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Spongebobs Atlantisches Abenteuer
Review von Tim Herrmann (mail) | 21.03.2008

Spongebob Schwammkopf und THQ haben den Sprung in die Videospielwelt - anders als einige andere Kollegen aus dem Fernsehen – bis jetzt noch gar nicht gut hinbekommen. Mit zwei Abenteuern („Spongebob Schwammkopf – Die Kreatur aus der Krossen Krabbe“ und „Spongebob und seine Freunde – Angriff der Spielzeugroboter“) war der Cartoon-Schwamm bisher auf Wii vertreten und konnte nicht überzeugen: Schlechte Technik, langweilige Umsetzung der Lizenz und schnödes Gameplay machten die beiden Titel  allerhöchstens für kleine Kinder einigermaßen interessant. Auch von vielen anderen Titeln auf anderen plattformen, in denen Bikini Bottoms Lieblingsbewohner auftauchte, konnte man eigentlich nur gut meinend abraten.
Ein neues Spiel um den kultigen Quadratkopf findet der Fan nun in „Spongebobs Atlantisches Abenteuer“, das ebenfalls wieder für Wii erscheint: Und wir wollen in unserem Test die Frage klären, womit dieses neue Spiel für Wii punkten möchte, ob es überhaupt in irgendeiner Hinsicht punkten kann und ob es dieselben Fehler von „Die Kreatur aus der Krossen Krabbe“ noch einmal begeht.

Da ist sie schon wieder… diese Stimme
Spongebobs Atlantisches Abenteuer führt genau das fort, was sein Vorgänger bereits angefangen hatte und wartet so erst einmal mit einer verwirrten Rahmengeschichte auf. Wie bereits gesagt, existiert diese vollkommen unabhängig von den ersten Spielen und kann ohne jegliche Vorkenntnisse gespielt werden. Allerdings findet das Ganze wieder in einer merkwürdigen Rückblende statt, in der man sich zuerst in einem angegriffenen Atlantis wiederfindet und sich dann in die Gedanken von Spongebob und Patrick versetzen muss, um die Geschichte in der Vergangenheitsansicht erleben zu können. Aber gut, wenn die Entwickler das als künstlerisch wertvoll erachten, dann soll es so sein. Durch einen merkwürdigen Zufall gelangen der Schwamm und sein minderbemittelter rosafarbener Kumpel Patrick zu Beginn in eine dunkle Höhle, in der sie nach einigem Herumlaufen durch ein Labyrinth eine Hälfte eines goldenen Amuletts vorfinden. Im Museum wird ihnen klar, dass dieses Amulett ein mysteriöses Tor nach Atlantis öffnet. Ratzfatz steigen sie also mit ihren Freunden Mr. Krabs, Thaddäus und Sandy Cheeks in einen Bus und befördern ihn „mit der Kraft der Musik“ nach Atlantis, wo es dann einige mehr oder weniger witzige Abenteuer zu erleben gibt.

Die Geschichte ist dabei stets in Zwischensequenzen erzählt, an denen man allerdings auch wieder in mehrerlei Hinsicht herummäkeln muss. Zum einen ist die grafische Präsentation Freunden der Serie ein Dorn im Auge. Anstatt sich ein wenig Mühe damit zu geben, dem Spiel den Look seiner Fernsehvorlage zu verpassen, hat man sich hier für eine Mixtur aus schön gezeichneten Hintergründen und mies animierten 3D-Modellen entschieden, was einfach nicht zusammenpasst und auch nicht gut aussieht. Ein ähnlicher Weg, wie ihn die Entwickler des Simpsons-Spiels mit Zwischensequenzen, die auch direkt aus dem Fernsehen hätten stammen können, gegangen sind, hätte auch Spongebob sehr viel besser getan. Niemand erwartet eine ähnliche Gagqualität von THQ, aber dass der Charme der Serie zu keinem Zeitpunkt durch den Bildschirm kommt, ist schon ärgerlich. Dazu tragen auch die wieder einmal miserablen Synchronstimmen bei. Anstatt die charakteristischen deutschen Originalstimmen von Santiago Ziesmer und Co. zu wählen, wurde hier derselbe quietschige Ohrmalträtierer ausgesucht, der auch schon in der „Kreatur aus der Krossen Krabbe“ sein Unwesen trieb. Zwar ist das alles wenigstens in deutscher Sprache gehalten, aber kein Fan wird sich damit in irgendeiner Weise identifizieren können. Die Stimmen der anderen Charaktere sind zwar auch nicht die Originale, gehen aber einigermaßen in Ordnung im Vergleich zum grausigen Hauptdarsteller. Die Umsetzung der Lizenz hätten wir hiermit in sprachtechnischer Hinsicht also wieder einmal als unzureichend entlarvt. Fans finden hier sicherlich keinen Kaufgrund.



