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Family Ski
Review von Kamil Witecy (mail) | 20.06.2008

Die Sonne lacht, die Fußball Europameisterschaft geht in wenigen Tagen zu Ende und die Sommerferien haben in einigen deutschen Bundesländern schon begonnen, was viele Familien gen Süden zieht, um Sonne, Strand und Meer zu genießen. Da bietet es sich an für die daheim verbliebenen Konsoleros ein Spiel auf den Markt zu werfen, das genau in diese Kerbe schlägt. Namco Bandai hat sich in diesem Fall für Family Ski entschieden, um gemeinsam mit dem als Publisher agierenden Kyoter Konzern Nintendo, das gefürchtete Sommerloch vor dem Deutschlandstart von Super Smash Bros. Brawl ein wenig zu füllen. Moment, ein Skispiel im Sommer? Ja, genau das. Mit Family Ski haben die Japaner die Gunst der Stunde erkannt und nur unmittelbar nach dem Erscheinen des Wii Balance Board ein einsteigerfreundliches Ski-Spiel auf den Markt geworfen, welches die speziellen Steuerungsmöglichkeiten der Wii vorbildlich nutzen und so für ein völlig neuartiges Spielgefühl in diesem Genre sorgen soll. Dabei möchte der Titel jedoch keine trockene Simulation des Wintersports sein, sondern setzt mit spaßigen Missionen und Aufgaben, sowie seiner knuddeligen und Wii Sports-ähnlichen Optik vor allem auf den Spielspaß.

Schnee, Schnee, überall Schnee!
Family Ski entführt den geneigten Spieler ins winterliche Happy Ski Resort, einem virtuellen Skigebiet mit unterschiedlich ausbalancierten Skipisten, die jeweils einem Tier gewidmet sind (Hasenbahn, Wolfshügel, Löwenspitze etc.) und wahlweise bei Tag oder Nacht befahren werden können. Doch bevor wir uns das erste Mal auf die Bretter stellen können, geht es zunächst einmal darum, eine Spielfigur samt entsprechender Ausrüstung zu erstellen. So kann eine beliebige Mii-Figur als Grundlage für den späteren Skifahrer gewählt werden, den man anschließend mit einem schicken Winteroutfit ausstatten und samt eigens ausgewählten Skiern und Skistöcken auf die Piste schicken kann. Alternativ bietet sich die Möglichkeit, einen völlig neuen Charakter zu erstellen. In diesem Fall kann zwischen verschiedenen, vorgefertigten Kopfvariationen ausgewählt werden, die einem ähnlich comicartigen Stil entsprechen und darüber hinaus mit einigen zusätzlichen Accessoires wie Schmuck und Hüten ausgestattet werden können – dies ist bei den Mii-Figuren leider nicht möglich. Durch Erfolge im Spiel können alternative Bekleidungsstücke, neue Lifestyle-Gegenstände sowie weitere Skier freigeschaltet werden, sodass ihr eure Spielfigur dementsprechend immer wieder neu einkleiden könnt, was für eine zusätzliche Motivation sorgen kann. Sammler werden also durchaus auf ihre Kosten kommen.
Habt ihr euch für einen Charakter entschieden, könnt ihr im Hauptmenü neben der Registrierung eines weiteren Charakters zwischen den Menüeinträgen Freestyle, Album, Skirennen und Skischule wählen. Da aller Anfang schwer ist, besuchen wir zunächst die Skischule. Ganz wie in der Realität.



