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Hands-On: Animal Crossing - City Folk
Preview von Tim Herrmann (mail) | 29.07.2008

Eine neue Konsolengeneration, ein neues Animal Crossing-Spiel. Schon seit dem Nintendo 64 können die Spieler (in Japan) mit ihrer virtuellen Spielfigur ein etwas irreales, dafür aber umso sorgenfreieres Leben in einem beschaulichen Dörflein voller Tiere fristen. Die Serie wurde später auch für den GameCube umgesetzt, trudelte mit einiger Verspätung in Europa ein und der letzte Teil mit dem Titel Wild World fand auf dem Nintendo DS statt. Hier wurde das Franchise ordentlich vorangetrieben: eine neue Grafik-Engine und vor allem die dringend nötigen und bereichernden Online-Features brachten, wenn auch nicht ganz perfekt, endliche eine Motivation dafür, sein Dorf so schick wie möglich zu halten.

Auf dem E3 Media & Business Summit 2008 in Los Angeles kündigte Nintendo den bereits vierten Teil der Serie an. Animal Crossing: City Folk wird noch in diesem Jahr weltweit erscheinen und wieder einiges Neues bieten. Was diese Neuerungen sind, wie sich das Ganze spielt und ob Animal-Crossing-Veteranen den Nachfolger unbedingt brauchen, das lest ihr nun in unserem Anspielbericht. Auf Nintendos Post-E3-Event am 28. Juli 2008 in Hamburg hatten wir nämlich Gelegenheit, einen weiteren Kurztrip in das beschauliche Tierdorf zu unternehmen.

Vom Angeln, Bäumeschütteln, Löchergraben und anderen alten Bekannten
Am Grundkonzept von Animal Crossing (das übrigens in Japan eigentlich so viel wie Tierwald heißt) wird natürlich auch im Wii-Ableger mit dem (noch vorläufigen) Untertitel City Folk nicht geruckelt: Ihr schlüpft in den knubbeligen Körper euer dreiecksnasigen Spielfigur, verdient euch Sternis und pflegt soziale Kontakte mit euren Mitbewohnern im Dorf. Dabei werdet ihr zunächst in die Grundlagen eingewiesen und seid dann mehr oder weniger frei und könnt machen, was ihr wollt – vorausgesetzt, ihr habt die richtigen Items parat. Mit der Angel geht es beispielsweise an den Fluss, um Fische zu angeln, oder ans Meer, um die richtig dicken Brummer zu erwischen. Auch ansonsten sind noch alle alten Features und Freizeitbeschäftigungen vorhanden: Vom Käferfangen übers Bäumeschütteln hin zum Steineklopfen und Fossilausgraben.

Der Grafikstil von Animal Crossing – City Folk präsentiert sich ganz im Stile vom DS-Vorgänger, Wild World. So fühlt es sich wieder so an, als befinde man sich permanent auf einem kleinen Planeten, an dessen Horizont neue Gebäude oder Gegenstände erscheinen oder verschwinden. Das hat auf dem Nintendo DS schon wunderbar geklappt und klappt auch diesmal wieder super – warum also die beste Kuh entfernen, wenn sie noch Milch gibt?
An der Optik selbst – abgesehen von der Präsentationsweise – gibt es wenig Überraschungen. City Folk ist etwas schärfer und detaillierter als der GameCube-Ableger, aber mit Sicherheit keine Augenweide. Während die Häuser, Bodentexturen und Spielcharaktere allesamt aus insgesamt mehr Pixeln bestehen und dadurch wesentlich schärfer daherkommen, sind einige Objektmodelle noch ziemlich grob anzusehen und setzen sicherlich keine Maßstäbe. Wer von N64-Optik spricht, hat natürlich keine Ahnung - aber man könnte sagen, dass der Unterschied zwischen Wild World und City Folk in etwa vergleichbar mit dem zwischen Mario Kart DS und Mario Kart Wii ist.