Spongebobs Atlantische… Minispielsammlung?
Wenn also die Lizenzumsetzung schon nicht stimmt, bleibt nur noch eine Möglichkeit, die den Titel in die Höhe zu reißen vermag, nämlich das Gameplay. Und auch das präsentiert sich in ähnlicher Manier wie im Vorgänger. Ihr verfolgt nämlich nicht nur einen strikten, roten Gameplay-Faden, an dem sich der Titel entlanghangelt. Viel mehr erlebt ihr hier sogar Abwechslung, indem es ab und zu labyrinthartige Abschnitte, dann Shooter-Level aus der Ego-Perspektive und dann Reflexe erfordernde Stages gibt. Die Level sind dabei stets gut in den Verlauf der Geschichte eingebunden und behandeln Ereignisse, die aus den vorangegangenen Zwischensequenzen folgen. Die meisten der Spielaufgaben sind allerdings eher Minispiele als echte Hüpf-und-Spring-Level, die die Bezeichnung „Abenteuer“ im Spieltitel rechtfertigen würden. Wegen fehlender Abwechslung in der Spielmechanik kann man THQ also eigentlich nicht rügen; wohl aber bei der Umsetzung einiger Spielabschnitte. Sie sind nämlich uninspiriert und langweilig. Ein Themenkomplex in den Minispielen besteht beispielsweise aus einer Art Rhythmusspiel. Aber hier wird nicht die Wiimote geschüttelt, wie man es aus Titeln wie z.B. Rayman Raving Rabbids gewohnt ist, sondern es wird das Steuerkreuz gedrückt. Die Wiimote wird dabei die meiste Zeit waagerecht wie ein NES-Controller gehalten und das Steuerkreuz dient als Richtungsangeber. Nun wird in besagten Abschnitten gefordert, dass verschiedene Tasten zu einem bestimmten Zeitpunkt gedrückt werden. Und das langweilt von der ersten Sekunde an, denn weder gibt es irgendein Feedback in Form von Punkten oder Effekten noch sonst irgendetwas. Und gerade diese Levels ziehen sich dann unverhältnismäßig lang hin, bis endlich wieder gespeichert werden darf. Auch Rennsequenzen, die ab und zu vorkommen, sind eher misslungen. Wo im Vorgänger noch raue Bewegungs- und Neigesteuerung vorzufinden war, wurde auch diese nun durch das Steuerkreuz degeneriert. Und so bewegt ihr euch durch uninspirierte Unterwasserwelten und sammelt irgendwelche Items auf, schießt irgendwelche Gegner ab oder fahrt auf irgendwelchen vorbestimmten Routen. Ein weiterer Aufgabentyp ist der des Ego-Shooters. Aus der Ich-Perspektive der Protagonisten lauft ihr hier auf Schienen durch unspektakuläre Gegenden und schießt mit Krabbenburgern oder sammelt Juwelen mittels komischer Fangstrahlen ein - das einzige Mal übrigens, dass die Wii-Möglichkeiten sinnvoll verwendet wurden.
Das Gameplay ist also ebenfalls abgehakt, und auch hier ist wieder kein Anflug eines Kaufgrundes zu sehen. Denn auch wenn viel Abwechslung vorhanden ist, ändert das trotzdem nichts daran, dass die Aufgaben langweilig sind und nichts Besonderes zu bieten haben.

