Review von Tim Herrmann (mail) | 29.02.2008
Zusammen mit Mario Strikers Charged Football ist Battalion Wars II im August 2006 auf der deutschen GamesConvention erstmals angekündigt worden und unterstrich dabei, wie wichtig die Messe für Publisher wie Nintendo im Laufe der Zeit geworden war. Während ersteres Fußballspiel auch bald schon wieder ein Jahr auf dem Buckel hat, schafft es das hier behandelte Battalion Wars II erst jetzt auf den Markt, nachdem es im Oktober bereits in den USA erschienen ist. Der Titel versucht, die altbekannten Elemente seines direkten Vorgängers mit der neuen Wii-Steuerung und deren Vorteilen zu verbinden. Einen Teilpreis hat Battalion Wars 2 aber auch vor diesem Test sowieso schon gewonnen: den für das innovativste Kürzel nämlich. BWii erzählt den Käufern allein durch den Spieltitel nämlich nicht nur, dass es sich von den Initialen her um Battalion Wars handelt, sondern beinhaltet darüber hinaus auch noch die Aussage, dass es sich um einen zweiten Teil handelt (II), der auf Wii – und nicht mehr auf dem GameCube - erscheint. Perfekt ausgefeilt. Ob das Spiel selbst genauso innovativ, erfrischend, vielseitig und durchdacht ist, wollen wir im folgenden Test für euch klären.
Ausgeklügeltes Strategiekonzept
Battalion Wars erschien Ende 2005 als eines der letzten größeren Spiele für den Nintendo GameCube als Heimkonsolen-Variante des erfolgreichen Advance Wars-Franchises. Das ausgeklügelte, simple und doch tiefgründige Strategiekonzept, das damals in bereits zwei Teilen auf dem GameBoy Advance erschienen ist, wurde aber nicht einfach 1:1 mit 3D-Spielereien auf den Würfel gebracht wie beispielsweise Fire Emblem: Man hatte den Anspruch, das Gameplay auf dem großen Fernsehbildschirm mit viel mehr Action zu versehen, dabei aber trotzdem nicht ganz von dem abzurücken, was die Handheld-Teile berühmt und beliebt gemacht hat: die Strategie.
Pünktlich zum Erscheinen des zweiten Hits von Advance Wars für den Nintendo DS mit Namen Dark Conflict führt nun Battalion Wars II konsequent das fort, was sein Vorgänger begonnen hatte.
Das Spielprinzip von Battalion Wars und seinem Nachfolger ist oben schon kurz angeschnitten worden. Hauptsächlich hat man es hier mit einem Action-Spiel zu tun. Es lässt den Spieler aber nicht einfach auf eigene Faust drauflos stürmen und alles Mögliche besiegen und erobern. Es fordert die Kommandeure dabei auch dazu auf, sich selbst ein paar strategische Gedanken darüber zu machen, welche Einheiten am klügsten einzusetzen wären und welche man lieber schützen sollte, welche den größten Effekt haben und welche strategisch situationsabhängig nun am besten passen. Dabei läuft Battalion Wars (II) allerdings die ganze Zeit über komplett in Echtzeit ab: Zeit zum Überlegen von taktischen Raffinessen und ausgeklügelten Schachzügen zum Positionieren seiner Einheiten gibt es – anders als auf dem Handheld – nicht. Und das reduziert den Strategieeffekt so manches Mal in hitzigen Situationen um einiges. Trotzdem ist er da.

