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Hot Wheels: Beat That!
Review von Andreas Held (mail) | 17.01.2008

Jeder kennt sie aus seiner Kindheit: Kleine Spielzeugautos im Streichholzschachtelformat, die einiges mitmachen mussten und wahrscheinlich für weit mehr missbraucht wurden, als die Produzenten ursprünglich angedacht hatten. Während die "Matchbox"-Autos zumindest in Deutschland wesentlich bekannter sind, gibt es auch ein Konkurrenzprodukt, das im Gegensatz zu erstgenannten keine realen, sondern Fantasiewagen nachbildet: Die Hot Wheels. Die Hot-Wheels-Lizenz wurde in den letzten Jahren mehr als fleißig versoftet und insgesamt sind zwölf Spiele rund um die Hosentaschenflitzer erschienen, davon viele nur für den PC. Hot Wheels: Beat That! ist die neueste Entwicklung in dieser Reihe und erschien auf PC, Xbox360 und Wii.

Schlag das!
Zunächst gibt sich Hot Wheels: Beat That! sehr überraschungsarm. Nach dem erstellen eures Profils wirft euch der von Eutechnyx entwickelte Titel in ein extrem karges Hauptmenü, das neben einem ebenso kargen Optionsmenü ("HUD ein/aus" sowie Audioeinstellungen...) nur einen Einzelspieler- und einen Mehrspielermodus bietet.
Habt ihr euch für ersteren entschieden, wählt ihr einen von drei Schwierigkeitsgraden (Turbo, Nitro und Inferno), danach eines von vier Gebieten (Schlafzimmer, Minigolf, Dachboden, Bowlingbahn) und zuletzt eines von dreizehn Rennen in diesem Gebiet. Das macht laut Adam Riese: Drei mal vier mal dreizehn, also insgesamt 156 Rennen, was auf den ersten Blick ein mehr als ordentlicher Umfang ist, der jedoch in seiner tatsächlichen Größe stärker gestreckt ist, als ein Pepsi-Pitcher im Pizza Hut mit Kranenberger Mineralwasser. Aber mehr dazu später.

Grundsätzlich besteht jedes der vier Gebiete noch einmal aus vier Strecken, die jedoch alle im selben Gebiet verlaufen und sich daher manche Streckenabschnitte teilen. Auf dreizehn Rennen pro Gebiet kommen die Entwickler durch drei verschiedene Renntypen, in denen ihr jeweils gegen sieben computergesteuerte Autos antretet. In Schnellrennen gewinnt derjenige, der als erster drei komplette Runden absolviert hat. In Eliminationsrennen werden keine Runden gezählt, sondern die platzierungen dadurch ermittelt, dass nach jeweils 30 Sekunden das zu diesem Zeitpunkt letztplatzierte Auto explodiert. Im Randale-Modus haben die KI-Fahrer ein ganzes Stück Vorsprung, sind dafür jedoch auch wesentlich langsamer, und ihr müsst von der Startlinie aus zu ihnen aufschließen und die Sonntagsfahrer dann mit einer gezielten Rakete zu brennenden Metallklumpen zerschießen. Habt ihr alle dieser zwölf Rennen erfolgreich beendet, geht es danach nochmal in einer abschließenden Meisterschaft über alle vier Strecken, wobei alle Teilnehmer aufgrund ihrer platzierung Punkte kassieren. Könnt ihr auch dieses Turnier für euch entscheiden, wird ein schnellerer Wagen freigeschaltet, der auf seinen Einsatz im nächsten Gebiet wartet.

Um ein bisschen Abwechslung in die ganze Sache zu bringen, stellt euch das Spiel bei jedem Rennen nochmals vor jeweils zwei Sekundärziele. Diese reichen von einfachsten Vorgaben, wie "lande nach einem Sprung auf allen vier Rädern" bis hin zu trickreichen Aufgaben, wie dem Finden einer bestimmten Abkürzung oder der Aktivierung einer bestimmten Waffe in einem bestimmten Gebiet. Die beiden Ziele könnt ihr euch während der Ladezeiten durchlesen, was an sich keine schlechte Idee ist - schlecht hingegen ist, dass dies ausschließlich während der Ladezeiten geht. Oft ist die Vorgabe, das Rennen mit einem bestimmten Wagen zu beenden, was ihr schlichtweg einfach zu spät erfahrt und dann streng genommen das Rennen beenden und vom Menü aus mit dem entsprechenden Auto neu starten müsstet. Doch auch wenn ihr während eines Rennens einfach mal vergesst, welches das zweite Ziel war, kann das nicht mehr nachgelesen werden.

