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NiGHTS: Journey Of Dreams
Review von Andreas Held (mail) | 27.01.2008

NiGHTS Into Dreams gehörte bisher zu einem der legendärsten Titel der Videospielbranche. Legendär deshalb, weil er zwar als ein sehr gutes Spiel und der wahrscheinlich beste Titel für Segas Saturn bekannt ist, jedoch trotzdem von fast niemandem gespielt wurde, was wohl nicht zuletzt an den sehr schlechten Verkaufszahlen von Segas vorletzter Konsole lag. So formte sich mit der Zeit eine kleine, aber treue Fanbase um den Titel, es gab in Japan eine spezielle Winter-Edition, die unter dem Namen Christmas NiGHTS erschien, und auch im ersten Teil von Sonic Adventure wurde dem einzigartigen Titel ein Levelabschnitt gewidmet. Trotz alledem weigerte sich SEGA über zehn Jahre lang, einen Nachfolger zu entwickeln. Gerüchte über einen zweiten Teil tauchten zum ersten Mal auf, als Erfinder Yuji Naka angeblich im betrunkenen Zustand einem Fan zurief, dass sich ein NiGHTS für Wii in Entwicklung befindet. Und nun heißt es ja: "Betrunkene und kleine Kinder sagen immer die Wahrheit." So verhärteten sich die Gerüchte immer mehr, bis schließlich ein portugiesisches Magazin als erstes Screenshots der Wii-Version zeigen konnte. Viele Screenshots und Videos später steht nun auch endlich das fertige Spiel, welches auf den Namen NiGHTS: Journey of Dreams hört, in den Läden.

NiGHTS - Was ist das für ein Spiel?
Nach der Erstellung eures Spielstands entscheidet ihr euch zunächst für einen von zwei Charakteren, die beide über ihre eigenen Storylines verfügen. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie beide über zu wenig Selbstvertrauen verfügen und somit eines Nachts von Alpträumen geplagt werden, in denen sie einer Stresssituation ausgesetzt sind und sich alle Menschen um sie herum in Monster verwandeln. Kurz darauf werden sie zum Dream Gate verschlagen und landen in der Traumwelt Nightopia, in denen ihnen NiGHTS, der eigentliche Hauptcharakter des Spiels, begegnet. Danach begeben sie sich auf die Suche nach den sogenannten Ideya, die in ihrer Traumwelt versteckt sind und für die Charakterzüge stehen, die ihnen fehlen: Mut, Tapferkeit und Glück. Doch neben den gutartigen Nightopians gibt es noch eine zweite Rasse in Nightopia: Die Nightmarens, die von Wizeman angeführt werden. Dieser will den beiden Kindern Helen und Will natürlich einen Strich durch die Rechnung machen und hat es außerdem auch auf NiGHTS abgesehen.
Ein typisches Level beginnt nun damit, dass NiGHTS von Reala, Wizeman's rechter Hand, in einen Käfig gesperrt wird. In Gestalt von Will oder Helen müsst ihr zunächst zu diesem Käfig gehen und mit NiGHTS "dualisieren", woraufhin ihr die Kontrolle über diesen Charakter bekommt. Danach fliegt ihr auf einer vorgegebenen, zweidimensionalen Schiene durch ein dreidimensionales Level. Letztendlich könnt ihr euch also nur nach links, rechts, oben und unten bewegen, befindet euch in Wirklichkeit jedoch auf einem Rundkurs, wobei sämtliche Bewegungen in der dritten Dimension vom Spiel automatisch vorgenommen werden.

Eure primäre Aufgabe ist es nun, einen Vogel einzuholen, der den Schlüssel zum Käfig bei sich trägt, diesen an euch zu nehmen und den Käfig aufzubrechen. Danach öffnet sich eine weitere Route durch das Level und es folgen zwei weitere Verfolgungsjagden, die nach dem gleichen Schema ablaufen.
NiGHTS merkt man seine Wurzeln dabei deutlich an: Das Original wurde von Yuji Naka entwickelt, der auch der Schöpfer von Sonic the Hedgehog ist. Demnach bietet auch NiGHTS eine sehr hohe Spielgeschwindigkeit, die dem Spieler einiges an Reflexen abverlangt, letztendlich aber auch der Grund ist, warum der Genremix so viel Spaß macht. Um den oben erwähnten Vogel einzuholen, ist der Einsatz des Drill Dash unerlässlich, der NiGHTS per Druck auf den A-Knopf einen Geschwindigkeitsschub verpasst, jedoch auch Energie verbraucht, die durch das Durchfliegen gelber Ringe wieder aufgefüllt werden kann. Außerdem sind in jedem Level blaue Kugeln verteilt, die NiGHTS theoretisch einfach so einsammeln kann - besser ist es jedoch, sie mit der der Spur aus Sternenstaub, die NiGHTS hinter sich her zieht, einzukreisen, da ihr auf diese Weise alle Kugeln innerhalb des von euch in die Luft gemalten Loopings einsammeln könnt.