Denkpausen im Kugelhagel
Der Kampagnenmodus von Battalion Wars II auf Wii ist nach dem Missionsprinzip aufgebaut. Zu Beginn einer jeden Mission in verschiedenen Teilen der Fiktionswelt bekommt ihr kurz den Sachverhalt von eurem General geschildert und werdet eingeweiht, was es nun zu beschützen, zu erobern oder zu besiegen gibt. Das alles geschieht auch in Form von Zwischensequenzen, die immer komplett in Spielgrafik gehalten sind (ab und zu gibt es sogar schöne FMV-Videos zu bestaunen). Anweisungen, Aufträge sowie einige Tipps zum Sieg werden von amerikanischen Sprechern vermittelt. Zusätzlich dazu befindet sich im oberen linken Rand des Bildschirms eine ziemlich kleine Textbox, die euch alles auch noch einmal übersetzt. Und dann geht es los. Ihr steuert stets eine Einheit auf dem Spielfeld, in deren Haut ihr dann eurem restlichen Batallion Befehle erteilen könnt. Mit dem Control-Stick des Nunchuks bewegt ihr euch durch die 3D-Landschaften, während der Cursor der Wii-Remote allgegenwärtig durchs Bild flitzt und die Kameraperspektive verändert, den Spielcharakter nach links, rechts, oben oder unten blicken lässt. Das ist teilweise nicht ganz optimal gelöst, weil es erstens ziemlich lange dauert, den Charakter einmal umzudrehen und weil das Blickfeld sich – zweitens - meistens auf Gebiete erstreckt, die den Spieler zu dem Zeitpunkt eher weniger interessieren. Außerdem ist es beim Test nicht nur einmal vorgekommen, dass sich die Kamera in umliegenden Objekten verfangen oder sich ungewünscht und sinnlos um sich selbst gedreht hat.
Wenn ihr in der Ferne einen Feind seht, weil ihr ihn zufällig mit dem Cursor erfasst oder den ankündigenden Kommentaren eures Gegners gelauscht habt, habt ihr Glück gehabt, denn dann könnt ihr euch eine kleine Denkpause genehmigen, um die nächsten Schritte möglichst effektiv zu planen. Falls ihr zum Beispiel Bazooka-Schützen erkennt, würde es sich anbieten, eure Panzer außerhalb der Kampfszene zu lassen, weil die durchschlagskräftigen Bazookas für diese ziemlich unangenehm werden könnten. Stattdessen würdet ihr lieber Gewehrsoldaten schicken, die den trägen Explosionskörpern mit Leichtigkeit ausweichen können und die Situation schnell zu euren Gunsten entscheiden. Grundsätzlich sollten solche Vorteil-Nachteil-Überlegungen die ganze Spieldauer über angestellt werden, denn natürlich sind Bazooka-Schützen und Leichte Panzer nicht die einzigen Einheiten im Spiel, bei denen die Machtverhältnisse klar festgelegt sind. Alle Arten von Flugzeugen sind beispielsweise besonders anfällig gegen Flugabwehrschützen und Panzer sollte man ganz weit weg von Bombern oder ähnlichen Feinden halten.
Doch zurück zu unserem Beispiel mit den Bazookas, den Gewehrschützen und den Panzern: Ihr wählt erst einmal die gefährdeten Einheiten mit dem Steuerkreuz aus einer relativ großen Einheitenanzeige am unteren Bildschirmrand und drückt dann kurz auf A, um sie zum Warten zu bewegen. Nun müssen wieder mit dem Steuerkreuz Gewehrschützen oder Flammenwerfer-Einheiten ausgewählt werden. Wenn der Gegner nun mithilfe des Z-Knopfes ins Visier genommen und dann der A-Knopf gedrückt wird, befehlt ihr ausgewählten Einheiten damit den Angriff. Wenn ihr den Fähigkeiten eurer Computer-Kumpanen allerdings nicht vertraut, versetzt euch ein längerer A-Knopfdruck auch gleich in die Haut der gewünschten Einheit und man kann sie selbst bewegen. Dazu steuert ihr sie in einem Hoppelgallopp mit dem Stick des Nunchuks und seht euch auch hier wieder mit dem Pointer um. Seid ihr in Reichweite des Feindes, muss er mit dem Z-Knopf anvisiert werden und ihr bewegt euch dann möglichst schnell um ihn herum, während ihr mit B auf ihn feuert. Um Munition müsst ihr euch keine Gedanken machen, die lädt sich nach bestimmten Pausen automatisch nach. Wenn ihr alle Gefahren aus dem Weg geräumt habt, könnt ihr eure abgestellten und gesicherten Einheiten mit einem einfachen Befehl wieder zu euch beordern.