Ja ja, das Steuerkreuz…
Dazu kommt auch noch die audiovisuelle Präsentation, die ebenso wenig zu einer besseren Qualität beitragen kann. Wie oben bereits angeschnitten, findet der Spieler in den Zwischensequenzen einigermaßen hübsche Hintergründe, dafür aber grob animierte 3D-Modelle von Spongebob, Patrick, Thaddäus, Mr. Krabs und Sandy vor. Im Gameplay selbst ist das Ganze (natürlich, muss man ja schon fast sagen) viel schlechter. Denn dort hat man es mit schrecklich durchschnittlichem playStation-2-Niveau zu tun: kantige Welten, eintönige Farbgestaltung und die allgegenwärtigen Matschtexturen. Die Musik besteht, wie gewohnt, aus den berühmten Ukulele-Klängen, die aber in diesem Falle gar keine sind, sondern eher aus dem Computer kommen. Und zur Sprachausgabe muss an dieser Stelle nicht schon wieder etwas gesagt werden.
Nicht nur in diesem Aspekt merkt man also wieder deutlich, wie sehr man es mit einem Klon der ebenso durchschnittlichen PS2-Version zu tun hat. Auch die Steuerung hat mit Wii bis auf einige Ausnahmen nichts mehr zu tun. Teilweise wirkt es schlicht und einfach nur unvernünftig, dass das Spiel einzig mit der Wiimote gesteuert wird, denn das Steuerkreuz sollte in heutigen Zeiten eigentlich wirklich nicht mehr zum Navigieren durch dreidimensionale Welten dienen und auch der 1-Knopf ist bei normal gehaltener Wiimote meistens eher schlecht zu erreichen.

Doch natürlich ist dieser gesamte Text nicht aus der Sicht eines leicht zufriedenstellenbaren, kleinen Spongebob-Fans geschrieben, der noch keine hohen Ansprüche an Grafik, Gameplay und Steuerung eines Videospiels hat. Deswegen muss auch hier wieder, wie bei „Die Kreatur aus der Krossen Krabbe“, gesagt werden, dass Spongebobs Atlantisches Abenteuer höchstens für Kinder bis acht Jahre irgendeine Art von Nutzen hat. Doch wer weiß, ob nicht auch diese beim Spielen eher ein bisschen Komik mit der originalen Schwammstimme und dem Serienhumor erwarten, als diese weniger gelungene Lizenzumsetzung...? Alle über besagtem Kindesalter lassen natürlich aus allen verfügbaren Gesichtspunkten gesehen lieber die Finger von diesem Spiel.

Fazit:
Spongebobs Atlantisches Abenteuer reiht sich ein in die Reihe der miesen Lizenzumsetzungen. Es überzeugt weder durch sein Gameplay noch durch seine Technik noch durch eine möglicherweise vorhandene Portierung des Charmes der Originalvorlage in die Wii-Software. In allen Punkten haben wir es hier mit unterem Mittelmaß zu tun, das höchstens für Kinder wegen seiner gameplaytechnischen Anspruchslosigkeit eine Überlegung wert sein könnte.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Spongebobs Atlantisches Abenteuer
Wertungen Beschreibung
4.9Grafik
Ansatzweise hübsche Hintergründe in den Zwischensequenzen vermischen sich mit groben 3D-Modellen und hässlicher Ingame-Grafik mit den üblichen PS2-Portierungs-Problemen und Matschtexturen.
4.9Sound
Der grausige Synchronsprecher der Spongebob-Videospiele ist auch hier wieder anzutreffen und paart sich mit der langweiligen Computer-Musik, die versucht, den Ukulele-Klang der Serie einzufangen.
5.6Steuerung
Das Nunchuk wurde diesmal eingespart und dummerweise mit dem Steuerkreuz ersetzt. Bewegungsfeatures kommen (glücklicherweise?) nicht zum Tragen, dafür muss die Wiimote dann mit ihren wenigen Knöpfen herhalten und leidet deswegen oft unter Missbelegung der Knöpfe.
5.4Gameplay
Minispielartiger Aufbau mit abwechslungsreichen Aufgaben, die aber leider langatmig und wenig originell inszeniert worden sind und sehr schnell langweilig werden. Der Multiplayer-Modus hilft darüber nicht hinweg.
4.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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