Review von Lars Peterke (mail) | 20.03.2008
Premiere: Sega bringt das erste Bleach-Game für stationäre Heimkonsolen auf den deutschen Markt. Aber Bleach, was ist das? Meist gilt in der Videospielwelt bei einem Spiel eines japanischen Entwicklers die Formel „Spieltitel Konstante X = Animeumsetzung“. Schließlich ist doch eigentlich jedes Spiel, das aus Japan kommt und pauschal komisch klingt ein solches. Naruto und One Piece beispielsweise klingen doch schon nach einem Spiel mit merkwürdigen Figuren. Ein solides Action Adventure mit dicken Wummen oder ein innovatives Puzzle-Spiel erwartet man nicht unbedingt. Bleach: Shattered Blade, wie der Titel mit vollem Namen heißt, ist also ein Anime-Spiel zu einer gleichnamigen Serie, basierend auf dem Manga des Mangaka Tite Kubo. Worum es bei Bleach geht, haben wir bereits in unserem Hands-On Bericht im Rahmen der vergangenen Games Convention erwähnt. Dennoch wollen wir das Ganze noch einmal auffrischen und erklären euch die Geschichte von Bleach.
Hauptprotagonist ist der 15-jährige Ichigo Kurosaki, der die seltene Gabe besitzt, Geister zu sehen. Er trifft eines Tages auf das Mädchen Rukia Kuchiki. Rukia ist ein Shinigami (Todesgott) und macht Jagd auf böse Geister. Als sie im Kampf verwundet wird und auch Ichigos Hilfe angewiesen ist, erhält dieser die Kraft der Shinigami und beginnt daraufhin seinen Kreuzzug als Geisterjäger.
Ein Beat 'em Up! …oder was haben Sie erwartet!?
Bleach ist ein Kampfspiel mit hohem Arcade-Anteil. Nicht mehr und nicht weniger, um das gleich einmal vorweg zu nehmen. Ein Indiz dafür ist der dünne Storypart, der ungefähr so ausgereift ist wie ein SNES Mortal Kombat oder Dead or Alive 3. Es existiert ein Storystrang der willkürlich in der Hauptstory platziert ist, die man inklusive der auftauchenden Charaktere nur kennen kann, wenn man die TV-Serie in Japan verfolgt hat, oder jeden Monat brav den deutschen Bleach-Manga kauft. So wählt man im Spiel einen Charakter aus und kämpft mit diesem im Story-Modus einige Kämpfe und die Story wird währenddessen aus seinem Blickwinkel erzählt. Diese Erzählungen beschränken sich auf kurze Charakterdialoge vor den Kämpfen oder Textsequenzen zum Beginn oder Ende der Story. Ein Anreiz in das Spiel einzutauchen ist also leider nicht richtig gegeben. Es bleibt eigentlich nur das Freischalten einiger neuer Charaktere, die das Spiel interessanter und langlebiger machen. Man spielt die Storysequenzen also quasi notgedrungen. Und sei es nur, weil man Münzen sammelt, die man dann im Shop für Charakter-Artworks, BGM-Sounds und Co. ausgeben kann.
Die Kämpfe in Bleach laufen dabei immer nach dem selben Schema ab. Das liegt größtenteils daran, dass es keine Items oder variable Arenen gibt. Ihr kämpft eigentlich immer auf einem Platz und habt keine Möglichkeit euren Gegner gegen Objekte zu schleudern oder einen Abhang hinab zu werfen, wie es beispielsweise bei einem Dead or Alive möglich ist. Das System basiert hier auf einer 2D-Architektur und ihr könnt euch eurem Kontrahenten entweder nähern oder euch entfernen. Zum Ausweichen sind dann Seitwärtsschritte möglich. Beginnt der Kampf, besteht eure Aufgabe darin, die Lebensenergie (Seelenenergie) des Gegners auf Null zu reduzieren. Hierzu metzelt ihr mit Kombos auf den Gegner ein. Allerdings reduziert jeder Angriff eure spirituelle Macht. Ist diese aufgebraucht, könnt ihr nicht mehr angreifen und müsst kurz warten, bis sie sich wieder auffüllt. So werden unfaire Endloskombos vermieden. Im Gegenzug zur Leerung eurer spirituellen Macht erhöht jeder Angriff eure Bankai-Energie. Ist eure Bankai-Leiste irgendwann aufgefüllt, könnt ihr eben dieses Bankai aktivieren. Das ist im Prinzip dasselbe wie der Saiyajin-Modus in Dragon Ball Z: Ihr werdet mit weiteren Fähigkeiten ausgestattet und seid stärker als zuvor – allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum. Danach ist euer Bankai leer und es geht von vorne los. In der Praxis sehen die Kämpfe im Idealfall also wie folgt aus: Metzeln, Blocken, Metzeln, Blocken, Bankai, Gnadenstoß, Sieg. Das Kampfsystem wird dann noch durch einige Details angereichert, wie zum Beispiel das äußerst innovative „Zusammenstoßen“. Hierbei müsst ihr dann ganz schnell irgendwelche Angriffe ausführen um eine Art Kurzduell zu gewinnen und beim Gegner Schaden anzurichten.

