Review von Burkhart von Klitzing (mail) | 01.05.2008
Blasen? Find ich klasse. Ich als WiiXer darf sagen, dass ich beinahe von Anfang an ein Fan gewesen bin, der sich dem Rausch noch heute regelmäßig hingibt. Stets packt mich die Vorfreude - immer, wenn mir eine neue Episode der langlebigen Blubberblasen-Puzzler-Serie den Abend zu versüßen versucht. Ein Schelm, wer Böses dabei dachte. Schelmisch ging indes auch Taito regelmäßig mit den Anhängern von Bubs und Bobs Rätsel-Eskapaden um. Trotz meist hoher Produktqualität leistete man sich mit der N-Gage-Adaption Puzzle Bobble Vs einen schnell hingeschluderten Totalausfall mit Krümeloptik, den Designern des Covers von Super Bust-A-Move (PS2) gehört der Marsch geblasen (hoho!) und weswegen sich die Charakterriege im Laufe der Zeit von den aus Bubble Bobble bekannten Feinden hin zu gänzlich uncharismatischen Wesen gewandelt hat, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Ebenso wie der muntere Namenswechsel außerhalb Japans von Puzzle Bobble zu Bust-A-Move und wieder zurück und doch wieder zu letzterem.
Blasebälger
Zumindest blieb das Spielprinzip immer dasselbe: Ein im besten Falle knuffiger Comiccharakter bedient am unteren Bildende eine Art Kanone, welche verschiedenfarbige Blasen zerschießt. Oben finden sich bereits weitere Kugeln wieder, die durch geschickten Beschuss beseitigt werden wollen. Treffen mindestens drei gleichfarbige Sphären aufeinander, so lösen sie sich in einem kleinen Punkteregen auf und reißen im Idealfall weitere Kugeln in den Abgrund, die keinen Kontakt mehr zu stabilen Blasen haben, was wahre Punktefluten nach sich zieht. Geschickte Spieler nutzen die Bande für Schüsse um Ecken herum an schwer erreichbare Orte oder sie machen Gebrauch von den zahlreichen Spezialblasen, bevor der ganze Stapel zu weit nach unten wandert und zum Game Over führt.
Altbekannt im Sortiment sind beispielsweise die Feuerblasen. Wird sie getroffen, verbrennt sie sämtliche Bälle in ihrem direkten Umkreis. Nicht weltbewegend, aber vor allem in der Umgebung von farblosen, eigentlich unzerstörbaren Blöcken eine willkommene Hilfe. Weniger nützlich als eher nervig sind die Regenbogenblasen: Lösen sich Kugeln in ihrer Nähe auf, so nehmen sie deren Farbe an und warten zumeist danach noch auf ihre Zerstörung. Die seltenen Metallkugeln reißen mühelos Furchen in die Blasengebilde, bis sie aus dem Bildschirm fliegen, doch der wahre Heilsbringer ist die Sternenblase. Berührt sie eine andere Kugel, so wird jeder Vertreter deren Art auf dem Schirm aufgelöst. So lassen sich gelegentlich riesige Konstrukte per Schwerkraft vernichten, wenn sie nur an einer Kugel hängen, oder sogar unzerstörbare Blöcke dienen als Ziel und werden so ihrer Bedrohung beraubt.
Piece of Pustekuchen
Wobei Bedrohung ohnehin relativ ist: Frustrierte so mancher vorige Serienteil noch durch haarige Situationen und einen gewissen Glücksfaktor, so boten sie zumindest stets eine willkommene Herausforderung. Das Bust-A-Move auf Wii hingegen scheint vornehmlich Einsteiger und Kinder ansprechen zu wollen, was sich schon in praktisch sämtlichen Neuerungen zeigt. Bereits aus Bust-A-Move 4 ist bekannt, dass Blasen nicht mehr am oberen Bildrand hängen bleiben, sondern zurückschnellen. Somit lassen sich ungewollte Geschosse oft problemlos beseitigen. Darüber hinaus bewegt sich der Stapel merklich langsam gen Boden als früher. Wo ehemals der ganze Haufen nach einigen Schüssen um eine ganze Reihe weiterwanderte, vollzieht sich die Bewegung nun permanent, aber unglaublich langsam. Schnelles Schießen zieht kaum noch Nachteile mit sich. Ich konnte gar nebenher Cracker dippen und essen, ohne jemals ernsthaft in Gefahr zu gelangen.
Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, eine Kugel ähnlich Tetris DS zur Seite zu legen für späteren Gebrauch. Einfach eine Sternkugel für später sparen und schon beginnt das gemütliche Leben. Deutlich zu oft fliegen Ufos vorbei, deren Abschuss eine Sonderkugel spendiert. Neben den erwähnten Sternenblasen sorgen hier Rutsch- und Hyperkugeln für eine deutliche Vereinfachung des Geschehens. Erstgenannte lassen fortan 20 abgefeuerte Kugeln automatisch am Stapel entlang rutschen, bis sie auf eine gleichfarbige treffen. So werden Fällungen riesiger Stapel ein einfaches - im Gegensatz zum vorsätzlichen Sterben, was praktisch unmöglich wird. Hyperkugeln sind nicht nur übermächtig, sondern bereichern das Spiel wenigstens noch um eine interessante taktische Komponente: Fortan lösen abstürzende Blasen automatisch Kettenreaktionen aus, sofern möglich. Auf diese Weise lassen sich gezielt wichtige Kugeln ausschalten, indem an anderer Stelle gleichfarbige zum Fall gebracht werden.
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Blasen-Blues
Warum Publisher 505 Games es versäumte, eine Gebrauchsanweisung zu drucken, die die Funktionen dieser beiden neuen Spezialkugeln zu erklären vermag, erschließt sich dem Spieler leider nicht. Oder wer sollte aus dieser Erklärung zur Hyper-Kugel schlau werden: „Wird eine Hyperkugel zerstört, bilden Kugeln bis zum Ende des Levels Ketten.“? Generell erweckt Bust-A-Move den Eindruck eines lieblos gestrickten Machwerks, was schon damit beginnt, dass der Entwickler Happy Happening keine Erwähnung auf dem Titelschirm neben Taito und 505 Games findet. Stolz der Entwickler sieht anders aus. Weder die Gebrauchsanweisung noch minutelanges Ausprobieren förderten übrigens einen Weg zu Tage, aus einer laufenden Partie herauszugehen. So müssen im Multiplayer bis zu drei Minuten durch Däumchendrehen herumgebracht werden, bevor das Spielmenü erreicht werden kann. Ein Blick ins Manual verrät indes auch nicht, dass der Classic-Controller nur im Multiplayer zum Einsatz kommt.
Auch wenn die fehlende Classic-Controller-Unterstützung für Einzelspieler völlig unergründlich ist, muss man Happy Happening einräumen, dass sie die Steuerung gut an die Wiimote angepasst haben. Das Steuerkreuz findet keine Verwendung, außer zum Lagern einer Kugel. Dafür werden zwei Arten von Bewegungskontrollen geboten. Als komplett unsinnig, da unpräzise, erweist sich die Möglichkeit, die Wiimote senkrecht zu halten und wie die Kanone auszurichten. Das direkte Zielen auf den Schirm dagegen funktioniert nach kurzer Eingewöhnung erstaunlich gut und erlaubt schnellere Bewegungen. Anfänger schalten zusätzlich ein Fadenkreuz ein, das den letzten Funken Anspruch aus dem Titel nimmt. Im Mehrspielermodus schließlich finden auch Nunchuk und Classic-Controller Verwendung.