Das City Folk
Was ja viel interessanter ist als die ganzen alten Kamellen von wegen Fische angeln und Schmetterlinge fangen, ist die Frage nach den Neuerungen. Und die größte befindet sich schon gleich im Titel: City Folk heißt das Spiel und bietet dementsprechend erstmals auch eine Stadt. So ist zum einen wie gewohnt das ländliche und beschauliche Dörfchen mit ca. 11 Häusern, dem Geschäft, dem Schneider, dem Museum und dem Rathaus vorhanden und zum anderen gibt es eine Bushaltestelle. Stellt man sich hierhin und fordert das Transportmittel an, fährt das quietschgelbe Mobil vor, lädt euch ein und kutschiert euch in die „große“ Stadt. Während der Fahrt kommt ihr auch in den Genuss eines Plausches mit dem altbekannten Chauffeur-Vogel, der euch zu Beginn auch in der Stadt ablädt und der erst einmal lang und ausführlich seine halbe Lebensgeschichte erzählt. Wir können uns vorstellen, dass diese ewigen Gespräche auf jeder Fahrt mit der Zeit langwierig und nervtötend werden könnten, denn zwischen Stadt und Dorf werdet ihr ziemlich oft pendeln und ob man dann Lust hat, sich jedes Mal wieder dieselben Allüren anzuhören?

Die Metropole neben eurem Dorf ist eine feste Größe bei allen Exemplaren des neuen Animal Crossings. Während die normalen Dörfer immer noch per Zufall generiert werden, hat in der Stadt alles seinen Platz: Da gibt es einen Wahrsager, ein Kino, das Auktionshaus und Luxusläden für sündhaft teure Möbel (ein Schrank sollte uns hier einen fünfstelligen Sterni-Betrag kosten, obwohl wir gerade ganz stolz auf unsere durch Schmetterlingsfang verdienten 3.000 Währungseinheiten waren).

Ein paar Extra-Worte verdient hierbei vor allem das Kino. Denn hier kann sich der Spieler indirekt tatsächlich Emotionen kaufen. Am Empfang des Lichtspielhauses darf man sich entscheiden, was für einen Film man sehen möchte: einen traurigen, einen gruseligen, einen witzigen oder einen intellektuell ansprechenden Streifen. Nach der Vorstellung, der ihr natürlich beiwohnt und in der es selbstredend wieder einiges an Text (aber keine animierten Zwischensequenzen) gibt, seid ihr ein Stück emotionaler. In der Leiste am oberen Rand des Bildschirms tauchen dann verschiedene Symbole auf, die euch beim Aufrufen eine Emotion ins Gesicht treiben, wenn die Nachbarn sich mit der Spielfigur unterhalten wollen. Dadurch können auch neue Reaktionen hervorgerufen werden. Das Feature gab es auch schon im DS-Ableger, war dabei allerdings etwas schwieriger zu handhaben und bei den meisten nur stiefmütterlich genutzt.

Eine weitere relativ wichtige Neuerung ist das Auktionshaus: Wenn es jemanden gibt, der sehr viel von sich selbst und seinen Items hält, so kann er diese im Auktionshaus anbieten. Wii-Freunde können die Artikel dann über WiiConnect24 ersteigern und somit ihr Repertoire erweitern. Eine andere Neufunktion ist der Fotoapparat, der zu jedem Zeitpunkt Screenshots vom Spielgeschehen erlaubt. Die werden über WiiConnect24 auch an Freunde geschickt.

Ist das Wii?
Von Bewegungsfeatures in der Steuerung war in unserer Testversion, die schon einen recht kompletten Eindruck machte, nichts zu sehen. Die Angel wurde ganz normal über den A-Knopf ausgeworfen und Bäume ließen sich auch ohne Controllerwackeln schütteln. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass sich bis zum Launch im November noch etwas tut, zu erwarten ist es aber eigentlich nicht. Aber auch nicht unbedingt stark zu hoffen, denn die traditionelle Steuerung geht recht unkompliziert von der Hand. Und es obliegt der Entscheidung des Spielers, ob er allein mit der Wii-Remote spielen möchte oder ob die Nunchuk-Erweiterung ein Teil des Controller-Duos werden soll. In Variante Eins bewegt ihr euch mit dem Pointer durch das Dorf, beim Nunchuk wird diese Aufgabe anderweitig vergeben. Wie schon bei Wild World ist auch eine Kombination aus Pointer- und Nunchuk-Steuerung möglich. Nett sind auch die Shortcut-Features übers Steuerkreuz, die das Wechseln der Standard-Items wie Angel oder Schaufel noch einfacher und unkomplizierter machen.

Potentieller Spielspaß bis in die Unendlichkeit und noch viel weiter
Animal Crossing ist das typische Spiel ohne Ende. Wenn man genug Disziplin und Spaß an der Sache hat, könnte man daran herumdoktern, bis man graue Haare bekommt. Denn durch das enorme kreative Potential und die vielen Design-Möglichkeiten, die jetzt wieder kommen und mit denen man Hemd, Hose und Mitbewohner gestalten kann, wird theoretisch unendlich viel Material geboten. Und dank der Wi-Fi-Connection und WiiConnect24 ist es auch möglich, dass die Freunde immer alles sehen können.

