Unser Netzwerk: NintendoWiiX.net   | NintendoWiiX Forum   | Planet3DS.de
Ghost Squad
Review von Marian Wehmeier (mail) | 16.03.2008

Jeder Besucher von Spielhallen-Etablishments kennt sie: die kleinen, süßen Automaten, die schlagartig das Volumen des Portemonnaies auf einen Bruchteil dezimieren. Zur Freude der Geldbörse dauerte es nicht lange, ehe die ersten Spiele den Weg von den verrauchten Hallen in die heimischen vier Wände fanden - ohne Leinwände, ohne Kabine, in abgespeckter Version, auf Heimniveau kastriert. Dafür aber weniger kostspielig.

Zum Exportschlager geriet dabei ein Genre, das gerade in der Spielhalle seine wahre Blüte entfaltet hat: die Lightgun-Shooter. Die ersten Spiele mit Lightgun auf dem NES (Duck Hunt oder Operation Wolf) fielen minimalistisch aus. Dennoch etablierte sich das Genre, vorallem dank kontinuierlich verbesserten Hardware-Grundlagen, schnell. Zu den wohl bekanntesten Vertretern gehört Tecmos Time Crisis-Serie, Point Blank oder das trashige Area 51.

Die letzte Hochburg dieser artbedrohten Spielegattung war die schicksalskranke Dreamcast, auf der Sega höchstpersönlich die schießwütigen Pistoleros mit Hits wie Virtual Cop 2 oder Confidential Mission fütterte. Auf dem Wii könnte das Genre nun eine Renaissance erleben: Galt das in Deutschland nicht erhältliche Resident Evil Umbrella Chronicles noch als Vorreiter, zog Sega mit der Ankündigung einer The House of the Dead-Collection und einer Portierung der Arcade-Schießerei Ghost Squad nach. Während das Zombiegemetzel noch auf sich warten lässt, verrät Ghost Squad, ob eine altgebackende Umsetzung mit Wii-Remote als Lightgun praktikabel und noch zeitgemäß ist.

Alphaeinheit, übernehmen!
In einer von Terrorismus geplagten Welt sieht sich die UNO gezwungen, eine Elite-Einheit für taktische Spezialeinsätze zu rekrutieren. Dieses Team, das Ghost Squad-Kommando genannt, erhält die Aufgabe, die terroristische Gruppierung Indigo Wolves zu zerschlagen. Im Arcade-Modus, dem Herzstück des Spiels, übernimmt der Spieler das Kommando der Ghost Squad-Alphaeinheit. In drei Missionen zu Land, auf Wasser und in der Lüfte müssen Geiseln befreit und Handlanger erledigt, Bomben entschäft und Fallen überwunden werden.

In der ersten Mission gilt es, den Indigo Wolves in einer Villa in den Bergen aufzulauern, in der poltische Führungskräfte gefangen gehalten werden. In der zweiten Mission haben sich die Wölfe in der Air Force One verschanzt - in der Hoffnung, den Präsidenten kidnappen zu können. In der letzten Mission muss Steve McCoy, Leiter des Militärunternehmens ITS, gerettet werden. Dieser Auftrag führt den Spieler in den Dschungel und gipfelt in einer rasanten Verfolgungsjagd zu Wasser.

Zwischen Dauerfeuer und Filigranarbeit
Für jede Mission wird das vom Spieler gesteuerte Alpha-Team und das vom Computer navigierte Bravo- oder Charlie-Team entsandt. Wie bei Lightgun-Shootern üblich - sie werden nicht aus Spaß auch "Schienen-Shooter" genannt -, ist die Route mit Ausnahme von einigen Wegabzweigungen vorgegeben. Auch das Bewegen von Raum zu Raum und die Justierung der Perspektive übernimmt der Computer. So kann sich der Spieler aufs Wesentliche konzentrieren: dem Schießen.

