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Ben 10 - Protector of the Earth
Review von Tim Herrmann (mail) | 12.03.2008

Bestimmte Zeichentrick-Formate funktionieren einfach immer. Wie oft hat es im Fernsehen schon Kinder - bevorzugt kleine Jungen - gegeben, die mit Superkräften, besonderen Fähigkeiten oder paranormalen Hilfsmitteln das Böse von der Erde verbannt haben? Unzählige Male wahrscheinlich. Ben 10 ist eine von diesen amerikanischen Zeichentrickserien, die exakt dasselbe Prinzip wieder aufgreifen: Ein Junge hat eine mysteriöse Maschine ums Handgelenk, die ihm die Verwandlung in starke Kreaturen ermöglicht, und tourt mit seiner Familie durch die USA, um die Fieslinge aus dem Weg zu räumen. Natürlich darf dazu auch das Videospiel nicht fehlen. In Europa kommt es vom D3 Publisher für verschiedene Konsolen auf den Markt und stellt sich in unserem Test nun den Fragen nach der Lizenzumsetzung und der Lizenzspiel-Klischeerfüllung.

In was verwandele ich mich heute…?
Ben 10 dreht sich ganz um die so genannte Omnitrix (vielleicht eine Anspielung auf die Matrix?), die der Protagonist eines Tages in seinen Sommerferien durch Fund für sich beanspruchen kann. Dieses armbanduhrähnliche Utensil ermöglicht es dem zehnjährigen Knirps, sich in zehn verschiedene Aliens zu verwandeln. Sie lassen Ben selbstverständlich nicht nur seine menschliche Form ablegen, sondern verleihen ihm auch besondere Stärke, überdurchschnittliche Geschwindigkeit oder paranormale Elementarfähigkeiten. Selbstverständlich darf auch ein obligatorischer Super-Bösewicht nicht fehlen, der Bens wundersame Maschine stehlen will, um der größte Herrscher des Universums zu werden.

Natürlich spielt das Prinzip auch im Videospiel für Wii eine Rolle. Der Titel startet mit einer kleinen Eröffnungssequenz, in der der Zuschauer sieht, wie ein komischer Käfer etwas aus der Omnitrix zieht und Ben somit ein wenig seiner Kraft beraubt. Unvermittelt geht es dann auch ins eigentliche Gameplay hinein und der Held muss herausfinden, was da gerade um den Wohnwagen seiner Familie herum passiert beziehungsweise was da Böses im Busch ist. Und nach den ersten hundert Schritten hat man das Gameplay auch schon größtenteils entlarvt. Dann nämlich erscheinen die ersten Gegner, die in einem kurzen Profil vorgestellt werden und dann nach allen Regeln der Kunst Schläge, Tritte und Kampfkombinationen aushalten und einstecken müssen. Es handelt sich dabei um mechanische Drohnen oder roboterähnliche Gottesanbeterinnen mit Klingen an den Armen. Auch mumifizierte Ritter gehören zum Repertoire der Bösewichte. Leider sind das auch so ziemlich die drei einzigen Gegner. Sie werden im Spielverlauf dann nach der videospieltypischen Manier mit neuen Gefährlichkeiten aufgestockt. Erst erscheinen sie in ihrer Ursprungsform, dann bekommen sie Laser, dann Klingen, dann Laserklingen und zu guter Letzt ausgedehnte Kreisangriffe. Danach kann man sich eigentlich die Uhr stellen.
Die Kämpfe mit den Feinden können zum einen in Gestalt des kleinen Jungen, zum anderen aber auch in Form eines Aliens geschehen, wobei letzteres den Sinn des Spiels doch eher trifft. Um den Spielcharakter in eines von diesen mächtigen Wesen zu verwandeln, wählt man über das Steuerkreuz aus, zu wem Ben werden soll und einen Knopfdruck später befindet er sich in der Haut eines roten Riesen oder eines Feuerwesens. In späteren Leveln wird die Anzahl der spielbaren Wesen noch auf fünf erweitert.

Für die Spiel bestimmenden Angriffe gibt es insgesamt (nur) drei Knöpfe: A, B und Steuerkreuz unten. Der Z-Knopf regelt die Sprünge und der Control-Stick lenkt den Protagonisten durch die dreidimensionalen Spielwelten. Zwar können die Aktionen der ersten drei Knöpfe auch durch Wiimote- und Nunchuk-Gefuchtel ausgelöst werden, ist aber in der Praxis überflüssig, da es sich hierbei um realitätsfremde Gestiken handelt, die schon in so vielen Reviews zu so vielen Spielen angeprangert wurden.



Hat der Spieler den B- und A-Knopf zwanzig Mal hintereinander gedrückt, sollten die Gegner in Rauch und Bonuspunkte aufgehen und ein grüner Pfeil zeigt dann an, in welcher Richtung es weitergeht. Vielleicht folgt ein kleiner Abhang, über den gesprungen werden muss, oder ein kleines Rätsel und dann erscheint die nächste Horde von Gegnern im Bild. Wieder gilt es, den A- und B-Knopf in verschiedenen Kombinationen zu drücken, damit der Alien seine Spezialangriffe loslässt und seine Feinde damit automatisch trifft. Das sieht teilweise ganz cool aus, läuft stets sehr flüssig ab und auch wegen des Rumble-Features hat man das Gefühl, die komplette Kontrolle über das Spiel und alle seine vermeintlichen Kniffe zu haben; im Endeffekt handelt es sich aber tatsächlich nur um ein kontinuierliches und somit anspruchsloses Drücken auf die beiden Wiimote-Knöpfe, das sich durch das gesamte Spiel hindurchzieht und die Spieler sehr schnell nach mehr Substanz brüllen lässt.

