Review von Lars Peterke (mail) | 23.04.2008
Wenn es drei Dinge gibt, die wohl noch in 20 Jahren existieren werden, dann sind es wohl diese: 5-Minuten-Terrinen von Maggi, Best-Of CDs von Lynyrd Skynyrd und Dragon Ball Z Videospiele. Nachdem man sich also geistig darauf eingestellt hat, noch in vielen Jahren mit diesen Dingen zu tun zu haben, kann man sich, sofern man ein Redakteur für ein entsprechendes Magazin ist, an das Testen heranwagen.
Während ein Trip durch einen riesigen Haufen Matschepampe (Alabama bzw. „Kartoffelbrei mit Fleischklöschen“) nicht sonderlich fordernd ist, sollte man sich bei einem Test zu DragonBall Z: Budokai Tenkaichi 3 schon etwas mehr anstrengen. Über 160 spielbare Charaktere, da hat der Redakteur einiges zu tun. Vorweg gesagt: Mir tat DragonBall Z Budokai 3 zu Beginn fast sogar ein wenig Leid. Erst ein Test zu Bleach: Shattered Blade, dann zum Wii-Genrekönig Super Smash Brothers Brawl, da kann das dritte Beat'em Up doch eigentlich kaum eine Chance haben, zumal man als leidender Redakteur inzwischen von Kampfspielen genervt ist. Aber zum Glück gibt es auch immer wieder Überraschungen.
Was gibt es denn diesmal…?
Verschiedene Modi gibt es auch im neuesten Ableger der Reihe wieder zu Hauf. In Front steht natürlich wie immer der Story-Modus. Hier werden mit vielen Dialogen einzelne Storyparts der DragonBall Z-Saga erläutert, während ihr die Aufgabe habt einzelne Missionen und historische Kämpfe zu bestehen. Von der Saiyajin-Saga über die Cell-Spiele bis in zur Boo-Saga ist alles vertreten. Besonderes Flair: Die japanische Sprachausgabe, die sich im Optionsmenü aktivieren lässt. Ein Fest für waschechte Fans der Serie. Wer der Story überdrüssig ist, kann verschiedene Kampfsportturniere spielen oder Einzelduelle austragen. Ein Multiplayermodus ist ebenso verfügbar. Diese Modi halten das, was sie versprechen und schon immer in den vorangegangenen Teilen versprochen haben, bieten allerdings kaum Besonderheiten und neue Finessen. Garniert wird das ganze Konzept mit Galerien und einem Charakterglossar, der wohl weitaus umfangreicher ist als ein DBZ-Wiki im Internet.
Der wahrliche Reiz des Spieles, neben den vielen Arenen, sind zweifelsfrei die Charaktere. 160 spielbare Kämpfer. Das riecht nach einem Rekord. Um dies jedoch erreichen zu können, hat man jeden Charakter in vielfacher Weise umgesetzt, sodass es einen Son Goku alleine, in gefühlt 20 verschiedenen Ausführungen gibt. Jung, alt, mittelalt oder in seinen verschiedenen Saiyajin- oder Fusion-Formen tritt er auf. Hier findet jeder seinen persönlichen Liebling. Große Kunst: Trotz der Vielzahl an Kämpfern sind alle gut umgesetzt worden und trumpfen mit guter und ausgeglichener Spielbalance auf.
Zusätzlich bietet sich jedem die Möglichkeit, eigene Charaktere zu erstellen. Hierbei sammelt ihr im Story- oder Turniermodus Münzen, wovon ihr euch im Shop Kapseln kaufen könnt. Diese enthalten unterschiedliche Fähigkeiten, von Combos über Spezialangriffen bis hin zu dauerhaften Items. So wählt ihr euren Charakter, rüstet ihn mit Kapseln aus und speichert ihn ab. Seid ihr ein schneller Spieler, rüstet ihr euren Son Goku mit der Kajoken aus, andere wählen vielleicht Cell und rüsten einige Spezialattacken aus, um damit später auf Distanz zu spielen. Duelle mit Freunden bekommen hier eine taktische Note und Motivation ist ebenso gegeben. Die wirklich guten Kapseln gibt es jedoch erst am Ende des Spiels, sodass auch das Durchspielen des Storyparts zusätzliche Motivation birgt.

Solides Kampfspiel
Sicher, man würde sich den einen oder anderen neuen Modus mehr wünschen, doch wenn der Spielspaß stimmt, sollte man mit dem Story-Modus und den einzelnen Turnieroptionen doch zufrieden sein. So ist es in diesem Fall auch und die Entwickler verdienen großes Lob für die Steuerung. Hier ging der Schuss nicht wie bei Bleach: Shattered Blade nach hinten los, sodass die Wii-Features die Steuerung in DragonBall Z: Budokai Tenkaichi 3 gut ergänzen. Mit dem Nunchuk lenkt ihr und fliegt via C- und Z-Knopf. Mit dem A-Knopf wird angegriffen, während ein Druck auf die B-Taste für eine KI-Explosion sorgt. Beide Knöpfe zusammen führen einen Block aus. Das Steuerkreuz braucht ihr um Superattacken zu initialisieren. Wollt ihr danach beispielsweise ein Kamehameha ausführen, müsst ihr Nunchuk und Wii-Fernbedienung an eure Hüfte bewegen und anschließend zum Bildschirm hin stoßen. Sehr authentisch und vor allem sehr viel Nerdfaktor kommen hier zum Vorschein. Und man fühlt sich einfach unglaublich cool dabei. Es gibt verschiedene Bewegungsmuster für verschiedene Attacken – und nahezu alle sind so intuitiv eingebaut das sie immer funktionieren, nie Frust aufkommt und die Spielbarkeit dadurch nicht geschmälert wird. Eine sehr gute Leistung der Entwickler.