Letztendlich ist es nicht sonderlich schwierig, in einem Level alle drei Käfige zu durchbrechen. Die wirkliche Herausforderung in Journey of Dreams entsteht durch das Punktesystem. Für das Durchfliegen von Ringen und das Einsammeln der Kugeln erhaltet ihr grundsätzlich lausige zehn Punkte. Schafft ihr es jedoch, zwei dieser Aktionen innerhalb einer Sekunde miteinander zu verknüpfen, könnt ihr eine Link-Serie aufbauen, durch die ihr dann bis zu 100 Punkte pro Ring oder Kugel erhalten könnt. Durch viel Geschick und Können ist es möglich, Serien aufzubauen, die in den hohen zweistelligen Bereich gehen. Lange Combos verschaffen euch außerdem einen Zeitbonus, und da ihr beim Durchbrechen des Käfigs eine nicht unerhebliche Anzahl von Bonuspunkten für alle überschüssigen Sekunden erhaltet, lohnt sich das Verlinken gleich doppelt. Da die Restzeit natürlich auch von eurer allgemeinen Geschwindigkeit beeinflusst wird, gilt es insgesamt, möglichst schnell durch die Levels zu fliegen, dabei jedoch auch möglichst genau zu sein und lange Combos zu bilden. Für Highscorejäger entwickeln sich also ganz neue Möglichlichkeiten, die weit über das hinausgehen, was zum einfachen Beenden des Spiels nötig ist.

Habt ihr alle drei Käfige durchbrochen, wartet danach noch ein Boss auf euch, für den ähnliche Bedingungen gelten: Den Kampf innerhalb des Zeitlimits für euch zu entscheiden, ist nicht sehr schwierig, sobald die Schwachstelle gefunden ist. Am Ende des Kampfes erhaltet ihr jedoch für die Restzeit einen entsprechenden Bonusmultiplikator, mit dem eure Punktzahl aus dem vorangegangenen Level multipliziert und im Idealfall verdoppelt wird. Bei den Endgegnern könnt ihr also entweder eine sehr hohe Punktzahl fast wertlos machen, aber auch nach einer eher durchschnittlichen Leistung den Stand eures Punktekontos plötzlich doch noch in die Höhe schnellen lassen. NiGHTS definiert den Slogan "easy to learn, hard to master", denn an sich ist es kein Problem, die Levels zu beenden - wollt ihr jedoch eure Punktzahlen in die Höhe schrauben, müsst ihr mit sehr viel Übung Objekte verlinken und perfekte Strategien für die Endkämpfe entwickeln.

Gesteuert werden kann NiGHTS dabei auf vier verschiedene Weisen: Mit der Pointerfunktion der Wiimote, dem Nunchuk, einem Gamecube-Pad oder dem Classic-Controller. Während die Pointer-Steuerung eher eine Spielerei ist, ist der Classic-Controller eindeutig die beste Wahl, denn dank des frei drehbaren Analogsticks lässt sich NiGHTS damit am besten kontrollieren. Mit dem Nunchuk oder einem Gamecube-Pad gestaltet sich die Steuerung anfangs tatsächlich etwas hakelig, da die achteckige Grundfläche der Analogsticks dieser Joypads die Bewegungsfreiheit etwas einschränkt. Es sind jedoch nur wenige Minuten Einspielzeit nötig, bis dieses Problem Geschichte ist und man auch mit diesen Controllern intuitiv in jede beliebige Richtung fliegen kann - sich extra für NiGHTS ein Classic-Pad zu kaufen, ist also absolut nicht notwendig.

