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Hands-On Pandora's Tower
Preview von Tim Herrmann (mail) | 20.08.2011

Nun kommt es also doch: Nach all dem Rätselraten um die mögliche Lokalisierung der großen drei Titel aus Japan sind nun alle drei für den europäischen Markt angekündigt. Xenoblade Chronicles ist bereits erhältlich, The Last Story und Pandora's Tower werden die Wii-Ära im nächsten Jahr beschließen. Nintendo zeigte die beiden Titel schon vor wenigen Monaten auf der Japan Expo und heizte damit Spekulationen um den europäischen Release an, ohne allerdings offizielle Ankündigungen auszugeben. Auf der gamescom 2011 ließ man die Katze nun aus ihrem sprichwörtlichen Sack - auch in Deutschland zeigte man die Titel hinter verschlossenen Türen und führt sie mit dem Platzhalter "2012" in den Release-Listen. Wir haben zunächst Pandora's Tower ausführlich angespielt und uns über die Hürden des Japanischen hinweggesetzt - sowohl auf der sprachlichen als auch auf der spielerischen Ebene.

Bis ich wieder an deiner Seite bin...
Wörtlich übersetzt heißt der Untertitel von Pandora's Tower (oder: Pandora's Towers) "Bis ich wieder an deiner Seite bin". Und tatsächlich ist die Geschichte im Hintergrund des düsteren Action-Adventures eine recht emotionale, wenn auch nicht wirklich GZSZ-like: Ein unschuldiges junges Mädchen namens Ceres wird auf einer eigentlich fröhlich-spirituellen Festivität mit einem grauenhaften Fluch belegt, der sie nach und nach zu einem widerlichen Biest mit ekelhaften Fleischauswüchsen, rissiger Lederhaut und Reptilienaugen mutieren lässt. Der einzige Ausweg: Sie muss die Herzen von ebenso widerwärtigen Bestien aus den 13 Türmen der Pandora essen, um ihre menschliche Gestalt zu bewahren.



Kein Japano-RPG ohne einen starken Helden: In Pandora's Tower heißt der Recke im Original Ende (er wird wohl noch umbenannt, die auf der Gamescom gezeigte Version existierte nur in japanischer Schrift und Sprache) - er zieht in den Turm der Pandora, besiegt der Reihe nach die Biester und beliefert die fleischbedürftige Ceres mit frischen Herzen. Das ist allerdings alles etwas salopp formuliert, denn in das rohe Herz einer verachtenswert widerlichen Kreatur zu beißen, fordert dem zerbrechlichen jungen Ding schier übermenschliche Überwindung ab, was auch explizit dargestellt wird.

Die dramatischen Ereignisse werden in drastischen Filmsequenzen visualisiert - sehr schnell merkt man während dieser Filmchen, dass es nicht Nintendo ist, das hinter dieser Entwicklung steckt, sondern Ganbarion (One Piece, Jump Super Stars). Denn für schwache Gemüter ist die Inszenierung nicht - es fließen lilafarbener Ekel-Schleim aus Monsterherzen, Tränen und Blut. Die Mimik der Protagonistin ist intensiv in Szene gesetzt, sodass man ihrem Leiden direkt beiwohnt und sofort mit ihr mitfühlt - selbst im Stehen und in einem gut gefüllten Business Center.

Ein bisschen Kloppen, ein bisschen Zelda
Von einer zwielichtigen Gestalt, die den beiden beisteht, irgendwie aber auch ganz schön gruselig ist mit ihrem Totenkopfrucksack, wird der Held Ende nach jedem besiegten Zwischen- oder Endboss wieder zurück in die Festungen der Pandora entsandt, um mit neuen Fähigkeiten neue Areale zu erschließen und neue Monster niederzumetzeln. Zuvor darf er sich in einer Art Basislager ausruhen: Das kleine Haus am Rande der Türme scheint eine Hub-World zu sein, in der der Held sein persönliches Verhältnis zur Verfluchten verbessern oder Tagebuch schreiben kann.



