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Sega Bass Fishing
Review von Andreas Held (mail) | 17.05.2008

Hach ja, Angelspiele. Wer wird bei diesem Wort nicht ganz hellhörig? Hmmm? Niemand? Schade aber auch. Immerhin gab es zur Playstation 1-Ära eine Art Boom, in der jedes RPG seinen eigenen Angelmodus brauchte, und gerade in Breath of Fire III konnte ich problemlos Stunden damit verbringen, Fische zu sammeln oder am Strand des letzten Kontinents mit dem Pottwal zu kämpfen. Und deshalb nannte ich dann später auch mal ein Sega Marine Fishing samt Angelcontroller für die Dreamcast mein Eigen - ein Titel, der auf Sega Bass Fishing aufbaute und mit hunderten freischaltbarer Objekte für ein virtuelles Aquarium stundenlang motivieren konnte. Von Sega Bass Fishing gibt es nun eine Art Wiimake, die zwar kein Port der vor neun Jahren erschienenen Dreamcast-Version ist, aber auch zu viele Ähnlichkeiten mit dem Original hat, um als echter Nachfolger bezeichnet werden zu können.

Angeln.... ja. Angeln halt.

Die Box von Sega Bass Fishing wirbt mit "vier abwechslunsgreichen Spielmodi". Tatsächlich bietet es einen Arcade-Modus (man angelt 2 Minuten und das Gewicht der Fische wird aufaddiert), einen Turnier-Modus (man angelt ca. 10 Minuten und das Gewicht der Fische wird aufaddiert) sowie den Naturmodus (Angeln ohne Zeitlimit). Wirklich herrlich abwechslungsreich! Egal für welchen der drei (und nicht vier) der Spielmodi man sich entscheidet, läuft das Spiel also genau gleich ab, man versucht, möglichst viele möglichst große Fische zu angeln, vergleicht gegebenenfalls die Ergebnisse mit denen der KI und bekommt dafür im Turniermodus entsprechende Ranglistenpunkte. Nicht mal ein Multiplayermodus, in dem man abwechselnd um den größten Fisch angeln könnte, wurde implementiert. Fairerweise muss gesagt werden, dass es durchaus ein paar freischaltbare Extras wie ein Trophäenzimmer und neue Angelköder gibt, die theoretisch motivieren könnten, und der Turniermodus dank eines ansprechenden Umfangs durchaus eine ganze Zeit lang beschäftigen kann. Das Angeln selbst läuft dabei recht simpel ab: Ihr wählt einen von anfangs fünf Ködern, steuert mit dem Analalogstick eine Zielmarkierung, werft die Angel mit einer "echten" Bewegung aus und kurbelt danach am Nunchuk, um den Köder im Wasser zu bewegen. Beißt ein Fisch an, müsst ihr durch weiteres Kurbeln den Fang einholen, doch wenn ihr zu stark kurbelt, reißt die Leine. Es darf also weder zu viel noch zu schnell gekurbelt werden, was tatsächlich einiges an Übung erfordern kann. Ist der Fisch an Land, wird er gewogen und danach (wie beim Sportangeln generell üblich) wieder in seinen natürlichen Lebensraum entlassen.

Soviel zur Theorie. Kommen wir nun zum tatsächlichen Spielablauf in der Praxis. Das einzige, was so funktioniert wie es soll, ist das Auswerfen der Angel - danach müsst ihr nur noch den A-Knopf drücken, um den Köder zu bewegen und Fische anzulocken. Beißt ein Fisch an, bewegt ihr die Wii-Remote nach oben, um ihm am Haken festzumachen. Danach muss er, wiederum durch Drücken das A-Knopfes, eingeholt werden. Falls der Fisch an der Schnur zerrt, solltet ihr den Knopf jedoch vorübergehend loslassen, da diese sonst reißt. Eine wirkliche Herausforderung ist das nicht, da euch die Spannung der Schnur ständig rechts angezeigt wird und ihr alle Zeit der Welt zum Reagieren habt, falls kritische Bereiche erreicht werden. Es ist also kein Problem, einen Fisch einzuholen, wenn er erst einmal angebissen hat. Dazu kommt es jedoch fast nie, denn in Sega Bass Fishing gibt es ein sehr großes Problem - und wer glaubt, dass die Fische in einem Angelspiel nicht dumm sein können, kennt es schlichtweg noch nicht. Anstatt zu schwimmen, schweben alle Fische regungslos im Wasser und bewegen sich nur sehr selten. Sieht ein Fisch euren Köder, schwimmt er zunächst in dessen Nähe, nur um dann wieder völlig zu erstarren und nach einigen Sekunden wieder wegzuschwimmen. Die Fische in Sega Bass Fishing sind, kurz gesagt, zu dumm um in den Köder zu beißen, weshalb es gut passieren kann, dass man minutenlang auf einen Fisch wartet, ohne das etwas passiert. Das Warten auf einen Fisch gestaltet sich dann wie das Warten auf einen Anrufer bei Neun Live, der endlich die Buchstaben "LBEE" neu anordnen kann, damit sich der Name eines Flusses ergibt.



Doch selbst, wenn die Fische in Sega Bass Fishing nicht auf Diät wären, könnte niemals wirklich Spielspaß aufkommen - dafür ist der Titel einfach zu Abwechslungsarm und das Angeln viel zu anspruchslos. Sega Bass Fishing lebte auf der Dreamcast von seinem Angelcontroller, und in Ermangelung eines vergleichbaren Hardwareteils entpuppt sich die Wii-Version als extrem langweiliger Titel, der so simpel zu steuern ist, dass es praktisch unmöglich war, die wenigen vorhandenen Elemente zu verhunzen.

