ruhe lassen, könnt ihr mit einem Vierfach-Boost kurz vor Rennende sicher gewinnen, wenn nicht, braucht ihr jegliche Energie für Reparaturen und es gibt nichts, was ihr dagegen tun könnt. Eine Explosion bedeutet jedoch nur, dass euer Wagen nach zwei Sekunden wieder voll einsatzbereit ist, also ist es ohnehin nicht allzu schlimm.

Technisch nicht ganz so imposant wie der Film
Ganz ehrlich: Wer erwartet hätte, dass Speed Racer auf Wii (oder auch auf einer der anderen Konsolen, mangels Engagement seitens des weltbekannten Entwicklers "Sidhe") irgendwie an die optische Opulenz des Films heranreicht, leidet an Realitätsverlust. Lichteffekte sind auf Wii eher lächerlich, da sich dort, wo im Film Lichter waren, im Spiel nur besonders kräftige Texturen befinden, die man mit etwas Fantasie als Lichter wahrnehmen kann. Wie bereits erwähnt kommt leider überhaupt kein Geschwindigkeitsrausch auf, da sich die Spielgeschwindigkeit trotz angeblich über 500 Stundenkilometern eher auf dem Niveau von "Hot Wheels: Beat That!" befindet und selbst Mario Kart Wii ein besseres Gefühl in dieser Hinsicht liefert. Lichteffekte gibt es zwar, wenn ihr durch einen Vierfach-Boost in "die Zone" eintretet, dann gleicht das ganze allerdings eher einem schlecht durchdachten LSD-Simulator, der von Austin Powers programmiert wurde, und kann immer noch nicht überzeugen. Das einzige, was man dem Spiel tatsächlich zugute halten kann, ist die recht beeindruckende Weitsicht, denn die achterbahnartigen, recht langen Strecken sind von manchen Punkten aus voll sichtbar und es verschwindet kein Meter in einem seltsamen Nebel. Allein die Weitsicht sorgt dafür, dass die Grafik insgesamt noch als passabel durchgehen kann.
Anders sieht es bei der Hintergrundmusik aus, die man schon Minuten nach dem Ausschalten der Wii nicht mehr im Ohr hat - was nur bedeuten kann, das sie extrem belanglos ist. Ohnehin steht jedoch während der Rennen ganz klar die nervige Sprachausgabe im Vordergrund, über die sich alle Fahrer während des Geschehens gegenseitig mit stupiden Einzeilern beschimpfen. Tatsächlich werden sogar ständig Porträts der redenden Fahrer sowie Untertitel eingeblendet, was man zum Glück abschalten kann.

Fazit:
Speed Racer im Speed Review - somit sitze ich nun vor einem der kürzesten Tests, die ich je geschrieben habe. Aber über wenig Spiel kann man nun mal wenig schreiben. Speed Racer ist ein Rennspiel und wer als erster über die Ziellinie fährt, hat gewonnen. Es gibt trotz mehrerer Film- bzw. Serienvorlagen keine Story, keine Features die es nicht schon in dutzenden anderen Rennspielen gab und keine innovativen Spielmodi. In diesem Sinne bleibt auch das Fazit entsprechend kurz. Speed Racer ist kein per se schlechtes Spiel, es ist nur völlig belanglos. Für Zocker unter 14 Jahren, die den Film "voll geil" fanden, ist es daher vielleicht einen Blick wert - der Rest nutzt die Abwärtskompatibilität für eine Runde F-Zero GX, da es auf Wii keine vergleichbaren Alternativen gibt.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Speed Racer
Wertungen Beschreibung
5.9Grafik
Durch und durch unterdurchschnittlich, trotz knallbunter Grafik und netter Weitsicht.
5.5Sound
Die aus nervigen Einzeilern bestehende Sprachausgabe steht klar im Vordergrund, Hintergrundmusik und Soundeffekte hat man sofort wieder vergessen.
5.0Steuerung
Völlig überladene Bewegungssteuerung, die nur aufgrund des anspruchslosen Spieldesign nicht zum Todesurteil wird.
4.0Gameplay
Ein Wertungspunkt pro Strecke; viele Publisher wären froh, wenn wir ihre Rennspiele auf diese Art bewerten würden.
5.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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