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Sega Superstars Tennis
Review von Kamil Witecy (mail) | 19.04.2008

Mario und Sonic: Zwei Maskottchen zweier Veteranen in der Videospielbranche, die schon vor Jahren Kultstatus erreicht haben. Obwohl zahlreiche Gemeinsamkeiten nicht von der Hand zu weisen sind, könnten die beiden Charaktere nicht unterschiedlicher sein. Mario präsentiert sich als latzhosentragender, italienischer Spaghetti-Liebhaber, der Rohre repariert, während Sonic als blauer Igel mit Schallgeschwindigkeit durch tropische Wälder rast. Doch trotz dieser Unterschiede hat man das Gefühl, dass sich beide Maskottchen ständig weiter annähern und immer mehr Gemeinsamkeiten teilen. Beflügelt wird dies natürlich durch den Umstand, dass Sega seit dem Ableben der Dreamcast keine eigene Hardware mehr stellt.

Mit Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen kam im vergangenen Jahr sogar das erste gemeinsame Videospiel auf den Markt. Vielleicht ein Grund mehr, warum Sega nun darum bemüht ist, mit Marios Repertoire aufzuschließen. Denn während sich Mario abseits von seinen Abenteuern schon seit Jahren mit Kartfahren, Golf, Fußball und Tennis fit hält, hatte Sonic nur in höchstens mittelmäßigen Rennspielversuchen einen Nebenjob gefunden. Mit Sega Superstars Tennis zieht Sonic nun nach und lädt altbekannte SEGA-Freunde zu einem spannenden Ballwechsel mit dem gelben Filzball ein. Ob dies genauso gut klappt wie im Mushroom-Königreich?

Die SEGA Allstars in einem Videospiel
Schon beim Betrachten des Boxarts von Sega Superstars Tennis dürfte SEGA-Fans sehr warm ums Herz werden: Sonic, Tails, Dr. Eggman (Dr. Robotnik), Amy, MeeMee, AiAi, NiGHTS, Reala, Ulala, Beat, Amigo und viele mehr sind dort abgebildet. Alle - alle in nur einem Videospiel. Diese Sega Allstar-Kombination trifft auf das Konzept eines charmanten und zugleich witzig angehauchten Tennisspiels. Hinzu kommt, dass sich Sumo Digital, die bereits mit Virtua Tennis 3 eindeutig bewiesen haben, dass sie qualitativ überzeugende Tennisspiele entwickeln können, für den Titel verantwortlich zeigt. Beste Voraussetzungen also für ein Videospiel, in dem eigentlich nicht viel schief gehen sollte.

Nach dem Starten des Spiels bekommt der geneigte Spieler ein sehr schön in Szene gesetztes Intro zu sehen, welches schon viele der spielbaren Sega-Charaktere ankündigt und auf jede Menge Spaß hindeutet. Ein schöner Anfang. Im Hauptmenü angelangt können wir uns neben den Optionen für eine der vier Menüpunkte entscheiden: Superstars, Match, Turnier und Spiele. Während in den Optionen diverse Einstellungen bezüglich der Steuerung, der Kamera, der Musik und Sonstigem getroffen und darüber hinaus auch aufgestellte Rekorde angesehen werden können, fällt unser Blick natürlich zunächst auf das Herzstück von Sega Superstars Tennis: dem Einzelspielermodus.

Aufschlag der SEGA Superstars
Dieser Einzelspielermodus nennt sich sinnigerweise Superstars-Modus und erinnert in den Grundzügen an die Virtua Tennis-Serie. So erwarten euch neben Einzel- und Doppelturnieren zahlreiche Minispiele, die ihr in den verschiedenen Welten absolvieren müsst, und den Titel ein wenig auflockern sollen. Zu Beginn sind noch viele der Herausforderungen verschlossen, dennoch dürft ihr euch schon in Welten und somit auf Tenniscourts bewegen, die natürlich an Sonic, aber auch an Space Channel 5, Samba de Amigo oder Jet Set Radio angelehnt sind. Ebenfalls erwähnenswert ist die Curien Mansion aus House of the Dead, dessen Spielfeld mit durchweg düsteren Farben, knallenden Blitzen und den herumtorkelnden Zombies, im absoluten Gegensatz zu den sonst kunterbunten Spielfeldern steht.

