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Review von Andreas Held (mail) | 10.01.2007
Need For Speed dürfte, zumindest meines Wissens nach, die, von der Anzahl der erschienenen Titel her, größte Rennspiel-Serie aller Zeiten sein. Von Spin-Offs und Handheld-Ablegern abgesehen, ist EAs "Need For Speed: Carbon" das mittlerweile zehnte Spiel, welches unter diesem Namen in den Regalen steht. Als die Serie schon fast eingeschlafen war, wurde Need For Speed Underground zum meistverkauften Spiel des Jahres 2003 - EA reagierte mit der typischen Firmentradition darauf und veröffentlichte von nun an jährlich neue Titel rund um illegale Straßenrennen. Wie schon die beiden indirekten Vorgänger Underground 2 und Most Wanted will auch Carbon wieder ein paar Neuerungen bieten, die das Zahlen des Vollpreises ein viertes Mal rechtfertigen sollen.
Deja vu
Need For Speed Carbon kann seine Herkunft trotz durchaus vorhandener Neuerungen absolut nicht verbergen. Storytechnisch startet Carbon wie alle seine Vorgänger: In Sequenzen mit sehr trashiger deutscher Sprachausgabe, die übrigens auch bei einer auf englisch gestellten Konsole deutsch bleibt, sieht man, wie der gespielte Charakter in einer Stadt ankommt, mit einem der schnellsten Wagen, die die Disc hergibt, ein Rennen anzettelt, den Wagen irgendwie verliert und dann ganz unten wieder anfangen muss. Diesmal geht es aber noch darum, ganz ähnlich wie bei den Bandenkriegen in GTA San Andreas, alle Teile der Stadt mit seiner Crew zu "erobern". Dies geschieht natürlich, indem Rennen gegen feindliche Gangs gewonnen werden. Jede der insgesamt vier Gangs kontrolliert einen Teil der Stadt, diese wiederum sind in fünf Bezirke aufgeteilt. Hat man alle fünf Bezirke für sich gewonnen, kommt es im Canyon zum Showdown gegen den Leader der gegnerischen Gang. Nach etwa acht Stunden sind alle vier Gangs besiegt und das Spiel durchgespielt, insgesamt ist Carbon also wesentlich weniger umfangreich als sein Vorgänger. Zum Ausgleich gibt es eine Herausforderungsserie mit ca. 30 weiteren Rennen und so genannte Prämienkarten, die teilweise die aus Most Wanted bekannten Meilensteine ersetzen - die Polizei ist wieder mit von der Partie, zwanzigminütige Verfolgungsjagden wie sie im Vorgänger Pflicht waren, sind jedoch zum Glück optional.

Abgesehen davon, dass man in Most Wanted bei Tag gefahren ist und sich Carbon wieder vollständig auf Nachtrennen konzentriert, gleichen sich die beiden Titel wie ein Ei dem anderen. Die Steuerung und das Spielgefühl sind exakt gleich, da können auch die Neuerungen nicht drüber hinwegtäuschen. Änderungen wären hier aber zugegeben auch sehr schwierig gewesen, da Most Wanted (genau wie Carbon jetzt) eine sehr gute Steuerung bietet, die einfach von der Hand geht, bei Gegenverkehr oder in scharfen Kurven aber trotzdem genug Anspruch bietet. Gesteuert wird die Wii-Version übrigens ausschließlich mit dem Remote Controller: Anders als in GT Pro Series muss dieser waagerecht über den Boden gehalten und zum Lenken gekippt werden, weshalb man auch das von Ubi Soft mitgelieferte Lenkrad nicht wirklich benutzen kann. Anfangs konnte ich den Wagen kaum auf der Strecke halten, nach den ersten paar Rennen hat mich die Steuerung jedoch voll überzeugt. Nicht zuletzt aufgrund des eingeblendeten Lenkrads, welches die Position der Wiimote grafisch wiedergibt, kann man seinen Wagen unglaublich genau lenken, und auf jeden Fall besser als mit einem Analogstick. Im krassen Gegensatz dazu sind die zurückgekehrten Drift-Rennen eine völlig unspielbare Gameplay-Katastrophe, aber glücklicherweise kann man zumindest die meisten davon weglassen, da man zum Abschließen der Karriere nicht alle Rennen gewinnen muss. Es gibt übrigens auch die Möglichkeit, mit dem Stick des Nunchuck-Controllers zu lenken, hier muss allerdings die Wiimote zum Beschleunigen und Bremsen wie ein Gaspedal bewegt werden. Ein klassisches Steuerungsschema wird man vergeblich suchen.
Altes Haus, neuer Anstrich
Die einzigen echten Neuerungen in Need For Speed Carbon sind die Canyon-Rennen sowie die Tatsache, dass fast alle Rennen mit einem Crew-Mitglied im Schlepptau bestritten werden. Bei den Canyon-Rennen handelt es sich um die bereits angesprochenen Duelle gegen die Anführer der rivalisierenden Gangs und sollen eine Art Verfolgungsjagd darstellen: In zwei Läufen auf derselben Strecke ist jeder der beiden Kontrahenten jeweils ein Mal Jäger bzw. Gejagter. Derjenige, der bei der Verfolgung dichter am Heck des Gegners kleben konnte, hat am Ende die Trophäe im Kofferraum liegen. Eine nette Idee, die allerdings inkonsequent umgesetzt wurde, da es für das Überholen des Gegners keine Strafe gibt, was den Aspekt der Verfolgungsjagd irgendwie sinnlos macht. Der Name "Canyon" ist übrigens sehr unpassend, da die Straßen vom Verlauf her eher japanischen Gebirgsstraßen gleichen - "Hill" oder "Mountain" wäre also passender gewesen, aber "Canyon" klingt wohl cooler.