Nachdem man im Trainingsmodus Kampfübungen absolviert und seine Schießgenauigkeit geschult hat, wird nach einer kurzen Eingangssequenz zu jedem Auftrag auch schon das Feuer eröffnet. Mit dem Wii-Pointer als Cursor kommt es nun auf möglichst kurze Reaktionszeit an. Dabei müssen die Scharen von Terroristen, die von Bäumen springen, hinter Thresen lauern und sich zu Dutzend hinter Möbelstücken verstecken, möglichst schnell erledigt werden - bevor sie euch erledigen.
Das actionlastige Gameplay wird durch kleine, meist filigrane Aufgaben aufgelockert. So müssen Sprengsätze entschärft und Geiseln gerettet werden, fliegende Granaten zerschossen oder Gegner mittels Sniper aus großer Distanz ausgeschaltet werden.

Am Ende jeder Mission zeigt eine Grafik die absolvierte Route an. Dabei gelten grün-markierte Bereiche als erfolgreich abgeschlossen, blaue Bereiche für nicht erfolgreich abgeschlossen und graue Bereiche für Räume und Pfade, die der Spieler noch nicht betreten hat. Umso mehr Bereiche grün markiert sind, desto höher ist die jeweilige Cleared-Anzeige, die maximal hundert Prozent erreichen kann und im Verlauf des Spiels immer neue Routen und Aufgaben freischaltet.

Erfolgreiche Terroristenjagd wird zudem mit neuen Waffen honoriert. Das Retten von Geiseln, das möglichst effektive Ausschalten von Terroristen qualifiziert später dazu, mit Schrotflinten oder Armbrüsten ins Feld zu ziehen.



Genial klischeelastig
Man merkt dem Spiel seine Herkunft deutlich an. Die fast peinlichen Ein-Wort-Dialoge, die Spärlichkeit der Story sind klare Indize für die Spielhallen-Abstammung. Dabei haben die Entwickler erkannt, wie genial klischeelastig - die guten Elitesoldaten retten den Präsidenten vor den skrupellosen Terroristen - ihr Erzeugnis ist. Sie kontern mit simplem Humor (Präsident gibt seinen Rettern Highfive) und lassen zu jeder Zeit durchscheinen, dass sich das Spiel ja nicht zu ernst nimmt.

Ähnlich sieht es mit der technischen Präsentation aus. Die kann man nämlich auch nicht ganz ernst nehmen. Während die Grafik mit schwachen Texturen, kantigen Charakteren und auch sonst meist relativ einfältigem Design aufstößt, nervt die Sound-Untermalung mit lausiger Synchronisation und flippigen Technobeats, die das ganze Geschehen in gewisser Weise ad adsurdum karikieren. Gerade im Vergleich zu anderen Sega-Produkten der Shooter-Gattung wirkt das grafische Gewand relativ uninspiriert, die musikalische Aufmachung ziemlich unpassend.

Audiovisuell fällt Ghost Squad wenig zeitgemäß aus und auch das Gameplay hätte mehr Feintuning nötig gehabt. Die vielen Zusatzaufgaben, wie das Entschärften von Bomben, sorgen zwar für willkommene Abwechselung, bremsen auf der anderen Seite die einhergehende Action merklich aus. Ähnlich sieht es bei den Missionen aus, die alle nur nacheinander anwählbar sind und nicht in einem Zug spielbar sind. Hier büßt das Spiel viel Dynamik ein.
Negativ fallen zudem die Endgegner auf. Während man am Ende des Dschungel-Levels in ein fast endloses Feuergefecht verwickelt wird, benötigt der Oberterrorist in der Air Force One jeglich einen Kopfschuss. Etwas mehr Ausgewogenheit wäre wünschenswert gewesen.

