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Iron Man
Review von Lars Peterke (mail) | 20.06.2008

Iron Man. Wer zur Hölle ist Iron Man? Ich habe spätestens seit dem Hulk den Überblick über die Superhelden verloren. Dennoch muss man sich als Spieletester ja gewissenhaft mit dem Stoff des zu testenden Titels beschäftigen, also ab ins Kino, getreu dem Motto „Schau dich schlau“. Zunächst ein kurzer Abriss der Story: Tony Stark baut Waffen. Viele Waffen. Böse Waffen. Was er nicht weiß: Seine Firma Stark Industries verkauft diese unter der Hand auch an Terrororganisationen. Eben einer solchen fällt Tony zu Beginn des Films in die Hände, als er in Afghanistan einer Waffendemonstration beiwohnt. Im Verließ eingeschlossen soll Tony für die Terroristen nun eine Waffe bauen. Doch Tony hat etwas anderes im Sinn. Er entwickelt eine Energiequelle, um damit einen Ganzkörper-Kampfanzug zu betreiben, der ihm schlussendlich zur Flucht verhilft. Wieder zu Hause ist Tony Stark wie ausgewechselt und möchte in erster Linie die Machenschaften seiner Firma stoppen. Und das geht natürlich am besten, wenn man sich einen Roboteranzug baut - und dann Iron Man nennt.

Während Iron Man im Kino eine straighte Superhelden-Verfilmung ist, ist das einzige, was am dazugehörigen Lizenzspiel straight ist, der Wunsch, Sega etwas an den Kopf zu werfen. Denn sie haben auf die Rückseite der Spielehülle dermaßen schwammige Screenshots platziert, dass ich absolut gar keine Lust hatte, den Titel zu spielen. Aber man soll ja vorurteilsfrei an jedes Spiel herangehen und aus diesem Grund einigte ich mich auf das einlegen der Spiele-Disc sowie das Weglegen der hässlichen Hülle. Weit weg.

Gnadenlose Schlamperei
Iron Man beginnt ohne großes Intro in den erwähnten Höhlen der Terrorristen und ihr müsst mit eurem gebastelten Kampfanzug flüchten – unsinnigerweise mit unendlich viel Lebensenergie. Gelenkt wird mit dem Nunchuk, Angriffe erfolgen mit den Knöpfen der Wii-Fernbedienung. Bereits kurz nach Spielbeginn offenbart sich mir die gnadenlose Schlamperei der Entwickler. Um die Kamera zu steuern, wird die Pointer-Funktion der Wii-Fernbedienung genutzt. Wollt ihr also nach rechts sehen, müsst ihr den Pointer zum rechten Bildschirmrand bewegen. Nun ist es aber so, dass ihr für Angriffe eure Wii-Fernbedienung schwingen müsst. Bitte, liebe Entwickler, das funktioniert doch schon auf dem Papier nicht! Wie soll ich korrekt angreifen, ohne dass sich dabei die Kameraposition willkürlich mitverändert? Lustig ist es auch bei den kontextbezogenen Bewegungen. Zum Beispiel müsst ihr ganz schnell das Nunchuk hoch und runter schwingen, während Iron Man versucht, mit seiner Manneskraft eine große Tür seitlich aufzudrücken. Das macht so unglaublich viel Sinn, man möchte heulen. Durch den Fauxpas mit der Kamerasteuerung ruiniert sich das Gameplay schon zu großen Teilen selbst. Stupide Gegner in späteren Missionen runden den Gesamteindruck ab. Gedankenloses Dauerfeuer wartet in den späteren Missionen, von denen es insgesamt 13 Stück gibt – wow. Ein paar Schmankerl, wie neue Rüstungen mit passenden Upgrades und Waffen, können die Eisen in späteren Missionen auch nicht mehr aus dem Feuer holen. Schade sind außerdem die ungenügenden Zwischensequenzen und die nicht zu verschmerzende Tatsache, dass das Spiel handlungstechnisch keinen roten Faden hat. Kennt man den Film nicht, sind Zusammenhänge im Spiel stellenweise nur sehr schwer nachzuvollziehen.

