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Dragon Blade
Review von Lars Peterke (mail) | 18.02.2008

Erlösung! Frohlockend legt der geneigte Redakteur die Disc in den blaubeleuchteten Einschub seiner Wii schielt nebenbei noch auf das adrette Cover des Spieles: Flammen, in dessen mitte ein Krieger mit einem Flammenschwert, Drachen und ein reißerischer Schriftzug: "Dragon Blade: Wrath of Fire". Wow, ein richtiges Spiel! Keine Gerichte kochen mit Mama, komische Bewegungen mit Wario ausführen oder eine kitschige Mario Party mit Luftballons und ganz vielen Minispielen. Nein, ein richtiges Spiel für die Wii, man mag es kaum glauben! Der Anfang ist im Falle des Actionspiels aus dem Hause Koch Media also gemacht. Aber halt: Da war doch was? Genau, auch richtige Nicht-Minispielsammlungen können öde sein...

Ein Traum wird wahr
Mit einer hübschen Introsequenz und einer soliden Story wird der Spieler bei „Dragon Blade: Wrath of Fire“ begrüßt. Die geht ungefähr so: Die Menschen kämpfen gegen das Böse und die Drachen gucken zu. Alle bis auf einer. Der hilft den Menschen, führt sie zum Sieg und wird dementsprechend verehrt. Er führt nun die Könige der Menschen und leitet sie, aber wie die Menschen nun mal so sind, fallen sie dem lieben Drachen in den Rücken und reißen die Schirmherrschaft und die Kräfte des Drachen an sich. Damit die Welt aber nicht ganz im Chaos untergeht, versiegelt der Drache seine letzten Kräfte in einem Schwert, das einige Zeit später von einem 08/15-Helden gefunden wird. Hier kommt ihr ins Spiel. Ihr bekommt in einer Trainingsmission eure Bewegungen beigebracht, erhaltet dann das offenbar verdammt legendäre Drachenschwert und kümmert euch postwendend um die Feinde die euer Dorf angreifen. Alles was jetzt kommt ist Hack and Slay. Ihr metzelt euch durch die zu 99% geradlinigen Level, an dessen Ende ein Bossgegner wartet. Ihr könnt durch das Level rennen, seid jedoch stellenweise darauf angewiesen alle Gegner auch zu besiegen, da diese eine Schutzbarriere errichten, die erst verschwindet, wenn die Feinde besiegt wurden. Habt ihr den König besiegt erhaltet ihr für euer Schwert erste Drachenfähigkeiten. Dieses Feature wird mit dem Steuerkreuz aktiviert und macht aus eurem Schwert dann zum Beispiel eine Drachenklaue. Allerdings benötigen diese Angriffe Feuerkraft. Ihr könnt diese aufladen, wenn ihr bestimmte Objekte in den Leveln zerstört oder Gegner besiegt. Selbiges gilt auch für die Lebensenergie. Zudem sind hin und wieder Schatztruhen in den Leveln versteckt, in denen sich nützliche Items finden, die beispielsweise eure maximale Feuerenergie erhöhen. Am Ende des Levels kämpft ihr dann gegen einen Obermotz, dessen Rüstung zunächst geschwächt werden muss. Ist danach die Quelle seiner Kraft offengelegt, müsst ihr in einem Fall die leuchtende Kralle eines Königs angreifen. Hierfür habt ihr allerdings wenig Zeit, da die Gegner ihre Rüstung auch wieder regenerieren. So geht es munter durch 21 unterschiedliche Level bis am Ende ein großer Showdown ansteht. Das Ganze wird mit relativ unspektakulären Zwischensequenzen angereichert und fertig ist der Hack and Slay-Spaß. Eine Modi-Vielfalt gibt es übrigens nicht, lediglich der Singleplayer-Modus wird geboten.