Entscheidet ihr euch am Anfang beispielsweise für die Welt von Sonic the Hedgehog und habt euch für einen der zu Beginn acht anwählbaren Charaktere entschieden, geht es zunächst darum, in einem Einzelturnier zu bestehen. Je nachdem wie gut ihr euch dabei schlägt, fällt eure Endbewertung aus, die dem amerikanischen Schulsystem gleicht und daher mit „A“ die bestmögliche Wertung darstellt. Aber dies stimmt nur im Prinzip. Denn für besonders gute Leistungen können noch die Bewertungen „AA“ und „AAA“ erreicht werden. Könnt ihr genügend solcher Erfolge im Einzelspielermodus verbuchen, schalten sich neue Inhalte des Spiels frei. Dabei handelt es sich zum einem um neue Herausforderungen in der aktuellen Welt, aber auch um komplett neue Welten im Superstars-Modus. Zudem können aber auch neue Charaktere, weitere Tennisplätze und Musikstücke erspielt werden, sodass für eine gewisse Langzeitmotivation gesorgt ist.

Neben den normalen Tennismatches machen aber vor allem die Minispiele einen Großteil des Superstars-Modus aus, die dabei thematisch an die verschiedenen SEGA-Titel angelehnt sind. So geht es in der Welt von Sonic darum, möglichst viele der goldenen Ringe einzusammeln, ohne dabei von Bomben oder sonstigen Gegenständen getroffen zu werden, die von Gegner samt Tennisschläger auf euch geschleudert werden. In der Curien Mansion-Welt müssen Tennisbälle auf heranschleichende Zombies gefeuert werden, um sie euch so vom Leib zu halten. Hier sollten also auch alte Fans von House of the Dead absolut auf ihre Kosten kommen und somit das bewährte Spielprinzip einmal in einer etwas anderen Art und Weise erleben können. Ebenfalls erwähnenswert ist die Jet Set Radio-Stage. Hier müssen in einigen Minispielen zunächst Farbkanister aufgesammelt werden, die dann mit gezielten Schlägen zu einem Graffiti werden. Habt ihr ein wenig später im Spiel weitere Welten freigespielt, muss in der an Puyo Puyo angelehnten Welt neben dem Tennisschläger auch der Kopf zur Lösung einiger Knobeleien eingesetzt werden, während in einem gänzlich anderen Szenario gar Geiselnehmer mit platziert geschlagenenen Tennisbällen ausgeschaltet werden müssen. Insgesamt erwarten euch an die 100 Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Schade ist hingegen, dass sich trotz der tollen Ideen und der definitiv vorhandenen Abwechslung viele Minispiele in einer Welt zu sehr ähneln. Um noch einmal das Ausgangsbeispiel mit der Welt von Sonic the Hedgehog aufzugreifen: Hier geht es in allen Minispielherausforderungen darum, Ringe einzusammeln. Dies beginnt in den ersten Herausforderungen sehr einfach, bis sich die Ringe in den späteren Minispielen bewegen, Bomben auf den Tennisplatz hageln und spätere immer weitere Gegenspieler erscheinen, die euch das Gieren nach den goldenen Ringen deutlich schwerer machen. Hier wären noch mehr unterschiedliche Minispieltypen wünschenswert gewesen. Auch die Tatsache, dass viele der Minispiele relativ leicht zu meistern sind und daher schon beim ersten Versuch mit einem A-Ranking absolviert werden können, dürfte bei vielen Spielern eher negativ aufstoßen. Denn so können geübte Spieler schon in gut 10-15 Stunden alle Herausforderungen schon einmal gesehen haben, sodass nur noch die Jagd nach A-Rankings in den Herausforderungen übrig bleibt. Auch die Ladezeiten im Einzelspielermodus bleiben bei kritischen Beobachtern nicht ungeachtet. So dauert es nach dem Annehmen einer Herausforderung gut und gerne auch einmal 15-20 Sekunden, bis mit dem eigentlichen Match begonnen werden kann.



