Preview von Andreas Held (mail) | 22.09.2008
Viele Franchises sind in der Videospielewelt eher kurzlebig, falls der Erfolg ausbleiben sollte. Wenn sich ein Titel nicht gut verkauft, erscheint meistens überhaupt kein Nachfolger mehr und die Entwickler konzentrieren sich lieber auf erfolgreichere Marken. SEGA scheint aber dennoch nicht wahr haben zu wollen, dass Sonic the Hedgehog sich zumindest auf stationären Konsolen langsam aber sicher totläuft, sofern sich nichts ändert beziehungsweise man an die Qualität der älteren Sonic-Generation herankommt. Den letzten Wii-Ableger einmal ausgenommen, waren sowohl Sonic Heroes als auch Shadow the Hedgehog in nahezu allen Bereichen Flops; der Existenz des abartig schlechten 3D-Sonics für Xbox 360 und PS3 sind sich die meisten gar nicht mehr bewusst. Trotzdem gibt sich das Sonic Team erneut an die Franchise, in der Hoffnung, es diesmal richtig zu machen. Geprahlt wird dabei ohne Zurückhaltung - man spricht von einem Titel, der an die Klasse von Sonic Adventure heranreicht und schon seit Jahren in Entwicklung ist.
Die Story ist dabei natürlich wieder nur nebensächlich und für Sonic-Kenner nicht sehr originell: Dr. Eggman stiehlt die Energie der Chaos Emeralds und speist damit eine Kanone, die die Spielwelt in sieben Teile zerspringen lässt. Sonic wird ebenfalls direkt von den Effekten beeinflusst und verwandelt sich seitdem bei Nacht in eine Form, die von den Entwicklern offiziell "Werehog" genannt wird. Das Gameplay wird dabei grob zur Hälfte, jedoch mit leichtem Fokus auf die unveränderte Gestalt Sonics, zwischen den beiden Formen geteilt.
Bei Tag, wenn Sonic so unterwegs ist wie Gott (oder eher das Entwicklerteam...) ihn schuf, setzt das Gameplay dabei mehr denn je auf Geschwindigkeit. Das geht sogar so weit, dass eine eigene Grafikengine programmiert werden musste, die in der Lage ist, die Levels in der erforderlichen Geschwindigkeit zu streamen, damit der Spielfluss nicht durch Nachlader während der langen Levels unterbrochen wird. Die Areale sind dabei meist keine offenen 3D-Welten, sondern wechseln dynamisch zwischen 2,5D-Abschnitten und Passagen, in denen die Kamera in die aus Sonic and the Secret Rings bewährte Verfolgerperspektive zoomt. All das lässt zumindest die klare Absicht erkennen, das Gameplay dahingehend zu optimieren, dass der Spieler möglichst ungebremst durch die Levels heizen kann.
Bei Nacht verwandelt sich der Igel dann in seine Wolfsgestalt, durch die das Gameplay eine ebenso starke Änderung erfährt. Hier wird Sonic deutlich langsamer und bewegt sich durch traditionellere 3D-Welten, in denen er mit elastischen Armen viele Gegner mit möglichst großen Kombos verprügelt, kleine Rätseleinlagen löst und allerlei Klettereinlagen bewältigt. Das Gameplay orientiert sich hier also eher in die Richtung von Assassin's Creed oder Prince of Persia (mit mehr Gegnern) und hat, wenn man einigen Aussagen der Entwickler glauben schenken darf, tatsächlich die Aufgabe, Sonic Unleashed massentauglicher zu machen und auch Spieler anzusprechen, die bisher nicht an der Franchise interessiert waren.
Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Das Vertrauen der Spieler, und auch das der Fans der Serie, muss das Sonic Team definitiv zurückgewinnen und deshalb fällt es nicht ganz so leicht, den PR-Aussagen von Sega glauben zu schenken, wie das bei einem neuen Zelda der Fall wäre. Tatsächlich konnten wir eine Vorabversion des Spiels auf der Games Convention kurz antesten und es offenbarten sich eine Reihe allzu bekannter Probleme: Die Steuerung und die Kollisionsabfrage sind immer noch zu ungenau, als das man wirklich so ungestört durch die Levels heizen könnte, wie die Entwickler das propagieren.

Weiterhin bleibt abzuwarten, mit welchen Extras das Spiel auf lange Sicht interessant bleiben soll - alle Fragen nach Multiplayer- oder Online-Modi oder freischaltbaren Extras, wie zum Beispiel alternativen Charakteren, mussten bisher verneint werden.
Fazit: Wenn Sonic Unleashed die Versprechen der Entwickler halten kann, dann könnte hier wirklich ein Spiel in den Startlöchern stehen, das die Sonic-Franchise wieder zu dem macht, was sie einmal war. Zumindest die Trailer machen ordentlich Lust auf mehr: Das Spiel ist in der Tat verflucht schnell und das Leveldesign erinnert sehr an glorreiche Mega-Drive-Zeiten. Auch technisch sieht die Wii-Version deutlich besser aus als das, was wir von manch anderem Studio gewohnt sind. Zumindest die Entwickler scheinen von ihrem Spiel also verdammt überzeugt zu sein - ob wir das auch sein werden, muss sich zeigen, wenn die fertige Version in den Läden steht.
Von Andreas Held
WiiX Wertung |
Prognose Gut |
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