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Wii RGB-Kabel
Hardware Review von Tim Herrmann (mail) | 14.03.2007

Dass Wii nicht die besten Grafikmöglichkeiten der aktuellen Generation zu bieten hat, ist mittlerweile wohl jedem klar und insgesamt auch kein verschleierungswürdiges Geheimnis mehr. Trotzdem muss dies nicht zwingend heißen, dass man sich sang- und klanglos einfach mit allem abfinden muss. Beispielsweise kann man ja immerhin die Qualität des Bildes aufbessern. Wenn man also im Besitz eines relativ aktuellen Röhrenfernsehers ist (kein Erbstück von der Oma), liegt der Gedanke nahe, sich doch das RGB-Kabel zuzulegen, dem nachgesagt wird, dass es das Bild deutlich schärfer macht und die Farben intensiver und satter erstrahlen lässt. Stimmt das wirklich? Investiert man sein Geld lohnend? Soll man sich das Original-RGB-Kabel von Nintendo zulegen oder reicht auch das billigere Drittherstellerprodukt von Snakebyte? Diesen Fragen wollen wir nun, in unserem Hardware Test zu den Wii RGB-Kabeln von Nintendo und Snakebyte, versuchen auf den Grund zu gehen.



Zuerst ein kleiner Sprung in die Vergangenheit: In der Zeit nach dem Launch, kurz nach Weihnachten, gab es neben der Wii-Konsole selbst wohl nur einen Gegenstand, der noch größere Beliebtheit bei den Kunden und Fans genoss: das RGB-Kabel für Wii. Entweder gab es schlichtweg viel zu viele Leute, denen ihr Bild bzw. ihr Kabel in Sachen Schärfe und Farbe nicht befriedigt hatte oder Nintendo hat einfach wieder einmal zu wenige Exemplare produzieren können. Wahrscheinlich kamen beide Faktoren zusammen, so dass bei einem gewissen Online-Auktionshaus teilweise 60€ für den Bildverbesserer auf den virtuellen Ladentisch geblättert wurden. Von diesem Betrag hätte man sich eigentlich schon zwei Exemplare oder ein neues Spiel kaufen können, aber das Kabel ist damals offensichtlich zu einer reinrassigen Rarität avanciert. Wer trotz alledem (vielleicht auch erst ein paar Wochen später) ein Kabel in die Finger bekommen konnte (so wie ich), schätzte sich sehr glücklich und marschierte schnurstracks nach Hause an den heimischen Fernseher, um die neue Errungenschaft zu testen. So tat auch ich es. Kurzerhand entfernte ich also gerade angekommen das dreigliedrige Composite-Kabel, das Nintendo der Konsole standardmäßig beigelegt hatte, und warf es zur Seite. Dann öffnete ich den im Wii-Design gehaltenen Karton, steckte ein Ende des Kabels in die Konsole, den Scart-Adapter in den Fernseher und war dann schon fertig mit dem lästigen Anschließkram. Nachdem ich den Fernseher angeschaltet hatte, hieß es nicht, erst einmal den Scart-Kanal einzustellen. Denn er erschien automatisch beim Einschalten des Fernsehers. Dies sollte sich später noch als ziemlich nervtötend herausstellen, weil man bei jedem Einschalten erst einmal den richtigen Sender zweimal einstellen musste, wenn man gerade ausnahmsweise einmal nicht spielen wollte… Ich drückte also den Power-Knopf der Konsole und der nette Begrüßungstext erhellte den Bildschirm. Hier konnte ich noch keinen Unterschied zum alten Bild ausmachen und hoffte somit, dass ich durch Drücken des A-Knopfes im Menü die erhoffte dreißig Euro teure Qualität zu spüren bekommen würde. Und ich bekam sie: In den grauen Plätzen, die nicht durch Kanäle, Spiele etc. belegt waren, flimmerte nun ein graues Schneegestöber, wie man es auch bei einem empfangsgestörten Fernseher sehen kann. Das war aber offensichtlich Absicht und ist früher nur aufgrund der geringen Detailgenauigkeit des Composite-Kabels untergegangen. Auch wirkten die Farben des Foto-Kanal-Logos deutlich satter. Voller Erwartung bewegte ich den Cursor auf den wichtigsten aller Kanäle: den Disc-Kanal. Mit Wario Ware – Smooth Moves befand sich glücklicherweise schon ein Titel im Laufwerk, den ich jetzt einmal in neuem und frischem Glanz ausprobieren wollte. „It’s a Wii, Wario“, und schon ging’s los. Aber… Moment einmal… Wo war denn jetzt der Unterschied? Sah das nicht schon immer genau so aus? War das Grün nicht exakt dasselbe, wie ich es gestern schon gesehen hatte? Insgesamt sah man keinen oder – wenn überhaupt – nur einen sehr geringen Unterschied. Ein bisschen enttäuscht bewegte ich mich zurück ins Menü und wollte einmal sehen, wie die ganze Geschichte sich denn mit der bisherigen Wii-Spiele-Referenz Zelda präsentieren würde, die ja nicht nur spielerisch, sondern auch grafisch noch den Thron mitbesetzte. Ein guter Gedanke, der mir da gekommen war. Denn bereits beim Titelbildschirm des Action-Adventures erkannte man deutlich schärfere Linien und sattere Farben im hervorgekommenen Logo. Euphorisch wechselte man ins eigentliche Spiel und bekam endlich die Bestätigung, dass das Kabel doch etwas genutzt hatte: Die Umgebung erstrahlte in neuer Farbe, beim Laufen flimmerten nicht mehr die Kanten von Häusern, Bäumen und Co. und Link selbst war – wie alle anderen Charaktere, die mit kleinen Details überall an ihren Körpern ausgestattet waren – einfach nur noch ein Augenschmaus.
Nichtsdestotrotz nagten an einem alten Geizkragen wie mir mit der Zeit wieder die Zweifel. Unterschiede waren erkennbar, ja, das war bestimmt nicht das, was mich zum Grübeln brachte. Zwar konnte man sie nur so wirklich bei Spielen mit beherzter 3D-Grafik, wie Zelda sie hat, wirklich erkennen, aber ihre Existenz konnte man allgemein nicht bestreiten. Die Frage war nur: Sind diese Unterschiede wirklich 30€ wert? 30€, für die ich mir schon fast ein neues Spiel kaufen könnte? Gewissensbisse plagten mich und ich überlegte, ob ich das mit meinem sparsamen Gewissen vereinbaren könnte. Die Antwort lautete: Nein!

