Preview von Lars Peterke (mail) | 29.07.2008
Ganz am Ende von Nintendos E3 Pressekonferenz zeigte man dem Publikum im Kodak Theatre den Titel „Wii Music“. Er sei nach Wii Sports, Wii Play und Wii Fit der letzte Titel, der zusammen mit der Konzeptionierung der Wii entworfen wurde, so Reggie damals auf der Pressekonferenz. Und bei allem guten Willen und Zuspruch, den man Nintendo machen konnte, blieb jedoch eines im Raum stehen: Irgendwie sieht Wii Music komisch aus… Und es gab Zweifel, ob das Ganze wirklich funktioniert. Wir von NintendoWiiX wollen diese Frage nun klären: Denn wir haben Wii Music angespielt. Was dabei herausgekommen ist, wollen wir euch nachfolgend in einem kompakten Hands-On schildern.
Kaum Modi? Keine Sorge, nur eine Demo
Selbstredend wird Wii Music einige Spielvarianten bieten. Bekannt ist beispielsweise Wii Orchestra, welches als ehemalige Technikdemo nun in Form eines Minispiels Verwendung finden wird. Dieses konnten wir jedoch nicht begutachten, durften uns dafür auf zwei andere Modi stürzen: auf den Jam-Modus sowie auf das Wii Drumkit samt Balance Board. Der Jam-Modus versteht sich quasi als ein „Multiplayer-Schnellspiel“, an dem bis zu vier Leute partizipieren dürfen. Jeder wählt in bester Wii Sports Manier seine Mii-Figur aus und sucht sich im anschließenden Menü eine der (in der Demo-Version erst einmal nur sechs) Musikspuren aus. Insgesamt werden es am Ende etwas mehr als 50 Stücke sein. Bei der dreiköpfigen Band, die sich während unseres Testes bildete, verteilte die Gruppe die Hauptmelodie sowie Bass und Percussion unter sich. Alternativ kann beispielsweise auch Chorus oder Drums gewählt werden. Nachdem man entschieden hat, was man spielt, stellt sich als nächstes die Frage, mit welchem Musikgerät man dies tun möchte. Hier gibt es wirklich eine große Auswahl an Instrumenten, vom Spielzeugklavier bis hin zum Dudelsack finden sich allerlei Kuriositäten. Aber auch klassische Instrumente wie Violine, Trompete oder Klavier sind vorhanden. Anschließend startet die Performance, die sich grafisch in gehobener Wii Sports Optik zeigt. Ihr könnt nun den Minus-Knopf drücken, um euch die „Noten“ des Songs anzeigen zu lassen. Dies bedeutet, dass eingeblendet wird, wann ihr einen Knopf drücken oder den Controller bewegen müsst. Apropos Songs: Wii Music wird 50 teils lizenzierte Songs beinhalten, die sich weitgehend an klassischen Kompositionen und Melodien orientieren. Zusätzlich gibt es natürlich Nintendo-Songs wie beispielsweise das Super-Mario-Bros.-Thema.

Beginnt die Jam-Session, kann im Prinzip jeder machen, was er will - und es kommt trotzdem etwas dabei heraus. Die Bewegungen und Tasten, die ihr ausführen bzw. drücken müsst, variieren je nach Instrument. Bei dem Klavier macht ihr Schlagbewegungen mit Wii-Fernbedienung und Nunchuk, bei einer Violine benutzt ihr die Fernbedienung als Stab und der Nunchuk symbolisiert die Violine, die ihr in der Realität ja auch am Hals anfassen würdet. Eine Flöte hält man prinzipiell… wie „Der Elefant“ in Wario Ware Smooth Moves. Bewegt ihr euch korrekt, wird dies auch euer Mii auf dem Bildschirm tun. Immer wenn ihr spielen wollt, müsst ihr nun diese Bewegung ausführen. Das allein macht aber noch keinen Ton. Um einen Ton zu spielen, müsst ihr dann zusätzlich je nach Instrument einen Knopf drücken, bei der Violine zum Beispiel den B-Knopf. Haltet die Taste dann, um den Ton zu halten. Das war es dann schon und das Gameplay lässt sich wie folgt zusammenfassen: Um einen Song zu spielen, müsst ihr je nach Instrument eine bestimmte Bewegung kontinuierlich ausführen und immer dann, wenn ihr einen Ton spielen sollt, muss zusätzlich ein entsprechender Knopf am Controller gedrückt werden. Mehr nicht.
