Preview von Andreas Held (mail) | 24.08.2007
Metroid Prime 3: Corruption ist mit Sicherheit das am längsten erwartete Wii-Spiel überhaupt. Schon auf der nebeligen Enthüllung der neuen Nintendo-Konsole, damals mit dem Codenamen "Revolution" getauft, wurde ein kurzes, mehrsekündiges Teaser-Video zu diesem Spiel gezeigt. Nach der Enthüllung der Wii-Remote während einer anlässlich der Tokyo Game Show gehaltenen Keynote wurde an diesem Beispiel erläutert, wie man Ego-Shooter spielen könnte, indem die Figur mit dem Nunchuk bewegt und mit der Wiimote gezielt werden könnte. Nach einigen Jahren ist der Release von Metroid Prime 3 nun endlich in greifbare Nähe gerückt. Auf der Games Convention in Leipzig war das Spiel zwar nicht für das gemeine Volk sichtbar, aber wir haben uns natürlich trotzdem damit befasst, um euch nun unsere Eindrücke schildern zu können.
Die Demo, die insgesamt einen Umfang von vier Stunden haben soll, war in zwei Level untergliedert: Zuerst war das der Anfang des Spiels und dann gab es noch einen weiteren Ort namens Sky Town. Beide Abschnitte lieferten beim Anspielen dasselbe Ergebnis. Die Steuerung ist unglaublich gut gelungen, besser als in allen bisherigen Shootern dieser Art, wie zum Beispiel Red Steel oder Scarface. Ein Anvisieren der Gegner wie im ersten und zweiten Teil war nicht mehr komplett möglich, stattdessen muss, wie es sich wohl jeder denken kann, mit der Wiimote frei gezielt werden. Bewegt ihr den Pointer außerhalb des Sichtbereichs von Samus' Visor, dreht sie sich in diese Richtung. Geschossen wird mit dem A-Knopf, gesprungen wird mit B, mit C verwandelt ihr Samus in einen Morph-Ball und Z dient zum Anvisieren verschiedener Ziele, was aber wie gesagt nicht mehr darin resultiert, dass Samus im Kreis um ihre Gegner läuft und jeder Schuss automatisch trifft.
Mit dieser Steuerung ausgestattet lauft ihr durch (zumindest in der Demo) komplett lineare Areale. Die Level waren intelligent designt, aber an mehreren Stellen war nicht sofort klar, wie sie zu bewältigen sein würden. Außerdem waren die Areale anders als alles, was bisher in Metroid-Spielen zu sehen war: Während der erste Level der Demo noch an kurze Einlagen in Raumschiffen in den früheren Titeln erinnerte, spielte der zweite in einer schwebenden Stadt, die zwar ausgestorben, aber trotzdem sehr futuristisch war. Samus musste sich hier mehrmals mit dem Grapple Beam an Gondeln heften und dann auf dem Weg befindliche Hindernisse abschießen, um nicht getroffen und in die Tiefen geworfen zu werden. In anderen Levelabschnitten ging es durch die bekannten engen Abschnitte, die Samus nur als Morphball bereisen kann, oder selten auch offenere Areale. Obwohl die Action in diesem Level wesentlich zu kurz kam (es gab in den 15 Minuten, die ich mit dem Spiel verbracht habe, gerade mal zwei kurze Schießereien), kann absolut nicht behauptet werden, dass Metroid Prime 3 zu leicht sei, wie es einige vielleicht befürchtet hatten. Der Spieler vor mir scheiterte kläglich an einem Endgegner, und mir war beim Zusehen auch nicht klar, wie der zu besiegen sein sollte. Auch zwischendrin gab es immer wieder Passagen, wo sehr genau geschossen werden musste.
Grafisch ist Metroid Prime 3 der absolute Hammer. Wenn ihr, wie viele andere auch, auf einen Titel gewartet habt, der zeigt, dass Wii nicht einfach nur ein Gamecube mit Wiimote-Unterstützung ist: Metroid Prime ist dieser Titel. Auch wenn sich das Spiel auf Videos und Screenshots vielleicht nicht wirklich von den beiden Vorgängern abhebt, sah es auf den von Nintendo bereitgestellten Fernsehern und im 480p-Modus genial aus. Viele Details und eine enorme Weitsicht in Sky Town konnten überzeugen, aber besonders Samus' Anzug, den man während des Umwandelns sehen kann, ist einfach nur spektakulär. Auch der oben erwähnte Endgegner konnte voll überzeugen. Metroid Prime 3 kommt zwar natürlich nicht ganz an die optischen Knaller auf der Xbox 360 ran, was schon alleine an den fehlenden HD-Texturen liegt, aber für Wii-Verhältnisse ist es absolut spektakulär und mit Abstand das Beste, was diese Konsole bisher zu bieten hatte.
