Preview von Tim Herrmann () | 23.06.2007
Klassische Adventures im Stile von Monkey Island und Co. sind in der bunten Spielelandschaft mittlerweile sehr rar geworden. Einzig auf dem Nintendo DS behaupten sich nun (wieder) einige tapfere Entwickler wie Cing und bringen mit Spielen à la Another Code oder Hotel Dusk ein paar Ableger des totgeglaubten Genres auf den Doppelschirmer. Mit Erfolg – Der Nintendo DS und seine Features schreien geradezu nach kniffligen Rätseln, die nur auf Nintendos Handheld geboten werden können. Bekanntlich fügt Wii dem ganzen Bewegungskonzept mit der Wii-Remote noch eine Dimension hinzu, schließlich kann der fernbedienungsartige Controller auch Bewegungen im Raum erkennen und ins Spielgeschehen umsetzen. Aus eben jenem Grunde fragen sich wahrscheinlich auch einige zurecht, warum nicht schon längst einigen findigen und kreativen Köpfen bei einflussreichen Spieleschmieden die Idee dazu gekommen ist, diese Features auch endlich einmal richtig auszunutzen… Was man bisher auf Nintendos Konsole gesehen hat, war teilweise gar nicht so innovativ, wie es eigentlich hätte sein sollen und auch hätte sein können. Wilde Bewegungen, die nicht selten in noch wilderes Herumgefuchtele ausarteten, dienten oftmals lediglich als Ersatz für Knöpfe.
Neben der Hoffnung, dass die Entwickler auf die Idee kommen könnten, dass Wii kein aufgemotzter Nintendo 64 ist, besteht mittlerweile auch die sogar noch stärkere Erwartung, dass endlich die Wii-Features intelligent genutzt werden. Denn nun rollt langsam die zweite Generation an Wii-Spielen heran. Einer dieser Titel ist Zack & Wiki – Quest for Barbaros’ Treasure von Capcom. In unserem Preview zu dem Spiel, das die Adventures auf Heimkonsolen revitalisieren will, wollen wir klären, ob es den oben genannten Ansprüchen gerecht werden könnte, und was der Titel alles bieten wird, wenn er im Herbst in unseren Landen erscheint.
Auf dem Capcom Gamer’s Day im April dieses Jahres hatte der Titel seine große Enthüllung. Zwar war er schon ein paar Wochen vorher angekündigt worden und prangerte einige Male dick und unübersehbar in japanischen Magazinen; richtige Szenen aus dem Gameplay gab es aber erst auf besagtem Event zu sehen. Und was man sehen konnte, entfachte bei einigen Spielern einen großen Funken Hoffnung, dass in Zukunft alles besser auf Wii werden würde. Interaktivität ist das Zauberwort, das Treasure Island Z, wie das Abenteuer damals noch benannt war, einen ganz besonderen Charme verleiht. Schon in der Eröffnungssequenz galt es, sich durch Schütteln des weißen Controllers aus wildem Geäst eines Baumes zu befreien. Eine kurze Erkundungstour auf einem kleinen Stück tropischem Land brachte dann die Erkenntnis, dass es nötig war, den Baum zu Fall zu bringen. Kurzerhand wurde sich ein plötzlich auftauchender, überdimensionierter Tausendfüßler mit spitzen Stacheln an den Seiten geschnappt und der Baum mit Sägebewegungen der Wii-Fernbedienung auf den Boden der Tatsachen gebracht. Die Erkundungstour über die geheimnisvolle Insel ging weiter und immer wieder stellten sich dem jungen Piraten Zack und seinem komischen, gelben Magieaffen namens Wiki, den Titelgebern des Spiels, neue Rätsel in den Weg.

Auszeichnen soll sich das Spiel natürlich durch die Wii-Remote. Um die 80 Möglichkeiten, den Controller zu halten, zu legen, zu neigen, zu stoßen, zu rollen, zu werfen, zu schütteln oder auf zig andere Weisen zu benutzen, sollen in die Vollversion des Titels integriert werden. Dabei ist aber fast nie bekannt, welche Variante denn nun die richtige zum Lösen der momentan anstehenden Kopfnuss ist. Das fordert den Spieler dazu auf, sich möglichst realitätsnahe Gedanken zu machen. „Würde ich diesen Baumstamm auch im wirklichen Leben umwerfen, indem ich die Hände in die Luft hebe? Oder würde ich sie vielleicht doch besser gegen ihn drücken?“ – Fragen, die wohl alltäglich im Spielverlauf werden. Gefahr besteht jedoch, dass bei 80 verschiedenen Varianten Missinterpretationen der Bewegungen an der Tagesordnung stehen könnten und man manchmal auch mit Handgriffen, die von den Entwicklern so ursprünglich nicht gewollt waren, zum Ziel kommt. Solange trotzdem alles klappt, sollte das aber wohl nicht das Hauptproblem von Zack & Wiki darstellen.