Die Steuerung ist recht einfach gehalten und geht nach einiger Zeit auf die Nerven. Die Vorstellung, ein Beat 'em Up zu spielen, bei dem man mit der Wii-Fernbedienung wedelt um anzugreifen, reicht da eigentlich schon als abschreckende Erklärung. Spätestens nach einer Runde Storymodus ist der rechte Arm müde. In den Optionen lässt sich eine Kalibrierung der Wii-Fernbedienung zudem nicht vornehmen. Aber zurück zur Steuerung selbst: Geschlagen wird auf drei Arten. Das Herabbewegen der Wii-Fernbedienung bewirkt einen Hieb, Wedeln einen Slash. Bewegt die Wii-Fernbedienung nach vorn, um einen Stich auszuführen. Wenn ihr während der Ausführung dieser Bewegungen den A-Knopf gedrückt haltet, führt ihr einen kritischen Angriff aus. Haltet ihr dagegen B gedrückt, sorgt dies für einen Spezialangriff. Laufen könnt ihr mit dem Stick am Nunchuk. Haltet gleichzeitig den C-Knopf gedrückt um zu Rennen. Mit dem Z-Knopf wird geblockt und zum Auslösen des Bankai muss das Nunchuk geschüttelt werden. Das war’s auch schon. Die Steuerung kommt recht einfach und minimalistisch daher, was dem Spiel auch eindeutig Pluspunkte einbringt – nur die Einstellungsmöglichkeiten beim Bewegen der Wii-Fernbedienung fehlen, um die Steuerung ruhigen Gewissens als sehr akzeptabel abstempeln zu können.
Gelungene Präsentation
Während Bleach in Sachen Spielbarkeit doch eher fade und platt wirkt, hat man in der Präsentation recht wenig falsch gemacht und sich die Begrifflichkeit „eine runde Sache“ verdient. Zunächst fällt schon in der Opening-Sequenz auf, das der Sound in eine passende und dynamische Richtung geht. Schnelle, rockige Stücke heizen das Spiel an und passen sich dem Kampfgeschehen an, beispielsweise wenn ihr euer Bankai einsetzt. Auch die Soundeffekte wirken solide und lassen sich über mehrere Kämpfe hin ertragen. Leider gibt es für Anime-Freaks nicht die Auswahlmöglichkeit einer japanischen Originalsprachausgabe. Hier hat man sich auf englische Stimmen mit deutschen Untertiteln festgefahren. Auch in der Grafik kann Bleach überzeugen. Die Charaktere sind hübsch gestaltet und gut animiert und auch die Arenen passen gestaltungstechnisch wunderbar in das Bild des Spiels, sind aber keine riesige Augenweiden. Der Grafikstil von Bleach weiß zu gefallen. Man hat es geschafft die Comicatmosphäre der Serie bzw. des Mangas zu transportieren, ohne in einen übertriebenen Cell-Shading Brei abzudriften, wie es bei vielen, vielen anderen Anime-Spielen der Fall ist. Leider sind die Effekte nicht sonderlich aufregend, es sei denn man ist gerade dabei seinen Bankai Special Move loszulassen. Insgesamt also alles ganz hübsch, aber nichts Bahnbrechendes. Allerdings muss man dem Spiel dabei zu Gute halten, das es immer flüssig mit 60 Frames läuft. Nur die Ladezeiten vor den Kämpfen hätten etwas kürzer ausfallen können, was man aber aufgrund des abstrusen und lustigen Ladebildschirmes ein wenig verschmerzen kann.
Abseits der Story weiß Bleach dann noch mit weiteren Modi zu gefallen: Ein Arcade-Modus ist für schnellere Runden gedacht. Hier lassen sich dann in erster Linie beispielsweise Münzen für den Shop erspielen, in dem beispielsweise Zeichnungen der Charaktere gekuaft werden können, die ihr dann im Menüpunkt Galerie betrachten könnt. Ein Trainingsmodus lässt euch verschiedene Moves üben und im Einzelkampf kann auch ein zweiter Spieler in den Ring steigen. Laut Verpackung des Spiels sind 32 Charaktere zum Spielen verfügbar, allerdings ist die Charakterauswahl zu Beginn so gering, das der geneigte Spieler hier etwas freispielen muss.
Fazit: Bleach ist ein solides Kampfspiel. Das kann man ruhigen Gewissens ohne große Umschweife sagen. Ein paar Lappalien in der Steuerung hätten aber nicht sein brauchen. Keine Kalibrierungsfunktion für die Wii-Fernbedienung und keine Unterstützung des Classic Controllers – in anderen Spielen längst Standard. Leider ist der Storymodus des Titels viel, viel zu dünn geraten und begeistert nicht wirklich. Anstatt die Haupthandlung der Serie zu erzählen wird hier eine lose Geschichte aufgetischt, die etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt. Das führt dazu, dass man im Falle von Bleach wohl nur an die Fans der Serie eine hundertprozentige Kaufempfehlung aussprechen kann. Die haben mit diesem soliden Titel sicher ihre Freude, alle anderen sollten sich lieber überlegen das wesentlich komplexere Dragon Ball Z: Budokai 3 zuzulegen – oder man wartet eben. Genau, auf Super Smash Bros. Brawl.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel Bleach: Shattered Blade | |
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| 7.3 | Grafik Gute Umsetzung der Animeserie in ein Videospiel mit hübschen Charakteren. Nur Arenen und Effekte sind etwas zu ereignislos ausgefallen. | |
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| 8.3 | Sound Rockige Stücke und passende Soundeffekte sorgen für viel Dynamik im Spiel. Ein paar Raffinessen wie die japanischen Originalstimmen vermisst man aber. | |
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| 6.9 | Steuerung Recht simpel und eingängig, leider macht das Rumfuchteln mit der Wii-Fernbedienung auf Dauer nicht wirklich Spaß. Müde Handgelenke, anyone? | |
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| 7.0 | Gameplay Die Spielbarkeit stimmt, nur kommt viel zu schnell Langeweile auf. Kein Missionsmodus oder andere Spielereien sowie ein viel zu karger Storymodus tragen die Schuld. | |
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| 6.9 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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