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Review von Lars Peterke (mail) | 21.01.2008
Wenn man von Videospielgeschichte in den Neunzigern redet, dann spricht man von Super Mario 64 oder vielleicht von ein paar "coolen" Playstation-Spielen wie Crash Bandicoot, Spyro oder Gran Turismo. Aber Playstation-Games und den Klempner in allen Ehren – gegen eine konnte man nicht anstinken: Lara Croft, die so ziemlich erste Figur, die der Videospielwelt neben Mario ein bekanntes Gesicht gab. Schade nur, dass nach den hervorragenden ersten Titeln das Franchise Tomb Raider absackte und mit mittelmäßigen Titeln wie „Angel of Darkness“ einen Tiefpunkt markierte. Was macht man also früher oder später? Richtig, ein Remake vom ersten Teil. Tomb Raider Anniversary nennt sich der Titel nun, kommt mit einigen Wii-Features daher und ist laut Verpackung das „ultimative Action-Adventure".
Oldie but Goldie
Tomb Raider ist, beziehungsweise war, damals klasse. Der anspruchsvolle Plattformer forderte alles vom Spieler. Denn in den Ruinen alter Tempelanlagen musste jeder Sprung wohl überlegt sein, sonst landete man schneller zwischen Spießen, Giftpfeilen, Fallgruben und Co. als einem lieb ist. Dazu kamen Action-Passagen, in denen man Gebrauch von Laras Waffen sowie deren Agilität machte. Heute ist Tomb Raider langweilig. Denn die Entwickler haben es nicht geschafft, die Serie mit neuen Ideen frisch zu halten, sondern setzen lediglich eins drauf. Nur echte Hardcore-Fans fanden Gefallen an späteren Titeln, der Rest begnügte sich mit den zwei soliden Kinofilmen mit Angelina Jolie oder dem ungeheuer lustigen Softporno „Womb Raider“.
Tomb Raider Anniversary richtet sich in erster Linie an diejenigen, die Teil eins im neuen Gewand erleben wollen, beziehungsweise ihn noch nie spielten. Worum geht es also erst einmal? Lara Croft wird angeheuert, ein wertvolles Artefakt namens Scion zu finden. Insgesamt drei Teile gibt es, die – setzt man sie zusammen – in die sagenumwobene Stadt Atlantis führen. Grund genug für Miss Croft, aufzubrechen. Neben den vielen Kletter- und Geschicklichkeitspassagen gibt es zu Hauf Schalterrätsel und Widersache, vom wilden Bären oder Wolf hin zu den Schergen der Gegenpartei oder völlig deplatzierte Endgegner wie einen Tyrannosaurus Rex, den es eigentlich schon seit ein paar Jährchen nicht mehr geben dürfte. Doch sei es drum, beim „ultimativen Action-Adventure“ sind solche Spielereien Gang und gebe – irgendwie muss der Spieler ja unterhalten werden. Wer sich nicht direkt ins Hauptspiel begeben möchte, der findet fast schon traditionell den Menüpunkt „Croft Manor“ im Hauptmenü. Hier könnt hier Laras Anwesen erkunden, Geheimnisse und Items entdecken, sowie Storyschnipsel aufdecken oder eure Fähigkeiten in diversen Parcours trainieren.