Tolles Gameplay und Wahnsinnsatmosphäre
Letztendlich beinhaltete das Saturn-Original nicht mehr, als sieben Level, die sich alle sehr ähnlich wie das oben Beschriebene spielten. Somit war der Titel nach ein bis zwei Stunden durchgespielt und konnte nur Highscorejägern wirklich etwas für ihr Geld bieten, was für damalige Zeiten noch okay war. Zwölf Jahre später jedoch hat sich die Videospieleindustrie stark weiterentwickelt, und Top-Titel werden immer umfangreicher und aufwendiger produziert. Der Fluss der Zeit ist auch an NiGHTS nicht vorübergegangen, und das war es sicher auch, was Iizuka meinte, als er sagte, dass sich Journey of Dreams eher an Neulinge als den harten Kern der Fans des Originals richtet: Puristen könnten sich an den Neurungen nämlich stören.

Auch der Wii-Nachfolger bietet nur sieben Level, die jedoch (bis auf die letzte Stage) alle nochmal in fünf Missionen eingeteilt ist, von denen nur die erste das bekannte, klassische Gameplay bietet. Die anderen reichen von leichten Variationen des Gameplays ("Verlinke 30 Objekte") über Missionen, in denen NiGHTS seine Form ändert und beispielsweise als Boot einen Fluss hinunterrauscht, bis hin zu zwei Levels, in denen Will bzw. Helen direkt gespielt werden und die direkt aus einem 3D-Jump'n'Run kommen könnten. Alle diese Gameplay-Variationen spielen sich genauso gut wie die klassischen Passagen; vor allem die Jump'n'Run-Levels überraschen mit cleverem Leveldesign und einer ebenfalls sehr guten Steuerung. Dazu gesellen sich sehr viele Zwischensequenzen, die eine recht umfangreiche Story erzählen, die natürlich nichts Weltbewegendes ist, aber trotzdem unterhalten kann, hier und da etwas tiefsinniger wird und Interpretationsspielraum lässt. Wie gesagt könnten diese Elemente auf konservative Spieler eher abschreckend wirken, aber eigentlich stellen sie nur eine Bereicherung für das Spiel dar: Puristen können sich spätestens nach dem ersten Durchspielen voll auf die klassischen Stages konzentrieren, und auch die Storysequenzen lassen sich (entgegen der Behauptung unserer Kollegen von IGN) jederzeit überspringen. Im Gegenzug sorgen sie dafür, dass selbst das einfache Durchspielen von NiGHTS: Journey of Dreams mit jedem Charakter etwa vier Stunden dauert. Danach hat man insgesamt 32 Missionen zur Auswahl, in denen man auf die Jagd nach A-Ratings gehen kann, und die Möglichkeit, die insgesamt 60 in den Levels versteckten Teardrops zu suchen, um Bonusinhalte freizuschalten. Ebenfalls ins Spiel integriert wurde ein Zweispieler-Modus, in dem sich zwei Kontrahenten entweder im Splitscreen oder Online ein Rennen durch die klassischen Stages liefern können.



Was Journey of Dreams jedoch wirklich ausmacht, ist die unglaublich dichte Atmosphäre. Beide Handlungen beginnen mit einer Zwischensequenz, die unglaublich gut aussieht und zum grafisch besten gehört, was die Wii jemals auf heimische Fernseher gezaubert hat. Alle Storysequenzen sind mit guter, englischer Sprachausgabe unterlegt, und obwohl die Spielgrafik hier und da eine hässliche Textur zeigt, sehen die Levels in Bewegung extrem gut aus - spätestens wenn NiGHTS im ersten Level an Windmühlen vorbei- und zwischen den Zweigen eines Tannenbaums hindurchfliegt, ist der Ärger über die ein oder andere undetaillierte Grastextur wieder vergessen. Auch das Leveldesign hat es in sich: Die dynamische Kamera zeigt das Geschehen fast immer aus einer geeigneten Perspektive und zoomt auch mal hinter NiGHTS oder in die Vogelperspektive, wenn es etwa darum geht, den Hauptcharakter durch das Straßennetz von Delight City zu navigieren. In einer anderen Stage greift sich NiGHTS plötzlich die Schienen einer Holzachterbahn, um kurz darauf selbst als Achterbahnwagen die Strecke hinunterzurauschen. Das alles geschieht völlig übergangslos und ohne den Spielfluss auch nur für Sekundenbruchteile zu unterbrechen. Journey of Dreams hält das hohe Niveau über den kompletten Spielverlauf hinweg aufrecht und gipfelt im phänomenal schönen letzten Level, der Kennern des Originals durchaus bekannt vorkommen sollte. Abgerundet wird das Spielerlebnis von einem tollen Soundtrack, der sowohl zu den malerischen Levels als auch zu den surrealen Umgebungen bei den Bosskämpfen immer perfekt passt und nicht unwesentlich zur dichten Atmosphäre des Titels beiträgt. Vor allem der bereits aus dem Original bekannte Titelsong sollte hier noch ein mal besonders hervorgehoben werden - dieser kann ebenso überzeugen wie die Soundeffekte, die genau wie die Musik perfekt an die Spielsituationen angepasst sind. Paradebeispiel ist hier das Rappeln eines Weckers im seltenen Fall eines Game Overs.

