Nintendos Feldzug zur Gewinnung der Casual Gamer geht unaufhaltsam weiter - das Spielen eines gewissen Titels aus Nintendos Portfolio hätten aber wohl gerade die Hardcore-Gamer besonders nötig. Die Rede ist von Wii Fit, in welchem der Spieler auf dem so genannten Wii Balance Board durch Gewichtsverlagerung verschiedene Übungen absolvieren muss.

In der auf der Games Convention gezeigten Version waren die Übungen ganz klar in drei Gruppen aufgeteilt. Erstere waren grafisch sehr sehr schlicht gehalten und trugen dem Spieler simple Aufgaben auf, z.B. 65 Prozent seines Gewichtes auf die rechte Platte zu verlagern und diese Stellung 3 Sekunden lang zu halten, woraufhin die Wii einen neuen Prozentbereich auswählte und die Prozentzahl immer genauer getroffen werden musste. Dann gab es Aufgabenbereiche, in denen bekannte Fitnessübungen wie etwa Kniebeugen gemacht werden mussten und in denen das Balance Board durch die Gewichtsverlagerung erkennen sollte, ob diese Übungen richtig ausgeführt wurden. Zuletzt gab es dann ein paar Minispiele: ein Murmelspiel, ein Fußball-Minigame und eine kleine Skisprungsimulation.

Im Murmelspiel musste, ähnlich wie in Kororinpa, eine plattform mit einer oder mehreren Murmeln so gekippt werden, dass die Murmeln in das Zielloch rollen, ohne über die Kante der plattform zu fallen. Falls doch mal eine Kugel runterfiel, wurde das Spielfeld gedreht und die Kugel nach zwei Sekunden wieder ins Spiel gebracht. Es gab ein ziemlich knackiges Zeitlimit und es gab nach jedem Level eine fixe Menge Zeit dazu - Fehler im zweiten Level machen also im fünften Level immer noch durch Zeitverlust bemerkbar. Beim Fußballspiel musste ein Fußballer entweder gerade stehen oder nach rechts und links geneigt werden, um anfliegende Fußbälle zurückzuköpfen und Fußallschuhen und Pandabärköpfen auszuweichen. Für jeden geköpften Fußball gab es einen Punkt, erwischte man mehrere hintereinander, gab es dafür zwei, drei, vier, fünf Punkte und so weiter. Beim Skispringen musste dann zunächst das Gewicht nach vorn verlagert werden, um Anlauf zu nehmen, und im letzten Moment von der Schanze abgesprungen werden. Danach verlief der Sprung automatisch.

Alle diese Spiele hatten eins gemeinsam: Sie waren bockschwer. Nintendo verteilte T-Shirts an alle, die gewisse Anforderungen erfüllen konnten, und arm sind sie dadurch sicher nicht geworden. Auch die Steuerung mit dem Balance Board ist sehr gewöhnungsbedürftig, gerade beim ersten Anspielen waren die Minispiele fast nicht zu schaffen. Ich erzielte beim Skispringen bei zwei Sprüngen eine Gesamtweite von null Metern, beendete das Fußballspiel mit knapp über 30 von über 2000 theoretisch möglichen Punkten, und auch beim Murmelrollen war es schon im zweiten Level extrem knapp. Mein Kollege Tim konnte dann die oben erwähnte Gewichtsverlagerungsaufgabe mit ein paar Sekunden Restzeit erfolgreich abschließen und ein T-Shirt abstauben. Allgemein hatte ich nicht das Gefühl, dass das Balance Board sehr gut funktioniert. Es war zum Beispiel sehr schwer, die Mitte zu finden, und wenn ich mich einfach ruhig hin stellte, neigte sich mein Fußballer nach links.

Fazit:
Während Ubisoft bei den "Spielen für mich" großen Wert auf Einsteigerfreundlichkeit und frühzeitige Erfolge legen, scheint Nintendo die Casual Gamer als verbissen und hartnäckig einzustufen. Es wird einiges an Übung brauchen, Spiele mit dem Balance Board vernünftig steuern zu können, und das Spiel machte es einem zumindest in der vorliegenden Übungen nicht einfach, sich an diese Steuerung zu gewöhnen. Mit dem Feintuning des Balance Boards kann - und sollte - sich Nintendo noch bis 2008 befassen, letztendlich wird es aber auch darauf ankommen, wie gut das Spiel Statistiken und Fortschritte des Spielers erfasst, und wie umfangreich das Angebot an Übungen schließlich ausfällt. Denn nur dann kann Wii Fit wirklich motivierend sein.