Die Steuerung – Das A und O
Zu Tomb Raider generell gibt es wenig zu sagen, schließlich ist Lara Croft so bekannt, das sogar die konservativsten, medienscheusten Eltern etwas mit dem Spielnamen anfangen können. Über die Steuerung hingegen gibt es viel zu sagen, zumal es laut Hersteller viele tolle neue Wii-exklusiven Features gibt. Den Löwenanteil markieren dennoch klassische Knopf-Kommandos. Mit dem Stick am Nunchuck läuft Lara, mit dem A-Knopf wird gesprungen. Drückt ihr das Steuerkreuz nach unten, kann Lara sich ducken, ein Druck nach oben öffnet Türen und lässt euch mit Objekten, wie beispielsweise Schalter, interagieren. Mit der B-Taste wird im Wasser getaucht, ansonsten dient die Taste zum Angriff, nachdem ihr den Gegner via Z-Taste anvisiert. Hier beginnt Tomb Raider: Anniversary jedoch über das Ziel hinauszuschießen. Nach dem Anvisieren der Gegner müsst ihr Z halten um ihn weiter zu fokussieren und zudem mit der Wii-Fernbedienung als Pointer auf den Gegner zielen, um dann mit der B-Taste zu treffen. Einfach nur umständlich - wäre es doch viel einfacher gewesen, die Gegner mit einem einzigen kurzen Druck auf die Z-Taste anzuvisieren. Genauso paradox wird es bei der Kamerasteuerung. Tippt den C-Knopf an, um die Kamera hinter Lara zu zentrieren. Wollt ihr die Kamera drehen, müsst ihr die C-Taste halten und – jetzt kommt das Besondere – mit dem Pointer der Wii-Fernbedienung an den Rand des Bildschirmes zeigen, um die Kamera auszurichten. Das funktioniert zwar, ist jedoch unnötig komplex, wenn man genauso gut mit dem Stick am Nunchuk die Kamera ausrichten könnte. Die anspruchsvollen Sprungpassagen erfordern ein häufiges Ausrichten der Kamera. Muss man das dann mit dem Pointer erledigen, spielt sich Tomb Raider wie ein Wii Ego-Shooter. Keine optimale Lösung also für das „ultimative Action-Adventure“.
Es gibt jedoch auch einige Lichtblicke in der Steuerung, die das Spiel ungeheuer erfrischen. Reißt ihr das Nunchuck zur Seite, wenn ihr an einem Vorsprung hängt, kann Lara traversieren und sich schneller an den Vorsprüngen entlang hangeln. Gibt es eine Möglichkeit, einen Enterhaken zu verwenden, springt ihr einfach über den Abgrund und reißt das Nunchuck nach unten, um den Enterhaken zu werfen. Im Kampf sorgen Nunchuck-Bewegungen für Roll-Aktionen aus dem Angriffsfeld heraus oder ermöglichen Adrenalin-Moves. Seid ihr Bewegungsfaul, könnt ihr hier auch eine Lenkbewegung mit dem Stick am Nunchuck mit der A-Taste oder dem Steuerkreuz anwenden. Die Plus- und Minus-Taste geben bequemen Zugriff auf große und kleine Medipaks, die linke Steuerkreuztaste betätigt die Taschenlampe, während ihr mit der Rechten eure Waffen durchschalten. Neben den berühmten zwei Pistolen kann Lara auch Uzis oder eine Schrotflinte nutzen. Mit Taste 1 gelangt ihr schlussendlich noch in ein komfortables Ring-Inventar, das euch ebenfalls Zugriff auf Items ermöglicht. Ebenfalls positiv sind viele kleine Wii-Rätsel, die euch im Spielverlauf aufstoßen. So müssen beispielsweise an einer Stelle Schalter in bestimmter Position ausgelöst werden. An einem anderen Punkt im Levelabschnitt findet ihr dann eine verschmierte Steintafel. Mit einem Pinsel, beziehungsweise eurer Wii-Fernbedienung, säubert ihr den Stein. Danach wird die Zeichnung mit Kohlepapier und ebenfalls eurer Wii-Fernbedienung abgezeichnet und ist euch dann bei der Lösung des Schalterrätsels von Nutzen. So erlebt man also getreu der Verpackungsbeschreibung „das ultimative Action Adventure“ mit “exklusiven Wii-Features in einer neuen Dimension“.
Die Präsentation – Genauso antik, wie das Setting des Titels?
In Tomb Raider gibt es theoretisch viele Dinge die angestaubt sind. Alte Tempelruinen zum Beispiel. Die Elemente des Spiels gehören zum Glück weitestgehend nicht dazu. Während Tomb Raider auch heute noch eine gute Spielbarkeit bietet, sorgen ein paar Wii-Features in der Steuerung für Auflockerung. Schade nur, dass es so viele komplexe Manöver gibt. Wahrscheinlich würde sich Tomb Raider: Anniversary daher auf einem bis über beide Ohren mit Knöpfen bestücktem Controller sicherlich besser spielen. Allerdings hätten hier auch die Entwickler sich etwas mehr Gedanken machen können. Nachdem man nun bei der Spielbarkeit alles in allem grünes Licht geben kann, steht die Präsentation im Mittelpunkt. Denn wenn man verlassene Tempelanlagen erkundet, dann muss einfach Atmosphäre dabei sein, sonst wird das nichts mit der spaßigen Schatzjagd.
