Review von Andreas Held (mail) | 28.03.2008
Filmumsetzungen, das haben wir nun schon mehrmals in Einleitungen gesagt, sind der Schrecken jedes Spieletesters. Der Grund dafür: Fast immer dienen sie ohnehin nur der Geldmacherei, um im Windschatten der Lizenz leicht verdientes Geld einzufahren, doch selbst wenn ein ambitioniertes Team hinter diesen Titeln steht, das sich Mühe gibt, hat meistens der Publisher etwas dagegen, der die zum Release des Films vorliegende Betaversion dann einfach in den Laden wirft. Zumindest in diesem Fall fällt das zweite Problem jedoch weg, denn CSI: Crime Scene Investigation ist eine Fernsehserie, die sich mittlerweile etabliert hat. Anders als bei Kinofilmen muss also kein fremder Releasetermin eingehalten werden. Doch ob das die Entwickler von CBS Productions auch ausgenutzt oder trotzdem nur ein Billigprodukt auf den Markt geworfen haben, ist mehr als fraglich.
Der Alltag eines Ermittlers
Da CSI: Eindeutige Beweise die Umsetzung einer Krimiserie ist, habt ihr im dazugehörigen Spiel recht ähnliche Aufgaben zu erledigen. Fast immer habt ihr es mit einem Mordopfer zu tun, das durch Fremdeinwirkung etwas verfrüht das Zeitliche segnete. Um nun den Täter zu überführen, habt ihr im Wesentlichen drei Aufgaben, die euch in einem optionalen Tutorial näher gebracht werden: Der Donut eines Polizisten wurde unter mysteriösen Umständen gegessen und ihr müsst den Räuber überführen. Klingt etwas lächerlich, bringt euch eure drei Hauptaufgaben im Spiel jedoch etwas näher, sodass man sich im ersten Fall nicht ganz so verloren fühlt.
Aufgabe eins: das Untersuchen von Schauplätzen. Hier zählt natürlich ganz besonders die Crime Scene hinzu, später jedoch auch (Durchsuchungsbefehle vorausgesetzt) die Wohnungen von Verdächtigen. Das Ganze läuft dann in bester Point & Click-Manier ab: Mit der Wiimote bewegt ihr den Cursor über die Bildschirme und wenn ihr euch bewegen oder ein Objekt näher untersuchen könnt, verändert sich seine Farbe von Grau zu Grün. Danach könnt ihr mit einem Druck auf den A-Knopf die gewünschte Aktion ausführen und müsst eventuell noch ein Werkzeug auswählen, um Beweise einzusammeln. Manchmal müssen auch die gefundenen Beweise weiter untersucht werden, um zum Beispiel einen Fingerabdruck oder Blutspuren auf der Tatwaffe sicherzustellen.
Aufgabe zwei: das Auswerten der gefundenen Beweise im Labor. Grundsätzlich unterscheidet das Spiel sehr streng zwischen zugeordneten und unidentifizierten Beweisen. Eure Hauptaufgabe ist es nun, letztere mit dem Rest des Falls in Zusammenhang zu bringen, was in seltenen Fällen durch simple Analysen, meist jedoch durch Vergleiche geschieht. Die Vorgehensweise ist immer dieselbe: In zwei Fenstern könnt ihr sowohl ein zugeordnetes als auch ein unidentifiziertes Beweisstück öffnen und die beiden miteinander vergleichen. Stimmen sie überein, drückt ihr einfach auf einen entsprechenden Button. Dann wisst ihr im Idealfall, wessen Fingerabdruck auf der Tatwaffe ist und könnt den Täter zur Rede stellen. Aufgabe drei ist dann natürlich das Reden und Verhören von Verdächtigen. Auch das läuft sehr linear ab, und letztendlich arbeitet ihr ein Mal alle Dialogoptionen ab, um Neues in Erfahrung zu bringen. Naja, und das war es dann soweit auch schon.

Bei alledem wird schnell klar, dass CSI: Eindeutige Beweise mehr ein interaktiver Film (bzw. eine interaktive Mini-Serie) ist als ein echtes Adventure. Gerade das Labor wirkt anfangs fast schon demotivierend komplex, doch nach sehr kurzer Zeit merkt man, dass einen das Spiel stark an die Hand nimmt. Fehler kann man eigentlich nicht machen - wenn ihr glaubt, dass zwei Proben übereinstimmen, sie es aber nicht tun, schreitet euer Partner ein und nichts passiert. Findet ihr an einem Schuplatz nicht alle Beweise, könnt ihr im Hilfemenü nachsehen, welche Beweise sich wo finden lassen (wer etwas auf sich hält, benutzt dieses Menü natürlich nicht). Wer sich also erhofft, wie in den Phoenix Wright-Spielen um 20 Ecken denken zu müssen, um dann zu zeigen, dass eine Visitenkarte beweist, dass das gefundene Handy dem Angeklagten gehört, wird hier sehr enttäuscht sein und deshalb wird CSI ganz sicher auch nicht jedem gefallen. Das Spiel würde auch in sich zusammenfallen, wenn die Handlungen der einzelnen Fälle nicht so verdammt gut wären. Und somit ist man dann als Spieler doch motiviert herauszufinden, wer der Täter ist, welches Motiv er hat und vor allem, welche Beweise ihn überführen. Wer jetzt sagt, dass er sich für diese Erfahrung lieber eine DVD-Box der Fernsehvorlage kauft, hat damit aber sicherlich nicht ganz unrecht.