Bis zu acht Spieler (jawohl: acht!) treten gleichzeitig auf einem einzigen Schirm an, statt wie gehabt ihren eigenen Ausschnitt zu bekommen. Ziel ist der Abschuss möglichst vieler Juwelenkugeln in dem endlos nachwachsenden Feld. Punkte werden nicht gezählt, eine gewohnte Behinderung der Mitspieler ist nicht möglich, aber auch kaum nötig, denn das Geschehen ist ohnehin absurd chaotisch. Gezielte Schüsse werden zum Glücksspiel, wenn mehrere Kanonen gleichzeitig ihr dreckiges Werk tun. Zudem konzentriert sich das Geschehen auf die Juwelen, was gezielte Aktionen ohne Störung weiter erschwert…von den übermäßig vorhandenen Spezialkugeln ganz zu schweigen… Für ein paar kurze Runden hirnlosen Partyspaß ist das Ganze noch zu gebrauchen, an vergangene Sternstunden der Serie reicht es bei weitem nicht heran.
Es mangelt an allen Ecken und Enden an den Dingen, die die Vorgänger zu erstklassigen Puzzlern machten, angefangen bei der Aufmachung: Neben den Knuddelsauriern Bub und Bob finden sich eine Handvoll nett designter neuer Charaktere im Spiel ein, die zwar deutlich über dem Niveau einiger anderer Episoden liegen, aber doch ein gutes Stück von Klassikern wie Baron von Blubba entfernt sind. Die Hintergründe waren noch nie eine Stärke der Serie; die monotonen, in Primärfarben gehaltenen Pappwerke hier schwanken dagegen zwischen erträglich und dezent störend, wenn Scheinwerfer vorbeischwenken. Die Musik macht anfangs noch einen ordentlichen Eindruck, wenn jedoch über eine halbe Stunde derselbe Song ertönt, lockt der Griff zur Lautstärketaste. Abwechslung ist auch spielerische Mangelware: Neben dem Mehrspielermodus warten ein furchtbarer Lightgunshooter-Modus, ein Endlos-Modus, der seinem Namen alle Ehre macht (nach einer Stunde hatte ich keine Lust mehr) und der zentrale Puzzlemodus, in welchem 500 Levels gelegentlich von den nervigen Lightgunshooter-Einlagen „aufgelockert“ werden. Neu sind extrem breite Levels mit einer Myriade winziger Kugeln, was zumindest eine - eine! - willkommene Neuerung bedeutet. Der Schere zum Opfer gefallen sind dagegen die Flaschenzüge aus Teil 4, der Leveleditor, jegliche Art von Storymodus mit Gefechten gegen CPU-Gegner und der Challenge Modus.
Fazit: Das neuste Bust-A-Move wird nur von seinem unverwüstlichen Spielprinzip am Leben gehalten, während Happy Happening sonst ihr Bestes getan haben, für ordentliche Blasenleiden zu sorgen. Die Steuerung erweist sich sogar in gewisser Weise als gelungene Evolution, dennoch ist es ein dreistes Stück, keine normale Steuerung im Singleplayer zu erlauben, zumal Multiplayer-Partien ein (schlechter) Witz sind. Einzelspieler werden einige Stunden lang abwechslungsarm unterhalten und Fans der Serie gnadenlos unterfordert. Fans können unter dem Gedanken, neues Levelfutter zu bekommen eventuell zugreifen, ansonsten finden hier zumindest junge Zocker einen durchschnittlichen Puzzler und einen simplen Einstieg in die Serie. Ich dagegen hoffe indes auf einen VC-Release von Bubble Bath Babes.
Von Burkhart von Klitzing
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| Wertung für das Spiel Bust-A-Move | |
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| 5.2 | Grafik Monoton und monoton und monoton und monoton und langweilig. | |
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| 5.7 | Sound Ebenfalls extrem monoton, aber zumindest kurzzeitig nett. | |
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| 7.3 | Steuerung Funktioniert erstaunlich gut… aber warum kein Classic-Controller oder Steuerkreuz? | |
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| 5.9 | Gameplay Das Grundgerüst funktioniert prima – die Anbauten ziehen es herunter. | |
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| 5.9 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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