Mehr Spaß im Viererpack
Neben dem Einzelspielermodus ist es unter dem Menüpunkt Match natürlich auch jederzeit möglich, einzelne Tennismatches zu bestreiten. Hier können bis zu vier Spieler gleichzeitig, mit allen bereits freigeschalteten Charakteren auf allen freigeschalteten Tennisplätzen gegeneinander antreten. Dabei ist es euch überlassen, ob ihr ein Einzel- oder Doppelmatch bestreitet, wie viele Spiele und Sätze bestritten werden und wie ihr die Tiebreak-Regel handhaben möchtet.
Wem ein einzelnes Match zu wenig ist, dürfte mit dem Turnier-Modus seine Freude haben. Hier kann der Spieler in einer Reihe von Einzel- oder Doppelturnieren gegen immer schwierigere Computer-Gegner antreten, um letztendlich den Titel Sega Superstars-Champion zu gewinnen. Habt ihr also einen Kameraden parat, könnt ihr gemeinsam im Doppelturnier antreten. Ist dies nicht der Fall, wird euer Partner vom Computer gesteuert, was aber natürlich längst nicht an den Spielspaß mit zwei menschlichen Spielern herankommt.

Um dem Klischee eines jeden Wii-Titels zu entsprechen, wurde auch in Sega Superstars Tennis nicht auf einen einzelnen Menüpunkt für Minispiele verzichtet. Hier können die im Einzelspielermodus absolvierten Minispiele einzeln oder sogar mit bis zu drei weiteren Mitstreitern im Multiplayer gespielt werden, was bei einigen Minispielen für einen wirklich kurzweiligen Spaß sorgt. Somit dürfte auch klar sein, dass Segas Tennisspaß insgesamt gesehen vor allem im Multiplayer mit mehreren Spielern so richtig auftrumpfen und für spannende Ballwechsel sorgen kann. Dies liegt teilweise auch daran, dass die KI der Computer nicht immer zu überzeugen weiß und sich nicht selten haarsträubende Fehler erlaubt, was aber glücklicherweise zumeist auf leichteren Schwierigkeitsgraden der Fall ist. Die Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad in einzelnen Partien nach Belieben zu verstellen, ist in diesem Fall wirklich Gold wert.

Was hingegen einen wirklich großen Negativpunkt der Wii-Version darstellt, ist der nicht vorhandene Online-Modus. Während PS3- und Xbox360-Spieler einen durchaus spaßigen Online-Multiplayer spendiert bekommen haben, schauen Wii-Spieler in die Röhre und gehen leer aus. Als offizieller Grund für die Streichung des Online-Modus in der Wii-Fassung wird Zeitmangel angegeben, was die Ernüchterung über das Fehlen jedoch nicht annähernd besser macht.

Über Superkräfte und vergebenes Potenzial
Egal, wie und in welchem Modus ihr spielt, nach den Einstellungen findet ihr euch in bester Tennis-Manier mit eurem Charakter auf einem der fantasievollen Tennisplätze wieder und werdet dabei aufgrund des arcadigen Gameplays sehr schnell an Mario Tennis erinnert. Denn neben dem üblichen Repertoire an Tennisschlägen und daraus resultierenden, spaßigen und schnellen Ballwechseln, verfügt jeder Charakter über besondere Superkräfte. Mit jedem erfolgreichen Schlag wächst der goldene Stern, der sich unter jeder Spielfigur befindet. Habt ihr diesen durch gelungene Ballwechsel aufgeladen, beginnt er zu leuchten. Aktiviert ihr diesen, könnt ihr die Tennisbälle je nach Charakter mit explosiven Bomben, Bananenschalen, einen Sturm aus Herzen oder im schwer zu parierenden Zickzackkurs über das Netz donnern. So nett dies auch klingen mag, einen Kritikpunkt gibt es jedoch auch hier: Denn so schön diese Spezialschläge auch in Szene gesetzt sind, zeigt sich relativ schnell, dass diese im Vergleich zu den Powerschlägen in einem Mario Tennis, federn lassen müssen. Zum einen verfügt jeder Charakter nur über einen Spezialschlag, die sich zudem bei den unterschiedlichen Charakteren in einigen Fällen zu sehr ähneln, und somit nach einigen Spielstunden sehr vorhersehbar werden. Auf der anderen Seite sind die Spezialfähigkeiten zu unausbalanciert. Während einige Superschläge kaum oder nur sehr schwer zu parieren sind, sind einige sehr leicht auszurechnen und teilweise mehr Unheil als Segen, da sie dem Gegner eine schöne Steilvorlage bieten.

