Review von Kamil Witecy (mail) | 27.02.2008
Als Videospieler sowie vor allem auch Videospielredakteur ist man es mittlerweile schon gewohnt und in vielen Fällen auch oft leid: Sobald eine neue große Kinoproduktion in die Lichtspielhäuser kommt, trudelt die passende Videospielversoftung ins Haus und sorgt regelmäßig für ein ängstliches Stirnrunzeln. So und nicht anders war es auch beim Pixar-Film "Cars", der Ende 2006 in den deutschen Kinos angelaufen ist, und uns in sehr witzigen und unterhaltsamen 116 Minuten gezeigt hat, wie Autos wirklich sind. Sie haben Mund und Augen, reden wie am Fließband und erleben auf und neben der Rennstrecke recht spektakuläre und lustige Abenteuer. So zum Beispiel Lightning McQueen, seines Zeichen Protagonist sowie egoistischer Rennwagen, der alles dafür tun würde, um den Pistencup zu gewinnen. Doch dank seiner Überheblichkeit platzt ihm im entscheidenden Rennen, und - um die Dramatik noch weiter hochzuschrauben - in der letzten Runde, ein Reifen. Da im Endeffekt kein Sieger ermittelt werden kann, wird das Entscheidungsrennen nach Kalifornien verlegt. Doch wie das Schicksal es nun einmal will, schläft Lightnings sonst so zuverlässiger Chauffeurtruck auf dem Weg ein und der rote, nun ziemlich verwirrte Flitzer findet sich nach einer turbulenten Raserei im Route 66-Wüstenkaff Radiator Springs wieder, wo er erst einmal zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt wird…
Kein Wunder also, dass man dieser abgedrehten Geschichte ein eigenes Videospiel gewidmet hat, welches sich im Endeffekt auch als solides, kindgerechtes Rennspiel herausgestellt hat. Eher ungewöhnlich ist hingegen die Tatsache, dass ein Film gleich mehrere Spiele nach sich zieht. Mit Cars: Hook International zeigt uns THQ jedoch, dass das doch geht, und schickt den roten Flitzer Lightning McQueen samt seinen Freunden in ein weiteres, aberwitziges Abenteuer. Schnallt euch an!
Um was geht es diesmal?
Nachdem unser roter Flitzer Lightning McQueen in der Einleitung noch als alter Egozentriker abgestempelt wurde, änderte sich diese Einstellung bereits im ersten Film bzw. Videospiel, bei dessen Ende er letztlich zum gefeierten Helden avancierte. Deswegen wird zu seinen Ehren eine große Rennpiste in Radiator Springs errichtet, für dessen Leitung sich der oft unbeholfen wirkende, aber dennoch liebenswerte Abschleppwagen Hook verantwortlich zeigt. Zur Einweihung des neuen Rennstadions wurden zahlreiche Rennautos aus aller Welt eingeladen, die an der „Hook International"-Meisterschaft teilnehmen sollen. Da Lightning McQueen alles andere als erfreut wäre, in seiner eigenen Arena gegen frisierte, italienische Ferraris zu verlieren, liegt es nun am Spieler, den Helden zum Meistertitel zu führen. So weit zur groben Rahmenhandlung. Doch bevor Lightning überhaupt an der Meisterschaft in Radiator Springs teilnehmen kann, müssen noch zahlreiche Aufgaben erledigt werden, für die sich der rote Sportflitzer nicht zu schade ist.
Startet die Motoren…Fertig…Los!
Legt ihr Cars: Hook International zum ersten Mal in eure Wii und startet das Spiel, werdet ihr dazu aufgefordert ein neues Profil zu erstellen, von denen ihr erfreulicherweise insgesamt fünf Stück anlegen könnt, ehe ihr euch im Hauptmenü des Titels wiederfindet. Hier angekommen könnt ihr zwischen den Menüpunkten Story-Modus, Arcade, Versus, Optionen, Profil und Bonusbereich navigieren. Während sich die Optionen sowie die Profilfunktion von selbst erklären, ist der Story-Modus das eindeutige Herzstück von Cars: Hook International.
Dabei lässt sich sagen, dass sich in punkto Spielprinzip im Vergleich zum Erstlingswerk kaum etwas verändert hat. So könnt ihr wieder in der Wüstenlandschaft von Radiator Springs frei umherfahren, die Gegend erkunden, mit weiteren Boliden ins Gespräch kommen und einige Boni einsammeln. Gesteuert wird dabei mit einer Kombination aus der Wii-Remote und dem Nunchuck. Während man auf der einen Seite mit dem Controlstick des Nunchucks Lightning McQueen über die Pisten steuert, mittels Z-Knopf den Turbo zündet und samt Nunchuk-Bewegungen einen Powerslide ausführen kann, gibt der Spieler mit der A-Taste an der Wii-Remote Gas und kann im Fall der Fälle auch mit dem B-Knopf in die Eisen gehen und eine Notbremsung vollführen. Des Weiteren kann samt 2-Knopf die Kameraperspektive nach Belieben gewechselt sowie mit einer Schwungbewegung der Wii-Fernbedienung gesprungen werden. In der Praxis funktioniert diese Steuerungsmethode größtenteils einwandfrei, sodass es nur in sehr seltenen Fällen, in denen euer Bolide bei einer etwas höheren Geschwindigkeit manchmal unnötig träge reagiert, Grund zum Meckern gibt. Wie auch schon im Vorgänger kann als alternative Steuerung nur mit der Wii-Remote gespielt werden, indem man sie quer hält und wie ein NES-Pad nutzt. Jedoch ist diese Steuerungsvariante auch diesmal wesentlich ungenauer und unintuitiver, sodass die Kombination aus Nunchuk und Wii-Remote als erste Wahl gelten sollte.

