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Cooking Mama
Review von Andreas Held (mail) | 31.01.2008

"Make Food, Not War!" Dieser Slogan befindet sich allen Ernstes auf der englischen Hülle von Cooking Mama, einem Spiel, das sowohl für Wii als auch den Nintendo DS schon seit Monaten im Vereinten Königreich zu haben ist. Der britische Publisher 505 Game Street hat es jedoch nie für nötig befunden, die von Office Create entwickelten Kochtitel, auch auf dem Festland zu veröffentlichen, weshalb es einige Monate gedauert hat, bis der Titel nun auch im Rest von Europa erscheint - THQ hat sich seiner angenommen. Ob THQ damit zum Wohltäter avanciert, oder man den Titel lieber dort gelassen hätte, wo er ist, ist eine Frage, die Kenner der DS-Version wohl mit ersterer Option beantworten würden - der Handheld-Titel ist nämlich eine nette Minispielsammlung für zwischendurch und motiviert vor allem aufgrund seiner guten Stylus-Steuerung. Doch wie funktioniert das Konzept mit der Wii-Remote auf einem Fernseher?

Let's Cook!
Zunächst einmal sollte angemerkt werden, dass die Wii-Version von Cooking Mama kein Port des DS-Spiels ist. Natürlich gibt es starke Parallelen, doch die Rezepte sind anders und insgesamt abwechslungreicher, da der Fokus hier nicht auf japanischen Gerichten liegt, sondern Spezialitäten aus verschiedenen Ländern gekocht werden. Dabei sind natürlich auch wieder einige japanische Reisgerichte mit von der Partie, jedoch auch unbekanntere russische Spezialitäten, Rind in Weinsoße aus Frankreich oder Paella aus Spanien. Ein weiterer Unterschied zur DS-Version ist, dass es insgesamt zwar weniger Rezepte gibt (insgesamt 55 im Vergleich zu über 70), diese dafür jedoch umfang- und abwechslungsreicher sind als in der Handheld-Variante. Lediglich von der amerikanischen Küche schienen die Entwickler keine hohe Meinung zu haben, denn diese wird nur von Fast Food wie Popcorn oder Hot Dogs repräsentiert, die nach sehr wenigen Arbeitsschritten fertiggestellt sind.



Und wie wird nun gekocht? Habt ihr euch im Hauptmenü für den einzigen Einzelspielermodus entschieden, wählt ihr danach eines von anfangs zehn Rezepten aus. Danach muss eine Serie von Minispielen absolviert werden, die selten über den Anspruchsgrad eines Wario-Ware-Titels hinausgehen, dafür jedoch manchmal deutlich länger sind. Die Aufgaben wurden dabei an die Wii-Remote angepasst und in den allermeisten Fällen macht die Steuerung auch Sinn: Die Fernbedienung dient je nach Minispiel als Messer, das auf dem Screen bewegt werden muss, als Griff einer Pfanne, in der ihr eure Zutaten bratet oder als Griff eines Fleischwolfs, der Hackfleisch produziert. Die Anforderung sind auf den ersten Blick extrem niedrig: Meistens reicht das Ausführen einer simplen Bewegung, um ein Minispiel zu absolvieren. Erst durch weitere Regeln wird das Ganze etwas spannender - so müssen zum Beispiel Anweisungen mit dem richtigen Timing ausgeführt oder anhand von Bildausschnitten "erraten" werden, welche Zutat als nächstes in den Pott geworfen wird. Habt ihr ein Minispiel absolviert, erhaltet ihr eine von drei Punktwertungen (50, 100 oder gar keine Punkte) sowie einen Zeitbonus von bis zu einhundert weiteren Punkten. Ganz zum Schluss entscheidet eure Gesamtpunktzahl dann über die Farbe der verliehenen Medaille. Die Möglichkeit, zu verlieren, gibt es nicht: Selbst wenn ihr jede Aufgabe komplett vermasselt, dürft ihr weiterkochen und erhaltet am Ende zumindest die Bronzemedaille, was mit der Freischaltung des nächsten Rezepts einhergeht.

In seiner Konzeptionierung ist Cooking Mama also eigentlich nicht nur ein nettes Spiel, sondern auch besser als die DS-Version: Die Rezepte sind anspruchsvoller und durch die Zeitboni, die es in der Handheld-Version nicht gibt, werden auch Highscorejäger motoviert. Leider kann der fertige Titel dennoch nicht überzeugen, was vor allem an der Steuerung liegt. Die Bewegungserkennung funktioniert zwar in drei von vier Spielen, was jedoch im Gegenzug bedeutet, dass jedes Rezept ein bis zwei Minigames hat, die in verzweifeltes Herumgefuchtel ausarten, da die Bewegungen einfach nicht richtig erkannt werden. Das zweite Problem ist, dass man oft einfach keine Ahnung hat, was zu tun ist, was zu großen Teilen an der katastrophalen deutschen Übersetzung liegt, die die Texte, die ein Minispiel erklären, fast unlesbar machen. Kleines Beispiel: "Raspel! Halt Wii-FB vertikal + bewege sie links + rechts. Ist es schwierig zu reiben, so schüttle Wii-FB vertikal, um die Zutaten zu entfernen." Und um zu zeigen, dass dies keine Ausnahme ist: "Beweg Wii-FB zur Schale Für Sojamehl schüttel Wii-FB links + rechts. Für Riesenrettich: wirbel sie. Isobe: Wii-FB von unten." Doch selbst, wenn die Erklärungen sprachlich Sinn machen, kann es immer noch sehr oft vorkommen, dass man am Ende einer Aufgabe null Punkte erhält, ohne eine Ahnung zu haben, was in den letzten Sekunden auf dem Bildschirm passiert ist - geschweige denn, warum. Bestes Beispiel ist hier das Salzen des Popcorns, bei dem sich alle Salzstreuer komplett selbstständig zu machen scheinen. Zwar gibt es einen Übungsmodus, der es erlaubt, Teile eines Rezepts einzeln zu üben, doch auch das kann keine Entschuldigung dafür sein, dass es manchmal schwieriger ist, herauszufinden, was getan werden muss, als die richtigen Kommandos danach auszuführen. Dieses Problem und vor allem jedoch die Tatsache, dass die Steuerung in manchen Minigames nicht funktioniert, führen dazu, dass man eher das Gefühl hat, mit der Spielmechanik zu kämpfen, als an seinen eigenen Fähigkeiten zu arbeiten.