Ein paar Worte zur Wii-Anpassung
Dass CSI: Eindeutige Beweise als Port eines PC-Spiels, das technisch noch nie sehr viel auf dem Kasten hatte, eigentlich wie geschaffen für Wii ist, steht außer Frage. Doch seit Puzzle Quest wissen wir, dass auch die unscheinbarsten Spiele durch die Wii-Anpassung ruiniert werden können. CSI wurde davon weitestgehend verschont, und so sieht die Wii-Anpassung recht erwartungskomform aus. Statt Mauszeiger und zwei Maustasten spielt ihr nun mit dem Pointer der Remote und den A- und B-Knöpfen. Der Pointer wirkt anfangs etwas sensibel, aber nach ein paar Minuten ist die Steuerung der übersichtlich gehaltenen Menüs ebenso intuitiv. Die Grafik ist immer noch auf gutem PS2-Niveau und was an Details und Schärfe verloren ging, ist nicht auf die Entwickler, sondern die Hardwarebeschränkungen der Konsole zurückzuführen. Einziger Krähenfuß sind teilweise starke Ruckler und Ladezeiten, die das Spiel für ein paar Sekunden einfrieren können. Zum Glück ist das alles recht selten und wesentlich leichter zu verschmerzen als das, was bei der Portierung manch anderer Spiele passiert ist.
Soundtechnisch hat sich ebenfalls nicht viel getan. Hintergrundmusik gibt es fast keine - und wenn doch, dann hält sie sich wirklich sehr stark im Hintergrund und dient nur zu atmosphärischen Zwecken. Dafür sind alle Dialoge mit professioneller Sprachausgabe vertont, die zwar Englisch ist, aber trotzdem überzeugen kann und für weniger fremdsprachenbegabte Menschen Deutsch untertitelt wurde. Einziger Haken ist hier das Script, das stellenweise derart mit Wortspielen vollgepumpt ist, dass sie einem irgendwann aus den Ohren rauskommen. Ansonsten sind aber auch die Dialoge auf einem sehr hohen Niveau und können das Spiel weiter unterstützen.
Fazit: Ob man sich nun für CSI: Eindeutige Beweise interessiert, bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist, dass man mit fünf Fällen, deren Aufklärung durchaus etwas länger dauern kann, etwa 15 Stunden lang gut unterhalten wird. Fakt ist aber auch, dass CSI spielerisch kaum etwas zu bieten hat und man im kompletten Spielverlauf nur ein einziges Mal eine innovative Idee haben muss, die ein entsprechendes Erfolgserlebnis auslöst. Vom Schwierigkeitsgrad her kommt CSI auf keinen Fall auf das Niveau der hirnverdrehenden Zusammenhänge, die man im genreverwandten Phoenix Wright erahnen muss. Ob das nun gut oder schlecht ist, ist eine Frage, deren Beantwortung sehr subjektiv ausfallen wird. Während die einen vielleicht sogar froh sind, simpel und einfach die Story der Fälle genießen zu können, ohne wegen falscher Beweise plötzlich zum Titelbildschrim geschickt zu werden, werden andere definitiv sagen, dass sie sich da auch gleich eine DVD-Box holen und zum gleichen Preis deutlich mehr Folgen ansehen können. CSI hat in jedem Fall seine Qualitäten und bietet mit guten Handlungen und unerwarteten Wendungen sicherlich einen Kaufanreiz, zumal das Preis-Leistungs-Verhältnis bei einer Spielzeit von 15 Stunden bei einer UVP von 29,99 Euro ohnehin überdurchschnittlich gut ist - viele Vollpreisspiele bieten weniger und sind trotzdem kommerziell erfolgreich. Wer also über die genannten Mängel hinwegsehen kann, ist mit diesem interaktiven Krimi gut beraten.
Von Andreas Held
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| Wertung für das Spiel CSI: Eindeutige Beweise | |
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| 6.0 | Grafik CSI sah noch nie wirklich gut aus und ist auch auf Wii eine Konsolengeneration zurück. Trotzdem ist die Optik akzeptabel und nur einige Nachlader stören den Spielfluss. | |
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| 8.0 | Sound Professionelle Sprecher bringen Leben in ein Spiel, zu dem aufdringliche Hintergrundmusiken ohnehin nicht gepasst hätten. | |
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| 8.5 | Steuerung Die Wiimote spielt als Maus-Ersatz eine ihrer Paraderollen. Dank übersichtlicher Menüs ist die Bedienung äußerst intuitiv. | |
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| 6.0 | Gameplay CSI lebt ausschließlich von seinen Handlungen. Spielerische Herausforderungen gibt es keine und so muss jeder selbst entscheiden, ob er lieber zur DVD greift. | |
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| 7.0 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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