Aber zurück zum Gameplay: Um Kameraprobleme zu vermeiden, wird man recht schnell die Energieschüsse mittels B-Knopf anwenden. Man macht dann Bekanntschaft mit der Funktion des automatischen Anvisierens, welches den Spieler natürlich sehr fordert. Bei höheren Schwierigkeitsgeraden ist das Spiel aber – abseits des automatischen Anvisierens – generell unfair.
Ganz nett ist die Umsetzung des Anzuges: Ihr könnt wie im Film mittels Z- und C-Knopf fliegen, einen Boost zünden und über die Areale düsen. Ebenfalls interessant: Mit dem Steuerkreuz könnt ihr eure Energie auf die einzelnen Parts wie zum Beispiel Waffen oder Schutzschildfunktionen aufteilen und euch so der Kampfsituation anpassen. Leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, der in dem banalen Gameplay vollends untergeht. Denn der Großteil des Spiels ist Laufen und Schießen, ab und an lustiges Rumfliegen mit Iron Man, das war es dann aber auch. Iron Man hängt durch und durch in der Zeit von merkwürdigen N64-Shootern wie Army Men: Sarges Heroes fest. Und das leider nicht nur in Sachen Gameplay, sondern auch in Sachen Grafik.

Im Jahr 2000
Wenn man versucht einen Vergleichstitel heranzuziehen, möchte man meinen, Iron Man sieht ungefähr so aus wie Perfect Dark 64 in höherer Auflösung – mehr aber auch nicht. Zudem präsentiert sich der Titel nebelig, verwaschen und viel zu detailarm. Zwar läuft alles flüssig, dafür gibt’s aber auch keine Effekte. Zwar werden große Spektakel durch pixelige Explosionen dargestellt, bei kleineren Gegnern wie Soldaten kann es aber auch schon mal vorkommen, dass diese einfach so verschwinden. Hier wirkt alles durch die Bank halbgar und dahin geklatscht und man fühlt sich stellenweise einfach nur auf den Arm genommen. Immerhin gibt es keine Ruckler – dafür aber auch keinen 480p-Modus. Ich frage mich, ob es an meinem Fernseher liegt und ob er vielleicht eine Macke hat, da meine Xbox-Spiele aber wunderbar gestochen scharf aussehen, kann es eigentlich nur sein, das die Entwickler von Iron Man gehörig ins Klo gegriffen haben – oder einfach keinen Bock hatten. Beim Sound hat man viele Stücke aus dem Film verwendet. Dies ist auch bitter nötig, abseits davon fängt das Spiel nämlich nicht die Atmosphäre des Leinwandvorbildes ein. Die Synchronisation ist jedoch auch nur Mittelmaß und sind im Endeffekt hässlich – was weitgehend an der schrecklichen Grafik der Videosequenzen liegt, die wie vorgeränderte Videosequenzen aus einem Playstation-Spiel wie Final Fantasy VII aussehen. Durch und durch nicht mehr zeitgemäß. Iron Man hängt mit einigen Ausnahmen im Sound in allen Wertungsbereichen stark hinterher und befindet sich noch im Jahre 2000.

Fazit:
Erst einmal tief durchatmen. Und wieder ein schlechtes Lizenzspiel überlebt. Also was haben wir: Ein eintöniges Gameplay, das an Kamera und Steuerung scheitert. Demzufolge natürlich auch eine schlechte Steuerung. Der Umfang ist mit 13 Missionen zu gering und es gibt fast gar keine Boni – nicht einmal einen sinnfreien Mehrspielermodus, in dem man sich gegenseitig abschießen kann. Das Spiel folgt zwar der Filmvorlage, lässt aber keinen roten Faden erkennen, sofern man den Film nicht kennt. Schlechte Zwischensequenzen schlagen eine Brücke zwischen zusammenhangslosen Missionen und später trumpft der Titel mit unfairer Gegner-KI auf. Der Soundtrack ist okay, wird aber viel zu dezent verwendet. Das Spiel stellt lieber die mittelmäßige Synchronisation und die Soundeffekte in den Vordergrund. Über die Grafik wird besser an dieser Stelle gar nicht erst ein Wort verloren. Was man hier zeigt, ist von vorne bis hinten nicht akzeptabel. Bei aller Coolness des Iron Mans: Das hier war gar nichts.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Iron Man
Wertungen Beschreibung
2.9Grafik
Absolut inakzeptable Präsentation, die irgendwo zwischen N64 und Dreamcast tangiert.
5.2Sound
Guter Filmsoundtrack, der viel zu wenig Verwendung findet und mittelmäßiger Synchronisation und Sounds den Vortritt lässt.
2.2Steuerung
Absoluter Klogriff mit einem Konzept, das schon in der Theorie nicht funktionieren kann.
4.5Gameplay
Monotones und uninspiriertes Run & Shoot mit viel zu geringem Umfang, das zusätzlich unter der Steuerung leidet.
4.1Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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