Zudem könnte man sich fragen, warum die Entwickler nicht einige Spielelemente aus Virtua Tennis mehr mit haben einfließen lassen. Allgemein lässt sich sagen, dass jeder Charakter über individuelle Stärken verfügt, die in die altbekannten Kategorien eingeteilt sind. Sonic setzt seinem Ego entsprechend voll auf Tempo, während NiGHTS und Amy Alleskönner sind, die in allen Bereichen nicht herausragend gut, aber auch nicht schlecht sind. Tails und AiAi können mit tückischen Spins die Flugbahn des Balls unberechenbar machen und Amigo ist zwar bei weitem nicht der Schnellste, kann aber wie auch Dr. Eggman mit einer enormen Schlagkraft auftrumpfen. Hier wäre es wirklich sehr wünschenswert und motivierend gewesen, wenn man in einer Art Karrieremodus seine Charaktere wie in der Virtua Tennis-Serie mit Trainingseinheiten und anderen Herausforderung verstärken und mit neuen Zusatzfähigkeiten hätte ausstatten können. So bleiben die insgesamt 16 Charaktere bei ihren vorgegebenen Standardwerten, die sich trotz der Spezialgebiete in Fällen nicht sehr stark voneinander unterscheiden. Vielleicht zu viele Wunschgedanken, wobei dennoch klar sein dürfte, dass hier wirklich so einiges an Potenzial verschenkt wurde. Mehr Tiefgang hätte dem Spiel merklich gut getan und auch Einzelspieler für wesentlich mehr Spielstunde an den Bildschirm gefesselt.

Aufschlag mit der Wii-Remote – Die Qual der Wahl
Wie auch schon bei vorangegangenen Sega-Titeln für Nintendos Wii, verfügt auch Sega Superstars Tennis über eine Vielzahl an verschiedeneren Controller-Konfigurationen. Der Clou an der Sache besteht ein weiteres Mal darin, dass das ausgewählte Setup in Sekundenschnelle und ohne großes Umstellen im Menü, geändert werden kann. Spielt ihr beispielsweise gerade mit eurer Wii-Remote und möchtet im nächsten Moment lieber mit dem Classic Controller spielen, stöpselt ihr den Classic Controller nach einem kurzen Gang ins Pausenmenü einfach an die Wii-Remote und könnt so auch mitten in einem Match zwischen den verschiedenen Steuerungsvarianten wechseln. Eine wirklich feine Sache.

Die einfachste und dementsprechend auch einsteigerfreundlichste Möglichkeit mit Sega Superstars Tennis in Kontakt zu treten, ist sicherlich die Möglichkeit nur mit der Wii-Remote zu spielen, was vom Grundkonzept her stark an Tennis in Wii Sports erinnert. So übernimmt auch hier der Computer das Laufen eures Charakters, sodass ihr nur mit dem Schlagen des runden Filzballes beschäftigt seid. Der große Nachteil im Vergleich zu Wii Tennis liegt jedoch darin, dass die Wii-Remote selbst nicht unbedingt den Tennisschläger simuliert und es dementsprechend oft egal ist, wie man sie hält. Rück- und Vorhandschläge die man in Wii Sports mit der entsprechenden Haltung eures Steuerungsgerätes wunderbar selbst initiieren kann, geschehen leider nun unabhängig von eurer Haltung, sodass ihr die Wii-Remote im Endeffekt in vielen Situation in der Lage schwingen könnt, wie ihr wollt.
Der spieleinleitende Aufschlag wird hingegen vom Grundkonzept wie auch schon in Wii Sports ausgeführt: Durch eine Aufwärtsbewegung der Wii-Remote wird der Tennisball in die Luft geworfen und eine Leiste, die die Schlagstärke reguliert, erscheint auf dem Bildschirm. Nun liegt es am richtigen Timing, die Remote in dem Moment nach unten zu schwingen, wenn die Leiste ihren höchsten Stand erreicht hat und ihr somit mit einem besonders starken Aufschlag gleich ein Ass landen könnt. Habt ihr genügend Ballwechsel hingelegt, sodass euer Stern aufgeladen ist, könnt ihr mit A+B in den Superstar Modus wechseln.