Solche Situationen mit strategischen Denkpausen zwischendurch sind allerdings nicht die Regel. Meistens werdet ihr relativ unerwartet in einen Kampf mit Flugzeugen, Panzern und Infanterieeinheiten verwickelt und prescht dann – größtenteils ohne Rücksicht auf Verluste – los. Dabei verliert man recht schnell die Übersicht und weiß gar nicht mehr richtig, wer jetzt gerade gefährdet ist, wer Hilfe braucht und was alles schon schief gelaufen ist.
Wie schon aus dem vorherigen Abschnitt hervorging, ist die Steuerung sehr komplex ausgefallen, was aufgrund der geringen Knopfanzahl auf der Wii-Remote allerdings auch kein großes Wunder ist. Trotz der einigermaßen langen Lernzeit funktioniert sie aber grundlegend und wurde glücklicherweise nicht noch mit aufgesetzten Bewegungsfeatures verschlimmbessert. Die einzigen Innovationen liegen in einem Ruck des Nunchuks, der Infanterieeinheiten aus einem Kugelschwall hechten lassen kann und natürlich in den Pointerfunktionen, mit denen ein freies Umschauen möglich ist.

Cartoon-Soldaten im realen Krieg
Battalion Wars II fällt auch durch seinen Stil auf. Das Spiel möchte kein dunkler und atmosphärischer Shooter in unheilbedrohten Welten sein, sondern setzt den Schwerpunkt bewusst auf den Spaß am Spiel, an schlauen Gedanken, glorreichen Schachzügen und gelungenen Gefechten. So wird des Öfteren in quietschbunten Geländen operiert, auf tropischen Inseln, saftigen Auen oder in geröllbraunen Canyons. Doch auch wenn die Optik sich hier in einem niedlichen Cartoon-Stil präsentiert, ist das Spiel trotzdem nichts für Kinder. Die 16er-Freigabe von der USK ist zwar wirklich etwas übertrieben, aber die pädagogisch zweifelhaften Rachegelüste und Vergeltungsschlagversuche der Protagonisten in der obligatorischen und eher nebensächlichen Geschichte lassen den Kriegsgedanken schon durchsickern - auch wenn Blut oder Todesschreie hier natürlich nichts zu suchen haben.
Die Grafik in den unterschiedlichen Missionen hat sich im Vergleich zum Vorgänger auf dem Nintendo GameCube nur wenig verändert: Hier haben wir es mit „guter“ Grafik zu tun, die allerdings immer noch deutlich aus der letzten Generation stammt und mit einem Super Mario Galaxy nichts zu tun hat. Boden- oder Wandtexturen sind oft pixelig und sehen schwammig und wenig poliert aus. Dafür glänzt BWii unter einem anderen Blickwinkel mit ein paar wirklich netten Effekten. Das Wasser sieht genauso schön aus wie die Situationen, in denen Einheiten in der Luft in einem großen Feuerball explodieren und die Trümmerteile ungeordnet zu Boden stürzen. Außerdem muss man dem Titel zugute halten, dass die Bildanzahl pro Sekunde auch bei hohem Gegneraufkommen meistens stabil bleibt und nicht in die Knie geht.