Ein weiteres Detail gibt es aber zugegebenermaßen doch noch im Gameplay zu erwähnen: Nämlich das Lösen von Rätseln in Form eines Aliens. So muss der Muskelprotz beispielsweise Blöcke verschieben, das schnelle Reptilienviech muss unter sich schließenden Luken hindurchflitzen und der Feuerbursche kann Flammen absorbieren oder auf einem Feuerschleier gleiten. Diese Rätsel sind allerdings vorausschaubar und nicht besonders anspruchsvoll, sodass ihr sie einfach so beim Laufen nebenbei ausführen werdet. Genauso verhält es sich mit dem Einsammeln von Extras und speziellen Punkten. Sie entspringen beispielsweise besiegten Gegnern und füllen eine Leiste auf, die euch neue Kombinationen erlernen lässt oder die die Gesundheit regenerieren. Außerdem gibt es Bonbons, die die Zeit verlängern, die Ben in seiner Alienform verweilen darf. Diese dauert nämlich nicht ewig und fordert euch ab und zu wieder zur Normalität auf.

Cartoon im Videospiel
Die Grafik einer Cartoon-Umsetzung sollte sich optimalerweise natürlich auch immer im passenden Comic-Look präsentieren. Und das macht Ben 10 auch. Die Spielgrafik besteht aus dreidimensionalen Cel-Shading-Charaktermodellen und die Umgebung hat manchmal einen leichten Papierlook zu bieten. Insgesamt kann Ben 10 aber natürlich nicht merklich durch seine exzellente technische Umsetzung punkten: Durchschnittliches PlayStation 2-Niveau darf man in dieser Hinsicht erwarten, ohne aufwändige Effekte, ohne ausgefeilte Umgebungs- und Feindmodelle und ohne groß angelegten, epischen Soundtrack. Zumindest den Ton-Aspekt kann Ben 10 aber wieder mit seiner gelungenen, englischen Sprachausgabe (plus deutschen Untertiteln) wettmachen. Diese ist nämlich vergleichsweise gut gelungen und vermittelt in den Zwischensequenzen wirklich fast den Eindruck, als würde man einen Cartoon im Fernsehen anschauen.

Von netten Bosskämpfen und Multiplayer-Spielereien
Nach diesem Textteil würde eine Wertung wohl sehr beschaulich ausfallen. Das Beat ’em Up Gameplay ist größtenteils anspruchslos und Abwechslung ist in dem Titel meistens nur in Hinsicht auf die Hintergrundfarbe der Levels gegeben. Doch immerhin gibt es noch einen recht spaßigen, kooperativen Multiplayer-Modus für bis zu zwei Spieler und ein paar Lichtblicke in den einzelnen Levels des Spiels, oder besser gesagt an deren Enden. Vorrangig sind diese bei den Bosskämpfen zu finden, die den Spieler fordern und ihn winzig klein im Vergleich zu seinem Kontrahenten erscheinen lassen können. Diese Kämpfe erfordern etwas Taktik und erlösen den Titel daher von seinem allgegenwärtigen Button-Smashing-Charakter. Am Ende eines jeden Levels kann ein solcher Boss besiegt werden. Er entschädigt den Eintönigkeitsgeplagten für die vielen nutzlosen Gegner, die davor aus dem Weg geräumt werden mussten. Manchmal können sie allerdings auch ziemlich hart sein und Ben lebt recht schnell ab, was dann glanzlos mit einem „Du bist besiegt“-Bildschirm vonstatten geht.
Für Fans der Serie ist es wahrscheinlich außerdem wichtig zu hören, dass die Lizenz des Zeichentrickformats echt gut umgesetzt wurde: Fieslinge sind genauso wie die verschiedenen Verwandlungsformen aus der Fernsehserie übernommen und bieten in sich eine fast eigenständige Geschichte um den kleinen Helden-Jungen.

Fazit:
Ben 10 kann in keinem Aspekt richtig glänzen und überzeugt leider weder durch sein Leveldesign, noch durch sein Gameplay oder seine Technik. Nichtsdestotrotz kann man nicht abstreiten, dass das Spiel im Grunde genommen handwerklich ordentlich programmiert wurde und für Fans der Serie durchaus die eine oder andere Überlegung wert sein könnte. Denn die Sprachausgabe ist gut gelungen und die Charaktere und Eigenheiten der Serie wurden sinnvoll in die Versoftung eingebunden, sodass man einiges Liebgewonnenes wieder finden wird. Fans erwartet ein simples und unkompliziertes Monstervertrimmen mit den Serien-Helden ohne höheren Anspruch oder großen Umfang. Franchise-Fremde werden mit Ben 10 - Protector of the Earth kein ansprechendes Abenteuer bekommen, das sie für mehr als sechs Stunden an den Bildschirm bindet.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Ben 10 - Protector of the Earth
Wertungen Beschreibung
6.4Grafik
Standardmäßiges PlayStation 2-Niveau mit nettem Cel-Shading-Look, aber ohne nennenswerte Details oder Lichtblicke.
6.9Sound
Unspektakuläre Rock-Musik ohne Ohrwurmcharakter vermischt sich mit einer gelungenen Sprachausgabe.
7.0Steuerung
Funktioniert zwar zu jedem Zeitpunkt reibungslos, ist aber anspruchslos und uninspiriert.
5.4Gameplay
Monsterbesiegen – Hüpfpassage – Monsterbesiegen – stumpfes Rätsel – Monsterbesiegen – Knopfdrücken – Monsterbesiegen – Monsterbesiegen…
5.8Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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