Ein Traum zerplatzt
So toll sich alles in der Theorie anhört, umso schlimmer ist es dann aber leider in der Praxis, wenn es daran geht, dass man Dragon Blade in seine Wii legt. Dabei haben die Entwickler nicht einmal die Steuerung versaut. Die ist nämlich simpel gestrickt und Dragon Blade schafft als erster Titel das, woran beispielsweise Segas Bleach: Shattered Blade (Siehe Games Convention-HandsOn) scheitert: Hack and Slay mit der Wii-Fernbedienung. Geschlagen wird mit einer Bewegung nach oben, unten links oder rechts. Im Optionsmenü kann man die Sensivität von Wii-Fernbedienung und Nunchuk (wird bei Ausweichangriffen genutzt) individuell einstellen. Die übrigen Knöpfe regeln das Übliche: Gegner anvisieren, Gegner durchschalten, Ausweichmanöver, Abwehrstellung oder das Pausieren des Spiels. Alles eine runde Sache.
Was das eigentliche Drama an Dragon Blade ist, ist die Präsentation, insbesondere in Sachen Grafik. Der böse Endgegner labert seine Standardfloskeln ohne sich bewegende Lippen, unten auf dem Bildschirm läuft die Textbox ohne Hinweis, wer eigentlich nun gerade spricht, die Sounduntermalung wirkt sich als inspirationsloser Klangbrei auf die Szenerie aus – und in China fällt ein Sack Reis um. Oder um es nicht allzu reißerisch auszudrücken: Die Grafik ist PS2-Lizenzspielniveau und hat nur in bestimmten Arealen und bei Bosskämpfen einige Lichtblicke in Sachen Effekte, der Sound ist nicht sehr atmosphärisch und Detailschnitzer wie Textpassagen, bei denen man nicht einmal weiß, wer gerade das Wort ergreift, sorgen nicht gerade dafür, dass man in die (zugegeben) grundsolide Story abtaucht. Die restlichen Kritikpunkte verbirgen sich im Gameplay. Von Gegner-K.I. über den Hauptcharakter bis hin zum Leveldesign. Am schlimmsten ist hier der Hauptprotagonist, der mit Wohlwollen gerade mal so adrett ausschaut wie ein Statist aus einer 90er Jahre Zeichentrickserie, die die Legende von König Arthus erzählt und in 84 Minuten an einem Sonntagnachmittag auf Super RTL herunter rappelt und eigentlich nur angeschaut wird, weil man auf 19:45 wartet. Da kommt dann Spongebob Schwammkopf. Die relativ dümmliche Gegner-K.I. ist teilweise auch noch zu verschmerzen – schließlich reden wir von Hack and Slay. Aber das man den Helden bewegt, sich 10 Meter entfernt drei Sphären auftun und böse Wölfe erscheinen, die dann so lange starr stehenbleiben, bis ihr eine gewisse Nahgrenze überschreitet, geht gegen jeglichen Sinn und Verstand. Das Leveldesign sorgt schlussendlich dafür, dass ihr euch vollends in einem Mittelklassespiel befindet. Nicht nur das die Level fade aussehen, sie brauchen offenbar soviel Wii-Rechenleistung, das stellenweise großzügig ein Wischiwaschi-Look angewandt wird. Ich dachte das N64 war einmal? Zudem gibt es abseits von zerstörbaren Fässern und Co. wenig Elemente, mit denen man interagieren könnte. Würde sich in einem Level ein Zaun befinden, so könnte der Held nicht hinüberspringen sondern müsste drum herum laufen – ganz einfach weil die Engine des Spiels solche Jump and Run Grundfunktionen nicht hergibt. Laufen, metzeln, laufen, metzeln, metzeln, tot, neuer Versuch, metzeln, laufen, Boss. Apropos Tod: Gegen Ende wird das Spiel bockschwer. Hier tut sich dann spätestens der Umstand auf, dass das Kampfsystem nicht sonderlich ausgeklügelt ist. Allgemein hätten die Bewegungsmöglichkeiten des Charakters im Spiel und besonders während der Kämpfe mehr Feintuning vertragen können.

Was bleibt ist solide. Hier ein netter Effekt, dort ein netter Storypart und dazu eine ganz ordentliche, wenn auch nicht wahnsinnig ausgeklügelte Wii-Steuerung. Mehr aber leider nicht. Und da Hack and Slay Games allgemein recht schnell Gefahr laufen in einem gewissen Grad an Langeweile zu versinken (an dieser Stelle sei gesagt, das ich nie etwas mit Dynastie Warriors anfangen konnte). Was Dragon Blade: Wrath of Fire aber dann schlussendlich den Gnadenstoß in Richtung Mittelmaß gibt, ist der Release-Termin. Was damit gemeint ist, zeigt die nun folgende, stark subjektive Pointe im Fazit.

Fazit:
Dragon Blade: Wrath of Fire hat viele nette Ansätze und ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die ordentliche Wii-Steuerung belegt das. Doch was, liebe WiiX-Leser, was soll ein Redakteur tun, der zweimal Post bekommt. Erster Tag: Ein Paket vom lieben Redaktionsleiter. Inhalt: Dragon Blade: Wrath of Fire. Zweiter Tag: Ein Paket von Amazon. Inhalt: Devil May Cry 4 für die Xbox 360. Da es sich bei Devil May Cry 4 ebenfalls um einen Hack and Slay Titel handelt, wird ein gewisses Maß an Objektivität natürlich abgetötet. Insbesondere wenn man diese beiden Titel hintereinander spielt. Zwischen diesen beiden Titeln liegen Welten. Und dabei will ich gar nicht mal auf der Grafik rumreiten, sondern viel mehr auf dem stupiden Kampfsystem, den lieblosen Charakteren und der fehlenden Atmosphäre. Um fair zu bleiben: Ich könnte auch das betagte Devil May Cry 1 als Vergleichstitel heranziehen – es käme dasselbe dabei heraus: Eine gewisse Wertung für Dragon Blade bei der man sagt „Sorry, mehr gibt’s nicht. Schaut euch an wie Capcom das vor vielen Jahren auf der PS2 mit eben diesem Devil May Cry besser gemacht hat“.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Dragon Blade
Wertungen Beschreibung
5.9Grafik
PS2-Grafik mit einigen feinen Effekten und netten Stellen, jedoch auch mit einer großen Portion Wischiwaschi.
6.1Sound
Uninspiriertes Klanggerüst das weder Atmosphäre noch spannende Dynamik schafft.
7.6Steuerung
Eine solide Steuerung die die Bewegungsfeatures durchaus passend nutzt, aber dennoch nicht über gehobenes Mittelmaß hinauskommt.
5.9Gameplay
Gute Ansätze scheitern am miesen Kampf-System, fadem Leveldesign und zu groben Funktionen bei den Bewegungsmöglichkeiten des Hauptcharakters.
6.2Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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