Für jedes Rennen könnt ihr als Prämie jeweils bis zu fünf Flammen erhalten - eine bis drei für eine Top 3-platzierung sowie jeweils eine weitere für jedes Sekundärziel. Jetzt wird es spannend: Mit 156 Rennen und fünf Flammen pro Rennen gibt es also insgesamt 780 (in Worten: Siebenhundertachtzig) Flammen zu sammeln. Beeindruckend, nicht? Zerbröckeln tut das ganze jedoch spätestens dann, wenn man merkt, dass auf den beiden höheren Schwierigkeitsgraden die identischen Rennen gefahren werden, und sogar die exakt gleichen Sekundärziele ein weiteres Mal gestellt werden. Letztendlich spielt man also drei mal das gleiche Spiel durch, was die Motivationskurve schon einmal erheblich eindämpft. Der wirkliche Todesstoß ist jedoch ein fataler Klops, der folgendermaßen entsteht: Auch an den Zielen der Art "gewinne das Rennen mit einem bestimmten Auto" ändert sich nämlich nichts. Und während es auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad gerade noch so möglich ist, das letzte Turnier mit dem langsamsten im Spiel existierenden Wagen zu gewinnen, wird es auf Mittel oder Schwer komplett unmöglich.



Wir programmieren einen Fun-Racer. Man nehme:...
Dass Eutechnyx bei der Entwicklung von Hot Wheels nach einem klaren Rezept vorgegangen und nach dem Schema "anspruchslose Steuerung, Waffen und Stunts" einen Fun-Racer gekocht haben, wird niemand abstreiten. Das Endprodukt riecht aber gar nicht mal so übel, was vor allem an der guten Steuerung liegt. Zwar wird es nirgendwo gesagt, aber das Spiel lässt euch aus insgesamt drei Steuerungsschemata wählen. Mit waagerecht gehaltener Wiimote lenkt ihr entweder durch Neigen derselben oder mit dem Steuerkreuz; alternativ könnt ihr jedoch auch den Nunchuk anschließen und mit dem Analogstick steuern. Alle Alternativen funktionieren gleich gut und insgesamt hat der Titel eine wirklich gute, für das Genre angemessene Steuerung, die aber leider auch etwas ungenau ist. Das Driften will ebenfalls nicht so wirklich funktionieren, selbst im "Hot Wheels Drift King 24/Seven" nicht, weshalb man in ganz scharfen Kurven lieber auf die Bremse zurückgreifen sollte.

Waffen und Stunts sind dabei recht lose miteinander verknüpft. Insgesamt gibt es für euch drei Möglichkeiten, an Punkte zu kommen: Die erwähnten Drifts, Drafts (Windschattenfahrten) und Sprünge. Habt ihr genug davon angehäuft, könnt ihr eine der vorher eingesammelten Waffen überladen, wodurch sich ihre Schusskraft erhöht. Natürlich könnt ihr aber auch so einfach durch die roten Ringe fahren und eure Gegner mit Raketen, Minen und Elektroschocks beharken. Blaue Ringe statten euch dabei sofort mit einer überladenen Waffe aus, während euch grüne einen Geschwindigkeitsschub verschaffen.

