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Hands-On: Raving Rabbids - Die verrückte Zeitreise
Preview von Tim Herrmann () | 29.08.2010

Kein Franchise ist in den letzten Jahren stärker und schneller gewachsen als Ubisofts Raving Rabbids. 2006 gab es sie das erste Mal in einer originellen Minispielsammlung, 2007 in einem exklusiven, aber nur schnell zusammengeschusterten Nachfolger, 2008 in einer dritten Minispielsammlung mit anderer Thematik und 2009 in einem ersten echten Spiel mit durchgängigem Gameplay-Konzept und rotem Faden. Letzteres, Rabbids Go Home, stellt bis jetzt den Serienhöhepunkt dar, doch anstatt auf diesem Niveau fortzufahren, bekommen wir von Ubisoft in diesem Jahr eine vierte Minispielsammlung aufgetischt, Raving Rabbids Travel in Time oder „Die verrückte Zeitreise“. Auf der gamescom war der Titel erstmals spielbar.

Lediglich drei Minispiele stellte Ubisoft auf dem Showfloor vor - obwohl der Titel bereits im traditionellen Hasenmonat November erscheinen soll. Das ist schon einmal kein besonders gutes Zeichen, denn eine Verschiebung zur Erweiterung der Spielinhalte ist fast unmöglich, schließlich hat alleine der Erscheinungstermin (bei allen Rabbids-Spielen war es bisher die zweite Woche im November) anscheinend Symbolwert für Ubisoft. Man wird das Spiel also wohl wie angekündigt am 11. November 2010 auf den Markt werfen – fertig oder nicht. Dass man da kaum Skrupel hat, hat man beim zweiten Teil gesehen, der spielerisch eigentlich inakzeptabel einfallslos war und an einigen Stellen schlicht und einfach noch in der Entwicklung steckte.
 


Das bisher veröffentlichte Infomaterial, so viel sei im Voraus gesagt, lässt ebenfalls Zweifel aufkommen, dass es die Rabbids wieder nach ganz oben schaffen. Nur 25 Minispiele soll es geben – unterteilt in fünf Kategorien. Also fünf Mal fünf Variationen derselben Idee. Das hört sich nicht nur nach wenig an, sondern würde auch den Trend der Minispielsammlungen unterstreichen, der nur von Rabbids Go Home im letzten Jahr gestoppt wurde. Während es in Teil 1 noch über 80 Minispiele gab, waren es im zweiten nur noch 60, im dritten 40. Jetzt werden es 25? Mal schauen…

Zeitreisenwitz
In "Raving Rabbids – Die verrückte Zeitreise" fällt den Killerkarnickeln eine zeitreisende Waschmaschine in die pelzigen Pfoten, mit der sie sich gleich auf einen Schleudergang durch Raum und Zeit aufmachen. Dabei führt es sie sowohl in die jüngere Vergangenheit wie zum Börsencrash 1929 als auch in ewig ferne Epochen wie z.B. in die Steinzeit. Auch die Renaissance, das alte Rom und die Zeiten vom Sagenkönig Artus spielen eine Rolle. Die Rabbids haben nichts anderes zu tun, als mit der Geschichte Schindluder zu treiben und sie in irgendeiner Form zu verändern.

Dazu spielen diesmal Zwischensequenzen eine wichtigere Rolle. In einer Einführungssequenz in der jeweiligen Epoche sieht der Spieler noch den üblichen Slapstick mit den Häschen, später bekommt er aktiv die Möglichkeit, die Geschichte zu beeinflussen. Die Zwischensequenzen sahen sehr schick gestaltet aus, versprühen aber nicht mehr die Funken, wie man sie noch zu Zeiten von Rayman Raving Rabbids kannte. Der Hasenhumor verliert langsam an Fahrt, wo man früher noch über naiv-stupide Häschen gekichert hatte, entlocken sie einem heute noch ein leichtes Schmunzeln. Ob das an der Qualität des Humors oder an der Abstumpfung des Empfängers liegt - schwer zu beurteilen.

In jedem Falle muss man festhalten, dass der Humor aus Teil 1 noch aus der reinen Betrachtung der bekloppten Häschen und der vielen Fehlschläge beim z.B. Kühemelken resultierte. Damals waren sie noch lediglich ein Gegner für Rayman, den man lächerlich machen wollte. Seitdem sie ein eigenständiges Subjekt sind, ohne Rayman auskommen und selbst für Gags sorgen müssen, verlieren sie sich meist nur in heillosem Chaos und liefern mit ein wenig Slapstick allerhand Allerweltshumor.
 