Mein genialer Plan: Ich mache das Original wieder zu Geld und bestelle mir davon das Drittherstellerprodukt von Snakebyte, welches ja angeblich genauso gut sein sollte. Und dazu kam, dass man es auch noch zu einem billigeren Preis erstehen konnte. 20 Euro, so das, was Snakebyte’s Alternative verlangte, wäre mir der vieldiskutierte Unterschied gerade eben noch wert. Auch wenn sich die Summe schon relativ nah an der Grenze bewegte…
Wenn Snakebyte dann auch pünktlich und ohne mehrwöchige Verspätung hätte liefern können, hätte ich bereits früher wieder in RGB-Qualität spielen können. So musste ich noch einmal mein altbewährtes Composite-Kabel zu Buche ziehen und ca. vier Wochen warten, bis das Produkt bei mir langsam und gemächlich eintrudelte. Diesmal nicht in einem Karton sondern in einer dieser widerlichen Plastikhüllen, die man nicht einmal mit der Schere richtig aufbekommt und bei denen man sich regelmäßig die Finger verletzt... Wieder ließ ich dasselbe Prozedere wie damals geschehen und wieder passierte exakt dasselbe. Und wenn ich exakt sage, dann meine ich exakt. Wieder erkannte man bei Spielen wie Wario Ware keinen Unterschied und wieder war man verblüfft darüber, wie toll Zelda, Excite Truck und Co. jetzt plötzlich aussehen konnten. Diesmal war ich zufrieden, weil mein geiziges Gewissen nun Ruhe gab und ich das sehr befriedigende Gefühl hatte, ganze 10 Euro gespart zu haben…
Glücklicherweise bin ich nicht einer derjenigen, die auch noch den besten Ton herauskitzeln wollen – zum Beispiel mithilfe ihrer Stereo-Anlage, die sie gerne via Cinch-Anschlüssen mit der Konsole verkuppeln möchten. Denn wenn ich das wäre, hätte ich mich wahrscheinlich noch geärgert, dass mir beide Kabel nur die Möglichkeit des Anschließens an der Scart-Buchse geben, nicht aber, den Ton aus der Anlage klingen zu lassen.

Mein Fazit lautet also: Beide Kabel sind sehr gut verarbeitet - beide Kabel bieten ein besseres Bild. Beide Kabel sind allerdings auch relativ teuer und vermögen es nicht, Spiele mit niedrig angesetzter Grafik merklich zu verbessern. Den entscheidenden Punkt zum Sieg holt sich letztendlich Snakebyte mit seinem Premium RGB-Cable for Wii. Und zwar aus dem schlichten und einfachen Grund, dass eben jenes Produkt 10€ billiger zu erstehen ist als Nintendos Original, aber dafür dieselbe Qualität bieten und für meinen Geschmack auch einen Tick besser verarbeitet ist!

Letztendlich muss nun jeder für sich selbst entscheiden, ob ihm die oben beschriebenen Verbesserungen, also ein insgesamt schärferes Bild mit weniger Kantenflimmern und satteren Farben, die zwanzig bzw. dreißig Euro wert sind. Ich persönlich sage zumindest mittlerweile, dass ich den Kauf nicht bereue, allerdings auch noch gut mit dem alten Composite-Kabel spielen könnte, das mich nichts kostet und so viel schlechter als die RGB-Alternative nun auch nicht ist.
Von Tim Herrmann



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