Review von Lars Peterke (mail) | 29.01.2008
Wenn es in der Welt des Videospielredakteurs ein ungeschriebenes Gesetz gibt, dann ist es wohl der Umstand, dass man mit dem Testen eines Spieles automatisch dazu verdammt ist, auch die Folgetitel zu prüfen. So wird man dann ungewollt zum redaktionsinternen Sims-Spezialisten oder eben zum Avatar. Und nein, leider ist man dann nicht „der Herr der Elemente“. Man ist eigentlich nur dazu verdammt auch den zweiten Teil der Trickserien-Versoftung mit dem Subtitel „Die Erde brennt“ zu testen, was angesichts der Abschlachtung des ersten Teils mit einer Wertung von 5.1 ganz hervorragende Aussichten sind.
Nur eine gewöhnliche Fortsetzung?
Wir greifen nochmal zurück: Der Avatar Aang hat im Laufe des ersten Spiels das Wasser-Element gemeistert und ist somit zum Wasserbändiger geworden. Er sieht nach wie vor aus wie ein kleiner Junge aus dem chinesischen Nationalzirkus und seine Synchronstimme geht nach wie vor tierisch auf die Nerven. Im zweiten Teil reist unser kleiner Chinese zusammen mit Katara und Sokka durch das Erdkönigreich, um das Element Erde zu bändigen, damit man dann der bösen, bösen Feuernation den Gar aus machen kann. Erfreulicherweise beginnt das Spiel dieses Mal mit einem Intro und Rubbeldiekatz startet das Spiel auch schon. Erster Pluspunkt also: die schleppenden RPG-Passagen wurden durch einzelne Level ersetzt, die durch Zwischensequenzen miteinander verknüpft sind. Die Kurzweiligkeit kommt dem Spiel sehr zu gute und man ist nach der ersten halben Stunde spielen noch nicht dazu geneigt, das Spiel gegen die Wand zu pfeffern.
Avatar spielt sich wesentlich dynamischer als der Vorgänger. Ihr startet in einem Level und bekommt ein Ziel gesetzt, dies erledigt sich aber meist automatisch, sodass man sich eigentlich nur darauf zu konzentrieren braucht das Levelende zu erreichen. Dabei habt ihr immer einen Freund dabei und ihr könnt wählen, wessen Kontrolle ihr übernehmt. Jeder Charakter hat dabei eine elementare Fähigkeit, die euch in bestimmten Stellen im Level zu Gute kommt. So blast ihr Wasser durch Abflussrohre oder baut Eisbrücken aus Wasser. Hin und wieder gibt es auch Schalterrätsel, bei denen ihr beide Figuren gezielt einsetzen müsst. Das diese Rätsel recht banal sind, ist dabei selbstredend klar. Natürlich sind auch Gegner ein großer Bestandteil eines jeden Areals. Diese werden mit B-Knopfgehämmere in simpelster Art ausgeschaltet, alternativ könnt ihr aber auch einfach weiterlaufen. Einen großen Unterschied macht dies nicht. In Bosskämpfen kommt dann noch der Avatar-Zustand zum Einsatz. Hier muss zur richtigen Zeit der richtige Knopf gedrückt werden, damit Aang einen Finishing-Move vom Stapel lässt. So geht das dann einige Kapitel bis das Spiel irgendwann vorbei ist. Wenig Optionales gibt es dabei nicht zu finden, nur ein paar Items zur Energieregeneration, spezielle Siegel die eure maximalen Gesundheit erhöhen und zum Schluss noch geheime Schriftrollen, die Konzeptzeichnungen in der Galerie freischalten.
Bonusmodi gibt es zudem auch noch: In einem speziellen Arena-Modus können verschiedene Charaktere gegeneinander antreten, allerdings ist der Modus so unausgegoren, man kann es gar nicht in Worte fassen. Jedenfalls wird man nach einmaligem Spielen sicherlich die Finger von diesem Modus lassen. Auch das Nachspielen von Bosskämpfen, ein weiterer Zusatzmodus, wird wohl nur für Fans der Serie einen Reiz ausüben.

Hässliche Optik und Präsentation?