Die Crew erweist sich da schon als etwas tiefgreifender. Insgesamt könnt ihr drei Kollegen anheuern, von denen euch einer bei den Rennen unter die Arme greifen kann. Je nach Berufung versuchen eure Mitstreiter, auf Kommando Gegner zu blocken, euch im Windschatten einen Vorteil zu geben oder suchen nach Abkürzungen. Als wirklich nützlich erweisen sich diese Funktionen leider nicht, vor allem weil viele von ihnen vorraussetzen, hinter dem Wagen des Partners zu bleiben, wodurch man letztendlich mehr Zeit verliert als gewinnt. Dafür profitiert man in ganz anderen Situationen von seinem Partner: Da man um die Vorherrschaft in bestimmten Gebieten kämpft, reicht es natürlich aus, wenn irgendjemand aus eurem Team gewinnt. Tritt nun die gefürchtete Situation ein, dass ihr nach einem fünfminütigen Rennen in der letzten Kurve einen Fehler macht und hinter die CPU-Gegner zurückfallt, fährt der immer dicht bei euch bleibende Partner den Sieg nach Hause - eine überraschend gut funktionierende Art der Frustbekämpfung.
Insgesamt störte mich die Ähnlichkeit zum Vorgänger eher weniger, da Most Wanted bereits ein sehr gutes Spiel war und Rennspiele ohnehin nicht sehr viel Freiraum für Innovationen bieten.
Indiskutable Technik
Schon seit Need For Speed: Hot Pursuit 2 war es leider so, dass die Nintendo-Konsole (damals der Gamecube) die technisch schwächste Version des Rennspiels erhalten hat. Daran hat sich leider auch auf dem Wii nichts geändert. Die Texturen sind auf gutem PS2-Niveau und an Details wurde ebenfalls nicht gespart, dafür ist die Framerate absolut instabil, sodass man manchmal sogar die einzelnen Bilder erkennen kann, wie in einer Diashow. Von einem Geschwindigkeitsgefühl kann hier natürlich keine Rede sein, was dem ganzen Spiel sehr viel Wind aus den Segeln nimmt - hier hätte EA vielleicht eher an den Effekten sparen sollen. Die Soundkulisse besteht aus den bekannten Motorengeräuschen und relativ vielen Eigenkompositionen, die den wie gewohnt aus sehr unbekannten Bands bestehenden Soundtrack etwas in den Hintergrund rücken lassen. Die meisten Tracks sind für meinen Geschmack etwas zu lahm und passen daher nur bedingt zum Renngeschehen.Fazit: Insgesamt ist Need For Speed: Carbon das bis jetzt beste Rennspiel auf dem Wii, was angesichts der Konkurrenz von Ubisoft allerdings auch kein größeres Problem war. Ganz neutral betrachtet ist es ein Titel, welcher eine ordentliche Anzahl an freispielbaren Extras bietet und alles in allem sicherlich 12-15 Stunden beschäftigen kann. Steuerungstechnisch dürfte die Wii-Version allen anderen Versionen haushoch überlegen sein, da man mit der Wiimote nach einer kurzen Eingewöhnungszeit extrem genau lenken und trotzdem sehr schnell auf Hindernisse reagieren kann. Leider macht die miserable Framerate diesen Bonus wieder zunichte. Most Wanted auf der Xbox 360 war für mich gerade wegen des berauschenden Geschwindigkeitsgefühls ein Hit; Carbon reiht sich damit in die Reihe der Spiele ein, die zwar ganz gut sind, aber nicht wirklich in Erinnerung bleiben - mit einer flüssigen Grafik wäre eine Wertung im hohen 8er-Bereich durchaus drin gewesen. Für Fans der Serie, die sich auch mit dem Bekleben der Wagen mit Vinyls und den anderen optischen Aspekten der Serie stundenlang beschäftigen konnten, ist Carbon vielleicht noch einen Tick empfehlenswerter. Für Rennspiel-Fans stellt Need For Speed Carbon die momentan beste Alternative auf dem Wii dar, die zumindest für einige Stunden beschäftigen kann.
Von Andreas Held
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| Wertung für das Spiel Need For Speed Carbon | |
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| 5.5 | Grafik Standbilder sind auf einem für die letzte Generation gehobenem Niveau, leider macht die Framerate alles kaputt. | |
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| 7.9 | Sound Genau das, was man von EA Trax gewohnt ist, und insgesamt wohl Geschmackssache. | |
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| 9.1 | Steuerung Die für das Genre ohnehin sehr gut passende Steuerung funktioniert mit der Wiimote noch viel besser. | |
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| 7.0 | Gameplay Ganz spaßig, durch das fehlende Geschwindigkeitsgefühl aber nicht berauschend. | |
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| 7.2 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: Need For Speed Carbon
HerstellerElectronic Arts
GenreRennspiel
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote, Nunchuk
Spieler1-2
SchwierigkeitsgradLeicht
Altersempfehlung
Ab 12 Jahren
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Nein
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Ja
Wifi-Connection
Nein
WiiConnect24 Support
Nein
Releaseerschienen
Preis (€)59,99
Innovationsfaktor
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