Das Wii Music Balance Board Pseudo-Drumkit
Ein „Hardcore-Feature“ von Wii Music, wie es gern genannt wird, ist das Drumkit. Dies bekleidet den zweiten Modus, den wir spielen durften. Auf dem Bildschirm wird ein komplettes Schlagzeug eingeblendet, auf dem wir dann spielen durften. Nunchuk und Wii-Fernbedienung dienen als Drumsticks, das Balance Board übernimmt die Steuerung der beiden Fußpedale. Um nun zu spielen, drückt ihr entweder auf eine der beiden Balance Board-Seiten oder macht eine Schlagbewegung mit der Wii-Fernbedienung oder dem Nunchuk. Die Crux dabei: Egal wie ihr euch bewegt - Nunchuk und Fernbedienung werden immer auf denselben Punkt schlagen. Wollt ihr einen anderen Part des Drums schlagen, müsst ihr während der Schlagbewegung einen Knopf gedrückt halten, beispielsweise die Steuerkreuz-Tasten links, unten und rechts, um zu kontrollieren, welchen Part im Schlagzeug ihr trefft. Unter dem Strich also in Sachen Steuerung eine viel zu unrealistische Umsetzung eines Drumkits, die einen passionierten Musiker Amok laufen lassen wird und sogar hinter hardwarebasierten Umsetzungen wie dem Rock Band Drumkit oder dem neueren Guitar Hero World Tour Drum Kit zurückbleibt. Bei dem Wii Drumkit erzielt man demnach die imposantesten Erfolge, wenn man einfach mit den Armen rudert und dabei auf irgendwelche Knöpfe hämmert.
Fazit: Fazit:
Wii Music ist spielerisch bisher leider genau so schwach, wie es die Präsentation auf der E3 andeutete. Im Prinzip bewegt man sich lediglich stupide vor der Wii und drückt parallel einen Knopf, sofern der gewählte Song dies erfordert. Der erzeugte Ton beim Knopfdruck variiert dann je nach gewähltem Instrument. Ebenfalls ist der Umfang gering. 50 Songs, das ist im Vergleich zu anderen heutigen Musikspielen mickrig. Download-Content konnte uns nicht bestätigt werden, nur die Tatsache, dass man seine aufgezeichneten Performances an Freunde verschicken kann, die diese dann remixen dürfen und wieder an euch zurückschicken können. Unter dem Strich ist Wii Music also nur eine kleine Spielerlei, quasi ein einziges Minispiel mit verschiedenen Modi, bei dem nur das Gefühl des Rumhampelns vermittelt wird, nicht aber das Gefühl, wirklich Musik zu machen. Der Gehalt des Gameplays, welches wir bisher gesehen haben, ist geringer als Wii Sports Golf, bei dem es sich - wie wir alle wissen - lediglich um ein Minigame einer größeren Compilation handelt, welches aber bei weitem besser ausgearbeitet und realistischer ist, als es bei Wii Music im Ganzen der Fall ist. So zumindest lautet die Impression nach unserem ersten Hands-On.
Zweite Meinung von T. Herrmann
Vom jetzigen Standpunkt aus gesehen scheint Wii Music wirklich das schwächste von Nintendos bisherigen Casual-Spielen zu werden (zusammen mit dem immerhin 20 Euro günstigeren, aber immer noch schwachen Wii Play). Während Wii Sports und Wii Fit noch durch neue Steuerungen und noch nie da gewesene Konzepte überzeugt haben, wartet Wii Music mit Altbekanntem und wenig Sensationellem auf. Das Rhythmusspielchen, das als Jam-Session deklariert wird, ist eigentlich nicht viel mehr als ein Witz. Die Noten werden automatisch gespielt und die einzige Aufgabe des Spielers ist es, im Takt die Controller zu bewegen oder einen Knopf zu drücken. Dabei ist es egal, in welche Richtung man beim Xylophonspielen schlägt, der Ton wird trotzdem getroffen. Da hilft auch die niedliche Blumenwiese, auf der die Band spielt, nicht viel. Dieses Konzept ist eigentlich exakt dasselbe wie das, was Donkey Konga vor etlichen Jahren bereits auf dem GameCube gemacht hat: im Rhythmus spezielle Aktionen ausführen. Bis auf den kleinen Unterschied, dass die Gelegenheitsspieler bei Wii Music ständig noch unterschiedliche Tasten drücken müssen, was eigentlich bisher nicht gut angenommen wurde.
Das Schlagzeug unterdessen ist wegen seines abstrakten Knöpfendrückens nichts für echte Musiker und auch nichts für ungeübte Spieler, weil sie zuerst gar nicht durchblicken, was zu tun ist. Und somit ist es eigentlich für niemanden etwas. Denn es gibt auch keinerlei Feedback auf die Performance und letztendlich artet alles in einem wilden Herumgedrücke aus, wenn man noch nicht tagelang vorher geübt hat.
Wenn man sich die ganze Geschichte einmal polemisch ansieht, scheint es fast so, als hätte sich Nintendo gedacht: „Wir haben doch noch diese eine Tech-Demo von der E3 2006, mit der wir die Wiimote präsentieren wollten. Und für diesen Winter haben wir erst einmal keinen massentauglichen Titel mehr. Dann lassen wir uns einfach ein paar witzige Controllerhaltungen einfallen und machen daraus ein großes Normalpreis-Rhythmusspiel“. Wii Music ist nicht mehr als eine Spielerei und kommt in Sachen Innovation bei Weitem nicht an Wii Fit oder Wii Sports heran.
Von Lars Peterke
WiiX Wertung |
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