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Cheggers Party Quiz
Review von Marian Wehmeier (mail) | 21.05.2010

Quiz-Shows stehen bei den Deutschen hoch im Kurs. Das Quiz mit Jörg Pilawa lockt pro Sendung gut vier Millionen Zuschauer vor den Bildschirm, Günther Jauchs Joker-Verprasserei sogar sieben Millionen - von etwaigen Promi-Specials ganz zu schweigen. Dass sich dieses TV-Format gut auf die heimische Konsole portieren lässt, hat Sony mit der hochgelobten Buzz-Serie gezeigt. Cheggers Party Quiz scheint nun den Gegenbeweis antreten zu wollen.

Ein Erfahrungsbericht
Ich lege die DVD in die Wii ein. Hätte ich gewusst, dass das das Spaßigste am Spiel sein würde, hätte ich gelacht. Doch ich verharrte mit starrer Miene, die von leichter Neugierde gezeichnet war. Ein gequältes Lachen ertönt, das Firmenlogo erscheint. Noch ein Logo und noch eins. Dann springt ein komischer, schlecht animierter Kauz namens Chegger in den Bildschirm. Ich erschrecke. Er - ein Tarantino-Klon, aber nur halb so cool und doppelt so häßlich - erklärt mir leicht lispelnd, wir würden heute viel Spaß haben. Erste, leichte Zweifel kommen auf: Das Menü wirft mir seine ganze Einfältigkeit wie einen Stein ins Gesicht, das grausame Design wird vom psychedelischen Hintergrund mit Sternen und Spiralen in rosa und violett nur leicht überdeckt. Von den zwei Optionen "Optionen" und "Spiel starten" wähle ich letztere. Cheggers fragt, wie viel Zeit ich zum Spielen hätte. Ich bin motiviert, also versuche ich mich am kurzen..., am normalen... nein, ich versuche mich gleich am langen Spiel. Er fragt mich wieder - ob ich heute Nacht nichts Besseres zu tun hätte. Tja, eigentlich schon, aber ich muss die Wii-Jünger ja vor diesem Spiel warnen! Also, weiter geht's. Wie viele Spieler dieses Spiel mitspielen wollen. Eigentlich nur ich. Wie? Computer-Gegner gibt es nicht? Okay. Dann halt alleine! Cheggers spricht mich trotzdem mit majestätischem Plural an. Die erste Frage erscheint, sie wird mir nicht vorgelesen: "Welchen Film verbindest du mit diesen Promis?" Auf dem Bild ist Will Smith zu sehen. Langsam gehts mit dem Plural zu weit, denke ich mir. Es folgen vier Fragen mit exakt gleicher Fragestellung, nur anderen Bildern und Antworten.

Nach dem Auftakt folgt die zweite Runde, die aber identisch zur ersten Runde ist, nur kann man jetzt mehr Punkte gewinnen. Die dritte Station nennt sich dann Hauptattraktionen. Hier werden die Antworten nur für Sekundenbruchteile eingeblendet. Wer die richtige Antwort zu glauben weiß, muss die Wii-Remote hochreißen. Es folgt: "Wer spielte die Hauptrolle in Basic Instinct?", in Armaggeddon, in Wild Wild West und so weiter und sofort. Nach dieser Runde kommt das obligatorische Zwischenergebnis - und welch ein Wunder: Cheggers erklärt Spieler 1 zum Star des Abends. Bei dieser harten Konkurrenz sollte ich mir auf diesen Triumph gleich ein Bier aufmachen. Oder warum nicht gleich einen Whiskey? Es folgt die Diashow-Runde. Ein Bild mit einem Promi erscheint nach und nach. Ich muss so schnell wie möglich erraten, wer sich hinter dem Bild versteckt. "Wer ist dieser Schauspieler?", "Wer ist dieser Schauspieler?", "Wer ist diese Schauspielerin?" Na ja, Variation ist etwas anderes. Wenigstens lassen sich die Fotos von Jessica Simpson und Keira Knightley herrlich begucken.