Wie wir ja alle wissen, ist Tomb Raider: Anniversary ein Multiplattformtitel, der erst mit Verspätung auf der Wii erschien. Multiplattform, das bedeutet pauschal wieder PS2-Port. Und in der Tat haben die Entwickler nicht viel an der PS2-Optik verbessert. Denn wenn man durch die Areale streift, dann denkt man ständig Dinge wie „Hmm, Lara sieht ja ganz nett aus, aber Samus Aran in Metroid Prime 3…“ oder „Die Texturen sind ganz okay, aber Lichteffekte gibt’s ja praktisch gar nicht, im Gegensatz zu Super Mario Galaxy, wo…“. Fakt ist also wie immer: Wii kann mehr. In diesem Falle: mehr Atmosphäre schaffen. Warum die Entwickler hier also nicht gearbeitet haben, das bleibt wohl ein Geheimnis, das mindestens so gut gehütet ist, wie einige Schätze im Spiel selbst. Ebenfalls gravierend: In weiträumigen Arealen kommt es immer wieder zu kleinen Framerateeinbrüchen und auch bei Kämpfen läuft nicht alles flüssig. Auf vollen 60 Frames läuft das Spiel nicht so oft, wie man es sich eigentlich wünschen würde. Dabei ist die Optik auch nicht gestochen scharf und wer genau hinsieht, der merkt schnell, dass hier und dort Blur-Filter zum Einsatz kommen. So „ultimativ“ ist hier also nichts.
Ganz passabel ist hingegen der Sound. Die Charaktere haben eine passende Synchronisation, vorne heran Laras prägnante Stimme, die inzwischen sogar schon für Navigationsgeräte lizensiert worden ist. Auch die Soundeffekte gehen in Ordnung und die Melodien sind passend – wenn es sie den gibt. Denn meist kommt das Spiel ohne Hintergrundmusik aus. Nur in den Kämpfen setzt dynamische Musik ein, allerdings wünscht man sich auch sonst ein paar mystische Klangkonstruktionen, die die Atmosphäre des Titels aufbohren.Fazit: Ja, was hätte Frau Croft denn jetzt gerne für eine Wertung zu ihrem zehnjährigen Jubiläum? Auch heute noch wissen ihre Abenteuer spielerisch zu überzeugen, sind nun mit einigen netten Wii-Features garniert, bieten auf der Kehrseite der Medaille jedoch eine nicht perfekt ausgetüftelte Steuerung, wenig Musikkulisse und vor allem eine Grafik, die für die Wii wesentlich mehr Feinschliff gebraucht hätte. Auch wenn die Spielbarkeit bei der Wertung mehr ins Gewicht fällt, als die audiovisuelle Seite, so müssen hier trotzdem jedoch einige Abzüge in Kauf genommen werden. Was bleibt ist also ein nicht so ultimatives Action-Adventure, das in erster Linie Tomb Raider-Fans anspricht, die den ersten Teil erneut erleben möchten. Alle anderen probieren bitte „Zack & Wiki: Der Schatz von Barbaros" aus und sind damit wesentlich besser versorgt. Trotzdem – das muss hier schon gesagt werden – ist Tomb Raider Anniversary eines der besseren Spieleports. Wer es also mag, der kann schon einen Blick riskieren.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel Tomb Raider Anniversary | |
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| 6.1 | Grafik PS2-Optik mit Framerateeinbrüchen ohne aufwertende Raffinessen wie beispielsweise Lichteffekten. | |
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| 7.0 | Sound Gute Synchronisation und passende Soundeffekte, nur eine üppige Musikkulisse fehlt dem Titel. | |
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| 7.1 | Steuerung Passable Steuerung mit einigen Ungereimtheiten, die besser hätten gelöst werden können. | |
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| 8.0 | Gameplay Tomb Raider kann auch heute noch überzeugen, macht durchaus Spaß und bekommt durch die Wii-Features ein wenig frischen Wind um die Ohren. | |
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| 7.3 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: Tomb Raider Anniversary
HerstellerEidos
GenreAction-Adventure
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote, Nunchuck
Spieler1
SchwierigkeitsgradMittel
Altersempfehlung
Ab 12 Jahren
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Ja
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Ja
Wifi-Connection
Nein
WiiConnect24 Support
Nein
Releaseerschienen
Preis (€)59,95
Innovationsfaktor
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