Die Level sind dabei stets linear aufgebaut. Selbstverständlich kann man sich immer frei bewegen, aber die grundsätzlichen Marschrouten durch die Gebiete sind vom Spiel vorgegeben und verfolgen vorbestimmte Ereignisse: An Punkt A warten die Gegner X, Y und Z, worauf dann Punkt B mit den Gegnern U und V und zu erobernden Einrichtung W kommt. Der Spieler findet den richtigen Weg, indem er goldenen Sternen folgt, die ihn zum Ziel lotsen. Es gilt immer, einen bestimmten Oberauftrag zu lösen, der allerdings nur dann zu bewältigen ist, wenn vorher andere Dinge erledigt wurden. So müssen ständig irgendwelche Luftstützpunkte, Kasernen, Fabriken oder andere Einrichtungen eingenommen werden, um dem Feind die Möglichkeit zur Nachproduktion seiner Einheiten zu nehmen und um sein eigenes Batallion selbst für kommende Aktionen zu vergrößern. Anders aber als in der Advance-Wars-Serie gibt das Spiel stets vor, mit welchen Einheiten im Missionsverlauf gekämpft werden darf und wie viele insgesamt in einem Level verfügbar sind. Einheiten können nicht zum eigenen Vorteil nachproduziert werden und sind am Ende eines Levels sowieso verloren und für künftige Missionen nicht mehr von Bedeutung.
Krieg im Netz
Im Rahmen dieses Reviews muss noch ein ganz anderes Feature von Battalion Wars II hervorgehoben werden: Der Mutiplayer-Modus nämlich, der über die Nintendo Wi-Fi-Connection stattfindet. Das Spiel bietet insgesamt drei gelungene Spielmodi übers Internet, mit Freunden oder Fremden. Zum einen gilt es, Seite an Seite bestimmte Aufträge zu erfüllen und dabei bestmöglich zusammenzuarbeiten. Zum anderen gibt es einen Modus mit verschiedenen schnell aufeinander folgenden Aufträgen und der letzte Spielmodus ist der klassische Versus-Modus, in dem man sich mit seinem Gegner virtuell bekriegen kann. Offline ist ein Multiplayer wegen der Bildschirmeinschränkungen nicht möglich. Ein Gegner ist trotz der weltweit relativ geringen Verbreitung des Spiels im Test schnell gefunden gewesen und größere Slowdowns waren ebenfalls nicht zu erkennen. Nur das leidige Problem des gegnerischen Verbindungsabbruchs spielt selbstverständlich auch hier leider wieder eine unumgängliche Rolle.
Fazit: Battalion Wars II macht Spaß. Sicherlich nicht jedem; und sicherlich auch nicht in jeder Spielsituation. Aber das grundsätzliche Prinzip ist auch dieses Mal eine weitestgehend gelungene Mischung aus linearem und simplem Action- und dann taktisch angehauchtem Strategiespiel. Die Missionen sind größtenteils abwechslungsreich gestaltet und die technische Seite weist keine großen Defizite auf. Im Vergleich zum Vorgänger punktet BWii mit mehr steuerbaren Einheiten und mit dem gelungenen Online-Modus. Fans der Advance Wars-Spiele können ein wenig ihres Vorwissens über Einheiten und ihre Feinde auch hier verwenden, bekommen allerdings weder ein vollwertiges Strategie noch ein richtiges Action-Spiel. Wer eine Mischung aus Anflügen von beidem sucht, ist mit diesem Spiel bestens beraten.
Von Tim Herrmann
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| Wertung für das Spiel Battalion Wars II | |
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| 8.0 | Grafik Solide GameCube-Grafik mit einigen schicken Effekten, Details und Augenhäppchen. Sie läuft auch bei viel Geschehen immer flüssig. | |
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| 7.5 | Sound Standardmäßiges Kriegsgedudel mit Fanfaren und Trompeten und den typischen Kriegstrommeln. | |
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| 7.9 | Steuerung Die Steuerung ist sehr komplex und ermöglicht viele Kniffe, die der Spieler erst lernen muss. Wenn man sie allerdings beherrscht, funktioniert sie wunderbar und hält sich auch von aufgezwungenen Bewegungen fern. | |
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| 7.8 | Gameplay Das Spiel ist eine Mischung aus Action und Taktik, wobei aber keines der beiden Elemente dominant im Vordergrund steht. Das Spielprinzip überzeugt wie auch schon auf dem GameCube und über die 20 Missionen im Kampagnenmodus hinaus bietet das Spiel noch einen guten Online-Modus. | |
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| 8.0 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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