Cook Off!
Wie fast jede andere Minispielsammlung auch, ist Cooking Mama natürlich eher auf den Multiplayer ausgelegt, der sich jedoch vom Einzelspielermodus kaum unterscheidet. Zwei Spieler kochen gleichzeitig das gleiche Gericht im Splitscreen, und wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt. Ziemlich unspektakulär, oder? Außerdem wäre es wohl kein Problem gewesen, die Spieler abwechselnd kochen zu lassen, und so durch Weiterreichen der Wii-Remote mehrere Spieler mit einem Controller spielen zu lassen. Aus irgendeinem Grund können jedoch nur zwei Spieler mit zwei verschiedenen Fernbedienungen gegeneinander antreten. Als Partyspiel erhält Cooking Mama außerdem einen weiteren Dämpfer, denn 45 der Rezepte müssen zunächst im Einzelspielermodus freigeschaltet werden. Insgesamt kann der Titel zwar durchaus Spaß machen, aber es gibt gerade auf Wii unzählige bessere Alternativen.

Die technische Seite des Spiels gibt sich extrem unspektakulär. Dass die Grafik insgesamt eher zweckmäßig gehalten ist, könnte noch verziehen werden, allerdings fehlt dem Spiel jegliche Stilrichtung. Cartoon-Grafiken im Cel-Shading-Look wechseln sich mit realistischeren Texturen genauso ab, wie zweidimensionale Icons und komplett in 3D modellierte Objekte. Das Endergebnis wirkt sehr amateurhaft und von einem stilistischen Standpunkt aus gesehen ist der Titel ziemlich häßlich. Das Highlight stellen jedoch die Menüs dar, die man mit eigenen Augen sehen muss, um begreifen zu können, was hier vor sich geht. Icons wackeln hin und her, Buchstaben oder ganze Worte hüpfen auf und ab und Auswahlfelder ändern ständig ihre Größe. Diese Menüs sind lebendiger als ein Ameisenhaufen und es scheint, als sei der komplette Bildschirm in Bewegung. Die akustisch Seite des Spiels ist ähnlich verstörend, denn die übertrieben fröhliche, vor sich her dudelnde Musik kann einem den letzten Nerv rauben, vor allem dann, wenn man einen schlechten Tag hatte und vor der Konsole etwas abschalten will. Dazu kommt noch die unglaublich penetrante Sprachausgabe, die unmöglich von echten Menschen aufgenommen sein kann.

Fazit:
Cooking Mama ist ein Spiel, das auf Wii wirklich niemand mehr braucht: Eine Minispielsammlung. Trotz des innovativen Konzepts und des ansprechenden Umfangs (alleine das einmalige Kochen aller Rezepte dauert ca. drei Stunden) kann der Titel nicht überzeugen: Viele Minigames sind anspruchslos und die schwierigeren fordern nur deshalb, weil die Steuerung nicht funktioniert oder man einfach nicht weiß, was zu tun ist. Als Partyspiel kann Cooking Mama sicherlich Spaß machen, da viele Minispiele die Bewegungserkennung sinnvoll nutzen und die Fehler in der Steuerung beide Spieler betreffen, wodurch es zumindest fair bleibt. Was dem Titel jedoch endgültig das Genick bricht, ist der absolut unverschämte Preis. Zum Budgetpreis von 20 oder 30 Euro hätte Cooking Mama als nettes Spiel für zwischendurch sicherlich noch eine hohe 6er-Wertung einfahren können; den Vollpreis zu verlangen, ist hier jedoch absolut nicht vertretbar. Wenn man darüber nachdenkt, dass man für das gleiche Geld auch ein Zack & Wiki oder Super Mario Galaxy bekommt, sollte klar sein, dass dies in absolut keiner Relation steht, was sich letztendlich auch in der Gesamtwertung äußert.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Cooking Mama
Wertungen Beschreibung
4.0Grafik
2D trifft auf 3D, Cel-Shading auf Fotorealismus. Inkonsistent und wenig ansprechend.
4.5Sound
Nervige Dudelmusik und penetrante, unnatürlich klingende Sprachausgabe .
5.9Steuerung
In manchen Minigames funktioniert sie, in anderen nicht. Wenn sie funktioniert, ist sie sehr anspruchslos, aber zumindest werden die Features der Wii-Remote sinnvoll genutzt.
5.0Gameplay
Weder für Singles, noch im Multiplayer motivierend. Nettes Spiel für Zwischendurch, das Spaß machen kann, zum Vollpreis jedoch eine Unverschämtheit.
5.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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