Im weiteren Spielverlauf wird darüber hinaus natürlich vorrangig mit dem Topspin und dem Slice gearbeitet, die durch dementsprechende Schlagbewegungen der Wii-Fernbedienung ausgeführt werden. Wollt ihr hingegen einen Lob versuchen, muss die Fernbedienung energisch nach oben gezogen werden, wohingegen für einen Stoppball die Kombination B-Knopf und Schwungbewegung nach unten ausgeführt werden muss. Ergibt sich im Spiel eine Möglichkeit für einen Volley bzw. Schmetterball, so wird eine Markierung auf dem Boden sichtbar, in welche ihr euch schleunigst begeben solltet (bzw. zu der ihr euch bei der einfachsten Steuerungsmethode automatisch begebt) und eine Schmetterbewegung nach unten ausführen solltet. Diese Bewegungssteuerung funktioniert im Großen und Ganzen relativ gut und problemlos, auch wenn sie aufgrund der eingangs erwähnten Einschränkung im Vergleich zu einem Wii Sports doch weniger intuitiver wirkt. Darüber hinaus gibt es auch die ein oder andere Situation im Spiel, in der ihr eure Wii-Remote im gefühlt-richtigen Moment schwingt, den Ball aber nicht trifft, was sehr ärgerlich sein kann. Glücklicherweise sind dies jedoch nur kleine Ausnahmen, die auch in Wii Sports schon vorhanden waren und sind, sodass man insgesamt von einer gelungenen Implementierung der Bewegungserkennung der Wii-Remote sprechen kann.

Wollt ihr hingegen aktiver agieren und selber entscheiden wohin eurer Charakter läuft, könnt ihr zwischen drei weiteren Steuerungsmethoden wählen: Traditionell, Nunchuk und Classic-Controller. Bei der traditionellen Steuerung spielt ihr ebenfalls nur mit der Wii-Remote, hält diese jedoch waagerecht, wie beispielsweise in Excite Truck, sodass ihr das Steuerkreuz zum Bewegen eurer Spielfigur nutzen könnt. Bei dieser Steuerungsmethode wird man aber nach einiger Zeit merken, dass diese zwar ganz gut von der Hand geht, jedoch das Steuerkreuz für ein 3D-Spiel nicht unbedingt die beste Wahl ist. Zudem werden für die vier Schlagvarianten Slice, Topspin, Lob und Stoppball lediglich die zwei Tasten 1 und 2, statt die Bewegungserkennung der Wii-Remote genutzt. Dies hat den Nachteil, dass das Ausführen eines Stoppballs und Lobs nur mit dem Drücken von 2 Knöpfen möglich ist (Lob z.B. erst Taste 1, dann 2). Vier einzelne Knöpfe wären dabei weitaus praktischer. Leider wird dieses Problem auch bei der Steuerungsvariante mit dem Classic-Controller nicht gelöst. Statt den Y- und X-Knopf aktiv mit einzubinden, muss auch hier für einen Lob auf eine Kombination aus 2 Knöpfen zurückgegriffen werden. Umso unverständlicher ist daher die Entscheidung von Sega, dass einige Minispiele im Superstar Modus einzig und allein mit der traditionellen Steuerung möglich sind. Wenn schon eine solch große Freiheit bei der Steuerung gegeben wird, wieso nicht auch im Hauptmodus? Der große Vorteil der Steuerung mit dem Classic Controller, im Vergleich zur einzelnen Wii-Remote, ist hingegen die Möglichkeit mit dem Control-Stick, statt dem Digipad zu daddeln.
Die aus unserer Sicht ausbalancierteste Steuerung ergibt sich mit der Kombination Wii-Remote und Nunchuk. Während ihr mit dem Control-Stick des Nunchuks eure Spielfigur wunderbar unter Kontrolle habt, schlägt ihr euren Kontrahenten mit der Bewegungssteuerung die Bälle um die Ohren. Diese funktioniert dabei exakt genauso, wie bei der Steuerung nur mit der Wii-Remote, jedoch mit dem erwähnten und feinen Unterschied, dass ihr nun auch euren Charakter selbst über den Tenniscourt jagen könnt. Eine Steuerung, die sich in der Form wohl so einige auch optional für Tennis in Wii Sports gewünscht hätten.