In drei Missionen liegt der Hund begraben
AM2, mit das fähigste Entwicklerstudio von Sega, hat vieles versucht, um den Spielhallen-Ursprung dieses Titels zu kaschieren. Während sich die Wii-Remote als sehr guter, präziser Lightgun-Ersatz herausstellt, ist Ghost Squad mit drei Missionen, die zusammen locker in einer Stunde gemeistert werden können, selbst für einen Arcade-Shooter wenig umfangreich. So wurden kurzerhand neue Modi (Multiplayer, Training und die Sondereinsätze) und Waffen hinzugefügt, die das Haltbarkeitsdatum von Ghost Squad noch ein paar Tage verlängern sollen.

Dabei sorgen gerade die alternativen Routen - ein fester Bestandteil im Gamedesign eines Arcade-Shooters - dafür, dass Ghost Squad nicht vorzeitig wieder ins Regal wandern muss. Die freischaltbaren Extras und Waffen und die Highscores, die man auf einer Online-Rangliste veröffentlichen kann, sind zwar eine nette Beigabe. Sie animieren den Spieler allerdings nicht dazu, sich noch mal ins Gefecht zu stürzen.

Letztlich bleiben noch die freischaltbaren Kostüme für die einzelnen Teams. So verwandelt man sich zum Rambo-Lookalike (passend zur Dschungel-Stage, möchte man meinen), zum Polizisten oder Pandabär. Wer es noch abgedrehter mag, wird sich am Ninja- und Paradise-Modus erfreuen: Im Ninja-Modus ersetzen Shuriken die Schußwaffen, während die Terroristen in Ninjakostümen über den Bildschirm huschen. Im Paradise-Modus werden kampfwütige Bikini-Mädels mit Wasserpistolen im Pinguin-Look gejagt.

Fazit:
Segas Terroristenjagd, die sich übrigens ohne Wii-Zapper deutlich besser spielen lässt, ist ein kurzer, kurzweiliger Arcade-Shooter, dem die meisten Spieler aufgrund des fehlenden Tiefgangs kaum etwas abgewinnen werden. Schießwütige Pistoleros hingegen kommen trotz des geringem Umfangs und der relativ drögen Präsentation auf ihre Kosten: Ghost Squad bietet ein paar sinnfreie Stunden Spielspaß, allein oder im Kampfverbund mit Freunden. Die Wii-Remote wurde super zum Lightgun-Ersatz umfunktioniert. Und während Sammler auf Kostüm- und Waffenfang gehen, erfreuen sich Trash-Fetischisten vorallem in den Zusatz-Modi an einer traumhaft mülligen Aufmachung. In der Hinsicht punktet Ghost Squad. An den Charme eines Confidential Mission oder die Intensität eines House of the Dead 2 kommt es allerdings zu keiner Zeit.

Von Marian Wehmeier
Wertung für das Spiel Ghost Squad
Wertungen Beschreibung
6.0Grafik
Selbst vor vier Jahren ist mehr möglich gewesen. Teils schwache Texturen, kantige Charaktere, Clipping-Fehler, durchschnittliches Level- und Missionsdesign. Ingesamt noch akzeptabel.
5.2Sound
Passende Soundeffekte untermalen die Ballerei. Die Sprachausgabe kommt relativ einfältig daher, ohne daraus einen großen Deal zu machen. Die seichten Technobeats tragen zur trashigen Aufmachung bei.
9.5Steuerung
Die Wii-Remote als Lightgun-Ersatz funktioniert sehr gut, das Zielen ist sehr präzise. Wir empfehlen aber einen richtigen Lightgun-Aufsatz, nicht den Wii-Zapper.
7.0Gameplay
Ein überdurchschnittlicher Arcade-Shooter mit Licht und Schatten. Auf der einen Seite die kurzweilige, sinnfreie Action und die vielen freischaltbaren Extras (Routen, Kostüme, Multiplayer-Modi). Auf der anderen Seite bleiben es trotz Extras en masse nur drei Missionen, die relativ schnell bewältigt sind.
7.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2023 | All rights reserved