Düst ihr nun mit Lightning McQueen in der heißen Wüstenlandschaft umher, werden euch auf eurem Radar Punkte angezeigt, welche die verschiedenen Missionen markieren. Fahrt ihr dorthin und drückt dann B, startet die jeweilige Mission, die ihr zu meistern habt. Negativ anzumerken ist dabei, dass ihr vor und nach jeder Mission eine gewisse Ladezeit in Kauf nehmen müsst, was auf Dauer ein wenig stören kann. Die Missionen selbst erstrecken sich von simplen über einigermaßen anspruchsvolle Minispiele, in denen ihr beispielsweise mit einem Fahrwerk zu einem bestimmten Musikstück im Takt bleiben müsst, bis hin zu Sammelaufgaben in der Ortschaft rund um Radiator Springs, später auch Ornament Valley und Talifin Pass. Den Bärenanteil der Missionen machen jedoch die Straßen-, Monster-Truck- und die groß angelegten Pistencup-Rennen aus. Letztere können allerdings erst dann gespielt werden, wenn man eine gewisse Anzahl an verschiedenen Rennen mit einer guten platzierung erfolgreich absolviert und genügend Blitzbanner eingesammelt hat. Neben den Blitzbannern kann man in den Missionen in Radiator Springs und Umgebung weitere Bonuspunkte kassieren. Diese häufen sich, wenn man die überall verstreut liegenden Blitze einsammelt, man coole Sprünge und Powerdrifts in den Rennen einsetzt, neue Highscores erzielt und natürlich auch einfach die einzelnen Missionen erfolgreich meistert. Diese Punkte können im Bonusbereich eingesetzt werden, um so einige neue Extras freizuschalten. Dazu gehören vor allem nagelneue internationale Rennflitzer, mit denen der Spieler im Arcade- und Versus-Mode fahren kann, sowie neue Lackierungen und Konzeptgrafiken der Entwickler. Für eine gewisse Abwechslung ist also allemal gesorgt, auch wenn sich im Laufe der Zeit viele Aufgaben recht ähnlich sind. Hierbei merkt man dann auch recht deutlich, dass Cars vor allem eine jüngere Zielgruppe ansprechen soll. Zwar könnt ihr zu Beginn des Story-Modus löblicherweise einen Schwierigkeitsgrad auswählen, jedoch sind die Aufgaben selbst auf höheren Graden für erfahrene Spieler auf Dauer nicht sehr fordernd, auch wenn sie allemal spaßig gestaltet sind. Besonders in den Rennabschnitten sollte man nach einiger Übung kaum noch Schwierigkeiten haben und der Konkurrenz davon düsen, sodass geübte Spieler das Hauptspiel relativ schnell beendet haben.
Was dann bleibt, ist der Arcade-Modus. Hier können alle bereits absolvierten Rennen und freigespielten Minispiele direkt angewählt und unbegrenzt gespielt werden. Wie auch schon im ersten Teil ist das eine gute Idee und besonders für diejenigen interessant, die einfach einmal kurz schnell und unkompliziert ein Rennen mit Lightning McQueen oder den anderen, freigekauften Cars fahren wollen. Zu guter letzt ist noch der Versus-Modus zu erwähnen. Hier, wie sollte es auch anders sein, bietet sich die Möglichkeit, Rennen gegen einen weiteren Mitspieler zu fahren, die im Splitscreen-Format ausgetragen werden. Für zwischendurch eine ganz spaßige Angelegenheit, aufgrund der minimalen Auswahl und der Tatsache, dass man nur gegen einen weiteren Mitspieler antreten kann, jedoch alles andere als ein Dauerbrenner.
Über Aufmachung, Humor und audiovisuelle Erscheinungen
Was in Cars: Hook International sehr gut zu gefallen weiß, ist die Aufmachung.