Dazu kommt natürlich der Fakt, dass sich das Dorf in Animal Crossing täglich verändert: Neue Pflänzchen wachsen, neue Mitbewohner ziehen ein, neue Jahreszeiten kehren ein, anderes Wetter findet statt, ein neuer Feiertag steht an. Und natürlich gibt es riesige Mengen an Text, sodass es Seltenheiten sind, wenn man zweimal das Gleiche aus dem Mund irgendeines Tierfreundes hört. Für Abwechslung ist traditionell in der Animal-Crossing-Serie ja schon immer gesorgt gewesen. Nichtsdestotrotz ist es so, dass es dem Otto-Normal-Spieler mit der Zeit auf die Nerven gehen wird, sich die Probleme von virtuellen Tieren anzuhören und immer die gleichen Fische im Meer zu angeln.
Deswegen setzt Nintendo dieses Mal auch stärker denn je auf das Spielen in Gemeinschaften, das über neue und alte Online-Features ermöglicht wird. Einige haben wir bereits oben angesprochen (Auktionshaus, Design-Tausch), die anderen finden sich im direkten Multiplayer-Spiel wieder. Es wird nämlich verschiedene Verbesserungen im Vielspieler-Modus geben - und nun sprechen wir mit Infos, die wir in der Testversion nicht am eigenen Leib erfahren haben. So werden zum einen sämtliche USB-Tastaturen zum Online-Chat unterstützt, die einfach hinten an die Konsole angeschlossen werden und mit denen man dann mit registrierten Freunden reden kann. Außerdem kommt parallel zu Animal Crossing City Folk das neue Utensil Wii Speak separat für voraussichtlich 29,99€ auf den Markt, das erstmals auf Wii einen Voice-Chat zwischen mehreren Räumen ermöglicht und technisch ordentlich gelöst worden sein soll. Dörfer können mittlerweile auch besucht werden, wenn ihr Einwohner gar nicht online ist und Geschenke sind immer nette Mitbringsel für Gäste – seien es Früchte oder neue Items. Darüber hinaus will Nintendo regelmäßig herunterladbare Zusatzinhalte anbieten, die den Usern per Post geschickt werden.

Fazit:
Im Grunde genommen ist Animal Crossing – City Folk nichts weiter als ein Feature-Update. Die neue Grafik reißt nicht einmal ein kleines Bäumchen aus und die Neuerungen krempeln beileibe nicht das gesamte Franchise um: Die neue Stadt ist eher ein Beipacksel, das so groß ist, dass man es in zehn Sekunden von Links nach Rechts durchquert hat. Als ein richtiges neues Spielelement kann man das kleine Stadtgebiet mit seinen zusätzlichen Läden nur mit viel gutem Willen bezeichnen. Und die Wii-Steuerung ist ebenfalls nicht das innovativste, was der Markt je erlebt hat. Trotzdem bleibt das Konzept auch auf Nintendos neuer Konsole irgendwo schlichtweg genial – und genauso kontrovers, wie es auf allen anderen Konsolen war. Die einen werden keinerlei Sinn darin erkennen, sich mit virtuellen Pixel-Tieren zu unterhalten und sich Muster aufs Hemd zu malen. Die anderen finden ihre kreative Erfüllung und freuen sich über erweiterte Online-Modi und ein paar nette Features, die Abwechslung ins Dorf bringen.

Zweite Meinung von L. Peterke
Im Prinzip ist vieles gleich geblieben. Leider konnten wir Wii Speak nicht in Aktion erleben, dafür aber einige neue Features wie das neue Stadtzentrum mit seinem Kino, der Edelboutique und dem Auktionshaus. Wer gerade erst das DS-Animal-Crossing bis zum Erbrechen spielte, wird an diesem Titel eventuell keine Freude haben. Das liegt wohl daran, dass Animal Crossing: City Folk nur von seinen vielen kleinen Neuerungen profitieren wird. So lässt sich das Spiel eher als ein DS-Update verstehen, dessen Grafik sich im Vergleich zu Animal Crossing für den Game Cube kaum gebessert hat. Unter dem Strich ist Animal Crossing: City Folk natürlich ein sehr gutes Spiel - wer jedoch den DS-Titel, Animal Crossing: Wild World, bereits besitzt, der sollte sich den Kauf von Animal Crossing City Folk eventuell zweimal überlegen und vorher abwägen, ob sich die neuen Features für ihn insgesamt lohnen.

Von Tim Herrmann
WiiX Wertung
Prognose Gut



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