Viel eher sollte das eventuell beim Schwierigkeitsgrad liegen. Zwei Stunden dauern einige Kopfnüsse laut den Entwicklern und auch Personen, die den Titel schon einmal ausprobieren durften, haben immer wieder die Fenster öffnen müssen in Anbetracht ihrer heftig rauchenden Köpfe. Verstärkt wird das Ganze wohl noch dadurch, dass jeder kleine Fehler dazu führen wird, dass der gesamte angefangene Abschnitt noch einmal wiederholt werden muss. Wenn man sich nun vorstellt, dass man seit anderthalb Stunden an irgendeiner verflixten Zahnradkonstruktion sitzt und einem die Lösung einfach nicht einfallen will, man aber schon mehrere kleine Schritte in Richtung Fortschritt gemacht hat und dann plötzlich irgendetwas dazu führt, dass man ganz von vorne anfangen muss – dann werden oftmals nicht einmal die neueren Versionen der vieldiskutierten Handgelenksschlaufe die Fernseher retten können.
Deshalb bleibt zu hoffen, dass verschiedene Schwierigkeitsgrade integriert werden, damit der Frustfaktor möglichst gering gehalten werden kann. Zwar ist es natürlich wünschenswert, dass man nicht in einem Rutsch und an zwei Nachmittagen durch das teuer erworbene Spiel rauscht und plötzlich die Credits sieht, sondern auch die frisch von Dr. Kawashima trainierten Zellen einmal etwas gefordert werden. Wenn man aber stunden- oder sogar tagelang vor einem einzigen Rätsel, das einen noch in den Träumen verfolgt, sitzt und einfach nicht weiterkommt, wird das dem Spielspaß erfahrungsgemäß nicht unbedingt zugute kommen. An dieser Stelle sei übrigens auch noch ein weiteres Feature erwähnt: Zu Beginn eines jeden Rätsels kann man sich nämlich sagen lassen, wie viel Prozent der Entwickler das Rätsel ohne Hilfe schaffen konnten und sich somit schon vorab ein Bild des Schwierigkeitsgrades machen. Entweder das entmutigt einen gleich oder es stachelt an und weckt Mengen an Ehrgeiz.
Die Handlung des Spiels wird eigentlich zur Hälfte schon im langen Namen „Zack & Wiki – Quest for Barbaros’ Treasure“ verraten. Barabaros stellt bei dem Point & Click Adventure einen großen Piraten dar, dem der Hauptcharakter Zack, ein sehr junges Mitglied einer Freibeuterbande, eines Tages zufällig begegnet. Barbaros hat ein „kleines“ Problem - er besteht nur noch aus seinem Knochenschädel. Der mysteriöse, zwielichtige Pirat verspricht Zack, ihn zu dem geheimnisvollen „Treasure Island“ zu führen, wo sich sein sagenumwobener Schatz befinden soll, von dessen Entdeckung ein jeder Pirat träumt. Vorher jedoch liegt es aber an Zack und seinem gelben Haus“tier“ (?) Wiki, den Fluch um Barabros zu brechen und ihm zu seinen restlichen Gliedmaßen zu verhelfen. Dazu müssen etliche exotische und einfallsreiche Schauplätze aufgesucht werden, jeder merkwürdiger als der andere – gruselige Geisterhäuser, alte Ruinen oder tropische Regenwälder. Das ganze Spiel ist in einem farbenfrohen und bunten Cel-Shading-Stil gehalten, der ab und zu an Zelda – The Wind Waker erinnert. Laut Entwickleraussagen will man die Hardware von Wii so viel wie möglich fordern. Selbst wenn man es nicht tut oder nicht schaffen sollte – allein der Stil des Spiels macht schon einen sehr atmosphärischen und stimmigen Eindruck, der zum Setting des Titels wie angegossen passt.
Fazit:
Zack & Wiki ist ein Spiel, welches mich persönlich hoffen lässt. Darauf hoffen, dass die Wii-Remote endlich einmal in einem wirklich innovativen Maße ausgenutzt wird und dass dadurch ein neues Spielgefühl entsteht, wie Nintendo es ja so oft für Wii anzupreisen versucht hat. Probleme könnte das Spiel allerdings durch seinen Schwierigkeitsgrad bekommen, der schlichtweg einfach zu hoch sein könnte und dadurch zum ungeliebten Frustfaktor führen könnte. Weiterhin bleibt abzuwarten, ob das Spiel es schaffen kann, mehr als nur eine Aneinanderreihung von Rätseln zu werden und auch eine ansprechende Geschichte erzählt und ob das Gesamtkonzept tatsächlich so aufgeht, wie die Entwickler es sich vorstellen. Aber wenn sogar die Redakteure von IGN einer Aktion Leben einhauchen, die jeden Wii-Spieler dazu auffordert, sich ein Exemplar des viel versprechenden Titels zu sichern, damit Capcoms Engagement rund um die neuen Features von Wii nicht umsonst bleibt, darf man eigentlich mit einem guten bis sehr guten Titel rechnen. Wir sind gespannt!
Von Tim Herrmann
WiiX Wertung |
Prognose Sehr gut! |
|