Fazit:
Trotz der Bombast-Grafik ist der Funke auf der Games Convention noch nicht völlig übergesprungen, was aber wahrscheinlich daran liegt, dass der Spieler einfach in die Spielwelt geworfen wurde. Ohne das ganze Drumherum und den Entdeckungsdrang ist Metroid Prime 3 eben nicht das, was es ist, wenn man es zu Hause vor dem eigenen Fernseher zockt und in die Spielwelt hineingezogen wird. Sicher ist nach dem Antesten der Demo jedenfalls: Metroid Prime wird ein sehr guter Titel, vielleicht der bisher beste für Nintendos Wii, der grafisch und steuerungstechnisch voll überzeugen kann. Negativ aufgefallen ist mir eigentlich nur die etwas rar gesähte Action und teilweise lange Ladezeiten, was sich dann darin bemerkbar machte, dass sich blaue Türen erst fünf Sekunden nach dem Anschießen öffneten. Es bleibt also abzuwarten, wie das Spiel wirkt, wenn es inkl. Story und der gesamten Spielwelt in der Vollversion vorliegt.
Zweite Meinung von Tim Herrmann:
Metroid Prime 3 ist definitiv eines der Spiele, über die man eigentlich kein Hands-On schreiben kann. Die halbe Stunde, die ich bei Nintendo mit dem Titel verbringen durfte, reicht gerade eben so für einen ersten Eindruck von Grafik und Steuerung, Atmosphäre war in dem lauten Raum, ohne Spielmusik, mit fünf Zuschauern um einen rum, natürlich so gut wie nicht vorhanden. Story – ebenfalls keine Spur. Obwohl gerade dies bekannterweise Hauptaspekte und Schlüsselelemente der Metroid-Serie sind.
Was sofort ins Auge stach, war selbstverständlich die Grafik, die neben Titeln wie Zelda oder anderen Wii-Spielen schlicht und einfach übermäßig erhaben wirkt und eindeutig das Beste ist, was ich bisher auf Nintendos Konsolen zu sehen bekommen habe. Die Lichteffekte waren gigantisch, die Texturen scharf, die Farben satt und kräftig. Auf dem GameCube – so viel ist für mich klar - wäre das bestimmt nicht möglich gewesen. Genau so wenig wie die Steuerung natürlich, die für Wii ihre komplette Frischzellenkur erhalten hat und sich nun für einen Metroid-Prime-Veteranen, der in den letzten drei Wochen noch einmal die ersten beiden Teile exzessiv gespielt hat, vollkommen ungewohnt anfühlt. In meinem Demo-Level SkyTown wanderte ich erst einmal umher und probierte aus, wie sich Samus’ Power-Beam meinen Handbewegungen beugte (sehr genau, wie sich herausstellte). Ich fand heraus, wie man springt, wie man Missiles abfeuert, wie man scannt. Das Scannen allerdings entpuppte sich bei mir noch als ziemliches Mysterium. Einmal konnte mit Z automatisch gescannt werden, ohne einen Visor aktivieren zu müssen, obwohl es in dem Visor-Menü, das durch Drücken von Minus geöffnet wurde, ein Visier gab, das ziemlich nach Scanner aussah. In welchen Fällen der Scan nun in MP3 automatisch ausgelöst werden kann und wann man ihn manuell aktivieren muss, wird sich zeigen. Mit dem Command-Visor, mit dem man ja sein Schiff rufen kann, konnte ich dagegen erst einmal gar nichts anfangen.
Eine Eingewöhnung in die Steuerung war in meiner Spielzeit insgesamt gesehen nur beschränkt möglich, weswegen sich das Ganze noch ziemlich merkwürdig und ungenau angefühlt hat, die propagierte schnelle Einarbeitungszeit, die leichte Zugänglichkeit habe ich nur begrenzt mitbekommen. Außerdem hat sich mir noch die Bedeutung der Lock-On-Funktion ein wenig verschlossen, die den Gegner zwar ins Visier nimmt, aber nicht automatisch zielt. Das muss man immer noch selbst tun und ziemlich oft schießt man als Anfänger daneben. Aber wie gesagt: Man muss sich einarbeiten und dann wird diese Steuerung tatsächlich funktionieren, das hat man merken können und das wurde ja auch schon von genügend Fachleuten bestätigt.
Fazit: Insgesamt weiß ich, dass es eine Todsünde ist, aber ich kann meinen ganz persönlichen ersten Eindruck „nur“ als sehr gut beschreiben. Dies ist ein Hands-On-Bericht, also kann ich nur den Eindruck beschreiben, den ich beim Spielen hatte, auch wenn ich weiß oder mir vorstellen kann, wie sich das Spiel später entfalten wird. Die Steuerung wollte mir zumindest noch nicht richtig in Fleisch und Blut übergehen, das Gameplay war logischerweise in der Demo eher auf Action als auf Erkundung ausgelegt. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass sich mein Testlevel mitten im Spiel befand und ich definitiv nicht die richtige Umgebung hatte, um mich in das Spiel zu versetzen und deswegen bin ich mir ziemlich sicher, dass Metroid Prime 3 – Corruption ein absoluter Top-Titel sein kann, wenn man seine Ruhe damit hat, die epische und gewohnt atmosphärische Musik hört und seine Steuerungsfähigkeiten langsam mit Fortschreiten des Spiels steigert, sodass man irgendwann wirklich das Gefühl hat, da in Samus’ Haut zu stecken und selbst ihre Waffe zu bewegen. Und irgendwann, da bin ich mir sicher, wird das passieren.
Von Andreas Held
WiiX Wertung |
Prognose Sehr gut |
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