Das Kampfsystem selbst ist hingegen recht einfach gestrickt. Ihr müsst lediglich die Energie des Gegners auf Null bringen. Eure KI-Leiste gibt euch die Möglichkeit Spezialattacken anzuwenden oder euch zu Transformieren; beispielsweise in eine Saiyajin-Form. Raffinessen bietet das Wechseln der Charaktere mittels 2-Knopf. Insbesondere im Storymodus gibt es z.B. 2 gegen 1 Kämpfe. Drückt ihr das Steuerkreuz nach oben, könnt ihr außerdem Energie für stärkere Attacken sammeln. DragonBall Z schafft es dabei sich durch die Bank als ein solides Spiel zu präsentieren. Die Spielbarkeit stimmt bis auf zwei Aspekte: Zuerst einmal kommt einem der Storymodus verdammt schwer vor und zum anderen ist der Onlinemodus - verzeiht die Ausdrucksweise - der letzte Bockmist. Dass es hin und wieder Slowdowns gibt, ist man mittlerweile ja leider gewohnt, aber trotz einer Übertragungsgeschwindigkeit von über 50 Kilobyte pro Sekunde (sogenanntes DSL Lite) ruckelt das Spiel permanent in einer ungeheuren Stärke und macht spannende Kämpfe fast unmöglich, sodass dass der Wii-exklusive Onlinemodus für geneigte Spieler kein Kaufargument des Spiels sein sollte. In allen anderen Belangen kann das Spiel jedoch wie bereits erwähnt überzeugen und liefert auch in Sachen Sound und Grafik eine runde Sache ab.
Da wir es wie allzu oft wieder mit einer PS2-Portierung zu tun haben, fällt die Grafikwertung recht vorhersehbar aus. Wir bewegen uns in diesem Falle auf gutem GameCube-Niveau, das Design der Charaktere gefällt und auch deren Animationen können sich durchaus sehen lassen. Große Arenen sorgen für Freiraum und dennoch bleibt das Spiel stetig flüssig. Nette Effekte sowie ein hübsches Hauptmenü mit vielen Originalzeichnungen runden das Gesamtbild ab, dessen Highlight sicherlich die sequenziell untermalten Einsätze der Spezialattacken der jeweiligen Charaktere ist. Der Sound des Spiels ist sehr rockig angelegt und kann genau wie die Musikuntermalung von Bleach zur Spieldynamik beitragen und trumpft mit passenden Stücken auf. Dazu gesellen sich die Originalstimmen der Charaktere in Japanisch und Englisch. Fans werden damit mehr als zufrieden gestellt. Einzig und allein die Präsentation hinkt ein wenig hinterher. So werden im Storymodus die einzelnen Geschichten der DBZ-Saga in Missionen aufgeteilt und ihr bekommt eine textliche Einleitung. Während des Spielens selbst gibt es nur sehr wenige Sequenzen und meist beschränkt sich die Präsentation der Geschichte auf einige, storyrelevante Sprachschnipsel, die euer Gegner während des Kampfes vom Stapel lässt. Hier hätten es vielleicht ein paar mehr Action-Sequenzen geben können. So konnte DBZ: Budokai 1 damals mit vielen Zwischensequenzen in Ingame-Grafik auftrumpfen.
Fazit: DragonBall Z: Budokai Tenkaichi 3 ist ein durch und durch solides Spiel, dass sich dank toller Wii-Steuerung weiter profilieren kann, aber auf der anderen Seite kuam Neuerungen im Vergleich zu den Vorgängern bietet. Der Umfang ist mit circa 160 spielbaren Charakteren und einer Vielzahl an Arenen mehr als ausgewogen und durch die Möglichkeit der Charakterpersonalisierungen mit speziellen Fähigkeits-Kapseln ist genug Raum für taktisch angehauchte Duelle gegen einen Freund. Die einzelnen Modi überzeugen ebenfalls und der Storymodus ist gut genug gefüllt, um länger bei der Stange zu halten. Ein großes Manko ist jedoch der Onlinemodus, der nicht zufriedenstellend umgesetzt wurde und hart an der Grenze des Unzumutbaren liegt. Glücklicherweise werden andere Bereiche des Spiels davon nicht beeinflusst, sodass wir von einer sehr gelungenen PS2-Umsetzung reden können. Dabei ist lediglich zu verschmerzen, dass einen die Grafik selbstredend nicht vom Hocker haut. Fans von DragonBall Z finden mit diesem Titel das wohl bisher umfangreichste Kampfspiel über die Erfolgsserie von Akira Toriyama und können ohne große Sorgen zugreifen. Alle anderen spielen am besten einmal Probe um zu entscheiden, ob man sich mit diesem Titel die Zeit bis zum europäischen Release von Brawl versüßen möchte. Wer in Sachen DBZ mehr Wert auf eine gute Präsentation legt, der sollte sich hingegen lieber das kommende DragonBall Z: Burst Limit für die PS3 und Xbox 360 anschauen.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel Dragonball Z: Budokai Tenkaichi 3 | |
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| 7.0 | Grafik Hübsche Charaktergestaltung, Animationen und Effekte im Comicstil bringen den Flair der Serie recht gut herüber. | |
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| 8.2 | Sound Originalstimmen der Charaktere und rockige Hintergrundmusik sorgen für Flair und Dynamik. | |
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| 9.0 | Steuerung Sehr gelungene Wii-Steuerung mit Bewegungsfeatures und Support für Classic- und GameCube-Controller. | |
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| 7.4 | Gameplay Gutes Beat'em Up mit einigen Modi, die jedoch nicht immer auf Dauer überzeugen und kaum Neuerungen im Vergleich zu älteren Titel der Serie bieten. Schlechter Online-Modus. | |
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| 7.7 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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