Zwischen den einzelnen Aufgaben treiben zahlreiche Videosequenzen in Spielegrafik die Story vom Bau des neuen Stadions bis hin zur Austragung des Hook Internationals voran und versorgen euch zusätzlich mit jeder Menge Humor und äußerst charmanten Charakteren. Das Flair des Kinofilmes wird auch in der zweiten Videospielumsetzung wieder gut eingefangen und die makellos synchronisierten Cars wie zum Beispiel der kongeniale, italienische Werkstattbesitzer und Ferrari-Liebhaber Luigi sorgen wieder einmal für den einen oder anderen Lacher. Hinzu gesellen sich die neuen internationalen Boliden aus Japan, Italien, England und sogar Deutschland, für die sich die Geschichtsschreiber ebenfalls nette Ideen haben einfallen lassen. Darüber möchten wir hier jedoch nicht zu viele Worte verlieren. Besonders die Animationen der einzelnen Autos, die sehr liebevoll umgesetzt wurden, unterstützen in Zusammenklang mit der sehr guten deutschen Synchronisation die witzigen Dialoge und die gesamte Geschichte. Diese ist zwar insgesamt ebenfalls deutlich auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten, wird aber definitiv auch ältere Semester das eine oder andere Mal zum Schmunzeln bringen.
Die Spielegrafik an sich hat sich nur marginal verbessert und ist weiterhin in einem knallbunten, filmtreuen Comic-Look gestaltet worden, welcher ein weiteres Beweisstück für die angepeilte Zielgruppe ist. Somit kann die optische Präsentation weiterhin keine Bäume ausreißen und präsentiert sich auf einem mittelmäßigen Niveau, wobei sich die größtenteils stimmigen Strecken und vor allem die liebevoll modellierten Autos nicht unbedingt verstecken müssen. Schade ist hingegen, dass optisch wieder kaum für Abwechslung gesorgt wurde, da man sich eigentlich das gesamte Spiel über in der Wüstenlandschaft rund um Radiator Springs befindet. Das wirkt auf die Dauer sehr einseitig. Außerdem gerät die Framerate bei einigen harten und ereignisreichen Renngefechten das eine oder andere Mal ins Stocken. Darüber hinaus ist kein 60Hz-, geschweige den 480p-Modus anwählbar, was sich ebenfalls nicht gerade positiv auf die Grafikwertung auswirkt.
Bei der akustischen Untermalung gibt es hingegen kaum etwas zu beanstanden. Der Soundtrack ist wieder einmal sehr gut gelungen, bietet viele verschiedene Musikstücke, worunter sich natürlich auch einige Originaltitel aus dem Kinofilm befinden, die sehr stimmig sind und auch einen Teil des Flairs von Cars ausmachen. Da stört es nur sehr selten, dass ein paar Musikstücke eher wenig spektakulär sind und nach einiger Zeit auch etwas nerven können, wobei die Musik dann recht schnell wieder zu einem besseren Track wechselt. Hinzu gesellt sich die bereits angesprochene wirklich tolle deutsche Sprachausgabe, welche die Story in den gelungenen Zwischensequenzen vorantreibt und zu begeistern weiß. Zu bemäkeln sind hingegen wieder die unnötigen und viel zu oft vorkommenden Sprachsamples, die schon im Vorgänger negativ aufgefallen sind. Bei einer kurzen Durchfahrt von Radiator Springs zigmal mit Ausrufen wie „Hallo“, „Hey“ oder „Weg da“ angesprochen zu werden, kann auf die Dauer einfach nerven.
Fazit: Wieder hat es THQ geschafft eine wirklich solide Filmumsetzung auf die Beine zu stellen. Zwar unterscheidet sich Cars: Hook International vom Spielprinzip her fast gar nicht vom Erstlingswerk, wirkt aber in nahezu allen Punkten einen Tick abgerundeter. Hinzu gesellen sich eine gute Spielbarkeit, akzeptable Optik, ein klasse Soundtrack, mit toller deutscher Sprachausgabe inszenierte neue Story sowie zahlreiche neue Charaktere und Boliden, die erst einmal freigespielt werden müssen. Cars: Hook International ist definitiv kein Spiel, welches irgendwelche Maßstäbe setzt oder sich auf den Genre-Thron begibt. Dennoch haben wir eine mehr als solide, durchaus spaßige, aber kurzweilige Filmumsetzung vorliegen, mit der jüngere Spieler ihren Spaß haben werden.
Von Kamil Witecy
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| Wertung für das Spiel Cars: Hook International | |
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| 6.3 | Grafik Liebevoll in Szene gesetzte Autos mit teils stimmigen Strecken, jedoch ohne große Abwechslung im Leveldesign auf insgesamt nur mittelmäßigem Niveau. | |
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| 8.2 | Sound Guter Soundtrack mit nur wenig negativen Ausnahmen und einer sehr gelungenen deutschen Synchronisation, die lediglich in einigen zu oft vorkommenden, nervenden Sprachsamples übertrieben wurde. | |
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| 7.9 | Steuerung Insgesamt sehr solide und größtenteils gut funktionierende Wii-Remote/Nunchuk-Kombination, die jedoch die Wii-Features kaum nutzt. | |
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| 7.2 | Gameplay Konsequente Weiterführung des Vorgängers, die etwas abgerundeter wirkt, aber ohne wirkliche Neuerungen und weitere Motivationen auskommt. | |
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| 7.2 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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