Fliegen, Schießen und Stolpern
Die drei Minispiele in Raving Rabbids 5 waren der Rede kaum wert, denn vom Umfang her hatten sie nicht viel zu bieten, und das, was man sah, war nichts Neues. In dem Börsencrashspiel von 1929 hingen zwei Häschen aneinander und mussten Aktienkurse beeinflussen – das Witzigste hieran war tatsächlich, dass die Hasen mit Klopapier aneinander hingen und die Laufrichtungen aufeinander abstimmen mussten, um sich nicht gegenseitig zu behindern. Geschickt gemacht war hier auch der Splitscreen, der sich bei Multiplayer-Partien dynamisch anpasste. In einem anderen Minispiel flogen die Häschen mit den Flugmaschinen Leonardo Da Vincis durch die Gegend und sammelten Geschenke und Luftballons. Gesteuert wurde über Neigungen der Wiimote und des Nunchuks.

Im letzten Minispiel ging es ums Schießen, ein traditioneller Bestandteil jeder Rabbids-Minispielreihe. Diesmal stand der Spieler in der Mitte einer Arena und durfte auf anstürmende Angriffswellen der Hasen mit Klopümpeln (natürlich!) feuern. Zwischendurch gab es Extrapunkte, wenn man ein fliegendes Huhn traf, das man dann mithilfe von Pfeilbuttons möglichst durch die Arena verfolgen sollte, ohne die anstürmenden Angreifer zu nahe kommen zu lassen. Leider wirkte dieses Spielchen wieder wie eine Rückentwicklung. Wo man früher noch verschiedene Levels durchstreifen und dort Rabbids finden konnte, gibt es heute nur noch eine statische Arena.
 


Die grafische Qualität der Spielchen ist ganz ordentlich, "Raving Rabbids – Die verrückte Zeitreise" präsentiert sich in einem sauberen Comic-Look, der die fast schon realistischen Ansätze von Rayman Raving Rabbids 1 und 2 mit dem Comic-Look von Rabbids Go Home paart und damit optisch ansprechend wirkt.

Extra-Features und Neuzugänge
"Raving Rabbids – Die verrückte Zeitreise" wird auch diesmal wieder einige Innovationen mit sich bringen. In einigen wenigen Minispielen soll Wii MotionPlus unterstützt werden, der Multiplayer-Modus funktioniert jetzt auch wirklich online (es gibt also nicht nur Online-Statistiken, sondern auch echte Online-Matches), und Geschenke und Errungenschaften kann man über Facebook veröffentlichen. Allerdings gilt auch hier wieder: Die reine Unterstützung der Features ist für sich noch kein Mehrwert, Ubisoft muss all das sinnvoll einbinden und aufpassen, dass es letztlich nicht so endet wie beim Balance Board, das nur in einem oder vielleicht zwei Minispielen in "Rayman Raving Rabbids – TV Party" gut funktionierte.

Fazit:
"Raving Rabbids – Die verrückte Zeitreise" ist trotz des nahenden Releases ein Spiel mit vielen Unbekannten. Fan-Hoffnungen auf ein echtes Rabbids-Abenteuer, das das Potential des Franchises entfesselt, mussten ja mit der Ankündigung der vierten Minispielsammlung begraben werden. Doch im Moment ist es nicht einmal ein Selbstläufer, dass die verrückte Zeitreise die eigenen Minispielvorgänger überhaupt in den Schatten stellen kann: Die Anzahl der Spielchen erscheint gering, das Konzept bietet dafür die Möglichkeit für einige Lacher. Dennoch: Das Gameplay besteht nur aus Flug-, Balance- oder Schieß-Minispielen, die bis jetzt wenig einfallsreich wirken und sich aller Wahrscheinlichkeit nach nur auf Partys richtig entfalten können. Eine solche Minispielsammlung abwechslungsreich zu gestalten, sodass ein richtig gutes Spiel dabei herauskommt, ist eine große Kunst. Wir bleiben erst einmal optimistisch - auch wenn es schade ist, dass Ubisoft mit diesem Titel offenbar wieder zwei Schritte zurück geht, nachdem man mit Rabbids Go Home gezeigt hat, was möglich ist.

Von Tim Herrmann
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