Die nächste Runde nennt sich Prime Time. Je schneller man die Fragen beantwortet, umso mehr Punkte hagelt es. Wenn bei Fragen wie "Welche dieser Serien ist keine Science-Fiction-Serie?" die richtige Antwort "Käpt'n Balu und seine tollkühne Crew" lautet, kann man sich schon ein Bild davon machen, wie hoch der Schwierigkeitsgrad angesetzt ist. Bei der Casting-Runde wird es dann aber langsam gefährlich. "Welche Musikrichtung verbindest du mit diesem Promi?" Ich wusste zwar noch nicht, dass Black Sabbath eine Person (gar ein Promi) ist, aber ich werde es nicht wagen, das profunde Promi-Wissen der Kollegen von Oxygen Interactive in Frage zu stellen. Es folgt die vorletzte Station, Zapping. Man loggt zunächst seine Antwort ein, bevor man dann zu sehen bekommt, was alle anderen geantwortet haben und dementsprechend noch schnell wechseln kann. Ein ebenso überflüssiger wie dumpfsinniger Modus, der, wenn man alleine spielt, auch gar nicht funktioniert. Abschließend kommt die Endrunde. Hier gibt es wie immer vier Antwortmöglichkeiten, die aber - und das ist der Clou bei dieser halsbrecherischen Endrunde - erst nach und nach eingeblendet werden. Allerspätestens jetzt bin ich... fasziniert.

Rehabilitation
Der kurze Modus überdauert circa zehn Minuten, der normale Modus fünfzehn, der lange Modus dreißig. Sind diese trostlosen, sich wie geschmacksarme Kaugummis dehnenden Minuten überstanden, wird dem Spieler nach und nach das Elend dieses Titels bewusst: keine Computergegner, keine Sprachausgabe, keine Musik (mit Ausnahme der minimalistischen Menü-Orchestrierung). Keine grafische Finesse und keine originellen Spielmodi. Dafür ein Katalog von Fragen, der zu wenig differenziert ist, multimedial nur aus Standbildern und Buchstaben besteht und sich fast ausschließlich mit der aktuellen Popkultur auf Film- und Musik-Ebene befasst. Somit ist das Spiel als Abendunterhaltung im Familienkreis schon mal gänzlich ungeeignet. Vater und Mutter werden wohl kaum wissen, wie ein Album von Pink heißt oder wo die Wurzeln der Band System of a Down liegen. Von den ganzen filmspezifischen Fragen, die ein gutes cineastisches Grundwissen voraussetzen, ganz abgesehen. Für Jüngere (gerade mit übermäßigem Medienkonsum) werden die Fragen hingegen oft zu leicht sein.

Fazit:
Die Verpackung verspicht: Das wundervollste, wahnsinnigste Unterhaltungs-Partyquiz aller Zeiten - und lügt damit viermal in einem Satz. Das Spiel ist nicht wundervoll. Es ist arm. Arm an Design, arm an Stil, arm an Abwechslung. Das Spiel ist auch nicht wahnsinnig, es ist höchstens wahnsinnig, solch ein Spiel zu machen. Es unterhält auch nicht - und Party? Wenn ich Zähne putze, steppt der Bär mehr! Die Bedienungsanleitung hingegen meint: Selbst deine Oma könnte mitspielen! Und wenn ich ihr diese Tortur wirklich zumuten würde, hätte sie - auf die Trivial Pursuit- oder Tabu-Abende zurückblickend - wohl recht, wenn sie neben "Mehr hat die heutige Technik nicht zu bieten?" sagen würde: "Früher war alles besser".

Von Marian Wehmeier
Wertung für das Spiel Cheggers Party Quiz
Wertungen Beschreibung
0.5Grafik
Grausames Menüdesign, miese Animationen, psychedelischer Hintergrund; im Alkoholrausch akzeptabel.
3.0Sound
Immerhin spricht Chegger deutsch, auch wenn seine Kommentare schnell nervig werden. Soundeffekte und Musik sind praktisch nicht vorhanden, die wenig variierenden Fragestellungen hätten durchaus vertont werden können.
6.0Steuerung
Pointer-Funktion funktioniert. Bei Hochreiß-Aktionen leider oft mit leichter Verzögerung.
0.5Gameplay
Einfältige Spielmodi, undifferenzierter, banaler Fragenkatalog, keine Computer-Spieler. Logische Schlussfolgerung: Kein Spaß.
1.4Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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