Da das Spiel recht offensichtlich an jüngere Spieler gerichtet ist, verhält sich die KI entsprechend. In Führung liegende Gegner werden deutlich langsamer, und auch auf den höheren Schwierigkeitsgraden können erfahrene Spieler ohne Probleme eine halbe Runde Vorsprung herausfahren. Für das Zielpublikum ist dieser Schwierigkeitsgrad natürlich absolut passend gewählt. Eine weitere Qualität, die man Hot Wheels ernsthaft anerkennen muss, ist das sehr gute Streckendesign. Eine Strecke im Schlafzimmer schickt euch zunächst auf das Bett, wo mit Büchern und der Bettdecke ein Tunnel gebaut wurde, danach durch ein Loch im Boden unter die Dielen, wo ihr auf Stahlträgern balancieren und Wasserleitungen ausweichen müsst. Auf dem Minigolfplatz bekommt ihr es mit beweglichen Hindernissen zu tun und fahrt eine Serpentine entlang nach oben und durch den Mund eines Dinosauriers, um auf der anderen Seite seinen Rücken hinunterzufahren und danach mit einem Riesensprung von seiner Schwanzspitze abzuheben. Das Streckendesign ist nicht nur gut, sondern auch abwechslungsreich, und zumindest anfangs kann das Erkunden der Gebiete durchaus Spaß machen.

Es ist kein PS2-Port, aber...
Dass Hot Wheels: Beat That! nicht mehr für die Playstation 2 erscheint, heißt natürlich nicht, dass wir hier die neue Grafikreferenz spendiert bekommen. Auf den ersten Blick sieht das Spiel tatsächlich nicht schlecht aus: Auf den Strecken tummeln sich unzählige Objekte, es gibt keinerlei Grafikfehler wie Nebel oder Popups, und auch die Framerate ist zu jeder Zeit stabil. Trotzdem wirkt das Ganze bei näherem Hinsehen unglaublich häßlich, da alle Objekte unglaublich unscharf und verwaschen sind und man in vielen Fällen nicht mal erkennen kann, was eine Sache überhaupt darstellen soll. Dazu gesellen dann doch noch einige Grafikfehler wie starkes Flimmern und Clippingfehler sowie Bugs, durch die euer Auto auch mal komplett in einem Objekt hängen bleiben kann und das Rennen über das Pausenmenü beendet werden muss.

Während die Grafik aber noch gerade so als akzeptabel durchgeht, kann das gleiche über die Musik leider nicht gesagt werden. Jedes Rennen quält eure Ohren mit unterirdischer Rockmusik, in der das gleiche, völlig überdrehte Gitarrenriff im Sekundentakt wiederholt wird. Im Dachboden wird dann noch einer draufgesetzt, das Spiel begeht einen völligen Stilbruch und quält eure Ohren mit Techno, der noch schlechter zu sein scheint. Die Soundeffeke sind vergleichweise okay, aber bei Weitem nichts besonderes.

Fazit:
Hot Wheels: Beast That! hat überraschend viele Qualitäten, doch traurigerweise muss fast jede von denen mit einem Aber eingeschränkt werden: Der Umfang ist zahlenmäßig beeindruckend, aber es wiederholt sich sehr viel und letztendlich spielt man drei mal das selbe Spiel durch. Die Steuerung funktioniert sehr gut, ist aber auch etwas schwammig und ungenau. Das Streckendesign kann voll überzeugen, aber die häßliche Grafik macht vieles zunichte und es gibt nur vier Gebiete, auf denen sich alle Strecken tummeln müssen. Die einzige Ausnahme ist der Soundtrack, der einfach nur grottenschlecht und durch nichts zu entschuldigen ist. Trotzdem: Jüngeren Zockern im Alter von unter zehn Jahren kann man sogar eine ernsthafte Kaufempfehlung aussprechen, vor allem zum etwas niedrigeren Preis von circa 40 Euro, da dieser ohnehin deutlich angemessener ist und der Titel durch Steuerung und Schwierigkeitsgrad auch eindeutig auf diese Gruppe abzielt. Ältere Semester sollten jedoch auf keinen Fall auch nur einen Blick riskieren, sondern zu besseren Alternativen wie Excite Truck greifen.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Hot Wheels: Beat That!
Wertungen Beschreibung
5.5Grafik
Viele Objekte, die jedoch allesamt sehr unscharf und verwaschen sind. Flimmern und Clipping-Fehler.
3.0Sound
Die Soundeffekte sind okay, aber die Musik? Entsetzlich!
6.5Steuerung
Anspruchlos und für das Genre okay, aber zeitweise auch zu ungenau.
6.0Gameplay
Riesiger Umfang, der jedoch nur durch sehr, sehr starkes In-Die-Länge-Ziehen entsteht. Kaum Abwechslung.
5.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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