Das Prunkstück von Family Ski – Die Steuerung
Die hauseigene Skischule führt euch in einem etwa 20 bis 30-minütigen Crashkurs in die verschiedenen Steuerungsmöglichkeiten des Skifahrens in Family Ski ein und ist zum Einstieg mehr als nur zu empfehlen. Darüber hinaus wird noch eine Skischule für teils waghalsige Sprünge angeboten, die ihr nach und nach erlernen könnt. Doch wie genau funktioniert die Steuerung eigentlich? Generell wird Family Ski durch eine Kombination aus Wii-Remote und Nunchuk gesteuert. Nennt ihr Wii Fit euer Eigen und könnt somit auf das Wii Balance Board zurückgreifen, könnt ihr dieses ebenfalls in die Steuerung einbinden und mit Wii-Remote und Nunchuk kombinieren. Die Kombination ist in diesem Fall übrigens zwingend notwendig, denn Family Ski kann nicht alleine und ausschließlich mit dem Balance Board gesteuert werden, da dieses lediglich die Kurvensteuerung ersetzt. So wird der virtuelle Skifahrer mit der Standard-Steuerung durch gleichzeitiges Neigen von Nunchuk und Wii-Remote in dieselbe Richtung gesteuert und durch Kurven geschlittert, was in der Praxis nach einigen zurückgelegten Pisten auch wirklich gut zu funktionieren weiß. Spielt man hingegen mit dem Balance Board, wird die Fahrtrichtung (wie auch schon in den wintersportlichen Wii Fit Minispielen) durch reine Gewichtsverlagerungen bestimmt. Da diese innovative Steuerung dem echten Skifahren verhältnismäßig sehr nahe kommt, kann man sich nicht nur eines wirklich frischen und realistischen Fahrgefühls erfreuen, sondern auch ohne eine wirklich große Eingewöhnungsphase schnelle Erfolge auf den Skipisten feiern. Hier kommt richtig Fahrt auf! Zwar benötigt es insgesamt schon einiger Übung, die Bewegungssteuerung wirklich perfekt zu beherrschen, doch die intuitive Kontrolle motiviert dauerhaft, sodass der Spaßfaktor beim Üben stets sehr hoch angelegt ist. Denn auch wenn am Anfang noch nicht alles gleich gelingt und einige Stürze vorprogrammiert sind: Spaß macht es dennoch.

Wie beim echten Skifahren bedient man sich auch in Family Ski einiger Hilfsmittel, um sicher durch die schneebedeckten Landschaften zu düsen. Deshalb nehmen Wii-Remote und Nunchuk zusätzlich die Rolle von Skistöcken ein und runden das realitätsnahe Ski-Erlebnis gänzlich ab. Lässt man beide Eingabegeräte schnell nach unten schnellen, stößt sich euer Skifahrer im Schnee ab und kann so an Geschwindigkeit gewinnen. Steht man hingegen still und seitlich zu einem Hang, kann dieser durch abwechselnde Auf- und Abbewegungen von Wii-Remote und Nunchuk erklommen werden. Verliert man auf den Pisten beispielsweise durch eine unsaubere Landung nach einem Sprung das Gleichgewicht oder stürzt sogar, kommen die virtuellen Skistöcke ebenfalls zum Einsatz, die in diesem Fall schnellstmöglich geschüttelt werden müssen. Darüber hinaus spielen Wii-Fernbedienung und Nunchuk auch noch bei Schussfahrten, beim Skipflug, beim Wedeln und beim Ausführen von Sprüngen und Tricks eine Rolle. Möchte man beschleunigen und die Schussfahrt-Position einnehmen, so müssen beide Steuerungseinheiten seitlich gedreht werden, während euch zusätzlich empfohlen wird, in die Hocke zu gehen (was ihr aber nicht zwanghaft tun müsst) – alles ganz wie beim echten Skifahren. Um im Skipflug die Piste hinunterzuprasseln, muss die C-Taste des Nunchuks gehalten werden, während das Wedeln dann möglich ist, wenn ihr Z- und B-Knopf gleichzeitig gedrückt haltet. Wollt ihr nach dem Absprung von Schanzen Tricks vollführen, müssen verschiedene Tastenkombinationen (z.B. A + B-Knopf drücken) ausgeführt werden, die euch in der Skischule oder von anderen Skifahrern auf den Pisten beigebracht werden. Das Umsehen sowie das Bremsen geht übrigens mit dem Controlstick des Nunchuks vonstatten.
Bei aller Euphorie muss aber zumindest eine Kritik an der Steuerungsumsetzung erlaubt sein: So drängt sich die Frage auf, warum es beim Spielen mit dem Wii Balance Board nicht zumindest optional möglich ist, alle Skimanöver ausschließlich mit Hilfe der Bewegungserkennung des Balance Boards zu steuern? So könnte die Schussfahrt-Position auch ohne einen Knopfdruck funktionieren, indem man wie beim Skispringen in Wii Fit in die Hocke geht und der Skipflug könnte ebenso einfach mit der passenden Stellung der Füße auf dem Board simuliert werden. Dass das Tricksystem auf eine Knopfkonfiguration zurückgreift, ist eine andere, verständlichere Angelegenheit.
Insgesamt lässt sich jedoch dennoch sagen, dass die Steuerung das unangefochtene Prunkstück von Family Ski ist und spielerisch noch kein anderes Ski-Spiel so nah an das echte Gefühl des beliebten Wintersports herangekommen ist.