Grauenhafte Technik

Dass es den Fischen etwas an Animationen mangelt, wurde ja schon gesagt. Auch sonst sieht Sega Bass Fishing absolut unterirdisch aus und erreicht insgesamt nicht mal Dreamcast-Niveau. Während das Dorf, welches auf offiziellen Screenshots zu sehen ist, wenigstens noch als unterdurchschnittlich bezeichnet werden darf (auf einem Fernseher sieht es trotzdem so aus, als sei der Screenshot von der Verpackung in MS Paint auf 640 mal 480 Pixel gestreckt worden), ist alles danach völlig indiskutabel. Die Wasseroberfläche ist eine zweidimensionale Textur, die nicht ganz einfarbig blau ist und gescrollt wird, um Wellen zu simulieren. Unter Wasser geht gar nichts mehr, und den verpixelten Matsch, der hier zu sehen ist, als Textur zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung gegenüber echten Texturen in weniger amateurhaft produzierten Spielen. Außerdem gibt es keine Kollisionsabfrage, weshalb es zu peinlichen Clipping-Fehlern kommt: Fische verschmelzen miteinander und euer Angelköder verschwindet regelmäßig im Boden. Der Soundtrack besteht dabei aus einer sehr schlecht produzieren Arcade-Musik, die sich ständig wiederholt, einfach nur schlecht ist und hier nicht weiter erwähnt werden soll.

Zum Abschluss des Reviews sollte dann noch ein kleiner Vergleich stattfinden, der außerdem meinen Glauben an gute Angelspiele wiederherstellen sollte. In diesem Sinne wanderte der Inhalt meiner Sega Bass Fishing Big-Box aus dem Regal in die Dreamcast, um sich dem Vergleich mit dem Remake zu stellen. Und tatsächlich: Die Grafik reißt zwar auch auf der Dreamcast keine Bäume aus, aber zumindest lassen sich Details erkennen und der Begriff "Textur" kann auch unter Wasser ruhigen Gewissens verwendet werden. Der Angelcontroller ist eine Offenbarung und war übrigens auch schon zu Dreamcast-Zeiten mit funktionierenden Bewegungssensoren ausgestattet. Die Fische sind animiert und schon nach wenigen Sekunden kommt ein Barsch von links angeschossen, der meinen Köder verschluckt. Das 1999 und vor zwei Konsolengenerationen erschienene Original ist in allen Bereichen, sowohl technisch als auch spielerisch und in punkto Hardware, deutlich besser als das 2008 erschienene Remake. Hervorzuheben ist noch die deutsche Übersetzung der Wii-Version, bei der sich hinter dem Menüpunkt Spinnerkasten Angelköder befinden, die auf Namen wie "Gerader Wurm" hören. Wer mit dem Wurm angeln geht, wird übrigens des öfteren mal die Meldung "Hervorragendes Am Boden Kriechen" zu lesen bekommen. Wir mögen auch diese lustigen bunten Pillen.

Fazit:
Sega Bass Fishing ist ein gutes Spiel - aber leider nur die vor neun Jahren erschienene Dreamcast-Fassung. Die Wii-Version ist nicht nur optisch auf unterem Dreamcast-Niveau, um dann unter Wasser noch hinter das grafische Niveau einiger N64-Spiele zu rutschen, sondern auch spielerisch dem Original weit unterlegen. Das liegt zum einen am Fehlen eines offiziellen Angelcontrollers, zum anderen aber nicht minder an der nicht vorhandenen KI der Fische, die die meiste Zeit regungslos im Wasser schweben und den Köder anstarren, als hätte man ein wasserfestes Nacktfoto von Elisha Cuthbert an der Angel, aber fast nie wirklich anbeißen. Anfang 2008 schien jedenfalls ein echter Wettbewerb losgebrochen zu sein, möglichst schlechte Wii-Spiele zu produzieren, und selbst ein großer Publisher wie Sega belegt hier nun einen der vorderen Plätze. Es reicht zwar nicht ganz, um Showtime Championship Boxing und diverse Popcorn-Arcade-Titel vom "Thron" zu stoßen, da die Steuerung soweit funktioniert und es einen recht umfangreichen Turniermodus sowie eine handvoll freischaltbarer Extras gibt - das war es dann aber schon fast an positiven Eigenschaften.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Sega Bass Fishing
Wertungen Beschreibung
2.5Grafik
Über Wasser auf Dreamcast-, unter der Oberfläche bestenfalls auf N64-Niveau. Fische schweben regeungslos im Wasser.
3.0Sound
Trashige Arcade-Musik, die selbst eingefleischte Tokio-Hotel-Fans als schlecht erkennen würden. Nervige Soundeffekte und Sprachsamples.
5.0Steuerung
Durch das Fehlen eines guten Angelcontrollers verliert das Spiel sehr viel von seinem Reiz, da nun nicht mehr getan werden muss, als den A-Knopf zu drücken und im richtigen Moment vorübergehend loszulassen. Dass es dabei keine technischen Fehler in der Steuerung geben kann, ist irgendwie logisch.
3.5Gameplay
Eine handvoll Aspekte und ein Turniermodus könnten motivieren, doch die KI der Fische, bzw. deren Nichtvorhandensein, macht den Titel fast unspielbar und sorgt für extrem viel Langeweile und Frust. Kein Multiplayermodus.
4.1Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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