Der einzige wirkliche Vorwurf, den man NiGHTS machen kann, ist, dass es für Leute, die den Titel nur ein mal durchspielen und danach ins Regal stellen wollen, etwas zu leicht und zu kurz ist. Selbst der finale Showdown mit Wizeman ist keine wirkliche Herausforderung, und nach spätestens acht Stunden hat man mit beiden Charakteren den Abspann gesehen. Eigentlich geht NiGHTS aber erst dann richtig los, wenn man nach A-Ratings greift und in den klassischen Levels immer weiter versucht, seine Fluglinien zu perfektionieren, um eine Sekunde mehr rauszuholen, oder noch ein paar weitere Objekte miteinander zu verlinken. Außerdem sollten die 60 versteckten Teardrops sowie die oben erwähnten Multiplayer-Modi nicht vergessen werden. Wer dadurch nicht motiviert wird, sollte sich NiGHTS vielleicht eher einmal ausleihen, um es an einem verregneten Wochenende durchzuspielen. Alle anderen finden jedoch genug Inhalt, der den Kaufpreis auf jeden Fall rechtfertigt. Letztendlich kann man NiGHTS auch mal zwischendurch spielen, um das tolle Leveldesign zu genießen und einfach Spaß zu haben.

Fazit:
NiGHTS: Journey of Dreams ist ein Meisterwerk, das zu großen Teilen von seiner Atmosphäre lebt, jedoch auch spielerisch überzeugen kann. Sowohl grafisch als auch akustisch gehört der Titel zum Besten, was man bisher auf Wii gesehen bzw. gehört hat, und gerade der Soundtrack fährt auch konsolenübergreifend auf Weltklasseniveau. Wer durch das Jagen von Highscores motiviert wird, kann genauso zugreifen wie Fans des ersten Teils, die sich nicht daran stören, dass der Titel oft andere Wege geht und eine recht ausführliche Story erzählt. Doch auch Leute, die ein Spiel einfach nur schnell durchspielen wollen, sollten Journey of Dreams auf jeden Fall eine Chance geben - einfach nur, um die einzigartige Atmosphäre des Spiels einmal erlebt zu haben. Die einzigen, die wirklich die Finger von diesem Titel lassen sollten, sind Leute, die großen Wert auf Realismus legen und sich nur für Ego-Shooter und Rennsimulationen begeistern können. Alle anderen können bedenkenlos zugreifen: Durch den niedrigen Schwierigkeitsgrad ist der Titel für jeden zugänglich und auch für jüngere Spieler geeignet; Core-Gamer und Fans des ersten Teils freuen sich derweil über ein forderndes Punktesystem, das wochenlang motivieren kann. Und auch wenn der etwas zu geringe Umfang eine Traumwertung verhindert, erhält NiGHTS: Journey of Dreams für seine von Anfang bis Ende grundsolide Präsentation und die wahnsinnig dichte Atmosphäre unseren WiiX-Award. Ein Pflichttitel, den sich kein WiiXer entgehen lassen sollte!

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel NiGHTS: Journey Of Dreams
Wertungen Beschreibung
9.0Grafik
Tolle Introsequenzen und malerisches, detailliertes Leveldesign. Die hohe Spielgeschwindigkeit bleibt jederzeit absolut flüssig.
10.0Sound
Phänomenaler Soundtrack, professionelle Sprachausgabe und atmosphärische Soundeffekte. Mehr kann man nicht erwarten!
9.0Steuerung
Das Classic-Pad ist erste Wahl, doch auch mit dem Nunchuk oder einem Gamecube-Controller lässt sich NiGHTS nach wenigen Minuten problemlos und intuitiv steuern.
8.5Gameplay
Für Highscore-Jäger eine Offenbarung, weniger verbissene Spieler stören sich jedoch eventuell am etwas zu geringen Umfang. Abwechslungsreich und ohne Frustmomente.
8.6Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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