Die technische Seite auf dem Tennisplatz
Setzt man sich mit der technischen Seite des Titels auseinander, muss natürlich erwähnt werden, dass die Wii-Version mit der unauffälligsten Optik daherkommt. Dies ist auch kein Wunder und gerade deshalb kein Abbruch, weil sich die Entwickler in punkto Grafik auch in der Wii-Variante Mühe gegeben haben. Die verschiedenen Tennisplätze sind mit viel Liebe zum Detail designt worden und können mit der quietschfidelen Präsentation punkten. So kann der Samba de Amigo Court mit einem Dutzend an witzigen Musikern im Hintergrund punkten, während sich auf dem Sonic-Court neben den klassischen Ringen auch zahlreiche Chaos herumtummeln und dem Court viel Leben einhauchen. Im Gegensatz dazu steht der bereits erwähnte Curien Mansion Court, der mit Blitzen, Donner und Zombies eine schaurig-schöne Atmosphäre erzeugt, sowie auch der an Golden Axe angelegte Tenniscourt, der mit seiner altertümlichen Thematik für eine gelungene Abwechslung sorgt. Neben dieser guten Abwechslung ist also vor allem die Tatsache, dass auf fast jedem Tennisplatz im Hintergrund etwas los ist, ein wirklich großer Pluspunkt der Präsentation von Sega Superstars Tennis.
Auch die verhältnismäßig gut modellierten Spielfiguren und deren geschmeidige Animationen stehen auf der positiven Seiten. Dennoch muss gesagt werden, dass im Vergleich zu den anderen Next-Gen Fassungen einiges an Schärfe und Glanz verloren gegangen ist, sodass manche Courts mit eher mittelmäßigen Texturen etwas blass und unscharf wirken. Ein bekanntes Problem. Hinzu kommt, dass die Framerate bei viel Bewegung im Spiel das ein oder andere Mal in die Knie gezwungen wird und somit unschöne Ruckler entstehen. Diese Einbrüche übernehmen zwar keine Überhand und schaden dem Titel nicht merklich, fallen aber beim längeren Spielen dennoch das ein oder andere Mal störend auf. Fakt ist, Wii kann in dieser Hinsicht deutlich mehr, jedoch hebt sich der Titel auf der anderen Seite grafisch von der Masse der eher schlechten und portierten „PS2-Grafik“ ab und kann immerhin im oberen Mittelfeld mitmischen.