Ab auf die Piste!
Im Happy Ski Resort angekommen, kann das komplette Skigebiet frei befahren werden. Per Sessellift habt ihr die Möglichkeit, zu den insgesamt 13 durchaus abwechslungsreichen Abhängen und Pisten zu gelangen, die sich allesamt von ihrem Schwierigkeitsgrad unterscheiden (Anfänger, Fortgeschrittene und Profis) und deren Bodenbeschaffenheiten sich erfreulicherweise auch auf das Fahrverhalten auswirken. Je nach Abfahrt könnt ihr auf der Hasenbahn mit nur leichtem Gefälle über Tiefschneepisten (die fühlen sich auch wirklich so an) bis hin zu sprunglastigen, extrem steilen und eisigen Hängen der Löwenspitze beziehungsweise des Schlangenpasses alles mitnehmen. Jede von euch durchgeführte Abfahrt wird dabei nach den Kriterien Zeit, Tempo, Balance, Wenden oder Sprünge bewertet. Diese Bewertung gilt es, auf den einzelnen Skipisten stets zu verbessern, um so am Ende auf allen Abhängen eine Spitzenleistung bescheinigt zu bekommen.
Wer nun aber nicht nur die Pistenabfahrten genießen möchte, kann sich auch mit verschiedenen spielerisch gestalteten Zusatzaufgaben beschäftigen, indem er sich mit den vielen anderen Skifahrern auf den Pisten unterhält. So erhaltet ihr von einigen Besuchern die Aufgabe, ein vermisstes Kind wieder zu finden, verlorene Skistöcke oder Skibrillen einzusammeln oder von einer Restaurantbesitzerin den Auftrag, das Resort innerhalb eines vorgegebenen Zeitlimits mit Essen zu beliefern. Darüber hinaus könnt ihr auch in einigen Herausforderungen gegen andere Skifahrer in Rennen und Slalomfahrten antreten oder beweisen, dass ihr die besseren Sprünge und Tricks auf Lager habt. Das eine oder andere Mal werdet ihr auch mit einigen Quizfragen konfrontiert. Hier könnt ihr zeigen, was ihr über das Skifahren im Allgemeinen sowie über die einzelnen Skipisten gelernt habt. Werden eben solche Aufgaben erfolgreich absolviert, erhaltet ihr eine bestimmte Anzahl an Sternenpunkten, die (wie bereits erwähnt) gegen neue Outfits und Skier eingetauscht werden können.

Eine Möglichkeit, seinen Freunden zu zeigen, welche neuen Outfits man erspielt hat, oder welche waghalsigen Stunts man auf den Skiern schon vollzogen hat, kommt im Menüpunkt „Album“ zum Vorschein. So können Foto-Schnappschüsse von allen registrierten Charakteren geschossen werden, die ihr dann sogar mit Freunden über das Wii-Pinnwand-Feature tauschen könnt. Wer darüber hinaus schon bestandene Wettrennen, Slaloms oder gemeisterte Buckelpisten noch einmal fahren möchte, kann dies unter dem Menüpunkt Rennen nach Herzenslust ausleben. Schön ist auch die zusätzliche Dreingabe, dass man auf allen bekannten Kursen bis zu drei menschliche Mitspieler herausfordern kann. Dies geht allerdings nur dann, wenn alle die Standard-Steuerung mit Remote und Nunchuk angewählt haben, und sorgt dann für einen kurzweiligen Spaß. Warum die Möglichkeit nicht besteht, wenigstens einem Spieler das Fahren mit dem Wii Balance Board zu ermöglichen, wird hingegen wohl für immer ein kleines Geheimnis bleiben.