Spielerisch bewegt sich Pandora's Tower irgendwo zwischen einem Action-Titel und einem klassischen Action-Adventure. Ihr werdet in den dunklen Kerkern regelmäßig kleineren oder größeren Gegnern wie fiesen Blumen, hüpfenden Monsterflummis oder sonstigen Trollgoblinkoboldgestalten begegnen, die nicht einfach durch zwei Schwertstriche aufgeben, sondern teilweise nicht unerhebliche Gegenwehr leisten. Ein wichtiger Begleiter ist dabei die Orichalcon-Kette, die man ganz früh im Spiel erhält. Mit ihr kann man Gegner nicht nur paralysieren, sondern durch Druck auf B auch durch die Gegend wirbeln oder verletzen. Durch Druck auf den B-Knopf entsteht eine Lupe auf dem Bildschirm, die sich über den Pointer steuern lässt. Während man den richtigen Punkt mit der Kette anvisiert, läuft das restliche Spiel in Zeitlupe weiter. Bewegungssteuerung kommt dann zum Tragen, wenn man einen durch die Kette paraylisierten Gegner durch die Luft wirbeln oder ihm das Herz entreißen will. Einmal besiegt, hinterlassen die Feinde glitzernde Punkte: Items, die man mit dem C-Knopf einsammelt und über das Steuerkreuz zur eigenen Heilung oder zum Angriff verwenden kann.

Neben der Kette steht euch auch das klassische Schwert zur Verfügung, das sich auf dem A-Knopf anbietet und aufgeladen mächtige Angriffe auf die gelähmten Gegner niederprasseln lässt. Es gilt, wie in jedem gutem Action-Titel, die Schwächen seiner Gegner herauszufinden und sie mit den richtigen Waffen in Bedrängnis zu bringen. Durch leuchtende Stellen werden diese Schwachpunkte schnell sichtbar, doch nur wer geschickt mit dem Z-Knopf des Nunchuks ausweicht und die Angriffe richtig platziert, hat eine Chance, gegen haushohe Monster zu bestehen.

Das hört sich alles nach einem reinrassigen Monster-Brawler an, doch ganz so simpel gestrickt ist Pandora's Tower nicht. Die Dungeons, die sich euch nach und nach immer weiter öffnen, sind teilweise weit verzweigt und durch Backtracking miteinander verbunden: So müsst ihr beispielsweise einmal (unter anderem mithilfe der Kette, die auch als Enterhaken dient) an die Spitze eines Turmes klettern und dort eine miesmutige Blume provozieren, die euch dann wiederum nach unten lockt. Dort besiegt, öffnet sie eine Tür, die einen Raum freigibt, der wiederum eine Tür in einem ganz anderen Stockwerk öffnet.



Am Ende eines Levelkomplexes lauert der Endgegner, der eine der dreizehn Verbindungsketten zwischen Hauptturm und einem der schwebenden Türme löst. Ziel des Spiels ist es, den mittleren Turm in die Tiefe stürzen zu lassen, indem alle dreizehn Befestigungsketten gelöst, also alle dreizehn Endgegner besiegt werden. In unserem Spieldurchlauf stellten wir uns einer Art lebendem Troll-Baum, der mit ausufernden Wurzeln angriff und geradezu darum bettelte, dass man ihm mit der Kette das Herz aus dem Mund reißt.

Versteckte Extras innerhalb der Levels machen es den Spielern schmackhaft, auch später noch einmal zurückzukehren. Grafisch machte der Titel einen sehr guten, aber keinen herausragenden Eindruck. Während die Zwischensequenzen mit der bereits erwähnten Inszenierung und geschickt platzierten optischen Effekten glänzten, trüben die Levels mit ihren matschgrünen Umgebungsgrafiken ein wenig das Gesamtbild. Lästig war oft auch die fixierte Kameraposition in den Levels, die das Erkunden entlegener Winkel verkomplizierte.

Fazit:
Pandora's Tower ist herzlich willkommen in Europa. Der Action-Titel überrascht vor allem durch seine gruselig-dunkle, kryptische und irgendwie mythische Geschichte und Atmosphäre. Der erste Eindruck sieht eine entspannte Mischung aus Action und Adventure, die beim Leveldesign allerdings nicht die klare Stringenz oder den Ideenreichtum eines Zeldas erreicht und beim Kampf nicht an der Opulenz der großen HD Action-Titel wie Darksiders oder God of War kratzt. Richtig begeisternd war Pandora's Tower spielerisch noch nicht, doch ein gutes Spiel mit vor allem sehr interessanter Spielatmosphäre und ungewohnter Inszenierung dürfte der japanische Exot allemal werden. Her damit.

Von Tim Herrmann
WiiX Wertung
Prognose Sehr Gut!



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