Soundtechnisch gibt es hingegen kaum einen Anlass für viel Kritik, besonders dann, wenn man viele der im Spiel behandelten Sega-Titel kennt. So besteht der Soundtrack grundlegend aus einem Mix der wohl bekanntesten Musikstücke aus dem Sonic-Universum, Super Monkey Ball, Jet Set Radio, Space Channel 5, Samba de Amigo und vielen weiteren Sega-Franchises, sodass für sehr viel Abwechslung auf einem guten Niveau gesorgt ist.
Grundsätzlich lässt sich dabei festhalten, dass jedes Level bzw. jeder Schauplatz verschiedene Soundtracks aus dem passenden Sega-Titel bietet und teilweise auch vor dem Spielen manuell ausgewählt werden kann. Besonders witzig ist es dabei, sich beispielsweise auf dem von Samba de Amigo angehauchten Tenniscourt passend zum Musikstück Samba de Janeiro schnelle Ballwechsel zu liefern. Sehr gewagt und natürlich auch irgendwo eine Frage des Geschmacks, dennoch dürften solche „Spielereien“ alten Sega-Hasen das ein oder andere Mal ein fettes Grinsen auf den Mund zaubern. Des Weiteren müssen einige Songs erst im Superstar-Modus erspielt werden, bevor man sie regulär anwählen kann. Also auch hier, eine zusätzliche Motivation für Bonus-Jäger. Was hingegen nervig sein kann, sind die sich viel zu oft wiederholenden Sprachsamples der Charaktere. Sich bei jedem zweiten bis dritten Punktgewinn ein „too easy“ von Sonic anzuhören, kann auf Dauer ein wenig an den Nerven des Spielers zerren. Hier wäre weniger deutlich mehr gewesen. Die deutsche Sprecherin, die stets den jeweiligen Punktestand ansagt, kann sich hingegen erfreulicherweise hören lassen.

Fazit:
Die Bewertung von Sega Superstars Tennis fällt nicht leicht. Auf der einen Seite werden Sega-Fans angesichts der vielen spielbaren Charaktere, der zahlreichen Anspielungen auf altbekannte Sega-Franchises, den thematischen Tennisplätzen, diversen freischaltbaren Extras sowie den vielen Sega-Musikstücken im Kreis springen. Zudem haben wir es bei Sega Superstars Tennis auch schlichtweg mit einem guten Tennisspiel zu tun, welches vor allem im Multiplayer für spaßige Spielstunden sorgen kann. Auf der anderen Seite wird man als Kenner das Gefühl nicht los, entweder mit der Mario Tennis-Serie oder der hauseigenen Virtua Tennis-Serie schon einen besseren Genrevertreter gespielt zu haben. Durch das vergebene Potenzial im Bereich des Einzelspielermodus fehlt dem Titel der nötige Tiefgang und auch die gewisse Prise Innovation, um sich von anderen Vertretern abheben zu können, wird vergebens gesucht. Zudem hinterlässt der fehlende Online-Modus der Wii-Version einen weiteren, negativen Beigeschmack, der trotz der ordentlichen Einbettung der Wii-Steuerung nicht ganz wettgemacht wird. Wer jedoch seit jeher ein großer Sega-Fan ist, endlich ein ordentliches Tennispiel nach der Wii Sports Variante sucht und zudem oftmals in Gesellschaft zockt, wird mit dem Titel nichts falsch machen.

Von Kamil Witecy
Wertung für das Spiel Sega Superstars Tennis
Wertungen Beschreibung
7.7Grafik
Fantasievolle Tennisplätze auf denen viel Bewegung herrscht, ordentliche Charaktermodelle und feine Animationen treffen auf mittelmäßige Texturen und die allgemeinen Problemchen.
8.5Sound
Ein guter Mix der wohl bekanntesten Musikstücke aus diversen SEGA-Franchises. Sprachsamples der Charaktere können jedoch nach gewisser Zeit anfangen zu nerven.
7.9Steuerung
Vier verschiedene Steuerungsvarianten. Bewegungserkennung der Wii-Remote wurde ordentlich umgesetzt, auch wenn sie nicht so umfangreich wie in Wii Sports integriert wurde und dementsprechend unintuitiver wirkt. Aktive Schlagsteuerung bei der Padkonfiguration leider nur auf zwei, statt vier Knöpfe verteilt.
7.8Gameplay
Spaßiger Tennisauftritt der Sega-Allstars mit einigen freischaltbaren Extras, der mit vielen netten Ideen und Anspielungen auf diverse Sega-Serien punkten kann und vor allem im Multiplayer auf Hochtouren kommt. Leider wird für Genrekenner und Solisten zu wenig Tiefgang und Raffinesse geboten.
7.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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