Ein Lob ist angebracht. Die Entwickler von THQ Studio Australia haben ein klein wenig an der Grafik geschraubt. Zwar liegt im Prinzip immer noch ein grafisch anspruchsloses PS2-Spiel vor, dennoch kann der gutmütige Redakteur zweifelsfrei einräumen, dass einige Areale ganz nett aussehen. Auch die Soundakustik geht in Ordnung, hat sich also seit dem letzten Teil ein wenig verbessert, nur die Synchronisation ist ähnlich grausam geblieben und man möchte die Hauptprotagonisten nach einiger Zeit sehr gerne erschießen. Wofür man die Entwickler wirklich anprangern sollte, ist die lieblose Umsetzung der Serienvorlage. Bis auf die Video-Zwischensequenzen (die leider Gottes in Spielgrafik daher kommen) gibt es keine Mundanimationen der Charaktere, sodass sich sämtliche Dialoge gänzlich langweilig präsentieren. Dazu kommt die vollkommen unpassende Ausdrucksweise der Sprecher und man fasst sich nur noch stöhnend an den Kopf, wenn ein Angriff der Feuernation im Verlauf eines Levels ungefähr so aufregend präsentiert wird, wie eine Talkshow im Zweiten Deutschen Fernsehen. Anstatt ein paar nette Originalszenen der Serie zu zeigen, versucht man auf andere Weise eine Dynamik in die Story zu bringen. Und oh Wunder, es klappt nicht. Und das einen die Story oder zumindest die Zwischensequenzen nicht mitreißen, das ist bei einer Lizenzumsetzung wie hier fatal. Schließlich leben solche Spiele davon, die Atmosphäre der Serie oder des Filmes voran zu tragen.
Wii-Features! Mist!
Die Steuerung von Avatar: Die Erde brennt ist eigentlich ganz simpel: Ihr steuert mit dem Nunchuk, springt mit dem A-Knopf und greift mit dem B-Knopf an. Mit dem Plus-Knopf wechselt ihr euren Charakter und mit dem C-Knopf könnt ihr eine Ausweichrolle ausführen, während der Z-Knopf zum Blocken dient. Das dumme an der Sache sind die Wii-Featues. In bestimmten Levelarealen oder beim Anwenden eurer Spezialkraft müsst ihr einen Wii-Move ausführen. Haltet die Wii-Fernbedienung vertikal und lasst sie dann in eine flache Position nach vorn schnappen, um einen Fernangriff mit eurer Spezialkraft aufzuführen. Und um es kurz zu machen: Es geht in die Hose. Aber sowas von. Die Wii-Fernbedienung muss nämlich kerzengerade sein, damit euer Charakter in die Position für den Fernangriff wechselt. Habt ihr euch entschieden wieder normale Angriffe auszuführen, dann habt ihr den Salat. Sind eure Bewegungen nämlich zu schnell, denkt das Spiel ihr wollt weiter aus der Ferne angreifen und euer Charakter bleibt starr in seiner Position – bis euch ein Gegner umhaut. Auch beim Anwenden von Spezialfähigkeiten oder beispielsweise beim Drehen von Kurbeln funktioniert das Ganze nicht. Eigentlich funktioniert nichts, was irgendwie mit der Bewegungssteuerung zu tun hat. Da hängt man also schon einmal eine Minute, bis der Charakter weiß in welche Richtung er zu kurbeln hat, oder wie er denn sein Element anwenden muss, um eine Brücke zum nächsten Areal zu formen.
Fazit: Erfreulicherweise hat sich spieltechnisch und audiovisuell ein klein wenig Besserung gegenüber dem ersten Teil von Avatar getan. Leider laufen Story und Präsentation immer noch in dem gleichen, lahmen Kaffeekränzchen-Trott wie in einem alten Godzilla-Film, den man aus heutiger Sicht betrachtet. Leider ist Avatar im Gegensatz zu Godzilla kein Kult, obwohl ich eine Godzilla-Avatar-Parodie durchaus befürworten würde. Aber zurück zum Wesentlichen. Avatar ist spielerisch besser und etwas ausgewogener als der erste Teil und erstickt nicht in fadem Gameplay. Aus diesem Grunde könnte man diesen Titel kleinen Fans der Serie ans Herz legen. Dumm nur, dass die fast gar nicht funktionierenden Wii-Funktionen der etwaigen Kaufempfehlung einen Strich durch die Rechnung machen. So geht das auf keinen Fall, meine lieben Entwickler. Dementsprechend eine niedrigere Steuerungswertung. Insgesamt gesehen ist Avatar: Die Erde brennt nicht ganz so ein Rohrkrepierer wie der erste Teil und schon eine ganze Ecke näher an einem soliden Spiel dran.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel Avatar - Der Herr der Elemente: Die Erde brennt | |
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| 5.1 | Grafik Die Grafik des Vorgängers wurde ein wenig verbessert und wirkt etwas runder, dennoch nur PS2-Mittelmaß. | |
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| 5.0 | Sound Nach wie vor nervige und nicht gelungene Synchronisation. Die Hintergrundmusik geht in Ordnung, ist jedoch genau so unspektakulär. | |
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| 4.5 | Steuerung Die Knopfsteuerung funktioniert, die nicht funktionierenden Wii-Features machen den Rest kaputt. | |
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| 6.3 | Gameplay Das Spielprinzip des ersten Teils wurde weitgehend umgemünzt und kommt nun etwas dynamischer daher. | |
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| 6.0 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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