Auf optischer Ebene kann man Bandai Namcos Skivergnügen keine Genialität bescheinigen. Dies soll aber nicht heißen, dass die Grafik abgesehen von einigen wirklich fiesen Texturen zwangsweise schlecht ist. So präsentiert sich das Spiel gerade auch durch die Einbettung der Mii-Figuren in etwa auf einem Niveau mit der schlichten und zweckmäßigen, jedoch auch sympathischen Optik von Wii Sports und verleiht dem Spiel einen gewissen nintendotypischen Charme, auch wenn es von Bandai Namco ist. Ferner kann der Titel mit einigen netten Effekten und Wetterdetails punkten, die im Schnee hinterlassenen Skispuren wissen zu gefallen und die nett anzusehende Weitsicht kann sich besonders bei Nachtfahrten mit vielen neonbunten Lichtern und Werbeanzeigen wahrlich sehen lassen. Dass Nintendos Wii weitaus mehr kann, steht dabei natürlich wie so oft außer Frage.
Im akustischen Bereich können die Soundeffekte von fahrenden Liften, tummelnden Skifahrern und ratternden Masten durchaus überzeugen. Was aber weitaus mehr überzeugen kann, ist die meist wirklich gut passende Musikuntermalung, die realistischerweise an entsprechenden, boxenbestückten Liftmasten lauter wird. Im Soundtrack befinden sich zudem auch einige altbekannte Musikstücke aus Namco-Klassikern wie Pacman, Ridge Racer oder Katamari was den positiven Eindruck weiterhin abrundet. Äußerst nervig ist hingegen die nicht vorhandene Sprachausgabe, die durch ein typisches Gebrabbel und einem einzigen, meist sinnfreien Laut simuliert wird.

Fazit:
Obwohl das bislang Gehörte einen mehr als nur positiven Eindruck hinterlässt, hat Bandai Namcos Titel vor allem einen Fehler zu verzeichnen: Es mangelt an Umfang und langfristig auch an Abwechslung. Die insgesamt 13 verschiedenen Pisten sind zwar abwechslungsreich, haben ihre Eigenarten und fahren sich auch allesamt anders, dürften aber bereits nach einigen Stunden sehr gut beherrscht und mit dem besten Ranking abgeschlossen worden sein. Die minispielartigen Aufgaben, die ihr von den einzelnen Besuchern erhaltet, sind zwar größtenteils nett in Szene gesetzt, wiederholen sich mit der Zeit jedoch in leicht veränderter Art und Weise und dürften mit etwas Übung kaum Probleme bereiten. Gerade deshalb kann und muss auch der europäische Verkaufspreis von knapp unter 50€ bemängelt werden. In den USA kam der Titel zum Vergleich direkt zu einem Budget-Preis von rund 30$ auf den Markt. Darüber hinaus wird für die vollständige Ausnutzung von Family Ski ein nicht gerade preisgünstiges Wii Balance Board empfohlen. Dies heißt aber nicht, dass Family Ski ohne das Balance Board keinen Spaß macht. Auch das Kontrollschema via Remote und Nunchuk ist absolut intuitiv, hebt sich deutlich von der herkömmlichen Padkonfiguration ab und kann ebenso ein vollkommen neuartiges Spielgefühl in diesem Genre herbeizaubern. Uns persönlich hat die Steuerungsvariante mit Balance Board jedoch ein wenig besser gefallen.
Doch bei aller Kritik: Das, worum es bei dem Titel wirklich geht, das Skifahren, löst Family Ski in einer schier beeindruckenden Art und Weise. Family Ski ist schlichtweg ein steuerungstechnisch genialer und kurzweiliger Ausflug in den virtuellen Winter, welcher immer wieder dazu einlädt, einige steile Abhänge zu meistern oder sich mit Freunden zu duellieren und Spaß zu haben.

Von Kamil Witecy
Wertung für das Spiel Family Ski
Wertungen Beschreibung
7.0Grafik
Ähnlich wie Wii Sports: schlicht, minimalistisch, aber dennoch irgendwie sympathisch. Zudem besonders bei Nachtfahrten mit einigen schönen Lichteffekten und einer nett anzusehende Weitsicht ausgestattet. Dass Wii mehr kann, steht jedoch außer Frage.
7.4Sound
Ordentlicher Soundtrack mit einigen bekannten Namco-Musikstücken und stets passenden Soundeffekten. Dafür nervt das Gebrabbel, welches die nicht vorhandene Sprachausgabe kaschieren soll.
8.5Steuerung
Skifahren auf einer Konsole kam bisweilen wohl noch nie so nah an das echte Gefühl des Sports heran. Wii-Remote und Nunchuk ersetzen Skistöcke und Bewegungssteuerung nahezu optimal, die optionale Einsetzung des Wii Balance Board maximiert das hervorragende Fahrgefühl, auch wenn einige Manöver eher unnötigerweise mit den Buttons ausgeführt werden müssen.
6.9Gameplay
Auch wenn das Skifahren an sich sehr viel Spaß bereitet und das Grundkonzept durchaus zu gefallen weiß, wird insgesamt zu wenig Umfang und langfristig auch zu wenig Abwechslung geboten.
7.4Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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